Der Begriff „kontinuierlicher Verbesserungsprozess“ ist durch die japanische Automobilindustrie in den 1990er Jahren populär geworden. In manchen Situationen ist bekanntlich der Wandel das einzig Beständige. Was für die Automobilindustrie damals zur prägenden Erfahrung wurde, gilt schon lange für das Wissen in einer Welt, die allen Fake News und Querdenkereien zum Trotz wie nie zuvor von Forschung und Wissenschaft vorangetrieben wird. Die Halbwertszeit des erlernten Wissens sinkt, das Rad der Publikationen dreht sich immer schneller, und die Fakten dahinter sind auch oft moving targets. Wie der Benjaminsche Engel der Geschichte lehrt, weiß man manchmal erst hinterher, wohin einen der Sturm der Ereignisse getrieben hat.
Bücher über Corona, sofern sie nicht wie z.B. das wunderbare Buch von Ivan Krastev „Ist heute schon morgen“ versuchen, absichtlich auf Distanz zum täglich Neuen der Coronakrise zu gehen, um zu verstehen, was da gerade passiert, sondern den Stand des epidemiologisch-medizinischen Wissens zu Corona auch nur halbwegs up to date wiedergeben wollen, müssen im wahrsten Sinn des Wortes „mit der Zeit gehen“. Gedruckt wären sie gleich wieder veraltet.
Der bis vor kurzem in Regensburg Sozialmedizin lehrende David Klemperer hat aus der Not eine Tugend gemacht und sein Lehrbuch zur Sozialmedizin um eine Panta-Rhei-Version zu Corona ergänzt. Mittlerweilen ist die Version 11.1 online, die gerade schon wieder aktualisiert wird. Dabei habe ich zusammen mit Bernt-Peter Robra, der hier im Blog schon mehrfach mit kurzen Gastbeiträgen vertreten war, auch eine kleine Nebenrolle als „Testleser“. Die inhaltliche Arbeit macht im Wesentlichen David Klemperer selbst und schickt uns seine Neuerungen in regelmäßigen Abständen zur Durchsicht und Kommentierung. Dabei lernen wir alle eine Menge voneinander über Corona und das ganze Drumrum.
Kaizen ist im Gutenberg-Universum angekommen.
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