Es ist Mitte Februar. So in etwa zumindest. 159.217 neue Fälle hatte das RKI gestern gemeldet. Karl Lauterbach hatte für Mitte Februar mit 400.000 in einem optimistischen Szenario und 600.000 in einem pessimistischen Szenario gerechnet.

Ich muss gestehen, ich hätte nach den ganzen “Wand”-Geschichten auch mehr als 159.217 erwartet. Da lag ich falsch. Ob Karl Lauterbach auch falsch lag, weiß ich nicht: Er hat nicht dazu gesagt, ob er mit seiner Zahl die Meldefälle meint oder irgendwas mit geschätzter Dunkelziffer. Mit seiner Prognose, Mitte Februar sei der Höhepunkt der Omikronwelle erreicht, könnte er dafür ganz richtig gelegen haben.

Jetzt stehen alle Zeichen auf Lockerung, fast möchte man sagen – Erlösung. Allerdings hatte ich im letzten Jahr auch schon mal die Hoffnung, dass die Pandemie zu Ende geht. Dann kam erst Delta und danach Omikron. Immerhin habe ich damals nicht genauer gesagt, wann die Pandemie zu Ende geht. Aber ich räume ein, 2023 hatte ich nicht gemeint.

Wie es jetzt weitergeht, mit den Lockerungen, bleibt wohl trotz aller Modellierungen abzuwarten. Gibt es noch einmal einen Schub für die Infektionen? Gehen wir in Richtung Dänemark, oder eher in Richtung Großbritannien? Und was werden bei uns die Krankenhausfälle und die Sterbefälle machen? Bei ca. 2,7 Mio. Menschen im Alter über 60 Jahren, die noch gar nicht geimpft sind, und manchen Pflegeheimen mit erschreckend niedrigen Impfquoten? Unstrittig dürfte dagegen der Seufzer aus Camus „Die Pest“ sein: „Es wird Zeit, dass es aufhört“.

Kommentare (34)

  1. #1 Herr Senf
    schlaflos durch die Nacht
    16. Februar 2022

    https://www.mpg.de/18239537/0210-wisy-black-death-mortality-not-as-widespread-as-long-thought-9347732-x?c=2191
    Die mittelalterliche Pestpandemie war weniger tödlich als bislang gedacht

    „Es gibt kein einzelnes Modell für ‘die Pandemie‘ oder ‘den einen Pestausbruch‘, welches für jeden Ort und jeden Zeitpunkt angewendet werden könnte“, sagt Adam Izdebski, Leiter der Palaeo-Science and History-Gruppe am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. „Pandemien sind komplexe Phänomene, die jedoch auch regional und lokal unterschiedliche Ausprägungen aufweisen. Was wir schon während der COVID-19-Pandemie erleben konnten, haben wir nun auch für die Pest gezeigt.“

  2. #2 noch'n Flo
    Schoggiland
    16. Februar 2022

    Die Frage ist doch: hätten die Testkapazitäten in Düütschland 400-600k positive Testergebnisse überhaupt hergegeben?

    • #3 Joseph Kuhn
      16. Februar 2022

      @ noch’n Flo:

      Es ist die Frage, ob das schon die Frage ist. Heute sind es 219.972 gemeldete Fälle, Mittwoch vor einer Woche waren es ca. 235.000, am folgenden Donnerstag fast 250.000. Im Falle des Falles wollte das RKI stärker die anderen Surveillancesysteme zur Abschätzung der Fallzahlen heranziehen.

      Im Moment ist die 7-Tagesinzidenz wohl wirklich rückläufig. Was unabhängig davon Krankschreibungen in den Laboren und Überlastung der meldenden Gesundheitsämter ausmachen, kann ich allerdings nicht beurteilen.

  3. #4 Staphylococcus rex
    16. Februar 2022

    Ich hatte bereits früher auf diesen Flaschenhals hingewiesen: 2,4 Mio Teste/Woche entspricht 3000 Testen/Woche und 100 000 Bevölkerung. Bei 50% Positivrate (bei der aktuellen Teststrategie müssen auch ein paar negative dabei sein) ist das eine Inzidenz von ca. 1500.

    Wenn man 2,4 Mio durch 7 teilt, kommt man auf ca. 350 000 Teste am Tag, auch hier ist bei ca. 50% Positivrate die Obergrenze bei etwa 200 000 positiven Testen/Tag.

    Tägliche Meldezahlen von 600 000 sind bei der aktuellen Testkapazität unmöglich, bereits oberhalb einer Positivrate von 10% steigt die Dunkelziffer deutlich.

    Hier braucht man andere Methoden, z.B. die Viruslast in Abwässern, Überwachung repräsentativer Stichproben (Sentinelpraxen der AGI Influenza etc.).

    Der Verlauf ist trotzdem interessant, der systematische Fehler durch fehlende Teste ist hoch, er steigt auch mit der Positivrate, bei fehlender Linearität sollte der Trend aber trotzdem glaubwürdig sein.

  4. #5 Staphylococcus rex
    16. Februar 2022

    PS: Die Labore arbeiten an der Kapazitätsgrenze, auch gibt es punktuell Lieferprobleme seitens der Hersteller. Die Krankschreibungen in den Laboren sind in dem von mir überschaubaren Bereich aber nicht höher als bei früheren Wellen. Wie es in den Gesundheitsämtern aussieht, kann ich nur eingeschränkt beurteilen, aber die Labore melden ihre Corona-Befunde nicht mehr direkt an die Gesundheitsämter, sondern über die DEMIS-Schnittstelle direkt an den DEMIS-Server beim RKI. Die Rohdaten der Labormeldungen nach §7 IfSG sind für das RKI in Echtzeit verfügbar.

    • #6 Joseph Kuhn
      16. Februar 2022

      @ Staphylococcus rex:

      … die direkten Labormeldungen an das RKI sind nicht die Basis für die vom RKI täglich berichteten Neuinfektionen.

      Die DEMIS-Meldung geht eigentlich ans Gesundheitsamt, das RKI kann Einsicht nehmen, aber die täglichen Neuinfektionszahlen beruhen auf den Meldungen der Gesundheitsämter über die Landesbehörde ans RKI.

  5. #7 RPGNo1
    16. Februar 2022

    @Staphylococcus rex

    Hier braucht man andere Methoden, z.B. die Viruslast in Abwässern, Überwachung repräsentativer Stichproben (Sentinelpraxen der AGI Influenza etc.).

    Stichwort Abwasserprüfung. Daran wird gearbeitet.

    https://www.rnd.de/politik/corona-bund-will-abwasser-kuenftig-auf-das-virus-untersuchen-die-gruende-TPEJ4T6AIBFXDLCWJXKXISWJFA.html

  6. #8 Rob
    Oberland
    16. Februar 2022

    “Hier braucht man andere Methoden”

    Um unbedingt hohe Zahlen zu produzieren? Es hieß einmal, die Inzidenzen sind nicht mehr ausschlaggebend; siehe Ampel-System. Jetzt ist die Ampel grün und es werden seit Monaten nur noch die hohen Inzidenzen veröffentlicht. Ohne diese wüssten wir gar nicht, dass wir in einer Welle sind.

    Eine etwas seltsame Situation, vor einem Jahr hätten uns diese Nachrichten in Schockpanik versetzt. Die Impfung wirkt halt doch. Die Pandemie ist vermutlich nicht vorbei, wenn der Virus verschwindet, sondern wenn er Teil des normalen Alltags wird. So wie andere Viren auch.

  7. #9 Staphylococcus rex
    16. Februar 2022

    Die tatsächlichen Infektionszahlen sind schon wichtig, weniger um Panik zu schüren, sondern vielmehr, um trotz zunehmender Entkopplung die Risiken für die kritische Infrastruktur und das Gesundheitssystem abschätzen zu können und um zweitens den Effekt auf die Grundimmunität der Bevölkerung abschätzen zu können.

    Von der Gesellschaft für Virologie kommt der pragmatische Vorschlag Infektionen und Impfungen nach drei Antigenkontakten gleichzusetzen.

    Man könnte die Infektion auch als “schmutzige” Impfung bezeichnen.

  8. #10 Staphylococcus rex
    16. Februar 2022

    Ein weiterer Grund für eine möglichst komplette Erfassung der Infektionen ist eine “Lappalie” wie post-Covid. Ich hatte z.B. auch schon Anfragen der Berufsgenossenschaft auf meinem Schreibtisch, und da ist es ganz wichtig zu wissen, ob Infektionen im Arbeitsumfeld aufgetreten sind und somit eine Anerkennung als Berufskrankheit möglich ist.

  9. #11 Staphylococcus rex
    16. Februar 2022

    @JK #6, der DEMIS-Server ist dem RKI zugeordnet, das RKI, die Landesbehörden und Gesundheitsämter haben jeweils ihre eigenen Zugriffsrechte beim Lesen.

    Eine Filterfunktion für Mehrfachmeldungen sollte ein technisch einfach lösbares Problem sein. Damit sind die Rohdaten der Labormeldungen als Echtzeitdaten sicher sehr nahe an den geprüften Meldedaten durch die Gesundheitsämter.

    Mit welchen Daten das RKI arbeitet, ob mit gefilterten Rohdaten oder ob mit den geprüften Meldedaten der Gesundheitsämter, darauf habe ich keinen Einfluss. Ich wollte nur klarstellen, über welche technische Möglichkeiten das RKI verfügt.

  10. #12 Stefan
    Wien
    16. Februar 2022

    Die Stadt Wien macht – durchschnittlich 188 000 pro Tag. Manchmal mehr als 300.000. Die Stückkosten liegen bei 6 Euro, weil die Stadt auf eigene Kosten Labors und Testkapazität geschaffen hat. Wien macht 70% der Tests in Österreich, verursacht aber nur 20% der Kosten. Spektrum hat einmal darüber geschrieben: https://www.spektrum.de/news/alles-gurgelt-was-die-wiener-teststrategie-leisten-kann/197788

    Der Sprecher des Stadtrates für Gesundheit rechnet auf Twitter vor, was das gebracht hat:

    Demnach wurden in Wien 44.000-60.000 Folgeinfektionen verhindert, damit 58.000-78.000 Krankenstände, sowie 840.000 Quarantänetage.

    38-42 Millionen Euro Kosten im Gesundheitsbereich wurden verhindert und 141-156 Millionen Euro an Einsparungen aufgrund volkswirtschaftlicher Schäden.

    Mehr Infos in dem Tweet-Thread: https://twitter.com/mariodujakovic/status/1493879379595829249

  11. #14 Stefan
    16. Februar 2022

    @RPGNo1 zu den Abwassern:
    “Stichwort Abwasserprüfung. Daran wird gearbeitet. https://www.rnd.de/politik/corona-bund-will-abwasser-kuenftig-auf-das-virus-untersuchen-die-gruende-TPEJ4T6AIBFXDLCWJXKXISWJFA.html

    In Österreich gibts die Abwassertests routinemäßig. Vor allem Wien hat gute Daten und kann schon sagen, dass die Omikron-Variante AB.2 (oder wie heißt die?) Ende der nöchsten Woche dominant sein wird. https://corona.hydro-it.com/dashboard/

    Und Österreich hat vieles falsch gemacht in der Pandemie. Aber das es keine gute Teststrategie gibt (gilt auch für Rest-Österreich, außer Wien) und kein Abwassermonitoring ist schon seltsam.

  12. #15 Ichbinich
    16. Februar 2022

    Haben wir nicht vor kurzem erst PCR-Tests rationiert bzw. priorisiert?
    Sprich: Es werden weniger Tests durchgeführt als vorher?

    Ist es dann nicht automatisch so dass die Zahlen wieder zurückgehen müssen?

    Ich verstehe nicht so ganz wie wir sicher sein können dass die Zahlen sinken wenn wir in der Welle die Testlogik verändern (z.B. nur noch PCR Test nach positiven Antigen-Test, der aber wohl nicht so gut auf Omikron anschlägt etc.).

    • #16 Joseph Kuhn
      16. Februar 2022

      @ ichbinich:

      Die Testzahlen gehen nicht zurück. In der KW 5 gab es ca. 2,6 Mio. Tests, so viel wie nie zuvor.

      Die Positivenrate ist derzeit trotzdem extrem hoch, was auf eine relevante Untererfassung bei den Meldedaten hindeutet.

  13. #17 Ludger
    16. Februar 2022

    Die Infektionszahlen sinken, wenn der aktuelle R-Wert unter 1 sinkt. Das ist abhängig von Eigenschaften des Virus, vom Wetter, vom Verhalten der Menschen, von nichtpharmakologischen Maßnahmen und vom Impfstatus. Der 7-Tage-R-Wert liegt heute laut RKI bei 0,87 (95%- Prädiktionsintervall: 0,83 – 0,91). Also sinken die Infektionszahlen. So weit, so einfach. Das allein besagt aber nicht, wie es weitergehen wird.
    Wenn die zwischenmenschlichen Kontakte stark zunehmen, werden auch die Infektionszahlen wieder stark steigen. Dafür gibt es wahrscheinlich noch genug immunologisch naive Menschen, die weder geimpft sind noch eine Infektion durchgemacht haben. Aber weiß man wie hoch der Prozentsatz ist? Denn davon hängt ab, ob es im Herbst wieder eine weitere Welle gibt. Dann werden die Menschen wieder vorsichtig, schotten sich ab und werden so die Herbstwelle 2023 bedienen. Und so weiter.
    Leider hat sich die Ansage von Frau Merkel, dass alle Einschränkungen zurückgenommen werden können, wenn alle Menschen ein Impfangebot bekommen haben, nicht durchführen lassen. Dafür war der Schutz durch den Impfstoff nicht sicher genug.
    Wir brauchen also bessere Impfstoffe, bessere medikamentöse Maßnahmen, besser kooperierende Bürger und etwas Mut.
    Dann könnte man probehalber Restriktionen lockern, ohne sich nach Rücknahme der Lockerungen die blöde Formulierung vom “gebrochenen Versprechen” anhören zu müssen. Und dann wäre auch das Ziel schneller zu erreichen, dass fast alle Menschen nicht mehr immunologisch naiv sind. Und dann wäre die Pandemie vorbei.
    Merke: die Ungeimpften, die sich in der Welle verkriechen, sind das Reservoir für die nächste Welle.

  14. #18 zimtspinne
    16. Februar 2022

    @ Ludger

    apropos “Reservoir”:

    https://www.nytimes.com/2022/02/07/health/omicron-deer-staten-island-covid.html

    ganz anfangs, in der Goldenen Krone, als alle noch ans Ausrotten, Herdenimmunität und ähnliches glaubten, schrieb ich etwas zur Ausrottung von Viren und welche Rolle diverse Wirtarten im Tierreich dabei spielen, insbesondere bei zoonotischen Viren.

    Nerze wurden ja nach Infektionsentdeckung in Dänemark (weltweit größter Nerzlieferant) ausgenerzt – komplett geshreddert, was allerdings keinerlei Umdenken bezügl. Massentierhaltung der Menschen mit sich brachte.
    Diese verbuddelten Massen von Nerzen wurden später übrigens wieder ausgebuddelt, wegen Grundwasser-Verseuchungsgefahr.

    Bin ja gespannt, ob nun die Jagd auf Hirsche mit Ziel Endlösung wie bei den Nerzen eröffnet wird.
    Wann fangen die Menschen endlich mal an, etwas an ihrem Verhalten zu ändern?

    Hier noch die Bilder zur Massentötung von 13,5 Mio Nerzen:
    https://de.euronews.com/2021/10/08/massentotung-von-covid-nerzen-ohne-gesetzliche-grundlage-nerz-danemark-illegal

    Ich denke, man muss kein engagierter Tierschützer sein, um das alles ziemlich kacke zu finden.
    Irgendwie sowas wie ausgleichende Gerechtigkeit (oder Rache?) der Tierwelt, wenn sie nun quasi dazu beitragen, dass Corona nie mehr von uns weicht.
    Leider trifft das dann wieder die Ärmsten am härtesten, die ohnehin weder Nerzmützchen tragen noch dubiose Potenzmittel u.ä. aus dem schwunghaften Wildtierhandel nutzen.

  15. #19 zimtspinne
    16. Februar 2022

    oh, meinen grad abgeschickten Kommentar hätte ich auch beim lieben Omicron reinsetzen können, da täte es evtl besser passen.
    der scheint auch insgesamt im Nirwana verschwunden zu sein..

  16. #20 RainerO
    16. Februar 2022

    @ Stefan

    Die Stadt Wien macht – durchschnittlich 188 000 pro Tag. Manchmal mehr als 300.000…

    Gestern sogar über 400.000. Nur: Bringt das wirklich etwas, an einem Tag über 20% der Bevölkerung zu testen?
    Vergleicht man die Hospitalisierungs- und Sterberate von Wien und Berlin, steht Wien keinesfalls besser da. Im Gegenteil. Signifikanter Unterschied ist die Impfquote, die ist in Berlin deutlich höher.
    Meine These: Die exorbitant hohe Testrate trägt auch zur niedrigen Impfquote bei. Warum soll ich mich impfen lassen, wenn ich mich ohnehin an jeder Hausecke täglich gratis testen lassen kann? (ich weiß, dass das eine Milchmädchenrechnung ist, aber viele denken so)

    Und die Rechnung zu den behaupteten vermiedenen Kosten würde ich gerne sehen, davon steht im Twitter-Thread leider nichts. Wenn man davon ausgeht, dass das eine sehr optimistisch ausgelegte Rechnung ist (man will ja schließlich die Teststrategie verteidigen), decken diese behaupteten vermiedenen Kosten ziemlich sicher nicht die Kosten der Tests. Alleine gestern hat uns Steuerzahler für die Tests nur Wien über 2,4 Millionen Euros gekostet. Und die anderen Bundesländer sind ja angeblich noch teurer.

  17. #21 Michael W.
    Essen
    16. Februar 2022

    “Jetzt stehen alle Zeichen auf Lockerung, fast möchte man sagen – Erlösung. Allerdings hatte ich im letzten Jahr auch schon mal die Hoffnung, dass die Pandemie zu Ende geht. Dann kam erst Delta und danach Omikron.” – die beiden sind vielleicht gekommen, um zu bleiben. Delta ist nicht weg – Omikron ist nicht harmlos, beide Varianten (und weitere) können gleichzeitig zirkulieren, und wer von der einen genesen ist, ist nicht gleich immun vor der anderen. In meiner Stadt Essen fällt immer mehr Unterricht aus, weil immer mehr Lehrer und Schüler krank oder in Quarantäne sind. In Kliniken liegen mehr Corona-Patienten als zuvor, auf den Intensivstationen lagen Ende Januar 17 Patienten, nun 25 – genauso viele wie letztes Jahr im April. “Freiheit” ist zumeist eine politische Leerformel – und wenn die FDP von Freiheit spricht, meint sie zumeist die wirtschaftliche. Bedeutet, weniger Regeln und Verpflichtungen für Arbeitgeber (Bürokratieabbau) und mehr Eigenverantwortung (mehr Lasten) für abhängig Beschäftigte. Das gesellschaftliche Problem “Corona” soll wieder zu einem individuellen werden. In einem überschaubaren Zeitraum werden wieder die Klagen beginnen, dass der Krankenstand in Deutschland zu hoch, die Lohnfortzahlungen unbezahlbar seien. Wen grippale Infekte und Corona zu oft erwischt haben, gilt womöglich bald als “Minderleister”. “Normalität” eben!

  18. #22 Jolly
    17. Februar 2022

    @Ludger

    Die Infektionszahlen sinken, wenn der aktuelle R-Wert unter 1 sinkt. Das ist abhängig von Eigenschaften des Virus, vom Wetter, vom Verhalten der Menschen, von nichtpharmakologischen Maßnahmen und vom Impfstatus.

    Nun ja, der R-Wert wird allerdings aus den Infektionszahlen bestimmt – nicht aus den Eigenschaften des Virus ermittelt, dem Wetter, dem Verhalten der Menschen, den nichtpharmakologischen Maßnahmen oder dem Impfstatus.

    Der 7-Tage-R-Wert liegt heute laut RKI bei 0,87 […]. Also sinken die Infektionszahlen

    Umgekehrt wird ein Schuh draus.

  19. #23 RPGNo1
    17. Februar 2022

    @RainerO

    Meine These: Die exorbitant hohe Testrate trägt auch zur niedrigen Impfquote bei. Warum soll ich mich impfen lassen, wenn ich mich ohnehin an jeder Hausecke täglich gratis testen lassen kann? (ich weiß, dass das eine Milchmädchenrechnung ist, aber viele denken so)

    Die alte Bundesregierung ließ die kostenlosen Schnelltests im letzten Oktober auslaufen, um die Leute so zum Impfen zu bewegen. Funktioniert hat das auch nicht.

  20. #24 Ludger
    17. Februar 2022

    @Jolly
    Ja, da ist eine gedankliche Unsauberkeit drin.
    Im laufe einer Pandemie kommt es dazu, dass ein durchschnittlicher Infizierter während seiner Infektiosität eine durchschnittliche Zahl von Menschen ansteckt. Das war schon immer so. Daraus entwickelt sich der exponentielle Verlauf der Erkrankungszahlen. Diesen Wert der durchschnittlichen Ansteckungen versuchen epidemiologisch tätige Mathematiker zu messen. Sie kommen dem wahren Wert bis auf einen Fehler nahe aber treffen ihn nie genau. Zitat aus meinem obigen Beitrag:”Der 7-Tage-R-Wert liegt heute laut RKI bei 0,87 (95%- Prädiktionsintervall: 0,83 – 0,91)“. Um den Fehler klein zu halten, wird man beim RKI mehr tun, als nur die Inzidenzen in eine Formel zu packen, um dann das Ergebnis zu veröffentlichen. Da kommen die Rate der positiven im Vergleich zu allen PCR-Tests dazu und andere Erhebungen.
    Bei sinkender Ansteckungshäufigkeit sinken die Inzidenzen. Zuerst kommt die Ansteckung, dann die Inzidenz.
    Wie genau man das mit einem gemessenen Wert beschreiben kann, ist eine andere Frage, was aber durch Fehleranalyse quantifizierbar ist: (95%- Prädiktionsintervall: 0,83 – 0,91).

  21. #25 RainerO
    17. Februar 2022

    @ RPGNo1
    Meine Frau macht in der Apotheke PCR-Tests.
    Ein Großteil sind vollständig Geimpfte, die ohne Anlass testen lassen, weil sie “es halt wissen wollen”. Die Impfverweigerer machen nur die unbedingt notwendigen Tests, um zur Arbeit, etc. zu können.
    Ich bin durchaus für teilweise kostenlose Tests (z.B. in Schulen, Krankenhäusern, Pflegeheimen), aber das anlasslose Kreuz- und Quertesten halte ich für größtenteils sinnlos.

  22. #26 Ursula
    17. Februar 2022

    @ RainerO
    Finde das sehr interessant, was deine Frau berichtet.
    Eine oft gehörte und gelesene Behauptung der Impfgegner war, dass sie viel sicherer als Geimpfte wären, weil sie sich ständig testen müssen, und die Geimpften machen das nicht und seien deshalb gefährlicher als die Nichtgeimpften.
    Die Beobachtung deiner Frau entspricht auch meiner, nur die Anzahl der Leute ist bei mir viel geringer.
    Ich lasse bzw. muss mich regelmäßig testen lassen bei meinen Besuchen im Pflegeheim bzw. Pensionistenheim. Auf freiwilliger Basis immer dann, wenn ich es mit meiner alten Verwandtschaft zu tun habe.

  23. #27 RainerO
    17. Februar 2022

    @ Ursula
    Das ist natürlich nur anekdotische Evidenz. In anderen Apotheken mag das anders sein. Aber in dieser sind sehr viele Stammkunden und da frägt meine Frau – auch in ihrem (gesundheitlichen) Interesse – meist nach, warum sie testen.

  24. #28 Rollo
    17. Februar 2022

    Aufwand/Kosten und Nutzen der Testerei sind kritisch zu hinterfragen.

    Ich gebe Prof. Drosten recht, der in seinem letzten Podcast sich so geäußert hat:
    Drosten: (…) Die Testerei muss aufhören auf mittelfristige Zeit. Wir können nicht jede Infektion nachtesten. Diese hohe Testintensität, die wurde deswegen gemacht, weil man Test and Trace machen wollte, also Testen und Kontaktverfolgen. Und wir haben damit schon immer ein Problem gehabt in Deutschland und in allen anderen Ländern auch. Wir hatten einfach wegen dieser sehr, sehr schnellen Ausbreitung der Erkrankung vielleicht nicht nur Test and Trace, sondern über lange Zeiten, als noch keine Impfmöglichkeit da war, Test and Lockdown.(…)

    Eigentlich, wenn wir uns das mal ganz ehrlich anschauen, benutzen wir doch den Riesentestaufwand eigentlich vor allem als Indikator für das, was in der Bevölkerung los ist. Wir wollen wissen, was eigentlich an Virus unterwegs ist. Aber das können wir auch einfacher haben.”

    https://www.ndr.de/nachrichten/info/109-Coronavirus-Update-Omikron-Subtyp-BA2-mit-mehr-PS,podcastcoronavirus368.html#PCR

  25. #29 Michael W.
    Essen
    17. Februar 2022

    die ständige Wiederholung von den “milden” Verläufen, und das wir dank Omikron jetzt mehr öffnen können, wirkt sich auch wenig förderlich auf die Steigerung der Impfquote aus. Wer wird sich schon gegen eine harmlose Infektion impfen lassen? In meinen Augen ist das eine äußerst unglückliche Kommunikation.

  26. #30 Ludger
    18. Februar 2022

    Wer eine Woche mit Fieber ans Bett gefesselt ist aber keine Sauerstoffzufuhr im Krankenhaus braucht, hat nach der Sichtweise der Epidemiologen einen milden Verlauf.

  27. #32 zimtspinne
    18. Februar 2022

    Bei Covid scheints mehr als bei anderen Atemwegsinfekten nur Flop oder Top zu geben.
    Entweder, es treten kaum bis wenige einschränkende Symptome auf oder es wird gleich eine längere, schwerere und evtl auch folgenreichere Geschichte.

    Tatsächlich hab ich einige sehr alte Menschen getroffen (also kenne ich), die vor Impfung infiziert waren und das ohne größere Blessuren echt gut überstanden haben. Meine ehemalige Nachbarin mit bereits an die fast 90, die ich eigentlich nur mit Kreislaufproblemen und Schwächezuständen kenne….

    Erstaunlich auch, wo sie sich überhaupt anstecken konnte, da sie bis auf Arzttermine und so Dienstleistungen kaum raus geht, da wird sie immer privat gefahren und einkaufen usw wird auch von Familie erledigt. Kein Pflegedienst o.ä.

    Ich dagegegen in der gleichen Zeit nicht infiziert, obwohl ich regelmäßig wenn auch etwas eingeschränkt alle möglichen Kontakt-Schnittstellen hatte.
    Auf Abstand geachtet und Masken getragen haben wir beide.

    Was mich zu den zwei Fragen bringt, auf die ich aber auch keine Antworten erwarte.

    Stecken sich manche Menschen (mit und ohne Impfung) einfach viel leichter an als andere? Ältere Menschen leichter, da ihre Abwehr-Barrieren nicht mehr so gut funktionieren?

    und zweitens, wie sehen die genetischen Aspekte aus, die anfällig für Corona machen, was sowohl Infektionsetablierung als auch Verlauf und Langzeitfolgen betrifft.
    Gibt es da Korrelationen mit anderen Atemwegsanfälligkeiten oder hat das mehr mit anderen Faktoren zu tun?
    Also, wer zB zu hohem Blutdruck neigt, Diabetes, Arteriosklerose, der hat auch schwerer mit Corona zu kämpfen?
    Ja, es gibt durchaus körperliche “Resistenzen” gegen die üblichen Verdächtigen unter den Zivilisationskrankheiten (Corona/Covid zähle ich dort dazu, volles Programm sogar) – genauso, wie mancher raucht und nie COPD oder Lungenkrebs bekommt, gibt es auch Menschen, die adipös sind und sich wenig bewegen und trotzdem keinen Diabetes, metabolisches Syndrom oder irgendwas typisches entwickeln.
    Manche saufen auch Jahrzehnte und deren Leber macht das ziemlich gut mit, während andere bereits in jungen Jahren nach relativ kurzer Saufzeit ernsthafte Folgen haben…. usw usf.

    Daher wäre es wichtig, die Risikofaktoren bzw hier auch speziell die Risiko-Genkonstellationen herauszufinden.
    Diese Personen müssten sich wahrscheinlich dann dauerhaft auch besser schützen – regelmäßig impfen sowie sogar in der Coronasaison eben einfach an bestimmten Orten Masken tragen.
    Warum auch nicht? In Asien wird das auch gemacht und ich kenne viele Krebspatienten, die das auch schon lange vor Corona so praktizierten, wenn sie gerade Chemo bekommen, Masken tragen an infektiösen Orten (Arztpraxen), Menschengedränge und -massen meiden und gerade erkältete Freunde ebenfalls.

    Insofern hat der durchwachsene Lauterbach recht, wenn er posaunt, dass Ältere keine volle Freiheit zurück erhalten.
    Das gab ja einen Aufschrei….. und Beobachterin hat mich auch schon zur Schnecke gemacht deshalb.
    Richtiger ist, das nicht allein vom Alter abhängig zu machen, sondern eben vom individuellen Risikoprofil.

    Das wird jeder für sich herausfinden und entscheiden müssen zukünftig.

  28. #33 RPGNo1
    18. Februar 2022

    @RainerO

    Ich bin durchaus für teilweise kostenlose Tests (z.B. in Schulen, Krankenhäusern, Pflegeheimen), aber das anlasslose Kreuz- und Quertesten halte ich für größtenteils sinnlos.

    *signed*

  29. #34 RPGNo1
    18. Februar 2022

    @Ursula

    Eine oft gehörte und gelesene Behauptung der Impfgegner war, dass sie viel sicherer als Geimpfte wären, weil sie sich ständig testen müssen, und die Geimpften machen das nicht und seien deshalb gefährlicher als die Nichtgeimpften.

    Diese Behauptung könnte erst vor kurzem auch auf eine verklausulierte Weise bei einem kurzen Talk mit meiner nicht geimpften Arbeitskollegin (siehe OLT) durchhören.

    @Michael W.

    die ständige Wiederholung von den “milden” Verläufen, und das wir dank Omikron jetzt mehr öffnen können, wirkt sich auch wenig förderlich auf die Steigerung der Impfquote aus. Wer wird sich schon gegen eine harmlose Infektion impfen lassen? In meinen Augen ist das eine äußerst unglückliche Kommunikation.

    Was bei der Diskussion um milde Verläufe inzwischen leider gerne vergessen oder sogar ignoriert wird: Diese haben wir, weil ca. 75 % der Bevölkerung zwei- oder dreifach geimpft sind. Nicht weil die Omikron-Variante so schwach geworden ist.

    “Mild” heißt übrigens, du landest nicht im Krankenhaus. Die Spanne kann dabei durchaus von Husten und Schnupfen bis zu über einer Woche Bettlägerigkeit zu Haus mit starkem Reizhusten, Fieber, Gliederschmerzen und Erbrechen gehen.