Der frühere Kommunist Putin hat der Marxschen Formel von der Religion als Opium des Volkes zusammen mit seinem Gefolgsmann Kyrill schon lange eine instrumentelle Wendung gegeben, als „Opium für das Volk“. Kyrill hat zur Zufriedenheit Putins auch den Überfall auf die Ukraine immer unterstützt und betet für den Sieg. Besonders unappetitlich hat er sich jetzt Medienberichten zufolge im Zusammenhang mit der Mobilisierung in Russland geäußert, indem den betroffenen jungen Männern, wenn sie für Putin sterben, den Lohn Gottes verspricht:
“Seid mutig und erfüllt eure militärische Pflicht. Und denkt daran, wenn ihr euer Leben für euer Land gebt, kommt ihr in das Reich Gottes, zu seiner Herrlichkeit und seinem ewigen Leben”
Hier kommt nicht nur die ungute Tradition der „Ehe von Thron und Altar“ zum Ausdruck, hier kehrt in religiöser Sprache auch die toxische Männlichkeit wieder, die deren Hohepriester, der Oben-ohne Reiter Putin, schon lange zelebriert: Echte Männer sind bereit, für ihr Vaterland zu sterben. Auch für ein verbrecherisches Vaterland oder dessen Führungsclique. Es sei denn, sie gehören zu den Clans der Reichen und Mächtigen, natürlich.
Vor allem die katholische Kirche taktiert zwischen Distanz und Gesprächsoffenheit. Gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche mag das angehen, gegenüber Kyrill ist es falsch. Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, aber falls es ihn gibt, kennt Kyrill trotz seiner KGB-Erfahrung ganz sicher nicht dessen Willen und auch nicht die Regeln des Reiches Gottes. Es wäre gut, wenn die christlichen Kirchen sich mit klaren Worten dagegen verwahren, dass Kyrill ihren Glauben in blasphemischer Anmaßung in einen Todeskult verwandelt.
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