Der frühere Kommunist Putin hat der Marxschen Formel von der Religion als Opium des Volkes zusammen mit seinem Gefolgsmann Kyrill schon lange eine instrumentelle Wendung gegeben, als „Opium für das Volk“. Kyrill hat zur Zufriedenheit Putins auch den Überfall auf die Ukraine immer unterstützt und betet für den Sieg. Besonders unappetitlich hat er sich jetzt Medienberichten zufolge im Zusammenhang mit der Mobilisierung in Russland geäußert, indem den betroffenen jungen Männern, wenn sie für Putin sterben, den Lohn Gottes verspricht:

“Seid mutig und erfüllt eure militärische Pflicht. Und denkt daran, wenn ihr euer Leben für euer Land gebt, kommt ihr in das Reich Gottes, zu seiner Herrlichkeit und seinem ewigen Leben”

Hier kommt nicht nur die ungute Tradition der „Ehe von Thron und Altar“ zum Ausdruck, hier kehrt in religiöser Sprache auch die toxische Männlichkeit wieder, die deren Hohepriester, der Oben-ohne Reiter Putin, schon lange zelebriert: Echte Männer sind bereit, für ihr Vaterland zu sterben. Auch für ein verbrecherisches Vaterland oder dessen Führungsclique. Es sei denn, sie gehören zu den Clans der Reichen und Mächtigen, natürlich.

Vor allem die katholische Kirche taktiert zwischen Distanz und Gesprächsoffenheit. Gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche mag das angehen, gegenüber Kyrill ist es falsch. Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, aber falls es ihn gibt, kennt Kyrill trotz seiner KGB-Erfahrung ganz sicher nicht dessen Willen und auch nicht die Regeln des Reiches Gottes. Es wäre gut, wenn die christlichen Kirchen sich mit klaren Worten dagegen verwahren, dass Kyrill ihren Glauben in blasphemischer Anmaßung in einen Todeskult verwandelt.

Kommentare (44)

  1. #1 Kerberos
    24. September 2022

    Also,
    wenn man sich die Kruzifixerei und das
    Mätyrerunwesen anschaut, kann man
    das Christentum kaum als etwas anderes
    als einen Todeskult sehen.

    • #2 Joseph Kuhn
      24. September 2022

      @ Kerberos:

      Wenn man so argumentiert, gehen die Unterschiede zwischen Kyrills Todesverherrlichung und den Hauptströmungen des Christentums in der Gegenwart verloren. Genauso gut könnte man dann sagen, Staaten haben schon immer Kriege geführt, so what.

  2. #3 lion in oil
    24. September 2022

    Seit 1965, dem Ende des 2. Vatikanischen Konzils, werden keine Waffen mehr geweiht. Papst Franziskus hat sich eindeutig gegen den Krieg geäußert.
    Kyrill ist nicht der Sprecher des Christentums.

    Das Christentum auf den Todeskult zu reduzieren, das wäre übertrieben. Richtig ist, in jeder Barockkirche gibt es ein “memento mori”, aber wichtiger ist der Taufstein, der das Leben symbolisiert.

  3. #4 hto
    Holographische Konfusion
    24. September 2022

    @Kuhn

    Was sind denn die “Hauptströmungen des Christentums in der Gegenwart”???

  4. #5 Dirk Freyling
    Erde
    24. September 2022

    Putin propagiert und “lebt” eine taktische Allianz mit der russisch-orthodoxen Kirche. Hätte er dass nicht getan respektive würde er das nicht tun, wäre er nicht an der Macht. Mit Putins Glauben hat das wenig bis nichts zu tun. Genauso machen das amerikanische Präsidenten. “God bless america”

    Zur Erinnerung
    Martin Luther versprach jedem Soldaten, der beim Krieg gegen aufständische Bauern einen Bauern ermordete, und selbst ums Leben kam, einen Platz im Himmel. (Man vergleiche Verheißungen an islamische Selbstmordattentäter)

    Jedes so genannte Menschenrecht musste der Kirche im Kampf abgerungen werden.

    Ansonsten Ihr Denkansatz ist im Kern unvollständig…
    Zur Erinnerung, Kenntnisnahme und Selbstanalyse:
    “Vergessene” Wahrheiten
    Da war doch mal was… ein “alter” Tagesschau-Kommentar von Georg Restle zur Einordnung der Situation: https://media.gab.com/system/media_attachments/files/112/127/202/playable/073c09f4e988b08c.mp4

    Der Kommentar aus der ARD-Vergangenheit zeigt auf, wie “öffentlich Rechtliche” den Konflikt bewerteten und wie sie diese Informationen aktuell bewusst ausblenden, wenn über den Konflikt berichtet wird …Ihre Ausführungen zur russischen Kirche und deren “Oberhaupt” sind – plakativ formuliert – wie Nebelkerzen. Nicht “fishing for compliments” sondern “fishing for moral”
    Hand aufs Herz, wie anders sollte sich den ein orthodoxer Kirchenführer äußern?

    Übrigens, ich bin weder ein Anhänger Putins noch gläubig, aber (an)erkenne sehr wohl die Taktik und Stringenz der russischen Führung in diesem Konflikt…

    • #6 Joseph Kuhn
      25. September 2022

      @ Dirk Freyling:

      “Martin Luther …”

      … lebte von 1483 bis 1546.

      “Hand aufs Herz, wie anders sollte sich den ein orthodoxer Kirchenführer äußern?”

      Wie wohl?

  5. #7 PDP10
    25. September 2022

    @Dirk Freyling:

    Hand aufs Herz, wie anders sollte sich den ein orthodoxer Kirchenführer äußern?

    Orthodox heißt aber nicht immer Orthodox. Man meint damit einmal die extrem konservative Auslegung von religiösen Regeln und ein andermal die Orthodox-Christliche Kirche. Welche der beiden Bedeutungen schwebt dir so vor?

    Übrigens, ich bin weder

    Wenn man solche Satzanfänge liest wartet man geradezu auf ein “aber”. Und was nach dem “aber” kommt ist fast immer Unfug. Meist mit Ressentiments oder dem Bejubeln derselben gewürzt …

  6. #8 Kerberos
    25. September 2022

    @Kuhn #2,
    es gibt diese Unterschiede, aber die stammen aus dem
    Mittelalter und der Reformationszeit.
    In Russland gab es nie einen Putsch der Pfaffen gegen
    den Kaiser, keine Reformation, keine Katharer ( die
    übrigens dezidiert gegen das Kreuzessymbol waren,
    da es halt eine Variante eines Galgens war) oder
    andere “Revoluzzer” gegen die Pfaffen.
    Die Einheit von Kirche und Staat (mit der Kirche in
    der Dienerrolle) hat eine 1000 jährige Tradition
    in Rußland , das stammt evtl schon aus Byzanz.
    In der Urform ist das Christentum die Religion der
    Unterschichten (Sklaven) , die nur auf das “Jenseits”
    (nach dem Tod!) hoffen konnten.
    Kerberos

  7. #9 wereatheist
    25. September 2022

    Die orthodoxen Kirchen sind zugleich Nationalkirchen (alle? Weeß ick nich).
    Ich möchte lieber nicht recherchieren müssen, wie sich z.B. die Serbisch-Orthodoxe Kirche im Jugoslawischen Sezessionskonflikt geäußert hat. Es könnte Unschönes zutage kommen. Und völlig erwartbar, also kein echter Erkenntnisgewinn für die Mühe.

  8. #10 wereatheist
    25. September 2022

    Eine der Hauptströmungen des Christentums in der Gegenwart, sogar eine die quasi krebsgeschwürartig wächst, stellen Pfingstkirchen dar.
    Die kann man nicht über einen Kamm scheren, aber die glauben alle an die baldige Wiederkunft, und viele predigen das Reichtums-Evangelium, also wer reich ist, ist von G’tt begnadet, nach Reichtum streben ist g’ttgefällig, also Gier ist gut.
    Es sollte nicht überraschen, dass derlei Kulte kein Problem mit Spenden für die (um)Missionierung haben. Ein Katholik weniger, und so die sozialreformerischen Flausen, die damit verbunden sind, und der Raubtierkapitalismus gewinnt.

  9. #11 hto
    26. September 2022

    Danke wereatheist, Daumen hoch 😉

  10. #12 Alisier
    26. September 2022

    @ Joseph Kuhn
    Putin war Kommunist?
    Oder war er gar ein Linker und ist immer noch einer?
    Das würde die Affinität mancher sich als links Verstehenden zu ihm zumindest teilweise erklären.
    Und ich stimme einigen Vorrednern darin zu, dass das Christentum natürlich immer ein Todeskult war, und zwar von Anfang an.
    Ewiges Leben? Ja klar, aber eben erst nach dem Tode und nachdem man ein gottgefälliges Leben geführt hat und (manchmal auch oder) sich zur Ideologie klar bekennt. Und was gottgefällig ist bestimmen die Exegeten, respektive die unter ihnen, die sich durchsetzen.
    Es ist aus meiner Sicht eher ein Wunder, wenn mal einer unter ihnen sich nicht todeskultig äußert. Meistens ist er oder sie dann aber schon innerlich längst ausgetreten.
    Von einem Tiger zu erwarten, dass er plötzlich Gras frisst halte ich schon für einigermaßen blauäugig. Wobei der Tiger nicht anders kann als zu töten um zu überleben.

    • #13 Joseph Kuhn
      26. September 2022

      @Alisier:

      Auch wenn du gerne „Linke“ als pauschales Vorurteilsetikett pflegen und hegen darfst, was immer du darunter auch einsortieren magst: Was bitte macht Putin denn zu einem „Linken“? Wo ist seine Achtung vor der Menschenwürde, vor Freiheit, vor Solidarität?

      Das Christentum (bzw. die Kirchen) will ich gewiss nicht verteidigen, aber ob man es, vor allem in der Gegenwart, so einfach als „Todeskult“ charakterisieren kann? Woher dieses Bestreben, die Unterschiede zwischen Kyrill und seinen katholischen oder evangelischen „Glaubensbrüdern“ einzuebnen, statt zu fordern, dass sie sich klar und vernehmbar äußern (manche tun es ja)?

  11. #14 schlappohr
    26. September 2022

    Ist ein Glaubenssystem, das ausgerechnet ein barbarisches Folterinstrument zu seinem Symbol zum allsonntäglichen davor Niederknien erkoren hat, nicht per se schon ein Todeskult?

    Aber ganz davon abgesehen, religiöser Glaube jeglicher Art war zu allen Zeiten ein Machtinstrument für diejenigen, die ihn als solchen einzusetzen wussten. Wenn jemand Skrupel hat, den Sprengstoffgürtel zu zünden, verspricht man ihm sieben duftende Jungfrauen mit großem Brüsten, die auf der anderen Seite bereits auf ihn warten, oder man stellt dem jungen Soldaten ein ewiges Leben in Aussicht, damit er sich endlich als Kanonenfutter für seinen jeweiligen Despoten verdingt. Auch sehr beliebt, man droht dem Klosterschüler, der sich partout nicht ausziehen will, mit dem Fegefeuer und ewiger Verdammnis. Das ist ja alles nicht neu. Man wäre ja fast schon enttäuscht, wenn Putin dieses Register nicht ziehen würde.

  12. #15 aristius fuscus
    26. September 2022

    Der wichtigste Unterschied zwischen der orthodoxen Kirche in Russland und bspw. den Amtskirchen in Deutschland ist ihre Relevanz in der Gesellschaft und damit ihr Einfluss auf die Politik. Während in Russland die orthodoxe Kirche (wieder) sehr einflussreich ist (gerade auch auf die Politik), ist sie hier in Deutschland weitgehend nullifiziert.
    Ein kurzer Blick auf die Geschichte des Christentums zeigt uns, dass die Haltung christlicher Würdenträger zu staatlicher Gewalt in erster Linie davon abhängt, wieweit sie diese staatliche Gewalt zu lenken vermögen. So wurde im frühen Christentum die Teilnahme an christlichen Gottesdiensten den kaiserlichen Soldaten geradezu untersagt, solange die Obrigkeit heidnisch war. Aber schon 314, also gerade einmal 2 Jahre nach Konstantins Machtergreifung, hat die Synode von Arelate für Fahnenflucht die Exkommunikation angeordnet.
    Wem das zeitlich zu weit weg ist, der kann sich ja einmal mit der Wiederaufrüstung der Bundesrepublik in den 1950er Jahren befassen. Bei einem pfaffenhörigen Bundeskanzler wie Adenauer hatte weder katholische noch evangelische Geistlichkeit ein Problem mit Aufrüstung und Kriegsdienst, erst die Entfremdung von Politik und Religion in den 1960er Jahren führte dann dazu, dass die christlichen Kirchen sich auf pazifistische Tugenden besannen. Insofern stehen sowohl Kyrill als auch die deutschen Bischöfe in einer durchweg christlichen Tradition.

  13. #16 Alisier
    26. September 2022

    @ Joseph Kuhn
    Der erste Teil meines Kommentars war launig, zugegeben.
    Aber da ich selbst oft genug als “links” verschrien werde, und mich auch durchaus links (mit viel Grün) verorte, denke ich doch bei der Linksdefinition ein Wörtchen mitreden zu können.
    Und links ist eben nicht gleich links, und Antifaschismus ein komisches Konstrukt, das ja eben von Putin und Teilen der bundesdeutschen Linken gleichermaßen als Legitimation missbraucht wird.
    Das Ganze ist komplex, aber Putin als ehemaligen Kommunisten zu bezeichnen fand ich eben maximal schräg.
    Ok, später gerne mehr dazu. Das Thema hätte es in sich, wenn wir uns dann nicht verhakeln.

    • #17 Joseph Kuhn
      26. September 2022

      @ Alisier:

      Das verstehe ich schlicht nicht. Putin war doch Mitglied der kommunistischen Partei. Warum ist es dann „maximal schräg“, ihn als ehemaligen Kommunisten zu bezeichnen?

  14. #18 Schwatzfinger
    26. September 2022

    Christen…sind das nicht jene, die (neben der Anhängigkeit an einen mehrtausend Jahre alten HIrtenkult) der unvorstellbar schmerzhaften Folterung eines Menschen bis zu dessen Tod huldigen, indem sie ritualisiert/symbolisch dessen Fleisch essen und dessen Blut trinken? Ja klar, ewiges Leben…

    • #19 Joseph Kuhn
      26. September 2022

      @ Schwatzfinger:

      Papageienmäßig noch mal nachgefragt: Kyrill unterscheidet sich also nicht vom christlichen Mainstream der Gegenwart, und es macht daher auch keinen Sinn, von der katholischen und evangelischen Kirche vernehmbare Worte einzufordern?

  15. #20 Peter Friedrich
    27. September 2022

    Der traurige Gossenhalunke Kyrill steht für die proaktive religiöse Verbrämung des nuklearen Vernichtungskrieges und stellt damit wohl den historischen Höhepunkt der Perfidie religiöselnder Gewaltverherrlichung dar.
    Gott findet es toll, wenn russische Atomraketen westeuropäische Städte vernichten, und Gott nimmt die bei einem eventuellen Gegenschlag verbrutzelten Russen unter besonderen himmlischen Belohnungen bei sich auf.
    Von dieser üblen Posse haben sich prominente deutsche Kirchenleute wie etwa Kardinal Marx deutlich distanziert.
    Es ist wohl an der Zeit zu unterscheiden zwischen psychisch defizitären Personen und Personenkreisen, die über die religiöse Schiene Irrwitz und psychosexuelle Entwicklungsstörungen ins Grenzenlose austreiben einerseits und Menschen mit gesellschaftlich wertvollem kirchlich-caritativem Engagement andererseits.
    Auch im Kampf gegen die ausufernden Verschwörungsmythen und sektenartigen Gruppierungen stellen etwa die kirchlichen Sektenbeauftragten eine wertvolle Unterstützung dar. So kategorisiert der Sektenbeauftragte der bayerischen Landeskirchen, Dr. Matthias Pöhlmann, die Sektenideologien nach christlich-humanitären Kriterien, insbesondere unter dem Aspekt der Gnade. So favorisiert etwa der „König von Deutschland“, Peter Fitzek, den „Willen“, und steht damit in gnadenloser NS-Tradition vom „Triumph des Willens“.

  16. #21 lioninoil
    27. September 2022

    Die Ursache des Ukrainekrieges ist nicht das Christentum. Es ist auch nicht der Kommunismus.
    Beide setzen sich für die Rechte der Schwachen ein und beide fordern soziale Gerechtigkeit.

    Nur wird das Regime in Moskau von einem ehemaligen KGB Mitarbeiter regiert und die Orthodoxe Kirche in Moskau von einem Patriarchen, der das höchste Gebot der Christentums „Liebe Deinen Nächsten“ nicht verinnerlicht hat.

    Also, was kann man zur röm-kath. Kirche sagen ? Sie hat auch noch nicht den Ernst der Lage erkannt, die Welt steht vor einer Eskalation des Krieges mit der Gefahr, dass Atomwaffen eingesetzt werden.

    Wenn Putin offen damit droht „Ich bluffe nicht“, dann erwartet man vom Papst auch etwas „Wortgewaltiges“, damit der Todeskult nicht Wirklichkeit wird.

  17. #22 schwatzfinger
    27. September 2022

    @Joseph Kuhn #17
    Gibt es diesen Mainstream? Die einen predigen Frieden, die anderen unterstützen die LRA. Die einen sind laut, die anderen eher nicht und verüben ihre Greuel jenseits der Öffentlichkeit. Ich glaube nicht, dass eine Ansprache an Kyrill was bringen würde, auch nicht, wenn diese Ansprache von den anderen Strömungen gemeinsam verfasst wäre.

    • #23 Joseph Kuhn
      27. September 2022

      @ Schwatzfinger:

      Ob es etwas bringen würde, weiß ich natürlich auch nicht. Das hängt vermutlich sehr von der Form ab, in der es geschieht.

      Aber Einstellungen nach dem Schema „nützt doch eh alles nichts“ sind der Klassiker der Depolitisierung. Man liest derzeit oft, das sei auch ein Grundproblem der russischen Gesellschaft.

  18. #24 schwatzfinger
    27. September 2022

    @Joseph Kuhn #23
    >Aber Einstellungen nach dem Schema „nützt doch eh alles nichts“ sind der Klassiker der Depolitisierung.Man liest derzeit oft, das sei auch ein Grundproblem der russischen Gesellschaft.<
    Das ist wohl so. Ich glaube darüberhinaus auch einen übersteigerten Nationalismus zu erkennen. Beides sind ungute Entwicklungen…

  19. #25 schwatzfinger
    27. September 2022

    Hoppla, da hat die Forensoftware scheinbar ein kleines Problem mit Grösser- und Kleinerzeichen. Sollte heissen:

    @Joseph Kuhn #23
    ‘Aber Einstellungen nach dem Schema „nützt doch eh alles nichts“ sind der Klassiker der Depolitisierung.’
    Das sehe ich im Grunde auch so. Aber die Ansprachen an Putin sind auch einfach so verpufft und Kyrill ist vermutlich mehr Politiker als Kirchenmann.

    ‘Man liest derzeit oft, das sei auch ein Grundproblem der russischen Gesellschaft.’
    Das ist wohl so. Ich glaube darüberhinaus auch einen übersteigerten Nationalismus zu erkennen. Beides sind ungute Entwicklungen…

  20. #26 rolak
    27. September 2022

    da hat die Forensoftware scheinbar ein kleines Problem mit > und <

    Für den Fall, daß der Finger noch a weng mehr schwatzen mecht:
    a) dies ist ein blog (in einer blogFamilie), kein Forum
    b) deswegen ist die MarkupLanguage auch nicht nicht BBCode oä, sondern HTML. Allerdings sehen beide Interpreter es nicht gerne, wenn für sie reservierte Zeichen spontan aus der vorbeifließenden Buchstabensuppe gelöffelt werden – und bei HTML sind dies "&<>' und der Tabulator.

    Wesentlich ausführlichere Hilfe gibts dort und um ‘dort’ herum, aber bitte beachten, daß bei WordPress´ Eingabefenster nur wenig HTML-tags den Filter überleben.
    Viel Spaß weiterhin!

  21. #27 Staphylococcus rex
    27. September 2022

    Der Todeskult ist aus meiner Sicht kein Privileg des Christentums, alle Religionen, die eine bessere Zukunft im Jenseits versprechen, haben damit eine Art Todeskult. Der Unterschied besteht eher darin, ob die Vertreter dieser Religionen aus der Vergangenheit gelernt haben und wie aggressiv dieser Todeskult vermarktet wird.

    Die russisch-orthodoxe Kirche hat hier Nachholebedarf. Im ersten Weltkrieg haben die Vertreter aller großen Kirchen die jeweiligen Waffen gesegnet. In der katholischen Kirche wurde erst mit dem zweiten Vatikanischen Konsil hier ein endgültiger Schlusstrich gezogen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Waffensegnung

    Nach der russischen Revolution von 1917 hatte die russisch-orthodoxe Kirche andere Probleme als die eigenen Fehlleistungen der Vergangenheit aufzuarbeiten. Auch wenn es schwerfällt zu glauben, aber prinzipiell sind auch Kleriker lernfähig und können sich über tief verwurzelte Traditionen erheben, wie das Beispiel Waffensegnung und katholische Kirche zeigt.

    Die russisch-orthodoxe Kirche hätte die Gelegenheit nutzen können, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen (sowohl aus eigenen Fehlern als auch aus den Fehlern der anderen christlichen Kirchen). Offensichtlich lagen in den 90-er Jahren nach dem Ende der Sowjetunion die Prioritäten woanders. Irgendwann wird die Ära Putin vorbei sein. Spätestens dann wird sich die Institution russisch-orthodoxe Kirche ihrer Vergangenheit stellen müssen. Noch schöner wäre es, wenn auch die individuell Verantwortlichen wie Patriarch Kyrill sich der Vergangenheitsbewältigung stellen müßten.

  22. #28 lioninoil
    28. September 2022

    Bei jeder Messe wird dieses Gebet gesprochen „„Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“

    Daraus wird ersichtlich, dass der Tod Christi am Karfreitag nur die eine Hälfte des Glaubens ausmacht, der zweite Teil verkündet den Sieg über den Tod, die Auferstehung am Ostersonntag.

    Im Mittelalter war der Karfreitag der höchste Feiertag im Christentum, heute ist es der Ostersonntag. Man kann also eine Kehrtwende im Christentum beobachten , vom Tode zur Überwindung des Todes.

    In der kerygmatischen Theologie wird sogar die „Frohe Botschaft“ in den Mittelpunkt gerückt.

  23. #29 Paul
    28. September 2022

    Kehrtwende im Christentum? Nach wie vor wird verkündet “alle (!) Menschen sind Sünder”, also egal ob sie Morde begangen haben oder nur eine kleine Steuerhinterziehung, alle werden über einen Kamm geschoren.

  24. #30 lioninoil
    nach dem Rasenmähen
    29. September 2022

    Paul,
    Die Bibel sagt auch, “Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.” Das ist eine Parabel , wo eine Frau gesteinigt werden soll, so wie es das Gesetz verlangt.
    Jesus kommt dazu, und alle warten auf seine Meinung. Wie wird sich der gesetzestreue Rabbi verhalten?
    Jesus antwortet:”Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein”. Und die Menge ging schweigend auseinander.

  25. #31 Redeschwall
    29. September 2022

    Nene, das Christentum ist purer Hoffnungskult. Und zwar auf das Opfer Jesu um der Sünden der Gläubigen wegen, die dann Jesus auf sich nimmt. Die Wiederauferstehung ist dann nur noch das mythologische Sahnehäubchen oben drauf, aber eben nebensächlich.

    Hm, also doch ein Todeskult? Nur eben nicht direkt um den Tod des Christenmenschens?

  26. #32 Redeschwall
    29. September 2022

    #28 lioninoil
    28. September 2022

    Im Mittelalter war der Karfreitag der höchste Feiertag im Christentum, heute ist es der Ostersonntag. Man kann also eine Kehrtwende im Christentum beobachten , vom Tode zur Überwindung des Todes.

    Nun ja, was dir hinterhergeschmissen wird, will seine Unwichtigkeit kaum verbergen. Wenn also tatsächlich “Heute” mehr die Auferstehung “gefeiert” wird, lenkt das eben mehr vom “Eigentlichen” ab, was davor geschah….verbrochen wurde. Keine Wiederauferstehung ohne vorheriges Ableben, nicht wahr?

    Diese Schwerbunktverschiebung mag allerdings einen Grund haben, der nicht unbedingt im Ablenken vom Opfermord besteht. Was der wohl sei?
    Mir schwirrt jedenfalls immer die Frage im Sinn, was man wohl gegen eines seiner Kinder tut, das nur auf sein Erbe wartet. Das ist so eine ungemütliche Aussicht und kann dem zukünftigen Erblasser kaum recht sein, oder?

  27. #33 lioninoil
    29. September 2022

    Das Christentum als Hoffnungskult zu beschreiben, das ist treffend. Was bleibt denn dem Menschen anderes übrig als zu hoffen, dass das Leben “human” abläuft, mit wenig Krankheit, mit wenig Unglück, dass alles so abläuft wie geplant.
    Ja, und wenn wir schon beim Sahnehäubchen sind, Jesus sagt, “Wer an micht glaubt wird leben, wenngleich er stürbe”. Das ist die Frohe Bostschaft.
    Ich glaube daran!

  28. #34 RainerO
    29. September 2022

    … der werfe den ersten Stein.” Das ist eine Parabel …

    Ja, eine Wurfparabel.

  29. #35 hto
    29. September 2022

    Robert feiert hier Erlösung und Wiederauferstehung!? 🙂

  30. #36 lioninoil
    30. September 2022

    hto,
    du kommst dem Sinn von Religion schon nahe.
    Jeder Mensch muss in den Sumpf seiner Vergangenheit eintauchen, um die Fehler zu erkennen und abarbeiten zu können. Wer das nicht kann oder verdrängt, der entwickelt eine Depression.
    Man kann deshalb Religion als Therapie der Menscheit verstehen mit Depressionen umzugehen und sie auch zu verhindern.
    Aber…. das wäre nicht vollständig……

  31. #37 RainerO
    30. September 2022

    @ Robert Nicknamehopper
    Du hast nach wie vor keine Ahnung, was eine Depression ist. Halt bitte einfach deinen Rand. Dein gedankenloses Geplappere ist einfach nur nervtötend und treibt jedem halbwegs intelligenten Menschen die Fremdschamröte ins Gesicht.

  32. #38 lioninoil
    30. September 2022

    Zum Christentum gehören auch die orthodoxen Kirchen Europas.
    „Die orthodoxen Kirchen bilden mit ca. 300 Millionen Angehörigen die zweitgrößte christliche Gemeinschaft der Welt. „
    Sie verstehen sich als Einheit. Der Patriarch von Moskau vertrat aber gegenüber dem Vorgängerpapst Benedikt die Meinung, dass nur er für den Bereich Moskau zuständig wäre.
    „In seiner Ansprache vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf am 18. März 2008 kritisierte Kyrill I., dass es in der Europäischen Grundrechtecharta keine Klausel zu Beschränkungen der darin zugesicherten Rechte und Freiheiten gibt, um den „gerechten Anforderungen der Moral“ genüge zu tun .
    Im April 2013 kritisierte er den Feminismus in einer Erklärung scharf und bezeichnete ihn als ein „gefährliches Phänomen“ .
    In einer Predigt im Juli 2013 erklärte Kyrill die Legalisierung von Homo-Ehen zu einem Anzeichen für den bevorstehenden Weltuntergang und rief dazu auf, alles zu tun, damit im „Heiligen Russland“ das Gesetz nie die Sünde unterstützt, was ein Prozess der Selbstzerstörung wäre.[28] .(aus Wikipedia)
    Das hat formal nichts mit Todeskult zu tun. Der Patriarch von Moskau betreibt eher eine Politik der Restauration. Und diese Meinung vertritt auch Putin, der damit seine Diktatur des KGB rechtfertigt.

  33. #39 naja
    30. September 2022

    @ lioninoil

    In der Bibel steht auch (kurz ergoogelt, einkopiert, ungeprüft)

    Mose trat an das Lagertor und sagte: Wer für den Herrn ist, her zu mir! Da sammelten sich alle Leviten um ihn. Er sagte zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jeder lege sein Schwert an. Zieht durch das Lager von Tor zu Tor! Jeder erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten. Die Leviten taten, was Mose gesagt hatte. Vom Volk fielen an diesem Tag gegen dreitausend Mann. Dann sagte Mose: Füllt heute eure Hände mit Gaben für den Herrn! Denn jeder von euch ist heute gegen seinen Sohn und seinen Bruder vorgegangen, und der Herr hat Segen auf euch gelegt.

    … Ist das auch die frohe Botschaft?

  34. #40 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/
    1. Oktober 2022

    IANAReligionswissenschaftler, aber meines Wissens ist für die Protestanten heute noch Karfreitag der höchste Feiertag und für die Katholiken war es schon immer Ostersonntag. Offiziell.
    Faktisch ist für die Katholiken, die ich kennengelernt habe, der höchste Feiertag Weihnachten.

    Religionsführer dienten sich im Laufe der Weltgeschichte meist dem Zeitgeist an. Mit Verzug, da sie die Agilität von fließendem Teer haben, und wenn sie selbst mal eine Bewegung anführen, dann ist das oft noch schlimmer.

  35. #41 Stephan
    1. Oktober 2022

    #12 Alisier

    “Ewiges Leben? Ja klar, aber eben erst nach dem Tode und nachdem man ein gottgefälliges Leben geführt hat”

    Nein. Wenn man getauft ist.

  36. #42 lioninoil
    1. Oktober 2022

    Was ist das Christentum ?
    Das sind etwa 2 Milliarden Menschen auf der Welt.
    Die teilen sich auf in verschiedene Konfessionen und in denen sind wiederum einige tausend Sekten.
    Es gibt also die unterschiedlichsten Meinungen.
    Alle berufen sich auf das Alte und das Neue Testament.
    naja,
    dein Bibelauszug stammt aus dem Alten Testament, da ging es noch kriegerischer zu.
    Und…..die Bibelforschung hat herausgefunden, dass im Alten Testament eine blumige bildhafte Sprache vorherrschte. Im Englischen sagt man auch: “It’s raining cats and dogs” obwohl das gar nicht stimmt.

    user
    kirchliche Feiertage, das sind Tage, die die Kirchen erfunden haben, das steht nicht in der Bibel. Der einzige belegte Feiertag von dem die Bibel spricht, das ist der Sabbath. Alles andere ist Menschenwerk.

    Stephan
    “Ja klar, du weißt was Ewiges Leben ist” Kein Mensch weiß das. Das ist eine bildhafte Umschreibung eines Seelenzustandes, genauso wie Himmel und Hölle.
    Die Taufe ist auch keine Voraussetzung. Noch nicht einmal ein gottgefälliges Leben.
    Der Verbrecher, der neben Jesus gkreuzigt wurde, der war Verbrecher und trotzdem hat ihn Jesus frei gesprochen.
    Was soll damit gesagt werden, das Christentum hat das Potential der Menschheit ein Ziel zu geben für das es sich lohnt einzutreten.

  37. #43 naja
    1. Oktober 2022

    @lioninoil

    Ja, ich weiss, dass Moses aus Teil eins ist. Die von Ihnen genannten Jesusgeschichten sind übrigens aus dem Sequel. Und jetzt? Selektiv Bücher zitieren, können viele… Diese Bücher mit ihren “frohen Botschaften” eignen sich scheinbar ganz gut, um daraus heilige Kriege abzuleiten. Wenn etwas so interpretationsoffen ist, dass man alles daraus ableiten kann, sagt es eigentlich nichts.

  38. #44 lioninoil
    1. Oktober 2022

    naja,
    die Zeit der heiligen Kriege ist vorbei, jedenfalls für das Christentum. Die Interpretationsbreite ist vorhanden, alles abzuleiten wäre übertrieben.
    Der Dekalog, von den kulturellen Gegebenheiten entblättert, der ist immer noch die Grundlage unseres Grundgesetzes und auch des Völkerrechtes.