Beim Dieselthema kämpfen viele Parteien. Nicht alle kämpfen um die Wahrheit und die Medien spielen manchmal mit und manchmal sind sie Spielball.
Wie zu erwarten, ist die kürzlich hier auf Gesundheits-Check angesprochene Methodenkritik von Peter Morfeld Teil des Spiels geworden. Der NDR hat darüber informiert, heute Abend soll noch ein Beitrag in Plusminus kommen. Die Medien laufen einer neuen gefühlten Story schon hinterher wie die Katzen dem toten Fisch. Von der Tagesschau über Focus bis hin zu den diversen Lokalblättern sind alle dabei.
Viel verstanden haben die meisten Journalisten von der Sache vermutlich nicht. Die Tagesschau bemüht dafür den Allroundfachmann Alexander Kekulé, Direktor des Instituts für Biologische Sicherheitsforschung in Halle. Der ist zwar Virologe, aber er sagt gern zu allem was, genau wie ich, warum also nicht auch dazu. Da erfährt man dann – „aus WHO-Protokollen (…), die Professor Alexander Kekulé untersucht hat“, die WHO habe schon 1994 festgestellt, Asthmatiker würden erst ab 380 bis 560 Mikrogramm pro Kubikmeter auf NO2 reagieren. Nein, so was! Und was folgt daraus für das Grenzwertthema? Die Frage sparen sich die beiden Journalisten des Tagesschau-Beitrags.
Bei manchen Medienbeiträgen hat man den Eindruck, dass man jetzt einen „Rechenfehler“ des Umweltbundesamtes gegen die Rechenfehler von Dieter Köhler in Stellung bringt. Was wird dabei rauskommen? Beides unglaubwürdig? Jeder suche sich selbst heraus, was er für richtig hält? Glaube nur der Statistik, die Leute Deines Vertrauens gefälscht haben, denn verstehen wirst du sie eh nicht? Wissenschaft kann man vergessen? Doubt is our product, an dieser Strategie von Industrielobbyisten arbeiten manche Medien mit, oft wohl weniger als Lügenpresse denn aus Dummheit. Hanlon‘s Law.
Daher hier noch einmal eine ganz einfach verständliche Einordnung des Morfeld-Papiers: Morfelds Methodenkritik ist diskussionswürdig, aber sie ist weder neu noch sollte sie zu dem Fehlschluss verführen, deswegen gäbe es keine Evidenz zu den Folgen von Luftschadstoffen. Morfeld kritisiert nur die Berechnung der vorzeitigen Sterbefälle, ausdrücklich nicht die der verlorenen Lebensjahre!
Wie kommentierte Dieter Köhler seine Rechenfehler: das ändere an der Gesamtaussage nichts. Die Medien wären gut beraten, sich angesichts des Morfeld-Papiers zu fragen, ob das hier vielleicht erst recht gilt und ob sich an der wissenschaftlichen Evidenz zur Schädlichkeit der Luftschadstoffe wirklich etwas ändert. Aber dazu müsste man ja wenigstens halbwegs verstehen, um was es dabei geht – und das Papier lesen. Wie viele Journalisten haben das wohl getan?
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Zum Wiederlesen: Sterbefälle durch Stickstoffdioxid: Zahlenakrobatik? Weckruf? Beides?
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