Nach dem massiven Stimmenverlust der CSU hat die Parteispitze die Zeichen erst einmal auf “Weiter so” gestellt – in gewisser Weise übernimmt sie also die Berliner Verhältnisse: Nach der Bundestagswahl war „Weiter so“ auch dort die Wegmarke. „Ich kann nicht erkennen, was wir jetzt anders machen müssen“, sagte Merkel nach der Wahl und die SPD ist ihr darin gefolgt.
Die CSU-Führung will erst nach der Regierungsbildung über die Wahl reden, vielleicht bei einem Sonderparteitag im November oder Dezember. Bis dahin ist viel Wasser die Donau hinuntergeflossen. Manche hoffen, auch der Frust des Parteivolks über die Wahl.
Ob diese Rechnung aufgeht, ist mehr als zweifelhaft. In der CSU kokelt ein Schwelbrand. Mal fordert ein Abgeordneter eine Personaldebatte, mal ein Kreisverband, mal die junge Union, und natürlich grantige Granden der Partei, wie Erwin Huber, der seinen Rücktritt vor 10 Jahren zum Vorbild erklärt, oder Theo Weigel, der eine schon lange bestehende Krise moniert, so auch Hans Meier.
Die Hessen-Wahl dürfte der Moment sein, bei dem doch der eine oder andere über die Klinge springt. Geht sie für die CDU dort halbwegs gut aus, wird die CDU den Schwelbrand in der CSU noch etwas unbeschwerter anfachen, um den eigenen Kurs als den richtigen zu bestätigen und in Berlin unnachgiebiger gegenüber Innenminister Seehofer auftreten, in Bayern kommt Söder dann mit seinem gegenüber der Hessen-CDU bayernspezifisch erklärungsbedürftigen Wahlergebnis neu unter Druck und braucht ein Ventil. Geht die Hessen-Wahl dagegen für die CDU richtig schlecht aus, kommen die Berliner Verhältnisse sowieso ins Wanken. Dann ist vielleicht die GroKo am Ende.
In der SPD gibt es natürlich auch Schwelbrände. Aber die Personalsituation dort ist so verfahren, dass einem die SPD vorkommt wie Obelix, der die Luft anhält, wenn er protestiert. Wenn Andrea Nahles und Olaf Scholz abdanken, hinterlassen sie vor allem verbrannte Erde. Im Fernsehen musste vor ein paar Tagen schon Rudolf Dreßler ran, Helmut Schmidt steht ja nicht mehr zur Verfügung. Die SPD hat keine politisch erfahrenen Führungsreserven mehr, die Partei steht vor dem Abgrund. Pest oder Cholera sind keine gesunden Aussichten.
Eine Woche also noch, bis zur Hessenwahl – falls Seehofer überhaupt so lange durchhält. Was mag danach kommen?
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