Das arznei-telegramm, ein inzwischen 50 Jahre alter Pharma-Infodienst, berichtet gerade darüber, dass der Hersteller von Kijimea® Reizdarm PRO ihnen anwaltlich droht. Dabei gehört das arznei-telegramm altersmäßig zur umworbenen Zielgruppe der Pharmafirma. Aber es pupst nicht im Sinne der Firma. Und auf den richtigen Pups kommt es an. Im Vorabendprogramm wurde man in der letzten Zeit fast jeden Tag mit Werbung für das Mittel belästigt, das angeblich bei Verdauungsproblemen älterer Leute helfen soll. Ob das stimmt, dem wollte das arznei-telegramm nachgehen.

Mir ist das eigentlich egal. Jeder pupse, wie es im gefällt. Aber das Mittel ist mir wegen seiner aufdringlichen Werbung gegen meinen Willen bekannt. Ich erinnere mich an eine Serie von Werbespots, bei der ein Kind vorgeführt wird und, wie Kinder angeblich so sind, gut instruiert ganz spontan sagt, dass die Oma vor der Einnahme des Mittels immer so gepupst hätte. Vielleicht ist es auch nicht die Oma, sondern die böse Stiefmutter, das weiß man nicht so genau. „Sex sells“ gilt bei diesem Thema aus verschiedenen Gründen nicht, daher Werbung mit dem Kindchenschema. Süße Katzen wären vielleicht eine Alternative, oder kleine Igel. Bandwürmer, zwar auch klein, eher nicht.

Ich bin ja auch im Alter der Zielgruppe, aber selbst wenn ich immer so pupsen müsste, würde ich das Mittel nicht nehmen: Was geht mir diese Werbung auf die Nerven! Hoffentlich geht es dem Kind später nicht auch so. Wie dem auch sein mag: Anwaltsschreiben ersetzen im Pharmabereich immer wieder die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Nutzen von Produkten. Eine anrüchige Sache, juristisch für das arznei-telegramm hoffentlich nur ein Pups. Nebenwirkungen offen.

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Edit 19.3.2021: Es heißt natürlich arznei-telegramm und nicht arzneimitteltelegramm. Das Kind ist derzeit übrigens nicht mehr in der Werbung. Ein Hund tritt auf.

Kommentare (13)

  1. #1 RPGNo1
    17. Oktober 2020

    Synformulas macht den Hervert.

  2. #2 Uli Schoppe
    17. Oktober 2020

    Pack nicht so viele Links in den Beitrag 😉

    • #3 Joseph Kuhn
      17. Oktober 2020

      @ Uli Schoppe:

      Ich habe schon schweren Herzens den Link zu den Katzenfotos weggelassen. Dabei sind die sooo süß.

  3. #4 Uli Schoppe
    17. Oktober 2020

    @Joseph ymmd 🙂 Aber ernsthaft, so rein von der Inhaltsvermittlung lenkt das ab einer gewissen Anzahl ab. entweder man verzettelt sich im Internet oder hört auf die Letzten zu lesen. Gibbet Evidenz zu. Muss ich aber erst wieder suchen. Ich muss zu vielen Links folgen XD

  4. #5 rolak
    17. Oktober 2020

    Gibbet Evidenz

    Wäre auch erstaunlich, wenn nicht. Allerdings sollte das Phänomen imho nicht mit Textbeschneidung angegangen werden, sondern mit Training der Lesetechnik. Und angemessener Technik, erscheinen doch beim mauslichen hover-over-link nicht nur vorsorglich eingepflegte Hinweise, sondern auch die url.

  5. #6 Uli Schoppe
    18. Oktober 2020

    @rolak ich klicke ja nicht wie wild auf jeden link den ich beim lesen finde. Am Besten noch in der Reihenfolge in der ich beim Lesen drüber stolpere. Ich lese eh immer erst mal den ganzen Text und schaue dann was mich an Weiterführendem interessieren könnte.
    Aber ich kann Dir sagen viele Leute haben da eine Lesedisziplin ^^ Denen kann das schon ein bischen das Leben schwer machen ^^

  6. #7 Christian
    Overath
    18. Oktober 2020

    Katzen helfen tatsächlich gegen Blähungen.
    Wenn sie sich vibrierend, schnurrend auf den Bauch legen zb. Oder wenn sie mit ihren kräftigen Pfoten drüber laufen.

    Ich vertrage Molke-Protein manchmal nicht so gut…
    Dann legt sie sich auf meinen Bauch und inhaliert dort die sich freisetzenden Winde.
    Perfekte Symbiose.

  7. #8 noch'n Flo
    Schoggiland
    19. Oktober 2020

    Hilft das Mittel eigentlich auch gegen pupsende Katzen?

  8. #9 RPGNo1
    19. Oktober 2020

    @noch’n Flo

    Du schluckst Kijimea® und die Katze hört auf zu pupsen? Wow, ESP. 🙂

  9. #10 NullcoManix
    19. Oktober 2020

    Ein Anekdötchen am Rande:
    Vor einigen Jahrzehnten kam in Hamburg die dortige Firma Asche auf die Idee, als Werbeträger für ihr Flatulenzmittel einen Heißluftballon über der Stadt herumfliegen (im Fachjargon: “fahren”) zu lassen.
    Selbst einfache Gemüter fanden die Werbebotschaft einleuchtend.

  10. #11 noch'n Flo
    Schoggiland
    19. Oktober 2020

    Wetten, das Zeuch gibt es auch in der Bahnhofsapotheke in Weilheim?

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