Die Homöopathie-Lobby pflegt traditionell einen Opfermythos. Sie sei das kleine gallische Dorf, das gegen die mächtige Pharmaindustrie steht und von der Politik stiefmütterlich behandelt würde. Dass auch Homöopathika Produkte der Pharmaindustrie sind und nicht aus dem Bioladen kommen, fällt dabei geflissentlich unter den Tisch, ebenso, wie zuverlässig der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie die Homöopathen in all ihren Anliegen unterstützt. Wie treu die Politik, nach Wählerstimmen schielend, zur Homöoapthie steht, ist auch kein Geheimnis. Vielleicht spielt hier ein besonderes Ähnlichkeitsprinzip eine Rolle, die Politik will ja gegen viele Beschwerden ebenfalls nichts Wirksames unternehmen.
Für die Bayernwahl nächsten Sonntag hat nun ein „Bundesverband Patienten für Homöopathie e.V.“ die Parteien zu ihrer Haltung gegenüber der Homöopathie befragt. Genauer: CSU, SPD, FDP, Grüne und Linke. Die Linke hat nicht geantwortet, die FDP sieht die Homöopathie kritisch, die CSU ganz unkritisch („So lange die Behandlungsmethode Homöopathie Menschen hilft, werden wir sie nicht in Frage stellen“), die SPD ein bisschen kritisch und ein bisschen unkritisch und die Grünen stehen bekanntlich eh auf alles Alternativmedizinische, ob’s hilft oder nicht, ist egal. Seltsamerweise scheint die AfD trotz ihrer Affinität zur Alternativmedizin nicht befragt worden zu sein, die Freien Wähler auch nicht.
Der FDP ist zu wünschen, dass sie öfter mal eine rundum vernünftige Position einnimmt, der SPD, dass sie wenigstens einmal ein Thema findet, bei dem sie weiß, wo sie steht und der CSU, dass sie noch einmal darüber nachdenkt, wie ihr Eintreten für die Homöopathie zum Engagement ihrer Gesundheitsministerin für das Impfen passt – ist doch die Homöopathie eng mit dem impfkritischen Milieu verbandelt. Zu den Grünen sage ich bei dem Punkt nichts, für sie ist die Alternativmedizin eine Art Religionsersatz und die Religionsfreiheit ist bekanntlich im Grundgesetz geschützt.
Disclaimer:
1. Die Haltung der Parteien zur Homöopathie sollte nicht wahlentscheidend sein, wir haben gewiss andere Probleme. Aber wissen, wer auf die Wirkung von Nichts vertraut, sollte man schon. Man kann noch eine Woche die Parteien an ihren Wahlkampfständen darauf ansprechen.
2. Nach diesem Blog gibt es eine Homöopathiepause. Mir hängt der Streit ums Nichts ein wenig zum Hals raus.
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