… macht, was sie schon immer gern getan hat: ziellos durch die politische Arena stolpern. Da tritt doch allen Ernstes Thomas Kemmerich mit exakt 5 % Stimmen im Rücken zur Ministerpräsidentenwahl im Landtag an. Ein Wessi, politisch unerfahren, aber mit der in manchen politischen Milieus gern gesehenen Naschforschheit und Macherhabitus. Jetzt ist er zur eigenen Überraschung Ministerpräsident von Thüringen. Mit eben jenen 5 %. Und den Stimmen der AfD. Das ist nicht gut fürs Renommee. Und es reicht für keine Regierung.
Der große Stratege der FDP, Christian Lindner, hat erst gratuliert, jetzt besinnt er sich auf sein Credo nach der Bundestagswahl, auch da war die FDP ziellos herumgestolpert: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren“. Noch besser wäre es, ab und zu vorher zu überlegen, was nachher rauskommt – bei dem, was man tut.
Die CDU, die das Thüringer Desaster durch ihre Stimmen im dritten Wahlgang mitherbeigeführt hat, wird sich langsam ihrer eigenen strategischen Fehlleistung bewusst. Soll sie etwa als Juniorpartner in ein Kabinett Kemmerich eintreten? Einem Ministerpräsidenten, der mit den Stimmen der AfD ins Amt gewählt wurde? Und obwohl man bei der Landtagswahl 21,7 % geholt hatte, also viermal so viel wie die FDP? Gut, sie hatte auch 11,8 % gegenüber der letzten Wahl verloren, da kann man schon mal zusätzlich die Nerven verlieren.
Gewonnen bei dem Possenspiel hat die AfD. Sonst niemand. Vielleicht lernen die anderen Parteien daraus, dass Politik kein Zocker-Geschäft ist, bei dem man reizt und guckt, wer darauf reinfällt. Ein “hochriskantes” und “nicht akzeptables demokratisches Abenteuer”, so Markus Söder. Er hat selbst Erfahrung im politischen Glücksspiel der Premiumklasse, sein Wort zählt hier besonders. Jetzt scheinen sich Neuwahlen anzubahnen. In dem Fall vielleicht wirklich das Beste. Mag sein, dass die Stimmverteilung danach nicht viel anders aussieht. Aber der eine oder andere Abgeordnete wird dann hoffentlich etwas verantwortungsvoller mit seinem Mandat umgehen.
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Edit: In der ersten Version stand fälschlicherweise, dass sich die CDU im dritten Wahlgang enthalten habe, das ist natürlich falsch. Sie hatte sich in den ersten beiden Wahlgängen enthalten.
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