In Bayern haben die Volkshochschulen einen verfassungsrechtlich verankerten Bildungsauftrag. Art. 139 der Bayerischen Verfassung lautet:
„Die Erwachsenenbildung ist durch Volkshochschulen und sonstige mit öffentlichen Mitteln unterstützte Einrichtungen zu fördern.“
Die konkrete Umsetzung regelt das Bayerische Gesetz zur Förderung der Erwachsenenbildung. Art. 13 dieses Gesetzes sieht vor, dass u.a. über Art und Umfang der geleisteten Bildungsarbeit eine Statistik durch das Landesamt für Statistik zu führen ist.
Insgesamt halten die Volkshochschulen ein breites und gutes Angebot der Erwachsenenbildung vor und erfüllen sicher den Verfassungsauftrag. Aber sie haben auch merkwürdige Angebote im Portfolio. Vor kurzem hatte sich Jan Böhmermann im ZDF Magazin Royale an der Astrologie abgearbeitet und dabei auch die Rolle der Volkshochschulen angesprochen. Einschlägige Angebote finden sich auch an bayerischen Volkshochschulen.
Beispielsweise ist an der VHS Passau im Juni ein Workshop „Wohnen mit der Kraft der Planeten“ im Programm. In der Kursbeschreibung heißt es:
„In diesem Workshop verlassen wir die gewohnten Muster, fangen an in Analogien zu denken und tauchen ein in die Symbolsprache der Urprinzipien/Planeten/Lebensprinzipien, wie Mars, Venus oder Jupiter. Dazu werden Sie mehr erfahren und erleben.
Wir alle haben die 12 Urprinzipien als Sternzeichen im Horoskop, somit wirken sie alle auf uns. Warum sie also nicht kennen lernen, was sie mit Ihnen und Ihrem Umfeld machen. Nach dem Motto: «Dies ist Deine Welt, gestalte sie sonst wird es jemand anderes tun!»
Die Planetenqualitäten bzw. die Lebensprinzipien hinter den Sternzeichen zu kennen und zu verstehen, hilft Dir bei der Gestaltung eines gesunden und erfüllten Lebens. Lernen Sie sich selbst sowie Partner, Kinder, Freunde, Verwandte, Kollegen besser kennen und verstehen – aber auch wie die Urprinzipien in Ihren Räumen wirken.“
Interessanterweise führen – aktuell – Suchen nach solchen Angeboten auf den zentralen Seiten des bayerischen Volkshochschulverbands zu keinen Ergebnissen. In der amtlichen Statistik zur Erwachsenenbildung in Bayern werden esoterische Angebote auch nicht eigens erfasst – so differenziert ist die Statistik nicht.
Vielleicht sind es ja nur die berühmten schwarzen Schafe und mit etwas mehr Sorgfalt bei der Qualitätssicherung könnte hier noch das eine oder andere esoterische Angebot bereinigt werden. 2015 hatte der Bayerische Volkshochschulverband ein Papier verabschiedet, in dem es heißt:
„Esoterische Praktiken, Heilsversprechen und Indoktrination widersprechen dem Grundsatz der Aufklärung, gefährden die Freiheit des Lernens und haben somit keinen Platz an Volkshochschulen.“
Papier ist bekanntlich geduldig, die Umsetzung dieser Vorgabe sollte daher regelmäßig überprüft werden. Und vielleicht könnte Bayern hier noch etwas vom anderen Ende der Republik lernen. Der VHS-Landesverband Schleswig-Holstein hat 2017 eine Broschüre „Grenzen des VHS-Angebots in der Gesundheitsbildung und Psychologie“ mit einer Negativ-Liste von konkreten Themen veröffentlicht, die nicht angeboten werden sollen. Die Astrologie ist dabei (die Homöopathie übrigens nicht).
Während Volkshochschulkurse zur Astrologie vor allem die Selbstverdummung befördern, gibt es auch viele Angebote zur Professionalisierung in diesem Feld. Dabei sind wiederum auch an sich seriöse Bildungsträger beteiligt. Beispielsweise bietet die Studiengemeinschaft Darmstadt (das liegt nicht in Bayern!) einen Fernkurs „Astrologische Psychologie“ an. Da kann man 12 Monate Schwurbelexpertise erwerben, z.B. was „Mondknotenhoroskope“ angeht, und sich das auch noch zertifizieren lassen:
„Der Lehrgang „Gepr. Astrologische/r Berater/in” ist von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht in Köln unter der Nummer 7170706 geprüft und staatlich zugelassen.“
Damit hat man dann ein Zertifikat, mehr im Kopf zu haben, als sich unsere Schulweisheit träumen lässt.
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