Die Debatte um die Impfpflicht ist nicht arm an seltsamen Beiträgen. Nach dem Motto „dabei sein ist alles“ hat inzwischen so ziemlich jeder auf der politischen Bühne sein Sprüchlein dazu gesagt, mal mehr, mal weniger klug. Gut, Dorothee Bär und Andreas Scheuer fehlen noch. Dafür nun Angela Merkel: „Wer sich impfen lasse, könne Zivilisationskrankheiten vermeiden“, hat sie Medienberichten zufolge bei einer Veranstaltung zur globalen Gesundheit in Berlin gesagt.
Zu den „Zivilisationskrankheiten“ zählt man Infektionen gemeinhin nicht. Da denkt man eher an Adipositas, Herzkreislaufkrankheiten, Diabetes, Allergien oder Rückenleiden. Mit dem Begriff der „epidemiologischen Transition“ wird sogar ein Wandel des Krankheitsspektrums in den Industrieländern von den Infektionen weg zu den Zivilisationskrankheiten hin bezeichnet. Unter den Todesursachen können die Infektionen beispielsweise bei weitem nicht mehr mit den Herzkreislaufkrankheiten oder Krebs mithalten.
Merkel ist Physikerin, insofern sei ihr der uninformierte Satz nachgesehen. Aber er steht symptomatisch dafür, dass viele Politiker/innen sich für oder gegen die Impfpflicht aussprechen, ohne groß darüber nachzudenken, warum sie es tun. Bei den Journalist/innen sieht es leider nicht viel anders aus.
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