Meine Reise nach Japan rückt näher. Der Flug und die ersten beiden Hotels in Tokio und in Kyoto sind gebucht.
Im ersten Teil der Japan-Serie habe ich aus dem OECD-Bericht „Health at a Glance“ ein paar interessante Gesundheitsdaten über Japan zitiert. Die OECD hat im Frühjahr dieses Jahres auch einen Policy-Bericht „OECD Reviews of Public Health: Japan“ veröffentlicht.
Die OECD stellt darin fest, dass Japan bei wichtigen Gesundheitsparametern gut abschneidet, aber durch die rasch alternde Bevölkerung von großen Herausforderungen steht. Das Public Health-System in Japan ist sehr dezentralisiert. Die OECD empfiehlt, die regionalen Strukturen besser auf die zentralen Ziele auszurichten und sich zudem auf weniger Ziele, für die es wirksame Maßnahmen gibt, zu fokussieren. Ähnlich wie in Deutschland scheint es in Japan auch mit der Zusammenarbeit zwischen den Ministerien nicht wirklich gut zu laufen, also mit Health in all policies.
Des Weiteren wird angemahnt, dass Japan sein Krisen- und Katastrophenmanagement verbessern möge. Ziemlich kritisch wird das umfangreiche System der Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen des Landes bewertet. Es seien zu viele Untersuchungen und vor allem zu viele Untersuchungen mit unklarem Nutzen-Risiko-Verhältnis bzw. unklarer Kosteneffizienz. Dafür sei die Krebsfrüherkennung nicht auf internationalem Niveau, es gebe keine landesweiten Standards. Interessant ist, dass in Japan Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern jährlich einen Stress-Check durchführen müssen, als Beitrag zur Verbesserung der psychischen Gesundheit. In Deutschland verpflichtet § 5 des Arbeitsschutzgesetzes die Arbeitgeber dazu, psychische Belastungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu erfassen und zu bewerten, aber es gibt keine Verpflichtung, Stress als Reaktion auf psychische Belastungen empirisch zu erfassen. Repräsentative Daten dazu liegen nur aus großen Surveys vor, z.B. der BIBB/BAUA-Erwerbstätigenbefragung, nicht betriebsbezogen.
Vielleicht gibt es demnächst ja auch einmal ein „OECD Reviews of Public Health: Germany“. Hierzulande bemüht sich seit der Stellungnahme „Public Health in Deutschland“ der nationalen Wissenschaftsakademien das „Zukunftsforum Public Health“, ein Zusammenschluss vieler Akteure aus Wissenschaft und Praxis, mögliche Grundlinien einer nationalen Public Health-Strategie auszuloten. Inzwischen liegt dazu eine road map entlang von 10 grundlegenden Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit, wie sie die Weltgesundheitsorganisation definiert hat, vor. Im Januar wird in Berlin bei einem Symposium der Stand der Dinge präsentiert. Für die Umsetzung ist allerdings eine zielstrebige und nachhaltige politische Unterstützung nötig, sozusagen „Leadership in Public Health“, wie es McKinsey wohl formulieren würde. Das ist noch nicht in Sicht, das Bundesgesundheitsministerium muss bei dem Thema derzeit noch zum Jagen getragen werden. Da ist Japan mit seiner Strategie “Health Japan 21” schon etwas weiter.
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