Gestern war Tag der offenen Tür im Bayerischen Landtag. Den Auftritt des aktuellen Ministerpräsidenten Markus Söder habe ich leider verpasst. Dafür bin ich dem früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber begegnet – er sieht dem Kabarettisten Wolfgang Krebs wirklich sehr ähnlich.

Wir haben nach einem konstruktiven politischen Meinungsaustausch beschlossen, gemeinsam eine Transrapid-Strecke vom Hauptbahnhof nach Schloss Neuschwanstein zu konzipieren, die Nürnberger Bratwurst auf normale Größe zu verlängern und ihn demnächst außenpolitisch zu reaktivieren – als bayerischen Botschafter in Franken.

Zum Abschluss hat er mir das schwarze Querband mit weißblauer Rückseite verliehen, eine der höchsten Auszeichnungen Bayerns am frühen Abend. Sein Lebkuchenherz hat er selbst mitgebracht, ich hatte gestern keines dabei.

Kommentare (17)

  1. #1 rolak
    5. Mai 2024

    Yoi, welchem Dan der Frankizität entspricht denn diese schwarze Gurtung?

    die Nürnberger Bratwurst auf normale Größe zu verlängern

    Klingt nach einem dieser Auswüchse der Bürokratie, die mit enormem Aufwand das Nichts zu modellieren versuchen – immerhin ist für Nürnberger Bratwürste genau die Größe normal, in der sie aktuell daherkommen.
    Mal ganz abgesehen davon, daß bei einer tatsächlichen Vergrößerung die Auswirkungen ua innerhalb der Bäckerei-Innung fundamental sein werden, gilt es doch die Tradition des ‘Drei im Weggla’ zu erhalten…

    • #2 Joseph Kuhn
      6. Mai 2024

      @ rolak:

      “Auswüchse der Bürokratie”

      Im Gegenteil. Die normalisierte Bratwurt würde ermöglichen, endlich von “drei im Weggla” auf “eens im Weggla” umzusteigen, was eine enorme Rationalisierung des Herstellungsvorgangs wäre und Nürnberg bratwurstökonomisch endlich wettbewerbsfähig mit dem Rest Frankens machen würde. Solche Reformen müssten natürlich schrittweise, sprich zentimeterweise, umgesetzt werden, um die veränderungsmüde Bevölkerung nicht zu überfordern.

      Eine gesonderte Studie wäre sicher zur Frage nötig, ob die in Nürnberg üblichen evangelischen Bratwürste, die gröber gekuttert sind als katholische und mehr Majoran enthalten, wettbewerbswirtschaftlich weitere Nachteile aufweisen und daher eine ökumenische Bratwurst anzustreben wäre. Dies könnte darüberhinaus auch ein Zeichen gegen die derzeitigen Spaltungen in der Gesellschaft setzen. Allerdings ist hier eine Verletzung lokalpatriotischer Gefühle zu befürchten, was wiederum dem sozial verbindenden Ziel einer fränkischen Einheitsbratwurst zuwiderlaufen würde. Dass angeblich auch noch Geschmacksfragen eine Rolle spielen, macht die Sachlage noch komplizierter.

      Daher haben wir auch beschlossen, eine Fränkische Bratwurstkommission einzusetzen, selbstverständlich mit Regionalproporz (ohne die Aschaffenburger, wegen dem Äpplwoi-Problem). Mit dem Kommissionsbericht wird am 1. April 2030 gerechnet.

  2. #3 rolak
    6. Mai 2024

    Soso, ein RationalisierungsAnsatz. Da wäre allerdings zu bedenken, daß dergleichen nicht zwangsläufig zum Positiven führt, wie nebenan bereits auffiel.

    Aus eigener Erfahrung: während das 3iW-Modell über die VerzehrZeit hinweg einen ziemlich gleichmäßigen Nachschub Brötchen/Füllung recht sicher ermöglicht, flappen beim Modell 1iW nicht nur zwei hochgradig tropfriskante WurstEnden frei&ungebremst herum, es bleibt nach deren vorsichtiger Beseitigung auch noch ein enorm brotlastiger, genußqualitativ gegen den Anfang stark abfallender Rest übrig. Da leiden wir hier im Rheinland seit Generationen drunter, sowas muß doch berücksichtigt werden!

    Selbst wenn dann auch noch die Reinigungs-Industrie mitleiden muß…

    • #4 Joseph Kuhn
      6. Mai 2024

      @ rolak:

      Nebenan geht es nicht um einen Rationalisierungsansatz, sondern um einen Irrationalisierungsansatz.

      Das Wurstendenproblem muss natürlich gelöst werden. Hier könnten Operations-Research-Verfahren zur Optimierung der Normalwurstlänge unter Berücksichtigung der Senfviskosität helfen. Die Bratwurstkommission wird deinen Hinweis berücksichtigen.

  3. #5 schlappohr
    6. Mai 2024

    Der sieht ja viel jünger aus als damals, als ihn die rothaarige Landrätin aus dem Amt gekickt hat. Wie hat er das gemacht? Da brennt ja förmlich die gludernde Lod der Jugend in seine Augen…

  4. #6 rolak
    6. Mai 2024

    die gludernde Lod

    Gar trefflich bemerkt, schlappohr – ich bekomm auch nie geklärt, obs er selbst oder seine kabarettöse Nachbildung ist, wenn wir uns wieder einmal treffen auf dem berühmten 10′-Weg zum Bahnhof.

    sondern

    *räusper* Sorry, Joseph, nächstes Mal direkt mit link: Rationalisierungsansatz 😛
    Doch ansonsten 1:ja, 2:danke.

    btw: jetzt vermisse ich wieder ein wenig Sondermann

    • #7 Joseph Kuhn
      6. Mai 2024

      @ rolak:

      Verstehe, du hast “Rationalisierung” im psychoanalytischen Sinne gemeint, nicht im produktionstechnischen Sinne. Gut. Man kann natürlich den Verweis auf ökonomische Aspekte der Bratwurstnormalisierung psychoanalytisch dekonstruieren, aber davon geht die ökonomische Logik nicht weg. 1 statt 3 ist einfach effizienter. So wie 4 statt 7 oder 23 statt 48. Alles einfache Mathematik.

  5. #8 RGS
    7. Mai 2024

    Ein Blick in Wikipedia zeigt, dass die Bäcker in der Lage sind passende Brötchen zu den Würsten herzustellen.
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hotdog

    Und klar dass es ein (Ober)-Franke war, der dieses Rationalisierungsproblem schon länger gelöst hat.

    Die Orientierung der Franken in Richtung Frankfurt statt nach München liegt namentlich schon auf der Hand.

    Trinken die Aschaffenburger wirklich Äppler? Das wusste ich noch gar nicht. Liegen doch die Weinorte Hörstein, Wasserlos Alzenau und Michelbach nördlich und Klingenberg und Grossheubach südlich in unmittelbarer Nähe.

  6. #9 RGS
    7. Mai 2024

    Beim weiteren sinnieren über Bratwurst und die Welt, fällt mir auf, dass die (Brat) Wurst nicht nur früher ein deutsches (Ess) Kulturgut war, sondern heute noch ist, das sich in der Welt verbreitet. Kürzlich war in einem TV-Bericht über die Chinesische 32 Mio. Ew. Stadt Chongqing zu sehen dass ein Deutscher dort sehr erfolgreich ein Bratwurstrestaurant betreibt.

    Ich hatte gerade gedacht, dass es eine Deutsche Bratwurststrasse geben könnte. Es gibt sie scheinbar nicht. Für meinen (Bratwurst) Geschmack sollte sie von der Pfalz über Frankfurt nach Franken und Thüringen laufen. Habe ich eine bedeutende Bratwurstregion Deutschlands vergessen?

    Sucht man im Internet stößt man nun seit 2023 auf das 1. Deutsche Bratwurstmuseum.
    Es befindet sich – gefördert vom EU Förderprogramm ELER und LEADER für die Entwicklung des ländlichen Raums – im Thüringischen Mühlhausen.
    https://bratwurstmuseum.de/
    Haben die Franken hier etwas verpasst? Ist Mühlhausen der richtige Ort für das Deutsche Bratwurstmuseum?

    Die Stadt Mühlhausen war mir und ist kulinarisch eher seit 116 Jahren durch Marmelade „Mühlhäuser“ bekannt als wegen ihrer Bratwürste.

  7. #10 rolak
    7. Mai 2024

    war mir .. seit 116 Jahren .. bekannt

    Respekt, RGS, scheinst ja noch topfit zu sein^^

    gemeint

    Ja, Joseph, aber auch. Also beides. Oder, in der (hoffentlich weit genug) aufgedröselten Langform: als psychologischer RationalisierungsAnsatz zur Behebung der kognitiven Dissonanzen eines irrationalen oder (das ist bekanntermaßen auch einschließend) wahrscheinlich bis offensichtlich insgesamt negativen Konzeptes dient dessen Teilaspekt eines betrieblichen RationalisierungsAnsatzes.

    Oder so ähnlich…

  8. #11 Joseph Kuhn
    7. Mai 2024

    @ RGS:

    “Aschaffenburger”

    Die Medien berichten über Umtriebe: https://www.sueddeutsche.de/bayern/aschaffenburg-apfelwein-unesco-kulturerbe-glosse-1.5569900

    “Ist Mühlhausen der richtige Ort für das Deutsche Bratwurstmuseum?”

    Ja, in Franken werden Bratwürste nicht so alt, dass sie ins Museum kommen, sie werden gegessen.

  9. #12 N
    7. Mai 2024

    zu #9
    “Habe ich eine bedeutende Bratwurstregion Deutschlands vergessen?” Du hast RGS !
    Es gibt noch die schwäbischen Nackerten. Das ist eine Kalbsbratwurst ohne Darm. Einige behaupten, aus ihr macht man die geschmackvollsten Currywürste.

  10. #13 RGS
    7. Mai 2024

    @rolak
    Ja, so geht’s. Da wollte ich erst aus der DDR Zeit schreiben und habe dann doch das Gründungsjahr der Firma gesucht.

    @Joseph Kuhn
    Bei den Aschaffenburgern merkt man den Übergang vom hessischen in den fränkischen Dialekt.
    Sie nehmen das Gute aus beiden Kulturen. Bier können sie auch: Schlappeseppel

  11. #14 RPGNo1
    7. Mai 2024

    Als Wahlschwabe muss ich energisch Einspruch dagegen erheben, dass Nürnberger und Thüringer so in den Himmel gehoben werden.

    Es gibt nur eine ECHTE Bratwurst! Die schwäbische Rote! 😀

    https://www.die-maultasche.de/rote-wurst

    • #15 Joseph Kuhn
      7. Mai 2024

      Die Wurst auf dem verlinkten Bild hat Normalgröße. Bratwürste mit papierartiger Haut sind in Franken allerdings unüblich. Gerne im Bratwurstmuseum abgeben. Zu allem anderen nimmt die Fränkische Bratwurstkommission nicht Stellung.

  12. #16 Aginor
    7. Mai 2024

    Die Bratwurstdiskussion erinnert mich an angenehme Weise daran, wie ich mit Freunden aus aller Welt auf Englisch die korrekte Aussprache des Wortes Bratwurst (und Dialektvarianten davon) erörterte, nachdem sich in einem von mir frequentierten Internetforum zwei US-Amerikaner nicht einig werden konnten, wie man das richtig auf Deutsch sagt, und ausgerechnet mich zur Klärung anriefen.

    Es eskalierte dann fast ein bisschen als sich andere Deutsche des Forums einmischten (weil man ja die Deutungshoheit nicht einem Süddeutschen allein überlassen kann).

    War herrlich, wie wir uns dann, der englischen phonetik bedienend, zum Thema austauschten.

    – “I say it like ‘Brat-worst’, but you say it like ‘Braht-Woorst'”
    – “I say it more like Broad-Woorshd”

    Hach, die Bratwurst. Ein Kulturgut.

    • #17 Joseph Kuhn
      7. Mai 2024

      @ Aginor:

      Der Worst-case ist auf die fränkische Bratwurst nicht anzuwenden, nicht einmal auf die Nürnberger Kurzversion.

      Zur schwäbischen Papierhaut müsste sich RPGNo1 äußern.