Heute geht die Meldung durch die Medien, dass der Sohn des Kreml-Sprechers Dimitri Peskow auf einen falschen Rekrutierungsanruf reingefallen sei und sich – er heiße schließlich Peskow – gegen die Zumutung, sich rekrutieren zu lassen, verwehrt habe. Im hybriden Krieg mit Witz und Moral schneidet das Putin-Regime einfach schlecht ab.

Vater Peskow nimmt seinen Sohn in Schutz, die Telefonausschnitte seien aus dem Zusammenhang gerissen. Wie schön, das Familienleben der Peskows scheint intakt.

Und vielleicht hat er ja sogar Recht, vielleicht fehlt der Teil, in dem der Sohn darauf hinweist, dass er wegen eines Fersensporns nicht wehrtauglich sei.

Ich finde es sowieso falsch, sich über die Drückebergerei der Eliten in ungerechten Kriegen aufzuregen, oder lustig zu machen. Man sollte sich vielmehr daran ein Vorbild nehmen. Wenn bei echten Anrufen zur Rekrutierung alle sagen würden, „wissen Sie eigentlich, wer ich bin, ich geh da nicht hin“, wäre es mit Kriegen schnell vorbei.

Kommentare (30)

  1. #1 Max
    22. September 2022

    Ja, der letzte Satz bringt es auf den Punkt. Man stelle sich vor, es ist Krieg und keiner geht hin.

  2. #2 knorke
    22. September 2022

    bleibt dann die Frage: Was wenn doch einer hingeht?

    Wenigstens scheint das in gewisser Weise ehrlich zu sein: Die wenigsten Russen haben Lust in diesem Krieg zu kämpfen, viele Lust, sich damit zu Zchmücken und die wenigsten werden die Möglichkeit haben sich durch schiere Machtworte zu drücken. Ach und einige stehen im Kaukasus grade im Stau…

    Das Fatale ist für mich, dass in den meisten Kriegen Rückschläge immer nur zu weiteren Eskalationen führen bis es gar nicht mehr anders geht. Darum werden auch diese Russen (vermutlich zwangsrekrutiert und kaum trainiert) unmotiviert im Donbass verrecken obwohl in Wahrheit wahrscheinlich fast alle da unten lieber zu ihren Familien verduften würden.

  3. #3 robsn
    23. September 2022

    @Max

    Das Zitat endet leider nicht so.

    “…dann kommt der Krieg zu dir.”

  4. #4 spiritus
    23. September 2022

    @knorke
    “Die wenigsten Russen haben Lust in diesem Krieg zu kämpfen”
    Kannst du diese Aussagen belegen?
    Ich befürchte, wir “im Westen” reden uns das mal wieder schön.
    Der Anteil junger Russen, die “jetzt endlich für das Vaterland auch mitmischen wollen” ist vielleicht gar nicht mal so gering.
    Die Meldung von den Staus an der Grenze zu Finnland scheint so auch nicht zu stimmen.

    https://www.wiwo.de/politik/ausland/teilmobilisierung-putins-stauen-sich-die-russen-wirklich-an-finnlands-grenze/28696286.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

    Ich warne davor, jetzt zu erwaten, dass die russische Armee aus moralischen oder aus fehlender Motivation komplett zusammenbricht.

  5. #5 Rob
    Oberland
    23. September 2022

    Sehr klug auch, dass die EU ausgerechnet jetzt eine Visumpflicht für Russland einführt. Somit können russische Kriegsdienstverweigerer nicht kurzfristig in den Westen ausreisen, sondern sind auf Länder wie die Türkei angewiesen, wohin natürlich alle Flüge ausgebucht sind.

  6. #6 Alisier
    23. September 2022

    @ spiritus
    Es läuft nicht besonders gut für die russische Armee, es gibt zunehmend Proteste im eigenen Land und bei diesem Krieg kann es keine Gewinner geben.
    Das sind Fakten, denke ich.
    Wie schnell sich wirklich etwas ändert wissen wir alle nicht.

  7. #7 Alisier
    23. September 2022

    @ Rob
    Klar, die EU, der Westen, die USA und überhaupt alle sind blöd und schuld.
    Nur Putin, der arme Tropf, fühlte sich bedroht und konnte gar nicht anders.
    So ungefähr?

  8. #8 knorke
    23. September 2022

    @3 spritus
    Es haben nichtmal die Russen Lust zu kämpfen die da sind. Die Moral ist im Keller.
    Wissenschaftliche Arbeiten wird dir noch keiner dazu vorlegen aber wenn Freiwillige kein Problem wären, würde man von den Moralproblemen an der Front, von den recht fruchtlosen Rekrutierungsbemühungen zu Mondgehältern und in Gefängnissen sicher nichts hören. Auch eine Mobilisierung wäre dann unnötig.
    DIe Meldungen von Finnland kann ich nicht verifizieren; die von der Grenze zu Georgien, von dem run auf Flugtickets und die Proteste TROTZ massivem Sicherheitskräfteeinsatz sobald jemand in Russland auch nur den Anschein erweckt gegen die Kremllinie zu protestieren ist aber nicht erfunden.

    Ich habe auch nicht behauptet, die schlechte Moral würde zum Zusammenbrechen der Front oder der Streitkärfte führen. Ganz im Gegenteil – der erste Weltkrieg ist Paradebeispiel dafür wie trotz katastrophaler Moral (Frankreich 1916) man einfach trotzdem weitermacht.
    Das heißt aber nicht, dass die russischen Soldaten da grade gern sind und bleiben. Diejengen, die jetzt noch länger bleiben müssen obwohl ihr Vertrag vor 5 Tagen noch kündbar war oder bald ausläuft werden auch nicht amused sein.
    Aber eines ist sicher: Ein Soldat, der überzeugt ist, für die Zukunft seiner Kinder, für seine Ideale, für die richtige Sache zu kämpfen kämpft besser und engagierter als einer der mehr oder weniger an die Front gepeitscht werden muss.

    Unter uns Grundis ging früher immer der Spruch rum: “Wenn Krieg ist fehlen 3 Leute – ich und die beiden Feldjäger die mich suchen”. Das beschreibt die russische Sitation vermutlich recht treffend.

  9. #9 RPGNo1
    23. September 2022

    @spiritus

    Die Meldung von den Staus an der Grenze zu Finnland scheint so auch nicht zu stimmen.

    Die Nachrichten sind widersprüchlich. Aber heute wollen wieder mehr Russen nach Finnland einreisen.

    https://www.n-tv.de/politik/Viele-Russen-draengen-nach-Finnland-article23607162.html

    Unbestritten hingegen ist, dass sich sehr viele junge Russen dem Kriegsdienst entziehen wollen. Die Kosten für Flugtickets haben teils exorbitante Höhen erreicht.

    https://www.derstandard.de/story/2000139307943/flucht-aus-russland-webcamaufnahmen-zeigen-keine-staus-an-finnischer-grenze

  10. #10 spiritus
    23. September 2022

    ” …sehr viele junge Russen dem Kriegsdienst entziehen…”
    Leider fehlen mir da die Relationen und belastbare Zahlen.
    Na klar sind 50 000* Personen ausreichend, um von “sehr viel” zu sprechen. Aber wenn 250 000 sich nicht drücken wollen, und eventuell sogar mit hoher Motivation in den Krieg ziehen, wäre das für uns hier eher eine schlechte Nachricht.
    Ich möchte nur mahnen, dass man sehr schnell Nachrichten, die einem zusagen, weiter verbreitet und gegenteilige Indizien genau so schnell verwirft/vergisst.
    Anders gesagt: Euphorie will bei mir bis jetzt noch nicht aufkommen, aber nach allem, was hier so medial kolportiert wird, hat der Krieg einen unerwarteten Verlauf genommen. Und mindestens das wird durch die Teilmobilmachung in gewisser Weise bestätigt.
    *Zahl völlig aus der Luft gegriffen und nur als Beispiel dienend.

  11. #11 RPGNo1
    23. September 2022

    @spiritus

    Leider fehlen mir da die Relationen und belastbare Zahlen.

    Es sind vor allem die jungen gut ausgebildeten Kräfte, die seit Kriegsbeginn aus Russland ausreisen und fliehen. Dieser Braindrain wird sich immer stärker auf die russische Industrie auswirken.

    Zum Kämpfen müssen die zurückbleiben, die kein Geld, Einfluss oder eine entsprechende Hochschul-Ausbildung haben, wodurch insbesondere die ethnischen Minderheiten in Russland betroffen sind.

    https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100055744/flucht-aus-russland-fachkraefte-wollen-unbedingt-in-den-westen.html

    Und noch etwas zum Thema.

    Tausende Russen treten ihren Militärdienst an, beim Abschied kommt es zu teils dramatischen Szenen. Einige lehnen sich gegen die Einberufung auf. Andere versuchen, Russland so schnell wie möglich zu verlassen.

    https://www.spiegel.de/ausland/teilmobilisierung-in-russland-warum-muessen-wir-in-diesen-krieg-ziehen-a-5d98fedd-cf09-47b0-a86c-ad78e76020d4

  12. #12 Pollo
    im Westen
    23. September 2022

    Was haltet Ihr von der Forderung Melnyks, Europa solle seine Grenzen für die russischen Kriegsdienstverweigerer schließen, denn die sollen gefälligst daheim bleiben und ihren Präsidenten stürzen?
    Zitat: Sorry. Junge Russen, die nicht in den Krieg ziehen wollen, müssen Putin und sein rassistisches Regime endlich stürzen, anstatt abzuhauen und im Westen Dolce Vita zu genießen.”

    https://www.ksta.de/politik/politiker-fordern-aufnahme-melnyk-wettert-gegen-asyl-fuer-russische-deserteure-39966660?cb=1663934391675&

  13. #13 knorke
    23. September 2022

    @Pollo
    Ich denke Melnyk weiß selber ganz gut dass das reiner Populismus ist und mehr muss man dazu auch nicht sagen.

  14. #14 Axel
    23. September 2022

    @knorke
    Eine Portion Populismus ist dabei, so ganz daneben liegt der Botschafter aber nicht. Ein großer Teil der Russinnen haben den mörderischen Krieg gebilligt oder hingenommen, weil man nicht betroffen war. Jetzt kommen die Einschläge näher und man stellt urplötzlich fest, dass man schon immer Pazifist und Putingegner war.

    „Wer sich als Soldat an dem völkerrechtswidrigen und mörderischen Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine nicht beteiligen möchte und deshalb aus Russland flieht, dem muss in Deutschland Asyl gewährt werden“, so die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, gegenüber der „Rheinischen Post“

    SPD-Faktionsvize Dirk Wiese schätzte allein die verschärften Strafen, die Menschen bei Entzug der Einberufung drohten, als „nach jetziger Rechtslage für ausreichend als Asylgrund“ ein.

    Das ist wohlfeiles Politikerinnengeschwätz, denn ein Antrag auf Asyl kann nur derjenige stellen, der sich in Deutschland befindet. Wie sollen den die Russen nach Deutschland kommen?
    Im übrigen ist Fahnenflucht auch in Deutschland eine Straftat und wird mit bis zu 5 Jahren Gefängnis bestraft.

  15. #15 PDP10
    24. September 2022

    @Axel:

    Ein großer Teil der Russinnen haben den mörderischen Krieg gebilligt oder hingenommen, weil man nicht betroffen war.

    Das mag sein. Und der Rest?

    Ich bin da ziemlich zwiespältig. Besonders bei Aussagen wie: “die meisten Russen wollten das ja so und haben Putin unterstützt”. (Das war jetzt nicht zitiert von dir).

    Woher will man das wissen? Haben “die meisten” Russen wirklich der Kreml Propaganda geglaubt? War der eine oder andere, der jetzt zwangsrekrutiert wird vielleicht auf Demos gegen den Krieg und hat nur Glück gehabt nicht verhaftet zu werden? Hat vielleicht der eine oder andere bisher aus Angst geschwiegen? Man weiß es nicht …

    Jetzt kommen die Einschläge näher und man stellt urplötzlich fest, dass man schon immer Pazifist und Putingegner war.

    Siehe oben.

    Das ist wohlfeiles Politikerinnengeschwätz,

    Eigentlich nicht.

    denn ein Antrag auf Asyl kann nur derjenige stellen, der sich in Deutschland befindet. Wie sollen den die Russen nach Deutschland kommen?

    Wie sind denn die vielen Ukrainer nach Deutschland gekommen?

    Im übrigen ist Fahnenflucht auch in Deutschland eine Straftat und wird mit bis zu 5 Jahren Gefängnis bestraft.

    Ja. Und Kriegsdienstverweigerung ist trotzdem ein Menschenrecht (siehe hier). Insbesondere bei nicht völkerrechtlich gedeckten Angriffskriegen und Kriegsverbrechen könnte das auch ein Asylgrund sein. Wird nur oft nicht so behandelt, was eigentlich – so wie ich das verstehe – völkerrechtswidrig ist.

  16. #16 Joseph Kuhn
    24. September 2022

    Kyrill zur Mobilisierung:

    “Seid mutig und erfüllt eure militärische Pflicht. Und denkt daran, wenn ihr euer Leben für euer Land gebt, kommt ihr in das Reich Gottes, zu seiner Herrlichkeit und seinem ewigen Leben”

    https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-putin-russland-teilmobilmachung-priester-kirill-news-91808051.html

    Kyrill vertritt einen Todeskult, in konsequenter Fortsetzung von Putins Oben-ohne-Maskulinismus.

  17. #17 Uli Schoppe
    24. September 2022

    @Axel

    doch, der Botscvhafter liegt sowas von daneben, seine Aussagen sind dermaßen unmoralisch, ich weiß gar nicht was ich sagen soll ohne ausfallend zu werden.

    Und die hier:

    https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-rumaenien-grenze-101.html

    die schicken wir natürlich auch um, sollen die gefälligst Ihr Vaterland verteidigen die feigen Schweine? Da bin ich für einen gnadenlosen pushback in die Ukraine, jawoll!! *ironie off*

  18. #18 Uli Schoppe
    24. September 2022

    Da bin ich ja auf dem Nivea bei Naturkatastrophen in autoritären Staaten keine Hilfe mehr zu Leisten. Die unzufriedene Bevölkerung schafft dann ja vieleicht schneller das Regime ab…

    Aber was will man vom “Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen” – Melnyk schon erwarten.
    Das ukrainische Aussenministerium war da schon weitsichtig: Es hat sich von ihm distanziert: Bei Melnyks Aussagen handele es sich um seine persönliche Meinung, die “nicht die Position des Außenministeriums der Ukraine widerspiegelt”.

  19. #19 knorke
    24. September 2022

    @Joseph Kuhn (6)
    Da fehlt ja nun nicht mehr viel zu Selbstmordattentaten und 40 Jungfrauen im Jenseits. Hat dieser irre Scheiß eigentlich nie ein Ende?

  20. #20 knorke
    24. September 2022

    @PDP10 (15)
    Ich habe gestern auf Youtube ein Video auf dem Kanal Inside Russia gesehen. Da erzählt ein Russe so ein bisschen, wie er die Welt wahrnimmt.
    Da war dann imVideo auch eine Episode dabei, wo ein bekannter von ihm verzweifelt gefragt habe, was er denn jetzt machen solle, er würde ja dann bald eingezogen werden. Darauf der Kanalbetreiber: “Du warst doch für diesen Krieg, hast das Z ans Auto gemacht – das ist doch Deine Chance”. Antwort: “Das war was Anderes”

    Ich denke einen großen Teil der Russen kann man als politisch weitgehend demobilisiert – möglicherweise sogar resigniert – betrachten (man sieht ja durchaus auch die Probleme durch die Oligarchen und dass es Chancen nur in Moskau und St Petersburg gibt). Im Prinzip ist ihnen die Politik egal, solange es sich gut anfühlt was man so hört (“Make Russia great again”) und solange es wirtschaftlich einigermaßen läuft und man vomGeld das man erwirtschaftet leben kann.
    Unter denen mag es dann welche geben, die die Parolen mitgrölen, und andere die sich denken “lasst mich doch einfach zufrieden mit dem Politikscheiß”.Gbts ja hier auch.
    Die die protestieren gehen, die mit Füßen abstimmen, dürften die Minderheit sein – trotzdem sind es sehr viele.
    Gestern habe ich auch ein paar Bilder aus dem russischen Osten gesehen, wo sich Väter & Brüder von ihren Familien verabschiedet haben um in Busse oder Flugzeuge zu steigen: Es ist also beileibe auch nicht so, dass sich alle dem Wehrdienst entziehen wollen oder können. Vielen nehmen es einfach hin zum Sterben in den Donbass gefahren zu werden, was sie dabei denken kann man ihren Gesichtern entnehmen. Vielleicht alles auf einmal was man da so denken kann.

  21. […] ihr Vaterland zu sterben. Auch für ein verbrecherisches Vaterland oder dessen Führungsclique. Es sei denn, sie gehören zu den Clans der Reichen und Mächtigen, […]

  22. #22 Axel
    24. September 2022

    @PDP10 “Wie sind denn die vielen Ukrainer nach Deutschland gekommen?” Ohne Aufenhaltstitel, wie z. B. ein Visum. Aufgrund der Umstände wurden Menschen aus der Ukraine mit der ukrainischen Staatsbürgerschaft davon befreit.
    @knorke “Ich denke einen großen Teil der Russen kann man als politisch weitgehend demobilisiert – möglicherweise sogar resigniert – betrachten (man sieht ja durchaus auch die Probleme durch die Oligarchen und dass es Chancen nur in Moskau und St Petersburg gibt). Im Prinzip ist ihnen die Politik egal, solange es sich gut anfühlt was man so hört (“Make Russia great again”) und solange es wirtschaftlich einigermaßen läuft und man vomGeld das man erwirtschaftet leben kann.”
    Ich vergleiche (ich weiß, sehr dünnes Eis) die Situation heute in Russland mit der in Deutschland nach 1933. Da brachte auch jemand Ordnung ins Chaos. Dann diverse Landnahmen ohne Krieg, anschließend ein Sieg nach dem anderen. Ab Stalingrad änderte sich langsam die Gefühlslage, nach dem 8. Mai hatte man von nichts gewusst, nur Befehlen gehorcht oder war sogar heimlich im Widerstand.

  23. #23 Klaus Trophobie
    24. September 2022
  24. #24 Pollo
    24. September 2022

    @Axel, @knorke

    Ich vergleiche (ich weiß, sehr dünnes Eis) die Situation heute in Russland mit der in Deutschland nach 1933

    Hat man damals auch den (wenigen) Gegnern des NS, von denen viele geflüchtet sind, auch gesagt: bleibt gefälligst zu Hause und kämpft gegen die Nazis, anstatt in den USA, in der Schweiz, in Norwegen oder sonstwo Euch der Dolce Vita hinzugeben?

  25. #25 PDP10
    25. September 2022

    @Axel:

    Ohne Aufenhaltstitel, wie z. B. ein Visum. Aufgrund der Umstände wurden Menschen aus der Ukraine mit der ukrainischen Staatsbürgerschaft davon befreit.

    Nein, wurden sie nicht. Das waren ganz normale Flüchtlinge.

    Du hast nicht mal deine Eigene Frage – ganz zu schweigen von meiner – beantwortet.

  26. #26 PDP10
    25. September 2022

    @Pollo:

    Hat man damals auch den (wenigen) Gegnern des NS, von denen viele geflüchtet sind, auch gesagt: bleibt gefälligst zu Hause und kämpft gegen die Nazis, anstatt in den USA, in der Schweiz, in Norwegen oder sonstwo Euch der Dolce Vita hinzugeben?

    Nein, hat man nicht. Also jedenfalls nichts mit “Dolce Vita”. Aber ansonsten hast du recht ohne Intension.
    Man hat tatsächlich vielen Flüchtlingen des NS-Regimes gesagt: “Geht weg! Ihr kommt hier net rein!”.

    Die Schweizer beispielsweise haben sich da gegenüber den europäischen Juden sehr hervor getan. Wie auch viele andere Nationen in Europa und Amerika.

    Wer nach 1938 noch versucht hat aus Deutschland zu fliehen brauchte entweder gute Verbindungen oder hatte extrem schlechte Karten. Egal ob Jude, Kommunist, oder “bloß” kritischer Intellektueller.

    Die Frage ist immer bei Flüchtlingsfragen: Möchten wir das nochmal so haben? Eigentlich nicht. Deswegen gibt es die Genfer Flüchtlings-Konvention.

  27. #27 Moreno
    25. September 2022

    Ich denke schon, dass wir russische Fahnen-Flüchtige aufnehmen sollen. Niemand darf dazu gezwungen werden, in einer Diktatur an einem völkerrechtswidrigen Krieg teilzunehmen zu müssen.

  28. #28 Axel
    25. September 2022

    @PDP10 “Nein, wurden sie nicht. Das waren ganz normale Flüchtlinge.
    Du hast nicht mal deine Eigene Frage – ganz zu schweigen von meiner – beantwortet.”
    https://www.bamf.de/DE/Themen/AsylFluechtlingsschutz/ResettlementRelocation/InformationenEinreiseUkraine/_documents/ukraine-faq-de.html?nn=1110322

  29. #30 Staphylococcus rex
    26. September 2022

    Vielleicht lohnt es hier zuerst einmal zu hinterfragen, wofür eigentlich die Reservisten ihr Leben riskieren sollen. Oder anders, welche Alternativen gibt es zum Krieg? Russland hat den Krieg begonnen, beendet werden kann dieser Krieg aber nur, wenn beide Seiten (Russland und Ukraine) damit einverstanden sind.

    Ein für die Ukraine akzeptabler Friedensvertrag würde bedeuten Rückzug der russischen Truppen, Klärung des Status der ehemaligen Rebellengebiete in der Ostukraine und der Krim, Rückkehr der aus den eroberten Gebieten verschleppten Ukrainer, Reparationen für Kriegsschäden und Aufarbeitung der Kriegsverbrechen. Putin ist derartig tief in diesen Krieg verstrickt, dass ein Friedensvertrag und ein Machterhalt Putins sich gegenseitig ausschließen. Über einen baldigen Sturz Putins möchte ich nicht spekulieren, deshalb ist ein Frieden für mich in weiter Ferne.

    Weniger hoch sind die Hürden für einen unbefristeten Waffenstillstand. Das Mindeste wäre ein sofortiger Rückzug aller russischen Truppen auf den Stand vor dem 24.02.22. Ob die Ukraine sofort darauf eingehen würde, kann ich nicht sagen, aber die Unterstützung für die Ukraine würde erodieren, wenn sich die Ukraine einem derartigen Waffenstillstand verweigern würde.

    Warum also hat Putin nicht schon ein derartiges Angebot gemacht, wenn der Krieg schlecht für ihn läuft? Aus meiner Sicht hat Putin mit den Eroberungen in der Ostukraine und dem Landkorridor zur Krim gerade so das Minimalziel dieses Krieges erreicht, um vor seinen eigenen Leuten die Opfer dieses Krieges zu rechtfertigen. Jeder Rückzug von den jetzigen Positionen wäre das Eingeständnis einer Niederlage und damit eine Bedrohung für seine Macht. Vielleicht würden ihm im Fall aller Fälle seine chinesischen Freunde den Posten eines Lagerkommandanten in einem uigurischen Umerziehungslager anbieten, ich glaube aber nicht, dass dies für Putin ein akzeptabler Alternativplan ist.

    Langer Rede kurzer Sinn, die aktuelle russische Position ähnelt der Deutschlands im Jahr 1916. Eine Remisfrieden wäre möglich gewesen, aber die Machthaber wollten zum eigenen Machterhalt einen Raubfrieden. Auch wenn die russische Bevölkerung einer pausenlosen Propaganda ausgesetzt ist, tief im Innersten wissen die meisten einberufenen Reservisten, dass dies nicht ihr Krieg ist und dass ihr Opfer nur dazu dient, einen Diktator und Feigling vor der Konfrontation mit der Realität zu bewahren.