Das arznei-telegramm, ein inzwischen 50 Jahre alter Pharma-Infodienst, berichtet gerade darüber, dass der Hersteller von Kijimea® Reizdarm PRO ihnen anwaltlich droht. Dabei gehört das arznei-telegramm altersmäßig zur umworbenen Zielgruppe der Pharmafirma. Aber es pupst nicht im Sinne der Firma. Und auf den richtigen Pups kommt es an. Im Vorabendprogramm wurde man in der letzten Zeit fast jeden Tag mit Werbung für das Mittel belästigt, das angeblich bei Verdauungsproblemen älterer Leute helfen soll. Ob das stimmt, dem wollte das arznei-telegramm nachgehen.
Mir ist das eigentlich egal. Jeder pupse, wie es im gefällt. Aber das Mittel ist mir wegen seiner aufdringlichen Werbung gegen meinen Willen bekannt. Ich erinnere mich an eine Serie von Werbespots, bei der ein Kind vorgeführt wird und, wie Kinder angeblich so sind, gut instruiert ganz spontan sagt, dass die Oma vor der Einnahme des Mittels immer so gepupst hätte. Vielleicht ist es auch nicht die Oma, sondern die böse Stiefmutter, das weiß man nicht so genau. „Sex sells“ gilt bei diesem Thema aus verschiedenen Gründen nicht, daher Werbung mit dem Kindchenschema. Süße Katzen wären vielleicht eine Alternative, oder kleine Igel. Bandwürmer, zwar auch klein, eher nicht.
Ich bin ja auch im Alter der Zielgruppe, aber selbst wenn ich immer so pupsen müsste, würde ich das Mittel nicht nehmen: Was geht mir diese Werbung auf die Nerven! Hoffentlich geht es dem Kind später nicht auch so. Wie dem auch sein mag: Anwaltsschreiben ersetzen im Pharmabereich immer wieder die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Nutzen von Produkten. Eine anrüchige Sache, juristisch für das arznei-telegramm hoffentlich nur ein Pups. Nebenwirkungen offen.
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Edit 19.3.2021: Es heißt natürlich arznei-telegramm und nicht arzneimitteltelegramm. Das Kind ist derzeit übrigens nicht mehr in der Werbung. Ein Hund tritt auf.
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