Corona-Philosophie

In der Süddeutschen Zeitung hat heute die philosophische Verdauung der Coronakrise begonnen. René Schlott warnt in einem Zwischenruf, die offene Gesellschaft würde „erwürgt, um sie zu retten“. Das Dilemma zwischen Freiheit und Sicherheit, das auch die Debatte um den richtigen Umgang mit dem Terrorismus prägt, hatten wir hier auf Gesundheits-Check ebenfalls kurz angerissen. Zwar folgt René Schlott nach meinem Geschmack zu sehr dem Alarmismus 2. Art, also der übertriebenen Warnung davor, dass die Regierungen gerade in Sachen Gesundheitsdiktatur üben – das Pendant zum Alarmismus 1. Art, dass wir alle am Virus sterben und die Regierung am besten alle Kranken in Lager stecken sollte, aber die von René Schlott aufgerufene Frage danach, was die Coronakrise von unserem Verständnis von Liberalität übrig lässt, ist natürlich trotzdem berechtigt. Etwas unbehaglich darf einem schon werden, wenn mit dem Rechtsinstrument der „Allgemeinverfügung“, einer Form des Verwaltungsakts nach § 35 VerwVfG, im Vollzug des Infektionsschutzgesetzes, etwa § 28 IfSG, so weitreichende Einschränkungen der Grundrechte in Gang gesetzt werden, wie wir das zurzeit erleben.

Ein zweiter Artikel, von Alexander Menden, beschäftigt sich mit der Strategie oder der fehlenden Strategie zum Umgang mit dem Virus in Großbritannien. So ganz klar ist ja nicht, was man dort plant. Alexander Menden geht davon aus, die britische Regierung folge einem utilitaristischen Ansatz. Er stützt sich dabei auf eine Äußerung des Regierungsberaters Patrick Vallance, mit einer Durchseuchungsrate von 60 % würde man gezielt eine Herdenimmunität aufbauen. Proteste weltweit haben daraufhin den britischen Gesundheitsminister Matt Hancock veranlasst, zu sagen, das sei ja so gar nicht geplant – was eben die Frage aufwirft, was denn dann geplant ist. Nach den „Planungen“ von Boris Johnson zum Brexit befürchte ich Schlimmstes.

Die Proteste gegen die Herdenimmunitäts-Strategie von Vallance haben vor allem ins Feld geführt, dass damit viele tausend Tote aus den vulnerablen Gruppen in Kauf genommen würden. Alexander Menden zitiert dazu Johnson mit einer unfreiwillig komischen Aussage: „Ich muss zur britischen Bevölkerung ehrlich sein: mehr Familien, viel mehr Familien werden geliebte Angehörige früher verlieren als erhofft.“ Nun, hoffen wir mal, dass das ein Übersetzungsfehler war und kein Freudscher Fehler der Erbengeneration.

Utilitarismus ist kein Rechenfehler

Aber ist, wie Alexander Menden schreibt, aus utilitaristischer Sicht „der Fall klar“? Wäre aus utilitaristischer Sicht die Durchseuchung wirklich „nicht nur sinnvoll, sondern geradezu ethisch geboten“? Seine Begründung: „Selbst bei einer hohen Sterberate wie jener in Italien wäre der weit überwiegende Teil der Bevölkerung dann vor dem Virus sicher. Der größte Nutzen für die größte Menge wäre gewährleistet.“

Das ist nun in jeder Hinsicht grober Unfug. Wenn 60 % der Bevölkerung infiziert werden müssen, um eine Herdenimmunität herzustellen, ist nicht der „weit überwiegende Teil der Bevölkerung“ vor dem Virus sicher, es sei denn, in Großbritannien sind 40 % mehr als 60 %. Wie gesagt, beim Brexit hat man vielleicht auch so gerechnet und wenn man die Meinungsfreiheit in der Mathematik hochhält, mag das irgendwie o.k. sein. Des Weiteren würde die Überlastung des Gesundheitswesens während einer schnellen Durchseuchung mehr und nicht weniger Sterbefälle kosten als bei einer „Flatten the curve“-Strategie, wie sie Deutschland verfolgt. Man würde zudem auch noch darauf verzichten, dass man eventuell schon vor einer Durchseuchung von 60 % der Bevölkerung eine Impfung hat, wenn man die nötige Zeit durch eine „Flatten the curve“-Strategie gewinnen kann.

Es mag also sein, dass Großbritannien eine andere politische Kultur hat als Kontinentaleuropa, so das Fazit Alexander Mendens, aber gut begründet ist das in dem Fall mit dem Stichwort Utilitarismus nicht. Eher hat man es hier mit einer pathologischen Deformationen des Trolley-Problems zu tun: Darf ich mehr Menschen opfern, um weniger Menschen zu retten, wenn ich glaube, mehr Menschen zu retten?

Menden kommt des Weiteren darauf zu sprechen, dass vielleicht auch bei uns noch utilitaristische Abwägungen anstehen, etwa wenn es darum geht, sich zwischen der Beatmung eines alten „Rauchers mit Diabetes“ und einer jungen, bisher gesunden „Unternehmerin und Mutter zweier Kinder“ zu entscheiden. In der Tat wäre das die Denkwelt utilitaristischer Strategien, wie sie in der Gesundheitsökonomie auch sonst gang und gäbe sind. Genau diese Logik ist z.B. der Evaluation von Maßnahmen anhand des Outcomes „QUALYs“, der qualitiätsadjustierten Lebensjahre, inhärent. Dass Menden eine „Unternehmerin“ für sein Beispiel anführt, zeigt, wie heikel die dabei zum Tragen gebrachten Nützlichkeitsbewertungen eines Menschenlebens sein können.

Public Health-Ethik

Die ethischen Fragen rund um die Coronokrise, seien es Gerechtigkeitsfragen des Zugangs zur Gesundheitsversorgung, seien es Fragen zum Verhältnis von Freiheit und Sicherheit, seien es Fragen zum Vorsorgeprinzip (z.B. zum Vorhalten von Ressourcen in den Krankenhäusern oder im ÖGD), seien es Fragen der Verantwortung unserer Art, Landwirtschaft zu betreiben oder globale Produktionsabläufe zu verketten, werden sicher demnächst noch intensiv diskutiert werden, in Weiterführung von früheren Überlegungen zur Public Health-Ethik im Zusammenhang mit Seuchen, etwa von Peter Schröder-Bäck. Vordringlich erscheint mir aber im Moment, dieses verdammte Virus besser zu kontrollieren, Entscheidungen darüber, wer beatmet wird, zu vermeiden und ansonsten mit guten Methoden zu prüfen, ob die Seuchenkontrollmaßnahmen auch wirklich das leisten, was sie leisten sollen.

Kommentare (38)

  1. #1 Dampier
    17. März 2020

    > Dass Menden eine „Unternehmerin“ für sein Beispiel anführt, zeigt, wie heikel die
    > dabei zum Tragen gebrachten Nützlichkeitsbewertungen eines Menschenlebens sein können.

    Da wurde mir auch kurz mal übel. Ich kenne Raucher mit Diabetes, die haben mehr in der Birne als jeder Muster-Unternehmer. Naja, man kann nur hoffen, dass Triage nicht nötig wird, das wird immer die Hölle sein, auch wenn man entschlossen ist, nicht nach neoliberalen Gesichtspunkten zu selektieren.

  2. #2 libertador
    17. März 2020

    Laut den Informationen, die ich zu UK habe, ist auch dort das Ziel die Eindämmung, bzw. zeitliche Streckung der Infizierung, mittels Isolation der Infizierten und sozialem Abstand.

    Der Punkt mit der Herdenimmunität scheint auf ein Kommunikationsdefizit zwischen Verwaltung, mit deren entsprechenden Beratern, und der politischen Führung hinzudeuten. Also es zeigt sich einfach, dass die obere politische Ebene in UK nicht gut funktioniert.

    Die obere Führung versteht die Maßnahmen nicht, die beschlossen werden. Solange die Beratung aber gut ist, ist das Problem zumindest eingedämmt. Das deutet dann darauf hin, dass die Strategie der Herdenimmunität von den konsultierten Experten nicht als (utilitaristisch) sinnvolle Strategie beurteilt wird. Wäre auch etwas merkwürdig, da eine Überlastung der Krankenhäuser auch Utilitaristen nicht kalt lassen dürfte, wenn sie vermeidbar ist.

  3. #3 Jürgen Schönstein
    17. März 2020

    Alexander Menden zitiert dazu Johnson mit einer unfreiwillig komischen Aussage: „Ich muss zur britischen Bevölkerung ehrlich sein: mehr Familien, viel mehr Familien werden geliebte Angehörige früher verlieren als erhofft.“ Nun, hoffen wir mal, dass das ein Übersetzungsfehler war

    Ja, das war offenbar ein Übersetzungsfehler. Gesagt hat er (das ist jedenfalls das einzige Zitat, das ich beim Googeln gefunden habe)

    I must level with the British public: many more families are going to lose loved ones before their time.

    Und “before their time” heißt vorzeitig oder bevor ihre Zeit gekommen ist. Im Deutschen sagen wir an dieser Stelle oft “zu jung” (zum Sterben). Aber ich weiß von einer Freundin in London, dass Johnsons Nachricht dort so rüberkam, dass wenig Raum für wohlmeinende Interpretationen blieb: sollen sie halt sterben, die Alten und Schwachen.

  4. #4 Joseph Kuhn
    17. März 2020

    Update: Thomas Straubhaar plädiert für Durchseuchung

    Thomas Straubhaar, neoliberaler Ökonom, plädiert in der WELT für eine kontrollierte Durchseuchung: Die Jüngeren und Gesunden sollen Corona kriegen, dann seien die anderen geschützt.

    Leider verrät er nicht, wie diese kontrolliere Durchseuchung technisch umgesetzt werden könnte und ich fürchte, er hat sich auch nicht überlegt, ob die Jungen und Gesunden 60 % der Bevölkerung ausmachen, und ob überhaupt eine perfekte Herdenimmunität zu erreichen ist.

  5. #5 awmrkl
    17. März 2020

    @Jürgen Schönstein
    Dieses engl Zitat übersetzt mir DeepL so:

    “Ich muss der britischen Öffentlichkeit die Wahrheit sagen: Noch viel mehr Familien werden geliebte Menschen vor ihrer Zeit verlieren.”

    Und wo ist da jetz der “Übersetzungsfehler”, ggü der Übersetzung von JK?

    • #6 Joseph Kuhn
      17. März 2020

      @ awmrkl:

      Mir ging es um das “früher als erhofft”. Das klingt so nach auch vorher schon erhofftem Ableben – und da lag es nahe, einen Übersetzungsfehler zu vermuten, der es ja auch ist.

  6. #7 LasurCyan
    17. März 2020

    Die Jüngeren und Gesunden sollen Corona kriegen, dann seien die anderen geschützt.

    Klingt doch schlüssig, Joseph. Die gleichen NeoLibs meinen ja auch, dass die Armen davon profitieren, wenn die Reichen reicher werden..

    • #8 Joseph Kuhn
      17. März 2020

      @ LasurCyan:

      Für einen Ökonomen geht er ohnehin ziemlich schludrig mit der Abwägung von Alternativen um. Er spricht zwar zurecht Probleme der “Flattening the curve”-Strategie an, aber bei seinem Vorschlag sieht er nur Vorteile und bleibt vor allem im Vagen.

      Wenn er schreibt, “dass für die Masse der Infizierten die Erkrankung zwar lästig und einschränkend ist, aber eben ohne nachhaltige Gesundheitsfolgen bleibt”, dann wüsste man doch gerne, was das konkret an schweren Erkrankungen und Sterbefällen bedeutet. Schließlich sterben auch junge Leute.

      Und wenn er fordert, wer “eine bestimmte Altersgrenze überschritten hat oder im Erkrankungsfall besonders an Leib und Leben gefährdet ist, darf Wohnung, Haus, Pflege- oder Altenheim nicht mehr ungeschützt verlassen” – wie stellt er sich das vor? Wie viele Millionen Menschen müssten dazu von wem isoliert und betreut werden? Nähme man alle über 65 Jahren, wären das fast 18 Mio. Menschen, zieht man die Grenze bei 80 Jahren, sind es immer noch fast 5,5 Mio. Dazu kämen, soweit nicht altersbedingt schon miterfasst, die Kranken. Die würde man gar nicht trennscharf erfassen können, z.B. wissen mehr als 1 Mio. Diabetiker gar nicht, dass sie Diabetes haben. Und wie viele aus der “geschützten” Gruppe würden trotzdem infiziert, z.B. weil ihre “Betreuer” sie infizieren oder sie sich gegenseitig anstecken? Darüber schweigt er, schlimmstenfalls hat er nicht einmal darüber nachgedacht.

  7. #9 RPGNo1
    17. März 2020

    Die Jüngeren und Gesunden sollen Corona kriegen, dann seien die anderen geschützt.

    Ich habe einige nicht sehr zitierfähige Gedanken im Kopf, wenn die Ausführungen dieses Herrn lese.

    https://www.stern.de/gesundheit/coronavirus–jungen-leute-verbreiten-das-virus–alte-sterben-daran-9185320.html

  8. #10 Hanno
    17. März 2020

    Jetzt weis ich endlich wie Faschisten denken. Und was heißt hier ” Gesundheitsdiiktatur ” ? Macron spricht vom KRIEG. Und im Krieg herrscht Kriegsrecht. Im Interesse der Allgemeinheit-also der Masse dieser Gesellschaft- müssen Unbelehrbare mit harten Strafen zur Besinnung gebracht werden. Deutschland wird mit steigenden Fallzahlen gar nichts weiter übrig bleiben als Macron zu folgen, will es nicht diesen Krieg verlieren und in Panik und Chaos enden.

  9. #11 Twine
    17. März 2020

    Sie haben leidet folgended vergessen zu schreiben. Gesundheitsminister Matt Hancock sprach Mitte März 2020 davon, dass ältere Menschen bis zu vier Monate in Quarantäne genommen werden könnten.

    Ich finde dies ist ein sehr interesdantet Ansatz, dadurch werden sich die Jungen infozieren für die Corona19 nicht gefährlicher ist als die saisonale Grippe und die Wirtschaft geht nicht so kaputt wie in anderen Ländern. Ich vermag aber nicht zu sagen welcher Ansatz besser ist. Das werden wir erst in ca. einem Jahr wissen, aber dann haben die meisten dieses Thema schon längst vergessen.

  10. #12 awmrkl
    17. März 2020

    @RPGNo1

    Naja, mal langsam!
    Solche Ausführungen lese ich bei “diesem Herrn” nicht! Ganz im Gegenteil. Bitte les nochmal.

    dein Zitat dieses “neoliberaler Ökonom” (das JK aufgeführt hat) ist allerdings zum Kotzen!

  11. #13 awmrkl
    17. März 2020

    @RPGNo1

    Oder meinst Du mit “diesem Herrn” etwa diesen “neoliberaler Ökonom”, dessen Namen ich schon lange nicht mehr in den Mund nehmen will?

    Der Verfasser des Stern-Artikels kann damit doch nicht gemeint sein? Der stellt nur fest (am Bsp Südkoreas), daß die Jungen recht sorglos mit dem Virus umgehen bzw umgehen können, während sie dabei ebenso sorglos Ältere, Gefährdete anstecken …

  12. #14 RPGNo1
    17. März 2020

    @awmrkl

    Ich entschuldige mich für das unklaren Satz: Es ist der “neoliberale Ökonom” gemeint und nicht Joseph Kuhn oder der Autor des Sternartikels.

  13. #15 awmrkl
    18. März 2020

    @RPGNo1

    “.. für das unklaren Satz ..” *gg*

    Ja, soweit kenne ich Dich ja (Du hinterläßt ja dermaßen viele Kommentare, so daß Deine Einstellungen ziemlich klar werden, und die sind meinen reichlich ähnlich).
    Deswegen eben die -naja- besorgte Nachfrage 😉

  14. #16 Joseph Kuhn
    18. März 2020

    Zum Stichwort “kulturelle Unterschiede”:

    Die Deutschen hamstern bekanntlich Klopapier. Gestern sagte Montgomery im Fernsehen, die Franzosen würden stattdessen Rotwein horten.

    Die Tagesschau meldet nun, in den USA gäbe es einen Run auf Waffen (aus Angst vor Plünderungen). Aber vielleicht setzen die Amerikaner damit ja auch nur das social distancing konsequent durch. Das schwedische Äquivalent dazu wäre das Surströmming. Wir werden sehen, ob die Schweden die Läden stürmen.

  15. #17 RPGNo1
    18. März 2020

    @awmrkl

    “.. für das unklaren Satz ..” *gg*

    Die Müdigkeit, die Müdigkeit … 🙂

  16. #18 hto
    18. März 2020

    “In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist” – Das das nicht stimmt, wird mit Corona mal wieder klar.

  17. #19 foobar407
    18. März 2020

    Das schwedische Äquivalent dazu wäre das Surströmming

    Das ging mir auch schon durch den Kopf. Einfach ein Mal am Tag eine Dose an öffentlichen Plätzen öffnen, die zu stark frequentiert sind, und schon hat sich das Problem erledigt.

  18. #20 zimtspinne
    18. März 2020

    Rotwein scheint mir eine schlaue Idee zu sein.
    Damit kann man sich das Ende der Welt dann wenigstens noch versüßen und Tauschgeschäfte gegen Klopapier draußen abwickeln. *dystopiemodus off*

    Aus Australien (nicht repräsentativ) kann ich vermelden:
    Eier, Fleisch, Kartoffeln, Nudeln, Hundefutter. (Klopapier: nein! habe extra nachgefragt, gibts noch)
    Die Läden haben morgens von 7 – 8 Uhr ausschließlich für Alte, Behindertenausweisträger u.ä. geöffnet und das wird auch kontrolliert.

  19. #21 Viktualia
    18. März 2020

    Zu dem Artikel des Hern Ökonomen: es ist doch eine “kontrollierte Durchseuchung”, was im Moment durch die Einschränkungen erreicht werden soll/kann – oder hab ich da den Denkfehler?

    Wie will man denn sonst die “Gefährdeten” –
    – von den Menschen, die mit oder für sie Arbeiten –
    – von denen, mit denen diese leben –
    – und denen, die diesen begnen –
    – auseinander halten?
    Es kann doch nicht wirklich jemand glauben, es gäbe 40 oder gar 60% Menschen im Land, die nicht über zwei, drei Ecken was mit einer “Gefährdeten Person” zu tun haben?

    Und was ist daran “utilitaristisch”, es auf eine Krise ankommen zu lassen, in der Menschen, die verunglücken, keine Chance auf Behandlung haben, weil alle KH überlaufen sind?
    Was stellen sich solche Menschen unter “Mathematik” vor?
    Es geht doch nicht darum, die “Entlastung der Rentenkasse” zu verhindern, sondern darum, dass unsere Krankenhäuser normalerweise so wirtschaften, dass sie ausgelastet sind.
    Und “Überlastung” nicht nur für Covid Patienten nachteilig ist.

    Vielleicht geht es auch darum, sich nicht zu vergegenwärtigen, wie viele Menschen wir alle schon auf dem Gewissen haben, weil wir sie fahrlässig mit der “harmlosen Grippe” angesteckt haben…
    Aber wenn mit der “Mathematik” (i.S. von: Umgang mit Zahlen) schon so umgegangen wird, braucht man sich bei der Ethik doch nicht mehr wundern.

  20. #22 RPGNo1
    18. März 2020
  21. #23 RPGNo1
    18. März 2020

    @Joseph Kuhn

    Gestern sagte Montgomery im Fernsehen, die Franzosen würden stattdessen Rotwein horten.

    Und dazu noch Kondome!

    Die Holländer hingegen stocken ihre Cannabis-Vorräte auf. 🙂

    https://taz.de/Humor-in-Krisenzeiten/!5672117/

  22. #24 Positron
    18. März 2020

    China wird die Krise wohl für sich nutzen um sich selbst als “Retter”zu präsentieren und das eigene System als überlegen hin zu stellen:

    https://www.eurotopics.net/de/237232/kampf-gegen-corona-ein-wettstreit-der-systeme

    Bei genauer Betrachtung ist das Bild zwar nicht ganz so makellos aber das wird die Propaganda nicht stören.

    Ist das der Beginn eines neuen Systemkampfes, China vs. Westen?

  23. #25 Michael Schöfer
    Mannheim
    18. März 2020

    Eine Durchseuchung von 50 bis 70 % der Bevölkerung bekommen wir laut RKI ohnehin. In Deutschland versucht man bloß, durch kontaktreduzierende Maßnahmen den Peak abzumildern.
    Aber jetzt mal als Laie dumm gefragt: Was ist an der bewusst herbeigeführten Herdenimmunität so schlimm? Wenn man die Jungen zuerst infiziert, bei denen Corona seltener schwerwiegende Folgen hat, aber in dieser Zeit die Älteren und Anfälligen separiert, würde dabei am Ende nicht mehr herausspringen? Mehr im Sinne von schnellerer Rückkehr zur Normalität. Vor allem die ökonomischen Folgen wäre geringer, bei uns muss man ja den Kollaps der Wirtschaft befürchtet.

  24. #27 shader
    18. März 2020

    @Michael Schöfer: “Eine Durchseuchung von 50 bis 70 % der Bevölkerung bekommen wir laut RKI ohnehin. In Deutschland versucht man bloß, durch kontaktreduzierende Maßnahmen den Peak abzumildern.”

    Das sehe ich überhaupt nicht als gesichert a. Länder wie China, Taiwan oder Südkorea sind weit von einer solchen Durchseuchung entfernt. Immer wieder von der Durchseuchung zu sprechen, nimmt uns die Perspektive wirklich anspruchsvoller bei der Prävention von Infektionskrankheiten zu sein. Ich kann es echt nicht verstehen, dass wir vor einem halben Jahr so ein “Bohei” wegen einigen hundert Masernfällen den großen Vorschlaghammer “Impfpflicht” rausholten, aber wir nicht mal den Anspruch haben zu verhindern, dass zig Millionen Deutsche mit Corona angesteckt werden.

  25. #28 shader
    18. März 2020

    @RPGNo1: “Wann ist ein Test sinnvoll?”

    Aus Sicht der Gesundheitsämter oder der Eindämmung der Pandemie?

  26. #29 Joseph Kuhn
    19. März 2020

    Die Toten in Italien:

    Mosaiksteine einer möglichen Erklärung der hohen Sterbeziffern in Italien:
    https://medium.com/@andreasbackhausab/coronavirus-why-its-so-deadly-in-italy-c4200a15a7bf

  27. #30 Michael Schöfer
    Mannheim
    19. März 2020

    @shader #27
    Ich bin kein Experte und kann daher nur wiederholen, was das RKI sagt. Auch der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité meint: “Es werden sich wahrscheinlich 60 bis 70 Prozent infizieren, aber wir wissen nicht, in welcher Zeit.”

    Daran, ob den chinesischen Zahlen zu trauen ist, gibt es berechtigte Zweifel. Aber nehmen wir Taiwan (das demokratische China). Soweit ich weiß, hat Taiwan recht schnell nach dem Ausbruch in Hubei die Grenzen geschlossen. Und Taiwan hat konsequent Untersuchungen der Bevölkerung durchgeführt (Fiebermessungen, Coronatests). Beides haben die Europäer versäumt, und dieses Versäumnis ist wohl im Nachhinein nicht mehr zu korrigieren.

  28. #31 Joseph Kuhn
    19. März 2020

    Die Niederlande und Deutschland

    Die Süddeutsche schreibt heute, dass die Niederlande die Strategie der gezielten Durchseuchung der Jüngeren verfolgen, die auch in Großbritannien favorisiert wurde. Man rechne dabei mit 40.000 bis 80.000 Toten. Für ein durch Interventionen gewonnenes gesundes Lebensjahr gehe man von vertretbaren Kosten bis 60.000 Euro aus. Vermutlich hat man für die 40.000 bis 80.000 erwarteten Toten die verlorenen Lebensjahre hochgerechnet und entschieden, dass sich die volkswirtschaftlichen Verluste infolge noch schärferer Maßnahmen nicht lohnen.

    Nicht nur Versicherungen kalkulieren mit dem Wert des Lebens.

    Wenn die Niederlande diese Strategie verfolgen, muss die Grenze geschlossen werden, sonst konterkarieren die Niederlande die deutsche Strategie.

  29. #32 LasurCyan
    Halle/Saale
    19. März 2020

    Zwischendurch, weil es wichtig ist aus meiner Sicht, mal etwas angenehmes: Solidarität.

    Eben kam die Nachricht vom Verlag, dass wir trotz nicht stattgefundener Messe die Honorare für die Standbetreuung erhalten. Ohne, dass wir deswegen nachgefragt haben. Hut ab und Dank an die ‘Insel der Vernunft’!

  30. #33 RPGNo1
    19. März 2020

    @shader

    Aus Sicht der Gesundheitsämter oder der Eindämmung der Pandemie?

    Hast du den Tagesschau-Link verfolgt? Meine Frage ist daraus entnommen.

  31. #34 RPGNo1
    19. März 2020

    @LasurCyan

    Gute Nachrichten kann man momentan immer gebrauchen und sind sie noch klein.

  32. #35 shader
    19. März 2020

    Zu Italien hätte ich noch eine Frage. Wenn man nur solche Fälle testet, die eine schwere Symptomatik hat und nicht diejenigen, die Kontakt zu einem anderen Infizierten hat, bekommt man dann nicht automatische eine ältere Kohorte? Denn mehrheitlich sind es ja ältere Menschen, die schwere Symptome bekommen. In Südkorea hat man teilweise ganze Wohnblocks getestet, egal ob Symptome oder nicht und bekam dadurch viele junge Menschen, die infiziert waren. Also je nachdem, welche Personen ich teste, kann man die Altersverteilung massiv verändern.

  33. #36 Joseph Kuhn
    21. März 2020

    Makroskop

    Dieser Blogartikel ist etwas überarbeitet auch bei Makroskop erschienen – und dort sogar frei zugänglich: https://makroskop.eu/2020/03/die-coronakrise-die-ethik-und-der-wert-eines-menschenlebens/