Die von der Carstens-Stiftung ursprünglich einmal unter strategischen Gesichtspunkten initiierte Förderung der Präsenz der Homöopathie an den Münchner Universitäten hat viele Facetten. Da gibt es Ringvorlesungen und als Wissenschaft getarnte Werbung, aber durchaus auch, selten, ernsthafte, wenngleich diskussionsbedürftige Forschung.
Das homöopathische Behandlungsangebot in der Kinderheilkunde an der Haunerschen Kinderklinik hat auch überregional Aufmerksamkeit gefunden. In der klinischen Praxis vermutlich für die Kinder psychosozial häufig hilfreich, pharmakologisch dagegen absurd und in der pseudowissenschaftlichen Einhäusung „Homöopathie“ für ein Universitätsklinikum untragbar, zeichnet sich an der LMU eine Entwicklung ähnlich wie an der Uni Wien ab: Man wird sich, auch durch interne Diskussionen, der Unvereinbarkeit von CT und Bilsenkraut bewusst und zieht sich Schritt für Schritt, ungeachtet heftigen Protests sowohl gutmeinender Eltern als auch professioneller Lobbyisten, aus der Geschichte zurück – zumal die Carstens-Stiftung auch finanziell nichts mehr zu diesem friedlichen Miteinander von Vorgestern und Heute beiträgt.
Dazu ohne weitere Erläuterungen, weil selbsterklärend, vier Screenshots:
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Website https://www.klinikum.uni-muenchen.de/Kinderklinik-und-Kinderpoliklinik-im-Dr-von-Haunerschen-Kinderspital/de/ambulanzen/homoeopathie/index.html am 6.4.2011, dokumentiert von webarchive.org
Website https://www.klinikum.uni-muenchen.de/Kinderklinik-und-Kinderpoliklinik-im-Dr-von-Haunerschen-Kinderspital/de/ambulanzen/homoeopathie/index.html am 20.1.2018, dokumentiert von webarchive.org
Website https://www.klinikum.uni-muenchen.de/Kinderklinik-und-Kinderpoliklinik-im-Dr-von-Haunerschen-Kinderspital/de/ambulanzen/homoeopathie/index.html am 6.6.2018, dokumentiert von webarchive.org
Website https://www.klinikum.uni-muenchen.de/Kinderklinik-und-Kinderpoliklinik-im-Dr-von-Haunerschen-Kinderspital/de/ambulanzen/Integrative-Paediatrie/index.html, Screenshot vom 10.11.2019
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Ob die neuerliche Zuwendung der bayerischen Politik zur Homöopathie demnächst bei einem anderen Münchner Universitätsinstitut die Bilderserie von vorn beginnen lässt, wird sich zeigen. Ich neige nach wie vor zu einer dialektischen Interpretation dieser Entwicklung: Unsere Weltbilder werden immer wissenschaftlicher, das gebiert Gegenströmungen, mit mehr oder weniger guten Gründen, in mehr oder weniger guten Erscheinungsformen. Das gilt auch für die Medizin. Die Homöopathie ist keine gute Medizinkritik.
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