Wurster/Frass werfen Aust et al. beispielsweise vor, diese hätten aus dem Artikel geschlussfolgert, „dass es die Homöopathie gewesen sein müsse, die den positiven Verlauf [der beschriebenen Fälle, JK] verursacht habe“. Dabei würde man doch nur begleitend homöopathisch behandeln, oder wenn „schulmedizinisch“ austherapiert sei. Nicht nur, dass der Artikel von Wurster eine ganz andere Diktion hat und unmissverständlich die Homöopathie für die behaupteten Erfolge anführt, das war ja der Zweck des Artikels, Wurster schreibt es sogar explizit, indem er auf einen Fall eines Bauchfellmesothelioms verweist, den er „nur mit Hilfe der Homöopathie heilen konnte“.
Die Replik geht weiter, indem sie zwei gelegentlich von der Homöopathie-Lobby bemühte Studien, die Rostock-Studie und eine Studie von Frass, verteidigt. Gegen was, ist mir nicht ganz klar. Des Weiteren wird einmal mehr behauptet, die Übersichtarbeit des australischen National Health and Medical Research Council (NHMRC), die kein gutes Haar an der Homöopathie gelassen hat, sei wissenschaftlich unzureichend. Das ist seit einiger Zeit ein Mantra der Homöopathie-Lobby, diese Übersichtsarbeit macht ihnen schlicht Bauchschmerzen. Wie sich allerdings ausgerechnet jemand wie Wurster anmaßt, diese Arbeit abzuqualifizieren, wissen die Götter. Dass er sich dabei lediglich auf die Australien Homoeopathic Association stützt, kann dagegen jeder wissen, er zitiert sie. Den Herausgebern war auch das egal.
Abschließend möchte ich einen Absatz der homöopathischen Gedankenführung wörtlich zitieren, bitte langsam lesen und versuchen, die Logik darin zu finden:
„Die zumeist als Beweis gegen die Wirksamkeit der Homöopathie zitierte Lancet-Arbeit ist wissenschaftlich nicht belastbar, sie zeigt im Gegenteil eine sehr gute Wirksamkeit der Homöopathie. Die Ergebnisse dazu sind verblüffender Weise nicht dargestellt, wiewohl als Hauptparameter angegeben.“
Ist den Herausgeber auch an diesem wirren, in sich völlig widersprüchlichen Gestammel nichts aufgefallen? Haben sie die Autoren nicht gefragt, was sie eigentlich sagen wollen, ob die Lancet-Arbeit nicht belastbar ist oder ob sie etwas zeigt, ob sie Ergebnisse nicht darstellt oder als „Hauptparameter“ angibt?
Offensichtlich nicht. In der gleichen Ausgabe dieses Blatts ist die ebenfalls vor einem Jahr schon publizierte Stellungnahme von Prof. Matthiessen samt Lobby-Anhang zum Pluralismus in der Medizin, sprich gegen die evidenzbasierte Medizin, in einer verlängerten Version noch einmal abgedruckt worden. Titel: „Homöopathie und intellektuelle Redlichkeit“. Mir fällt dazu nichts mehr ein. Hieß nicht das sowjetische Propagandablatt „Prawda“?
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