• Repräsentative Antikörper-Studien, z.B. Hotspots im Vergleich zu ruhigen Regionen, um Prävalenzen und Infektionsdynamiken besser abzuschätzen. Da läuft in Deutschland schon einiges.
• Studien zu versäumten Behandlungen bei Herzproblemen oder anderen Beschwerden – diese Studien werden so sicher kommen wie das Amen in der Kirche.
• Analysen alter Bioproben, z.B. wie in Frankreich von Lungenpatienten Ende letzten Jahres oder von Proben aus Studien zu anderen Themen, um mehr über den Zeitpunkt des Beginns der Epidemie zu erfahren. Dazu hat auch die WHO aufgerufen.
• Systematische Auswertungen der Kontaktnachverfolgung: Wer steckt wen wo an? Und welche sozialen Situationen spielen mutmaßlich gar keine Rolle? Ist für Exitstrategien interessant.
• Gute wissenschaftliche Befragungen zur psychosozialen Beanspruchung durch die Krise, nicht zuletzt, was Kinder angeht.
• Studien zur Verteilung der Folgekosten der Krise nach sozialer Lage, und darunter auch eine zur eventuellen Umschichtung von Fördermitteln mit Blick auf die Entwicklungshilfe, und eine zur Frage, ob sich die Geschlechterverhältnisse durch die Krise wirklich retraditionalisieren, wie manche vermuten.
• Studien zum Einfluss der Krise auf die Selbstwahrnehmung der Pflegekräfte und der Ärzte, oder der Selbstwahrnehmung des ÖGD mit seinen kürzlich noch betonten Reformperspektiven hin zu New Public Health.
• Eine Studie dazu, wie Menschen darüber denken, ob es sich lohnt, Alte und Kranke mit großem Aufwand zu schützen.
• Studien zum Vergleich früher Prognosen, wie viele Menschen bei definierten R(t)-Verläufen intensivpflichtig werden, mit der tatsächlichen Entwicklung.
• Interviews mit Politikern darüber, woran sie sich in der Krise orientiert haben, was sie bedeutsam fanden, worauf sie stolz sind, wo sie sich geirrt haben und was ihnen geholfen hat, das zu sehen.
Und natürlich gibt es viele andere interessante Forschungsfelder rund um Corona, von der Grundlagenforschung zu Impfstoffen und Arzneimitteln über die klinische Versorgungsforschung bis hin zu den sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Themen. In Europa sind allein beim European Research Council schon mehr als 50 Corona-Forschungsprojekte aus den unterschiedlichsten Disziplinen gelistet. Wer weiß, vielleicht gibt es ja bald auch Professuren für Corona Sciences?
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