… kann das daran liegen, dass ihr Verstand nicht mehr richtig funktioniert. Von psychischen Störungen und neurodegenerativen Erkrankungen sind Staatsoberhäupter so wenig ausgenommen wie unsereins. Die Deutsche Medizinische Wochenschrift hat in ihrer Ausgabe 25/2018, dem Vorbild des großen BMJ folgend, eine Weihnachtsausgabe mit besonderen Beiträgen zusammengestellt. Man kann etwas über Karl Valentin, seine Ansichten über die Medizin und seine Leiden nachlesen, über Schostakowitsch‘ Nase oder über Gladiatorenärzte im antiken Rom. Oder eben über Staatsoberhäupter, deren Staatsoberstübchen ein Eigenleben entwickelt.
Den Beitrag „Demente Staatenlenker: Risiken und Nebenwirkungen“ hat Hans Förstl geschrieben, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar. Er listet eine Reihe von psychisch bzw. neurologisch erkrankten Staatsoberhäuptern aus den letzten 100 Jahren auf, von Hindenburg bis zum Vater des gegenwärtigen nordkoreanischen Diktators.
Darunter ist auch der unglückliche Bundespräsident Heinrich Lübke, dessen Versprecher ihn damals zum Gespött der Medien gemacht haben, weil nicht klar war, dass er an einer beginnenden Demenz litt. Förstl weist darauf hin, dass auch Mielke, der Stasi-Chef („Ich liebe euch doch alle“), wohl dement war. Weltpolitisch folgenreiche Fälle waren Hindenburg und Lenin, deren Erkrankungen, so Förstl, mit dazu beigetragen haben, dass mit Hitler und Stalin völkermörderische Tyrannen an die Macht kamen.
Insofern hat die demokratische Regel, dass Herrschaft zeitlich begrenzt sein soll, auch eine gute medizinische Begründung. Wenn Staatenlenker psychisch oder neurologisch erkranken, und das Risiko dafür steigt wie bei allen Menschen mit dem Alter, können die Nebenwirkungen erheblich sein. Herrschaft auf Lebenszeit ist ärztlich kontraindiziert – und politisch sowieso.
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