Das umgedichtete Kinderlied von der im Hühnerstall motorradfahrenden Oma entwickelt sich langsam zum Fallbeispiel politischer Psychiatrie.
In der Tradition sozialistischer Selbstkritik hatte sich WDR-Intendant Tom Buhrow „ohne Wenn und Aber“ von der Neufassung des Kinderlieds distanziert. Das wiederum fanden andere albern. Martin Sonneborn zeigt sich beispielsweise irritiert, dass Tom Buhrow den Shitstorm nicht ausgehalten hat – und schlägt ansonsten vor, man solle Polemik und Satire doch Leuten wie ihm überlassen. Ob er dabei irgendwo ganz hinten im Zerebrum an den Satz eines anderen Spaßpolitikers, Christian Lindner, dachte, die Sache mit dem Klimaschutz solle man doch den Profis überlassen? Wer weiß, des Menschen Seele ist ein Abgrund.
Der sonnebornsch kritisierte Tom Buhrow verteidigt sich jetzt gegen die Kritik an der Selbstkritik. Was wäre denn, wenn man statt der Oma von „Ali“ gesungen hätte, fragt er rhetorisch. Das wäre großer Mist gewesen, Tom, das ist doch klar. Schließlich gibt es kein altbekanntes albernes Kinderlied von Ali, der im Hühnerstall Motorrad fährt und das man moralalbern hätte umdichten können. Genauso wenig hätte es mit Juden oder Menschen mit Behinderungen gepasst, um den hinkenden Vergleich Buhrows noch deutlicher hinken zu lassen. Interessant wäre natürlich gewesen, was in dem Fall die „Deutsche Bruderschaft“, die ehrenrettend für die deutsche Oma vor dem WDR demonstriert hat, getan hätte.
Übrigens, nur nebenbei: Schon das Motorrad im Hühnerstall war umweltpolitisch inkorrekt. Die Luft im Hühnerstall ist allein durch die Hühner, ganz ohne Motorrad, hochbelastet, z.B. mit Ammoniak. Braucht es da noch zusätzlich Abgase aus dem Auspuff? Bei aller Kritik an der Kritik an der Oma: Man sollte nicht über diese dunkle Seite ihrer Vergangenheit schweigen.
Aber was rege ich mich auf. Dafür haben wir ja unsere Profis. Sonneborn, Lindner, bitte übernehmen Sie!
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Zum Weiterlesen: SPON zur Buhrowschen Selbstkritik.
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