Die Affäre um Hubert Aiwangers Vergangenheit und seine unübersehbare Unfähigkeit, damit umzugehen, beherrscht weiter die Schlagzeilen.

Jetzt will Söder eine kurzfristige Antwort von Aiwanger auf seine 25 Fragen, „am besten noch heute“, um am Wochenende “fair” zu entscheiden.

Ich wage einmal eine Prognose: Da immer neue Berichte über Aiwangers Vergangenheit auftauchen und er das Thema einfach nicht abräumen kann, wird ihn Söder als Minister abräumen. Er wird sich bei ihm für die guten Dienste als Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident bedanken, sagen, dass er sich mit Aiwanger einig sei, dass es jetzt vorrangig darum gehen müsse, Schaden vom Freistaat abzuwenden und es daher für Bayern besser sei, wenn Aiwanger bis zu einer endgültigen Klärung der Dinge kein Staatsamt mehr wahrnimmt, dass er aber von einer weiterhin guten Zusammenarbeit mit ihm als Parteichef der Freien Wähler ausgehe.

Wenn Söder so vorgeht, hat er Führung gezeigt, kann seine Abgrenzung gegen rechtsradikales Gedankengut glaubhaft machen und für die Zeit nach der Wahl werden die Karten eh neu gemischt. Bis dahin hat sich der Nebel um Aiwangers Vergangenheit vielleicht gelichtet und die Perspektiven für seine Zukunft sind dann auch sichtbarer.

Ist das eine “faire” Entscheidung? Vielleicht nicht. In der Politik sind Gerechtigkeit und Fairness leider allzu oft nur Sekundärtugenden oder gar lästige Hemmschuhe der Macht. Es wäre auf jeden Fall eine machtpolitisch kluge Entscheidung, und Aiwanger hätte sich den aus Sicht seiner Anhänger sicher “unfairen” Ausgang der Geschichte selbst zuzuschreiben. Er wird nicht der letzte Fall sein, der in einem Wahlkampf an so einem Härtetest scheitert – und vielleicht ist das auch gut so.

Kommentare (63)

  1. #1 Neumann
    1. September 2023

    Eine mutige Aussage. Wenn Herr Söder nach der Wahl wieder mit FREIE WÄHLER koaliert, dann kostet ihn das einen Ministerplatz.
    Herr Söder wird den Bruch der Koalition nicht riskieren.

    Die Alternativen nach der Wahl sind noch belastender.
    CSU mit Grüne ??
    Wenn notwendig mit der stillen Duldung durch die SPD bei einer Minderheitsregierung ?

  2. #2 Tina
    1. September 2023

    Aiwangers Unfähigkeit hat sich ja auch gestern wieder gezeigt, als er diesen halbgaren Entschuldigungsversuch abgegeben hat. Er entschuldigt sich, wenn er Gefühle verletzt hat… Das ist mehr als dürftig und auch noch im Konjunktiv. Verantwortung für damalige Handlungen übernehmen, reflektieren, erklären und Reue zeigen, Fehlanzeige. Da wird immer nur behauptet, Menschenfreund zu sein und seit Jahrzehnten kein Antisemit. Ja, was soll uns das nun sagen?
    Und dann schließlich noch der Vorwurf einer Schmutzkampagne gegen ihn, womit er sich als das Opfer darstellen will. Nee, so wird das nichts. Zumal er schon vorher immer nur scheibchenweise Dinge zugegeben hat, die nicht mehr zu leugnen waren.

    Es muss ihm doch eigentlich von Anfang an klar gewesen sein, dass nun immer mehr belastende Details aus seiner Vergangenheit ans Tageslicht kommen werden. Wenn die Medien anfangen, richtig gründlich zu recherchieren, ist das zwangsläufig so. Er hatte mehrere Jahrzehnte Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Man fragt sich, ob er, wenn selbst schon unfähig, angemessen zu reagieren, nicht wenigstens Berater hat, die das für ihn managen. Entweder die sind auch unfähig oder Aiwanger ist beratungsresistent.

  3. #3 Evil Dude
    1. September 2023

    Ob der “Fragenkatalog” bereits vollständig war?
    https://www.ovb-online.de/weltspiegel/bayern/aiwanger-in-bedraengnis-lehrerin-erinnert-sich-an-unglaubliche-attacke-92492106.html
    Da will man sich gar nicht ausdenken, was “unser Hubsi” alles angestellt hätte, wenn er kein “Menschenfreund” wäre! 😉
    Sicher hätte ihn Söder längst feuern müssen, aber der ist ja auch ein “Menschenfreund” und vor allem ein ebenso durchtriebener Populist wie “Hubsi”. Und wenn man den Umfragen glauben darf, sieht das Wahlvolk in Bayern und in D “ein bisserl Antisemitismus” mit 17 nicht so eng. Daher lässt Söder den “Hubsi” vielleicht wieder mit einem Referat davonkommen.

  4. #4 rolak
    1. September 2023

    Entscheidung .. am Wochenende?

    Erst?
    Bereits deutlich vor letzter Woche stand hier fest: der wird zu nix eingeladen werden.

  5. #5 Spritkopf
    1. September 2023

    @Evil Dude

    Was steht denn grob im Artikel drin? Ist hinter einer Paywall.

  6. #6 Evil Dude
    1. September 2023

    Die Paywall ist wohl neu. Zwei Lehrerinnen haben angegeben, dass er sie in einem für Schüler eigentlich nicht zugänglichen Raum mit Säure bespritzt habe. Laut ihnen musste er dafür beim Direktor antreten und seine Eltern die beschädigte Kleidung bezahlen.
    Was man halt so als “Menschenfreund” in der Jugend macht.

  7. #7 Dr. Webbaer
    1. September 2023

    Moment, Landtagswahlen stehen an, zuletzt hat Söder 2018 ca. 37 % der Wählerstimmen, also gute 10 % weniger als zuvor Seehofer für sich und die CSU gewinnen können.
    Sägt er die “Freien Wähler” ab, wird ihm der Koalitionswillen mit den Grünen unterstellt, während dann die “Freien Wähler” wie auch die AfD ganz absehbarerweise “einen auf wahre CSU” machen werden.
    Wie käme der potentielle Kanzlerkandidat Söder dann vermutlich aus der Landtagswahl heraus?
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der Wetten darauf annehmen würde, dass Söder es beim Tadeln belässt)

  8. #8 Kinseher Richard
    1. September 2023

    Am Gillamoos-Montag treten Vertreter der großen Parteien in Abensberg auf und halten ihre Bierzelt-Reden. Diese Reden werden immer in den Medien stark beachtet.

    Es ist unwahrscheinlich, dass vorher irgendeine Entscheidung fällt – zumal eine aktuelle Umfrage gezeigt hat, dass 2/3 der Befragten einen Rücktritt Aiwangers nicht wollen. Söder muss solch eine Umfrage in seiner Entscheidung beachten.

    Da Söder zudem kategorisch ausgeschlossen hat – nach der Wahrl mit den Grünen eine Koalition zu bilden – kann er es sich nicht mit den Freien Wählern verscherzen

  9. #9 Andreas Lichte
    1. September 2023

    was, wenn die Freien Wähler bei den Landtagswahlen deutlich zulegen? Würde das nicht bedeuten, dass Antisemitismus in Deutschland belohnt wird?

    Ich hab’ schon länger gedacht – befürchtet –, dass Aiwangers “Jugendsünden” Rechten am Arsch vorbeigehen, jetzt gibt es dazu auch einen Artikel:

    “Freie-Wähler-Chef Aiwanger
    Im Landtag unter Druck, im Bierzelt gefeiert”

    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/aiwanger-freie-waehler-102.html

  10. #10 Joseph Kuhn
    1. September 2023

    25 Fragen beantwortet:

    https://www.spiegel.de/politik/flugblatt-affaere-hubert-aiwanger-beantwortet-25-fragen-von-markus-soeder-a-c9073e08-db3a-4ca8-9aa0-192ee0771c07

    Jetzt fragen sich alle: Was waren die Fragen, was waren die Antworten, wie entscheidet Söder, entscheidet er am Wochenende?

    Für Söder auch nicht das reine Vergnügen, weil seine Entscheidung dahingehend interpretiert werden wird, was er als „umfassend und glaubwürdig“ akzeptiert, Söders Kriterien für Aiwangers Beantwortung der 25 Fragen.

    Bernd Höcke kommt jetzt auch ins Spiel:

    „Beide Mitschüler hegen (…) ernsthafte Zweifel an der Darstellung, dass Herbert Aiwanger das Flugblatt verfasst haben soll.“

    https://www.merkur.de/politik/aiwanger-soeder-flugblatt-skandal-bayern-ultimatum-antisemit-csu-freie-waehler-zr-92494035.html

    Herbert Achternbusch lässt aus dem Jenseits mitteilen, er sei gewiss nicht der Autor, es müsse ein anderer Herbert sein.

    Wie auch immer diese Geschichte ausgeht, sie wird noch so manche literarische oder theatralische Bearbeitung finden.

  11. #11 PDP10
    1. September 2023

    Irgendwie glaube ich nicht, dass der Herr Aiwanger vom Söder geschasst wird.

    Ich kann das ganze Gedöns in Bayern nur aus der Ferne einschätzen, aber soweit ich das sehen kann besteht das Personal der FW im wesentlichen aus Herrn Aiwanger und dann kommt lange nichts. Dem seinen Hut zum nehmen aufdrängen würde eventuell eine Koalition nach der Wahl unmöglich machen. Und der Söder hat keine anderen Optionen. Jedenfalls nicht nach den aktuellen Umfragen.
    Und nein, danach legen die Freien Wähler offenbar nicht erheblich zu.

    Und bei den Stammtischen bzw. Stammwählern der CSU wird die Geschichte von der “Kampagne” und “Jugendsünde” etc. sicher verfangen.
    Sich früher mal rechtsradikal betätigt zu haben und sich heute populistisch zu äussern ist meinem Eindruck (aus der Ferne) nach nichts, was den Leuten auf dem Weißblauen Land Ekelreflexe abnötigt. Sondern eher Zustimmung.

  12. #12 Kinseher Richard
    2. September 2023

    @Lichte

    Von der SZ und anderen Medien wurde behauptet, dass Minister Aiwanger der Autor des menschenverachtenden Flugblattes ist – welches von der SZ veröffentlicht wurde.

    Diese Meldung ist falsch gewesen, weil sich der Bruder als Autor bekannt hat. Von den Medien gab es bisher keine Entschuldigung wegen dieser Falschmeldung.
    Daher wird Minister Aiwanger von vielen Menschen als Opfer einer Rufmord-Kampagne gesehen – was sich u.a. darin zeigt, dass bei einer Umfrage 2/3 der Befragten nicht wollten, dass er zurücktritt.

    Wenn Minister Aiwanger und die Freien Wähler bei der Landtagswahl zulegen – dann doch nicht deshalb, weil damit Antisemitismus belohnt wird, sondern weil man das ganze Thema als gemeine Rufmordkampagne betrachtet und ihn und seine Partei als Opfer sieht.

    Solange die Medien keine offizielle Entschuldigung gegenüber den Kunden und gegen Aiwanger zu der Falschmeldung veröffentlichen – wird Aiwanger von vielen Menschen als OPFER einer miesen Aktion gesehen.
    UND
    Solange keine offizielle Entschuldigung der Medien kommt – leidet auch der Ruf der Presse bzw. deren Glaubwürdigkeit.

  13. #13 Evil Dude
    2. September 2023

    @Kinseher:
    Ihre Verteidigungsversuche werden angesichts der ständig neuen “Entwicklungen” immer lächerlicher.
    Die SZ hat berichtet, dass er der Verfasser gewesen sein soll und dass er auch die von der Schule verhängten Konsequenzen getragen hat und dass von Klassenkameraden und Lehrer(n) davon ausgegangen wurde, dass er der Verfasser ist und nicht, wie Sie jetzt behaupten wollen, dass er der Verfasser war. Davor hat sie ihn mehrmals um Stellungnahme gebeten. Wenn ich mich recht erinnere, hat es einen ganzen Tag gedauert, bis “Hubsi” eingefallen ist, dass es ja ein anderer war, und der würde sich (irgendwann) selbst erklären. Da kann nun jeder selbst entscheiden, aus welchem Grund er sich nicht sofort erinnerte, warum er das nicht auch gegenüber der Schule erklärt hat (angeblich findet er das Pamphlet ja so ekelhaft).

    Wenn ich jetzt entscheiden soll, ob ich es für wahrscheinlicher halte, dass er es doch nicht selbst war oder dass er sich nur noch nicht über eine passende “Abfindung” geeinigt hatte, muss ich nicht lang überlegen! 😉

    Entweder sind Sie uninformiert oder sie machen genau das selbst, was Sie der SZ unterstellen wollen.

  14. #14 Evil Dude
    2. September 2023

    Wenn ich mir die neuesten Meldungen so ansehe
    https://www.focus.de/politik/deutschland/flugblatt-affaere-im-newsticker-geschichtsprofessor-haelt-flugblatt-fuer-antisemitisch_id_202917152.html
    dann kaufe ich ihm langsam nicht mal mehr ab, dass er sich geändert hat!

  15. #15 Staphylococcus rex
    2. September 2023

    Hubert Aiwanger beklagt sich darüber, dass er dass Opfer einer Kampagne sei. Dabei sieht Aiwanger diese Kampagne als Schmutzkampagne. In meinen Augen erinnert diese Kampagne dagegen viel mehr an eine Me Too Kampagne, nur mit dem Unterschied, dass es hier nicht um sexuelle, sondern um ideologische Übergriffe geht.

    Aiwanger hätte durch eine umfassende Entschuldigung gleich zu Anfang dieser Kampagne den Wind aus den Segeln nehmen können als Zeichen, dass er sich damit auseinandergesetzt hätte und als Persönlichkeit gereift sei. Das Verhalten Aiwangers war dagegen das genaue Gegenteil einer Entschuldigung und Aufarbeitung. Nach dem Prinzip actio=reactio hat er durch dieses Verhalten erst alle möglichen Opfer seiner damaligen Übergriffigkeit aufgestachelt, sich damit auseinanderzusetzen und an die Öffentlichkeit zu gehen.

    Noch ein Wort zur Autorenschaft des Nazi-Pamphlets: In dieser Me-Too-Diskussion ging es immer nur um Hubert Aiwanger. Wenn der große Bruder tatsächlich der alleinige Autor war, dann würde ich auch Aussagen zur ideologischen Übergriffigkeit des Bruders erwarten. In den mir verfügbaren Quellen gibt es dazu keinerlei Hinweise. Die Worte “Ich war’s” kann man auch so interpretieren, dass der große Bruder an der Schreibmaschine gesessen hat. Es schließt nicht aus, dass Hubert Aiwanger den Frust seines Bruders über das Sitzenbleiben kanalisiert hat. Es schließt nicht aus, dass Hubert Aiwanger der Einflüsterer, der geistige Brandstifter und somit der geistige Autor Autor dieses Machwerks war. Ohne detailliertes Täterwissen fokussiert dieses Geständnis die Verantwortung auf die Familie Aiwanger, ohne dabei Hubert Aiwanger wirklich zu entlasten. Im Gesamtkontext kommt das Geständnis des älteren Aiwanger-Bruders rüber wie ein Gefälligkeitsgeständnis. Ohne flankierende Informationen ist die Glaubwürdigkeit dieses Geständnisses eingeschränkt.

    @Kinseher Richard, in der jetzigen Situation sind Forderungen an die SZ betreffs einer Entschuldigung verfrüht.

  16. #16 Joseph Kuhn
    2. September 2023

    Söders rechtlicher Handlungsrahmen:

    https://verfassungsblog.de/bayerische-bedrangnis/

  17. #17 Kinseher Richard
    2. September 2023

    @all
    Stand dessen was offiziell bekannt ist
    – der Bruder von Minister Aiwanger hat sich als Schreiber dieses üblen Blattes bekannt
    – Minister Aiwanger hatte ein Exemplar dieses Flugblattes in der Tasche – weil er es aus dem Verkehr zog

    Wer andere Quellen hat, sollte diese belegen

    Ich halte es für fragwürdigen Journalismus wenn man Lügen verbreitet und dann vom Opfer solch einer Lügenkampagne verlangt, dass es sich entschuldigt.
    Seriöser Journalismus wäre es, wenn Journalisten sich nach einer Falschmeldung bei Kunden und Opfern entschuldigen und ein offizielles Dementi verbreiten.

    Fakt ist nun einmal, dass die SZ offenbar einer falschen Information aufgesessen ist – und für diesen Fehler hat die SZ die journalistische Verantwortung zu übernehmen – zu 100 %.

    • #18 Joseph Kuhn
      2. September 2023

      @ Kinseher Richard:

      Es ist schön, dass Sie sich so sicher sind, wer lügt und was die Wahrheit ist. Sie sollten Richter werden. Davon abgesehen, geht es in der Causa Aiwanger schon lange nicht mehr darum, wer das Flugblatt geschrieben hat, sondern um seine Unfähigkeit, mit der Geschichte angemessen umzugehen.

      Diese Unfähigkeit haben Sie mit ihm gemeinsam: Wenn Sie die Diskussion hier noch einmal nachlesen, werden Sie feststellen, dass darauf schon im ersten Blogbeitrag hingewiesen wurden, und danach gefühlt 20 mal, und dass dieser Punkt seit Tagen auch die Mediendebatte beherrscht.

  18. #19 RPGNo1
    2. September 2023

    @Staphylococcus rex

    Etwas anderes: Ich möchte mich für alle Ihre Kommentare und Einlassungen bedanken. Ich finde sie sehr oft erhellend, lehrreich und nachdenkenswert. 🙂

  19. #20 Tina
    2. September 2023

    @PDP10

    Irgendwie glaube ich nicht, dass der Herr Aiwanger vom Söder geschasst wird.
    Ich kann das ganze Gedöns in Bayern nur aus der Ferne einschätzen, aber soweit ich das sehen kann besteht das Personal der FW im wesentlichen aus Herrn Aiwanger und dann kommt lange nichts.

    Ich kann das auch nur aus der Ferne einschätzen, aber was ist denn mit dem Ansehen von Bayern, auch international, das Herrn Söder doch eigentlich wichtig sein müsste?

  20. #21 Andreas Lichte
    2. September 2023

    @ all

    ich möchte mich für die Kommentare von “Kinseher Richard” entschuldigen. Macht ja sonst keiner.

    Vielleicht kann sich auch jemand stellvertretend für Aiwanger entschuldigen?

  21. #22 Kinseher Richard
    2. September 2023

    @Kuhn #17+#18
    Ich habe geschrieben “Stand dessen was offiziell bekannt ist”.

    Wenn ein Mann eine Frau vergewaltigen will und diese “NEIN” sagt, dann hat die Vergewaltigung zu unterbleiben. Es ist dann nicht Schuld der Frau, wenn dieses Verbrechen trotzdem durchgeführt wird.

    Ähnlich ist es im Fall Aiwanger

    Seine Aussage – dass er dieses Flugblatt nicht geschrieben hat – reicht vollkommen aus. Er ist kein Angestellter der SZ oder anderer Medien und deshalb nicht verpflichtet deren Recherche-Arbeit zu machen.

    Ihm Schuld an den Kommunikations-/Medienfehlern zu geben – ist die gleiche Denkweise, wie wenn Vergewaltiger ihren Opfern die Schuld geben.

    • #23 Joseph Kuhn
      2. September 2023

      @ Kinseher Richard:

      Sie haben wirklich ähnliche Talente wie Aiwanger.

      „Offiziell“ ist in der Causa Aiwanger gar nichts bekannt. Es gibt schließlich kein Ermittlungsverfahren.

      Ich halte Ihnen auch mal zugute, dass Sie nicht meinen, wenn die Frau nicht mehr „nein“ sagen kann, dürfe die Vergewaltigung stattfinden. Aber was ist, wenn ein Verdächtigter vor Gericht sagt, die Frau habe nicht „nein“ gesagt, ist der Vorwurf dann hinfällig? Das ist m.E. der passendere Vergleich.

      Mit dem Auskunftsrecht der Presse sollten Sie sich auch noch einmal beschäftigen. Sie schwurbeln kenntnislos herum.

  22. #24 naja
    2. September 2023

    @ Kinseher Richard
    Ich würde mal sagen, Vergewaltigungen haben generell zu unterbleiben. Wenn ein “Mann eine Frau vergewaltigen will” ist übrigens auch der Versuch strafbar. Ich verstehe diese Metapher gar nicht.

    Wenn Aiwanger dieses Flugblatt nicht verfasst hat, warum hat er sich gegenüber der SZ nicht erklärt, bevor alles veröffentlicht wurde? Warum hat er nicht gesagt, dass das Flugblatt zwar vom Bruder war, es aber genauso gut von ihm hätte sein können, weil sie damals beide rechtsextremem Gedankengut aufsassen. Warum erklärt er nicht, wann und warum bei ihm der Wandel zu Demokrat und Menschenfreund einsetzte? War es das Referat? Warum verhält er sich so, als ob er sich aus dieser Sache herauslügen wollte?

    Wenn Ihr Kind Ihnen mit nutellaverschmiertem Gesicht erklärt, dass es gerade 5 Minuten lang Zähne geputzt hat und sowieso eigentlich noch nie Nutella gegessen hat, der Bruder hat Nutella gegessen, es weiss nicht mehr wie die Nutella in sein Gesicht kam, es habe mindestens seit vielen Monaten keine Nutella gegessen, glauben Sie das dann ohne einen Moment zu hinterfragen? Finden Sie, das ist dann der einzig vernünftige und erwachsene Weg mit der Situation umzugehen?

  23. #25 Dr. Webbaer
    2. September 2023

    Herr Kinseher, Hubert Aiwanger war Mittäter, ob er Autor war, mitformuliert hat oder auch nicht, ist nebensächlich, wenn er dieses “braune” [1] Flugblatt, vermutlich zum Zwecke der Verteilung in der Schultasche hatte, oder?
    [1]
    Nationalsozialismus soll nicht unterstellt werden, ein braun in umrahmenden doppelten Anführungszeichen geht vermutlich, ist fair.

  24. #26 Dr. Webbaer
    2. September 2023

    In etwa so :

    Aiwanger hätte durch eine umfassende Entschuldigung gleich zu Anfang dieser Kampagne den Wind aus den Segeln nehmen können als Zeichen, dass er sich damit auseinandergesetzt hätte und als Persönlichkeit gereift sei. [Quelle : hiesiges Kommentariat, Kommentatorenfreund “Staphylococcus rex]

    Er hätte am besten wie geschildert ausführen können und um Entschuldigung bitten, um Entschuldigung wird gebeten.
    Diese Kampagne, dieser Feldzug ist nicht sehr nett, wendet sie sich doch an einen zum Tatzeitpunkt Minderjährigen, denkbarerweise haben sich einige gefreut, dass Hubert Aiwanger anfänglich geleugnet hat und seine Rechtsbeistände herbei rief.
    Kampagnen leben sozusagen oft von falscher oder zumindest ungünstiger Reaktion des Objekts.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  25. #27 echt?
    2. September 2023

    Dass ich Dr. Webbaer mal loben muss!

  26. #28 Evil Dude
    2. September 2023

    – Minister Aiwanger hatte ein Exemplar dieses Flugblattes in der Tasche – weil er es aus dem Verkehr zog

    ROFL
    Diese (völlig lächerliche) Interpretation glaubt “unser Hubsi” ja offensichtlich selbst nicht, sonst hätte er sie ja selbst ins Spiel gebracht. Nicht mal sein Bruder, der damit, nachdem die Affäre bereits tagelang kochte, plötzlich “um die Ecke” kam, scheint sie wirklich zu glauben, denn sonst hätte er ja gesagt, dass es so war und nicht, dass er sich “vorstellen” könnte, dass das der Grund dafür war, dass “unser Hubsi” das Pamphlet in seiner Tasche hatte.
    Sie glauben ihm offensichtlich auch noch die absurdeste Darstellung und der Grund dafür ist, dass Sie sie glauben wollen.

  27. #29 Joseph Kuhn
    3. September 2023
  28. #30 Joseph Kuhn
    3. September 2023

    Heute 11.00 Uhr: Pressekonferenz mit Söder

    Heute um 11.00 Uhr wird sich Söder vermutlich zu den Antworten Aiwangers auf die 25 Fragen äußern: https://www.spiegel.de/politik/markus-soeder-gibt-pressekonferenz-um-11-uhr-offenbar-im-fall-hubert-aiwanger-a-38a40de0-0ca1-4795-9d13-e93f4236baee

    Man darf gespannt sein, einfach ist das für Söder schließlich nicht, zumal davon auszugehen ist, dass die Geschichte unabhängig davon, wie sich Söder entscheidet, nicht zuende sein dürfte. Und je nachdem, wie sehr Söder es zu seiner Entscheidung macht, wird er sich, was danach kommt, zurechnen lassen müssen.

    Aiwanger hat jedenfalls seine Erwartung bereits nach seiner Entschuldigung dafür, dass er sich nichts vorzuwerfen hat, unmissverständlich kundgetan: Es gibt “überhaupt keinen Grund für Rücktritt oder Entlassung”.

    Eines ist allerdings recht sicher: Söders Statement wird anders als die diversen Einlassungen Aiwangers ein Lehrstück in politischer Krisenkommunikation werden.

    ——–
    Kleines Update 10.15 Uhr: Das RND will erfahren haben, dass Söder an Aiwanger festhält.
    https://www.rnd.de/politik/flugblatt-affaere-markus-soeder-will-an-hubert-aiwanger-festhalten-XWDTGACONVCQ5GDYT5PNP6NDLU.html

  29. #31 Uli Schoppe
    3. September 2023

    @ Andreas Lichte

    Danke

  30. #32 Herr ɟuǝs
    falscher Ort
    3. September 2023

    11:00 Aiwanger bleibt erhalten

  31. #33 RPGNo1
    3. September 2023

    Das ist meiner Meinung nach ein großer Fehler des ach so schlauen politischen Taktieres Söder. Aiwanger hat jetzt alle Trümpfe ihn gegenüber in der Hand, weil er für unverzichtbar erklärt wurde. We ist nun Koch und wer Kellner?

  32. #34 S & A
    3. September 2023

    da wächst zusammen, was zusammen gehört:

    siamesische Rechte

  33. #35 Evil Dude
    3. September 2023

    Söder macht sich zum Trottel in der ganzen Affäre und Aiwanger zeigt ihm gleich mal, was er von ihm hält. Söder hat ja gefordert, dass die 25 Fragen zufriedenstellend beantwortet werden müssen, aber jetzt bleibt Aiwanger im Amt obwohl das nicht so sein soll.
    Söder rät Aiwanger zu “Demut” und Aiwanger faselt von einer “Schmutzkampagne” gegen ihn, die “gescheitert” wäre. Aber vermutlich müssen wir schon froh sein, dass er keine Judenwitze erzählt hat.

  34. #36 Tina
    3. September 2023
  35. #37 Evil Dude
    3. September 2023

    Die Fragen und Antworten sind nun auch raus und lassen sehr tief blicken!
    Eigentlich beantwortet er keine einzige Frage, die “Antworten” erschöpfen sich in “Ich kann mich an nichts erinnern” und falls da doch was war, war es mein Bruder.
    https://www.bayern.de/wp-content/uploads/2023/09/230903_FragenkatalogStMAiwanger.pdf
    So viel zu “Hubsi ist alles, nur kein Denunziant”!
    Es sei denn, es nützt ihm, dann denunziert er auch noch den eigenen Bruder!

  36. #38 Joseph Kuhn
    3. September 2023

    Theaterpause

    Söders Entscheidung ist anders ausgefallen, als ich erwartet habe – offensichtlich hat sich Aiwanger mit seinem Dickschädel bei Söders Angst vor einem Bruderkrieg im Wahlkampf durchgesetzt.

    Jetzt sind die beiden aneinander gekettet. Das könnte noch interessant werden.

  37. #39 Evil Dude
    3. September 2023

    Ich habe damit gerechnet. Söder war schon zuvor an “Hubsi” gekettet weil er ja auch ständig gegen die “Grünen” gehetzt hat. So kurz vor der Wahl kriegt selbst der Neutronenstern unter den deutschen Politikern so eine Kehrtwende nicht hin, dass er seinen Wählern verkaufen könnte dass er nach der Wahl doch mit ihnen koalieren muss. Das Schlauste, was er jetzt noch machen kann, ist Aiwanger nach der Wahl auf einen Verzicht irgendwelcher Ämter zu überreden.
    Wenn er in ein paar Wochen dann doch noch die Notbremse ziehen muss, hat er hoffentlich einen Bruder, der behauptet, dass er’s war. 😉
    Allerdings glaube ich nicht, dass es sich für ihn auszahlt. Die, die den von Söder und Hubsi geheuchelten Ekel ernst gemeint haben, werden sich so auch von ihm abwenden und die aus der “daswirdmanjawohlnochsagendürfen”-Fraktion wählen vermutlich eh das “Original”. Man wird aber am Wahlergebnis sehen, wie sehr die Bevölkerung inzwischen wieder bereit ist, zuzulassen, dass Antisemitismus und Witze über die Verbrechen der NS-Zeit wieder “salonfähig” werden. Bei dem “Spitzenpersonal” schwant mir leider nichts Gutes!

  38. #40 Uli Schoppe
    3. September 2023

    @Evil Dude
    3. September 2023

    Man wird aber am Wahlergebnis sehen, wie sehr die Bevölkerung inzwischen wieder bereit ist, zuzulassen, dass Antisemitismus und Witze über die Verbrechen der NS-Zeit wieder “salonfähig” werden. Bei dem “Spitzenpersonal” schwant mir leider nichts Gutes!

    Das ist schon salonfähig. eine Bevölkerung die trotz der glasklaren Äusserungen von Höcke AfD wählt ^^

  39. #41 Staphylococcus rex
    3. September 2023

    @RPGNo1 #19, Danke für den Kommentar. Wenn ich versuche ein Problem zu verstehen, dann hilft es mir, dieses Problem aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Der Perspektivwechsel und das zwischenzeitliche Überdenken brauchen ihre Zeit, deshalb wird es von mir immer nur eine begrenzte Anzahl an Äußerungen geben. Ein regelmäßiger Perspektivwechsel ist aber auch ein guter Schutz vor einem hypertrophierten Sendungsbewußtsein und dem Zwang die Umgebung missionieren zu müssen.

    @JK #29, die presserechtliche Seite war interessant, insbesondere der Hinweis auf das Recht auf Vergessen.

    Hubert Aiwanger beklagt sich, dass in dieser Kampagne seine Persönlichkeitsrechte auf Schwerste verletzt werden. Er verweist dabei auf die Schule als geschützten Raum, dies betrifft auch das Recht auf Vergessen von früheren Fehlhandlungen. Wenn man die Frage ganz direkt stellt: Wurden seine Rechte beeinträchtig? Dann lautet die Antwort ganz klar ja. Ja in Bezug auf den geschützten Raum der Schule, Ja in Bezug auf das Recht auf Vergessen.

    Wenn man die Frage nur geringfügig anders formuliert: Wurden seine Rechte mißachtet und mit Füßen getreten? Dann lautet die Antwort auf beide Teilfragen mit Nein. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Fragen besteht darin, ob es konkurrierende Rechtsgüter gibt, welche die Unterordnung der Persönlichkeitsrechte Aiwangers unter ein höhenwertiges Rechtsgut rechtfertigen.

    Bereits in dem von JK zitierten Rechtsgutachten wurde darauf verwiesen, dass es Unterschiede gibt zwischen einer Privatperson und einer Persönlichkeit des Öffentlichen Lebens. Bei einem Berufspolitiker haben die Wähler ein berechtigtes Interesse zu erfahren, ob sich aus früheren Handlungen ein Muster ableiten läßt, welches die Glaubwürdigkeit beeinträchtigt. Nazi-Parolen in der Vergangenheit und ein irritierendes Demokratieverständnis jetzt (“die schweigende Mehrheit muss sich die Demokratie zurückholen”) bilden einen Spannungsbogen, der abgeklärt werden muss und höher zu bewerten ist als das Recht auf Vergessen in Bezug auf eine Privatperson.

    Was den geschützten Raum der Schule betrifft, sollte man sich daran erinnern, dass nicht nur Aiwanger ein Anrecht auf einen geschützten Raum für seine Kindheit und Jugend hat, sondern dass auch all seine Mitschüler das gleiche Recht auf diesen geschützten Raum haben. Die Aussagen von Mitschülern zeigen ein Verhalten Aiwangers, das die Rechte der Mitschüler in diesem geschützten Raum schwer verletzt hat. Ein typisches Merkmal einer Mee-Too-Kampagne besteht darin, dass sie erst mit einer zeitlichen Verspätung beginnt, wenn eine kritische Masse an Fehlverhalten sich angesammelt hat.

    Die Erdinger Rede war der Schlüsselmoment, wo diese kritische Masse überschritten wurde. Die Ironie der ganzen Geschichte besteht darin, dass der ehemalige Lehrer und die anderen Zeugen genau das getan haben, wozu Aiwanger aufgerufen hat: Menschen, die bisher schwiegen, haben ihr Schicksal in die eigene Hand genommen.

  40. #42 Dr. Webbaer
    4. September 2023

    Der “Schutzraum Schule”, der recht gerne zitiert wird, gilt gerade auch verhaltensauffälligen Schülern oder Schülern mit problematischen Ansichten, die nicht politischer Art sein müssen.
    Da kann es eigentlich kein “MeToo” geben, kein Aufrechnen von Schutzbedürfnissen, so dass es letztlich in die Presse geht.
    So sollte also in der Schule bleiben, die Möglichkeit des Schulverweises gibt es.

    Ansonsten überzeugen die Erklärungen Hubert Aiwangers nicht jeden, besonders interessant ist aus diesseitiger Sicht die Frage, warum das Flugblatt (oder die Flugblätter) im Schulranzen Hubert Aiwangers war(en) und warum sie gefunden worden sind, wie oder warum ein Verdacht entstanden ist.

    Daran kann sich wirklich niemand mehr erinnern?

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der rein presserechtlich davon ausgeht, dass die “Süddeutsche” fehlgegriffen hat, aber als liberal denkende Person möglichst freie Berichterstattung wünscht)

  41. #43 Joseph Kuhn
    4. September 2023

    Erinnerungslücken der besonderen Art

    Die “Antworten” Aiwangers auf die 25 Fragen muss man als Kapitulationsaufforderung Aiwangers an Markus Söder verstehen. Es wird so gut wie nichts beantwortet, schon gar nicht, wie von Söder gefordert, “umfassend und glaubwürdig”. Dass Aiwanger sich das getraut hat und Söder es akzeptiert, sagt einiges über die aktuellen Machtverhältnisse im Bierzeltmilieu.

    Mir gefällt am besten die Kombination aus der Antwort auf Frage 23, der Vorfall sei ein “einschneidendes Erlebnis” für ihn gewesen, der “wichtige gedankliche Prozesse angestoßen” habe, und der wiederholten Beteuerung, er könne sich praktisch an nichts erinnern.

  42. #44 Adent
    5. September 2023

    Wow,
    die Beantwortung der Fragen ist ja sowas von peinlich/offensichtlich getürkt. Da hat jemand plump versucht sich auf Erinnerungslücken rauszureden und quasi gar nichts beantwortet. Söder war und ist für mich schon immer ein untragbarer Popanz gewesen, durch diese Affäre zeig ter es nur noch offener. Es ist schon sehr sehr peinlich, dass so einer ein Land führt und das mit einem “Erinnerungslückennazi” als Vize.

  43. #45 Dr. Webbaer
    5. September 2023

    Naja, nach mehr als 35 Jahren können Erinnerungen schon mal verschwinden, Aiwanger hat natürlich so “erklärt”, dass er rechtlich und politisch möglichst auf der sicheren Seite ist.

    Dr. Webbaer selbst kann sich an seine Schulzeit nur noch schlecht erinnern, an einige Ereignisse schon, aber kaum an eigene wörtliche Aussagen oder an Aussagen von Lehrern und Mitschülern – mit wenigen Ausnahmen.
    Vielleicht hatte dieses Aiwanger-Flugblatt (so darf es zweifelsfrei genannt werden) ja seinerzeit einen gewissen Impact, so dass sich noch glaubwürdige mit Namen sich erkenntlich gebende Personen als Zeugen finden?
    (War ja schon eine Sauerei, war sozusagen NPD-Humor, also neu-nationalsozialistischer Humor (oder Satire?), den es seinerzeit noch gab, weil der Straftatbestand der Volksverhetzung noch nicht so angepasst war wie er heute ist. [1])

    Dass Aiwanger nun den Spieß umdreht und wenig reuig von einer Schmutzkampagne, die – sinngemäß – gänzlich illegitim sei, redet, ist sozusagen normal für politisch rechte Parteien, das ist dort Usus.
    Nicht schön, aber politisch linke Parteien handeln ebenso, erfahrungsgemäß, nicht wahr?

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    [1]
    Kann man gut oder schlecht finden, Dr. Webbaer ist aus liberaler Sicht dafür, dass sich Personen, rechtlich ungestraft, sozusagen um Kopf und Kragen reden dürfen.

  44. #46 Joseph Kuhn
    5. September 2023

    Der bockige Schüler Aiwanger

    In der Süddeutschen ist heute ein Kommentar von Gustav Seibt zum Thema Autorität. Am Ende kommt er auch auf die Causa Aiwanger zu sprechen:

    “In der Rollenverteilung zwischen Markus Söder als dem strengen Lehrer, der die Verfehlung mit einem Fragenkatalog sankioniert, und dem ungebrochen bockigen Schüler, der sich mit seinen Nicht-Antworten und Erinnerungslücken über die Sanktion lustig macht, wird das klassische autoritär-antiautoritäre Theater überkommener Erziehungsdramen reinszeniert. Das Publikum der Bierzelte johlt dem frechen Mitschüler zu, der es dem Herrn Lehrer und der moralisierenden Öffentlichkeit gezeigt hat: Feuerzangenbowle als sozialmediales Großereignis (…). Natürlich darf es da kein ‘Verpfeifen’ geben, das wäre ja streberhaft, so die Moral des Schulhofs”.

    Wobei die Gründe, warum der Schüler Pfeiffer in der Feuerzangenbowle die Aussage auf die Frage “Wer ist groß E.” verweigert, sympathischer waren als die Aiwangers beim Verweigern der Antworten in seinem Fall.

  45. #47 RPGNo1
    5. September 2023

    Ex-CSU Huber kritisiert Aiwanger: “Man kann Aiwanger natürlich nicht mit Trump gleichstellen. So groß ist der Aiwanger ja nicht. Aber die Methoden ähneln sich. […] Man nimmt gar nicht zur Kenntnis, dass es Vorwürfe gibt. Man leugnet das einfach. Man droht mit Klage. Zweitens: Man macht sich zum Opfer. Das hat schon Ähnlichkeiten mit dem Trumpismus. Ich hoffe, dass das nicht Schule macht in der deutschen Politik.”

    Gleichzeitig jedoch verteidigt Huber Söders Entscheidung, Aiwanger im Amt zu belassen.

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/hubert-aiwanger-erwin-huber-vergleicht-aiwangers-verhalten-mit-trumpismus-a-a458304f-62ca-4265-a0ad-02f7564f5ca0

  46. #48 Joseph Kuhn
    6. September 2023

    Der Erfolg des bockigen Schülers

    Aiwanger kann relevante Zuwächse in der Wählergunst verzeichnen, die CSU verliert: https://www.welt.de/politik/deutschland/article247318142/Bayern-Freie-Waehler-legen-in-erster-Umfrage-nach-Flugblattaffaere-auf-15-Prozent-zu.html

    Jetzt wird man sich in der CSU vielleicht fragen, ob Söders Entscheidung für Aiwanger wirklich so “bravourös” (O-Ton Merz) war, oder ob die Daten gerade das zeigen, weil die Verluste der CSU sonst noch stärker ausgefallen wären.

    “Bravourös” wäre, wenn endlich mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen würde, der Pflegenotstand gelindert würde, beim Klimawandel der Verfassung gefolgt würde usw. – aber Bierzeltreden bringen wohl mehr Wählerstimmen, wenn die Leute enttäuscht und wütend sind und Feindbilder als Problemlösungen akzeptieren.

  47. #49 Andreas Lichte
    6. September 2023

    @ Joseph Kuhn, der sagt: “Aiwanger kann relevante Zuwächse in der Wählergunst verzeichnen …”

    räusper – muss man denn da gleich unbescheiden werden …:

    “Andreas Lichte, 1. September 2023

    was, wenn die Freien Wähler bei den Landtagswahlen deutlich zulegen? Würde das nicht bedeuten, dass Antisemitismus in Deutschland belohnt wird?

    Ich hab’ schon länger gedacht – befürchtet –, dass Aiwangers “Jugendsünden” Rechten am Arsch vorbeigehen (…)“

    Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend, vielleicht geht die Welt auch in Alleinherrschaft der CSU unter !

    Wenn sie unterginge, hätte das den Vorteil, dass kein “bezahlbarer Wohnraum” mehr gebraucht wird.

    “Pflegenotstand”? Was ist das?

    “Klimawandel”? Ist damit der “Trend zum Drittwagen” gemeint? https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/pkw-deutschland-statistisches-bundesamt-100.html

    Als Erstwagen empfehle ich den “You Only Live Twice”-Toyota 2000 GT …

  48. #50 yohak
    7. September 2023

    “Er wird nicht der letzte Fall sein, der in einem Wahlkampf an so einem Härtetest scheitert – und vielleicht ist das auch gut so.”

    Gemeint war das in Bezug auf Aiwanger. Allerdings war das pures Wunschdenken, mit dem Ziel, daß, indem man die Freien Wähler zu Parias erklärt, man die CSU zu einer Koalition mit den Grünen nötigen könnte.
    Und das wäre, so wie die Mehrheitsverhältnisse in Bayern nun mal sind, ja die einzige Chance für die Grünen, jemals Ministerposten in der bayrischen Staatsregierung zu besetzen.
    Tatsächlich aber zeigt sich:

    “Er wird nicht der letzte Fall sein, der in einem Wahlkampf an so einem Härtetest scheitert – und vielleicht ist das auch gut so.”

    das ist durchaus richtig, aber was hier scheitert, ist die Anti-Aiwanger-Kampagne.

    • #51 Joseph Kuhn
      7. September 2023

      @ yohak:

      Dass die Presse recherchiert hat, um die Grünen in die Regierung zu bringen, dürfte angesichts der Unterschiedlichkeit der beteiligten Medien eine Verschwörungstheorie sein.

      Und gescheitert ist Aiwanger durchaus, nicht machtpolitisch, aber moralisch ebenso wie hinsichtlich seiner Fähigkeit zum Krisenmanagement. Er kann‘s nicht.

      Wer populistische Sprüche auf der Regierungsbank liebt, soll ihn wählen, da hat er Kompetenz.

  49. #52 hto
    Kommunikationsmüll
    8. September 2023

    @Kuhn
    Egal ob Regierungsbank, egal ob links oder rechts, schon der UNVERNÜNFTIGE Vorgang des Wählens (leichtfertiges Delegieren von Verantwortung durch Kreuzchen auf dem Blankoscheck) ist Populismus im Sinne der heuchlerisch-verlogenen Schuld- und Sündenbocksuche, denn wirklich-wahrhaftige Demokratie geht ganz anders.

    • #53 Joseph Kuhn
      8. September 2023

      Wie denn? Indem alle machen, was sie wollen oder indem alle machen, was Sie wollen?

  50. #54 Andreas Lichte
    8. September 2023

    @ Joseph Kuhn

    “Demokratie” ist nicht synonym mit “parlamentarischer Demokratie”. Auch in Bayern hat man mal was anderes versucht. Wissen Sie selber, nicht wahr?

  51. #55 hto
    8. September 2023

    @Kuhn
    Indem alle machen was wirklich-wahrhaftige Vernunft und zweifelsfrei-eindeutiges Verantwortungsbewusstsein ist, OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik, denn nie war es möglicher und weiser wie heute im “Zeitalter der Globalisierung”, das ganzheitlich-ebenbildliche Wesen Mensch zu werden und somit …!?

  52. #56 hto
    8. September 2023

    Wenn GRUNDSÄTZLICH alles Allen gehören darf, auf der Basis eines UNKORRUMPIERBAREN Menschenrechts zu KOSTENLOSER Nahrung, MIETFREIES Wohnen und KASSEN-/KLASSENLOSER Gesundheit, dann wird vor allem Kommunikation frei vom Stumpf-, Blöd- und Wahnsinn der wettbewerbsbedingt-konfusen Ränkespiele!?

    Gestern im TV/Kulturzeit.de: Kohei Saitos Kapitalismuskritik

    Der hat ein Buch über das Thema Gemeinschaftseigentum geschrieben, was in Japan ein millionenfacher Bestseller ist und man der Meinung ist Deutschland hätte die besten Möglichkeiten das voran zu bringen. Und er hat absolut recht!?

  53. #57 Joseph Kuhn
    9. September 2023

    @ Andreas Lichte:

    1. Was genau meinen Sie mit einer Demokratie, die nicht “parlamentarisch” ist und in der, wie hto es vorschlägt, nicht gewählt wird?

    2. hto sieht alle Probleme gelöst, wenn alles allen gehört. Ist das so? Bricht dann das Schlaraffenland aus, alles ist ohne Arbeit und im Überfluss vorhanden, und es gibt auch keine Zuteilungskonflikte? Oder muss man trotzdem Fragen des Wohnungsbaus lösen, überlegen, wo Industrie angesiedelt werden kann, wo eine Straße gebaut werden soll, ob ein Stück Land für den Weizenanbau oder für Solaranlagen genutzt wird?

    Das Paradies auf Erden wird wohl ein frommer Wunsch bleiben und daher müssen sich Menschen, weil sie unterschiedliche Interessen haben, irgendwie einigen. Manchmal wird es mit Methoden der direkten Demokratie gehen, oft wird man Formen der parlamentarischen Demokratie brauchen, z.B. weil sich nicht jeder, der von etwas betroffen ist, in die fachlichen Details einarbeiten will und kann.

    Wer nur schreit, wir müssten uns unsere Demokratie zurückholen, ob es Aiwanger ist oder hto, hat damit kein einziges Problem gelöst.

  54. #58 hto
    Gemeinschaftseigentum
    9. September 2023

    @Kuhn: “… und daher müssen sich Menschen, weil sie unterschiedliche Interessen haben, irgendwie einigen.”

    Nicht irgendwie, sondern in wirklich-wahrhaftiger Vernunft und Verantwortungsbewusstsein, was sicher auch den Aspekt der Freiheit ohne Machtausübung menschenwürdiger machen wird.

    • #59 Joseph Kuhn
      9. September 2023

      @ hto:

      “Nicht irgendwie, sondern in wirklich-wahrhaftiger Vernunft”

      Leider können schon wir beide uns nicht darauf einigen, was “wirklich-wahrhaftige Vernunft” ist und was das für die Frage bedeutet, ob Sie Ihr Bier einfach so bekommen und der Wirt schauen kann, wo er bleibt.

      Ihre beiden anderen Kommentare hat in wirklich-wahrhaftiger Vernunft der Spamhund gefressen und schon angekündigt, dass er das auch mit den nächsten hto-Sprechblasen machen wird.

  55. #60 Andreas Lichte
    9. September 2023

    @ Joseph Kuhn

    zu 1. – nicht parlamentarische Demokratie: https://de.wikipedia.org/wiki/Demokratie#Direkte_Demokratie

    es gibt sicher bessere, umfassendere Darstellungen. Und noch andere Möglichkeiten, Demokratie zu leben. Haben Sie “The Dawn of Everything” gelesen? Es scheint so, dass es auch anders geht, als alle immer glaubten …: https://en.wikipedia.org/wiki/The_Dawn_of_Everything

    zu 2. – hat für mich “rhetorischen Charakter”: wer hat vom “Paradies” gesprochen? Ausser Priestern …

    Momentan sieht die Welt doch so aus, dass ganz wenige extrem viel Einfluss haben, man denke – zum Beispiel – nur mal an https://de.wikipedia.org/wiki/Big_Tech und deren Besitzer. Von sowas hätten die Medici und Machiavelli nur träumen können.

    • #61 Joseph Kuhn
      9. September 2023

      @ Andreas Lichte:

      zu 1. Formen der direkten Demokratie habe ich in meinem zweiten Punkt explizit angesprochen, vielleicht haben Sie es überlesen. Aber auch solche Instrumente funktionieren über Wahlhandlungen. hto wollte auf Wahlen verzichten.

      zu 2. hto sprach nicht vom Paradies, aber er glaubt, wenn alles allen gehört, seien alle Probleme gelöst. Das ist ein kindlicher Wunderglaube. Dass die heutige Welt sehr ungleich ist, habe ich nicht bestritten, und wüsste daher auch nicht, warum ich auf diesen Strohmann reagieren soll.

      Im Grunde agiert hto nicht anders als Aiwanger: Er gaukelt den Leuten etwas vor – mit dem Unterschied, dass Aiwanger Bierzelte füllt und zum Toben bringt, und hto vermutlich nicht mal in seiner Eckkneipe Beifall bekommt.

  56. #62 Andreas Lichte
    9. September 2023

    @ Joseph Kuhn, sagt: “Formen der direkten Demokratie habe ich in meinem zweiten Punkt explizit angesprochen, vielleicht haben Sie es überlesen.” Habe ich nicht überlesen, sondern noch einmal kurz aus meiner Sicht bestätigt, u.a. mit dem Hinweis auf das Buch: “The Dawn of Everything” – da geht’s um (prä-) historische Herrschaftsformen, ich fand’s überraschend.

    Was ist ein “Strohmann”? (jetzt bitte NICHT erklären …)

    “hto” kenn ich nicht gut genug, um mir irgendein Urteil erlauben zu können. Sicher ist: ein Vergleich von _irgendjemand_ mit Aiwanger ist ein grober Verstoß gegen jede Netiquette.