Die Opioidkrise in den USA nimmt kein Ende. Den CDC zufolge sind allein im Jahr 2022 in den USA mehr als 100.000 Menschen an einer Drogen-Überdosis gestorben, in drei Viertel der Fälle waren Opioide beteiligt.

Mitverursacht wurde die Opioidkrise in den USA durch ärztliche Verschreibungen von Schmerzmitteln, angetrieben durch ein aggressives Pharmamarketing. Besonders skrupellos ging dabei Purdue Pharma vor, ein Unternehmen, das der Sackler-Familie gehörte. Der Investigativjournalist Patrick Roden Keefe hat die Familiengeschichte der Sacklers rekonstruiert: „Imperium der Schmerzen“, Carl-Hanser-Verlag 2022, 36 Euro. Dazu hier eine Sieben-Zeilen-Rezension.

Kommentare (26)

  1. #1 rolak
    22. Juni 2024

    nicht aufzuhalten

    Technisch gesehen wars kein Gendern, sondern ne Geschlechtsumwandlung.

    Im Netz gibt es viel

    Bei aller Liebe zu Büchern: es gibt auch diverse gute 45-90′-Dokus zum Thema bei YT etc pp.

  2. #2 PDP10
    22. Juni 2024

    @rolak:

    diverse gute 45-90′-Dokus zum Thema

    Hast du da eventuell ein bis zwei (seriöse, aber das brauche ich dir gegenüber wohl eher nicht zu erwähnen) Tipps?

  3. #3 rolak
    23. Juni 2024

    Nee, die Titel etc kenne ich nicht mehr, die Chronik grätscht bereits bei ‘opio’ – doch falls ich drüber stolpere, mach ich ne Nachmeldung. *vorgemerkt*

  4. #4 RGS
    23. Juni 2024

    Hier spricht der Autor in Barcelona:
    https://m.youtube.com/watch?v=NFt1YcPdcBo

  5. #5 RGS
    23. Juni 2024

    Keefe spricht hier nicht über das Buch, sondern über Jourmalismus, neue Medien, etc.
    finde es aber auch interessant.

  6. #6 RPGNo1
    27. Juni 2024

    Das Oberste Gericht der USA hat den Insolvenzplan für den für die Opioidkrise verantwortlich gemachten Pharmakonzern Purdue Pharma verworfen. In seiner am Donnerstag verkündeten Entscheidung befand der Supreme Court den im Plan vorgesehenen Schutz der Unternehmerfamilie Sackler vor künftigen Zivilklagen von Opfern für unangemessen.

    https://www.spiegel.de/ausland/opioid-krise-supreme-court-stoppt-in-usa-insolvenzplan-fuer-purdue-und-die-sacklers-a-b1bdf25c-99dd-45cc-8484-192ce7679f3b

  7. #8 Staphylococcus rex
    28. Juni 2024

    Bei der ganzen Geschichte gibt es ein Detail, das will nicht so richtig in meinen Kopf. Bei der Klagefreudigkeit im US-Gesundheitssystem sind US-Ärzte automatisch dazu gezwungen, sich an die Leitlinien zu halten. Das wiederum bedeutet, ohne Einflussnahme auf die Leitlinien für akute und chronische Schmerzen, hätte die Firma Sackler niemals so viel Umsatz machen können und so viel Schaden anrichten können. Das wiederum bedeutet, der Pharma-Markt ist durch evidenzbasierte Leitlinien reglementiert, im Unterschied zum Waffenmarkt der ohne Leitlinien allein dem Wechselspiel der politischen Kräfte unterworfen ist.

    Wie konnte die Firma Sackler das Sicherheitsnetz evidenzbasierter Leitlinien aushebeln? Gibt es dazu Hinweise im Buch, wie dieses Sicherheitsnetz umgangen werden konnte?

  8. #9 Staphylococcus rex
    28. Juni 2024

    PS: Sorry für die fehlende Trennung der Familie Sackler und der Firma Purdue, dies ändert aber nichts an meinen vorherigen Ausführungen. Ein wichtiger Unterschied zwischen Deutschland und den USA besteht darin, dass Opioide in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen und spezielle Rezepte erfordern, während in den USA die FDA-Zulassung vermutlich allein ausreichend ist. Der Zulassungsprozeß hat für sich allein schon das Zeug zum Krimi (siehe Wikipedia Artikel):
    https://de.wikipedia.org/wiki/Oxycodon

  9. #10 rolak
    28. Juni 2024

    hat (..) das Zeug zum Krimi

    Falls Du auf stetig fließende RechteEinnahmen aus der filmischen Umsetzung Deiner Idee gehofft hast, Staphylococcus rex, muß ich Dich leider enttäuschen. Die Idee lag derart nahe, daß alleine bei NF (die trotzdem hochfrequent senden und produzieren) mindestens zwei Umsetzungen (ge)laufen( sind): Painkiller [ohne ‘Jane’] und The Pharmacist.

  10. #11 RGS
    28. Juni 2024

    100.000 Opioidtote pro Jahr in den USA sind schon der Wahnsinn.

    „In Teilen der USA werden Menschen im Schnitt nicht mehr älter als 66 Jahre – damit liegt die Lebenserwartung hinter der im Libanon.“
    Aus der Berliner Morgenpost:
    https://www.morgenpost.de/politik/article238097047/usa-tod-lebenserwartung-zahlen-ursache.html

  11. #12 zimtspinne
    28. Juni 2024

    Europa sollte sich mal nicht zu sicher fühlen:

    https://www.deutschlandfunk.de/fentanyl-opioide-drogen-krise-100.html

  12. #13 RGS
    28. Juni 2024

    Die Taliban haben ja den Schlafmohnanbau seit 2022 verboten.
    https://www.tagesschau.de/ausland/asien/afghanistan-opium-100.html

    Ich las, dass dadurch das Heroin in Europa langsam ausgeht und dass das einer der Hauptgründe ist warum die Opioide wie Fentanyl in Europa sich weiter verbreiten werden. Es habe auch eine viel höhere volumetrische Dichte als Heroin und sei daher besser zu verstecken als Heroin.

  13. #14 Uli Schoppe
    28. Juni 2024

    @Staphylococcus rex
    28. Juni 2024

    Ein wichtiger Unterschied zwischen Deutschland und den USA besteht darin, dass Opioide in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen und spezielle Rezepte erfordern, während in den USA die FDA-Zulassung vermutlich allein ausreichend ist.

    Das verhindert in Deutschland oft wenig. In meiner Firma sind mir drei Fälle bekannt. Es sind vermutlich mehr, die meisten reden über sowas nicht gerne. Gerade weil wir es geschafft haben das grundsätzlich zu einem persönlichen Problem der Betroffenen herunterzureden ^^

  14. #15 PDP10
    28. Juni 2024

    @zimtspinne:

    Europa sollte sich mal nicht zu sicher fühlen

    Sorum hinkt der Vergleich aber ziemlich, IMHO.

    Fentanyl ist zwar auch eine legale Substanz und unterliegt auch strengen Kriterien was die Verschreibung etc. angeht.
    Weil es aber so billig in großen Mengen synthetisch hergestellt werden kann landet es eben auch auf dem Schwarzmarkt und wird hier an die schon süchtigen verkauft oder als Mittel zum Verschnitt von anderen Drogen benutzt. Schlimm genug und tödlich genug. Aber …

    OxyContin wurde in Massen ganz legal verschrieben und eben nicht über einen Schwarzmarkt vertrieben, und hat darüber eine Menge Abhängige und Todesfälle “produziert”.

    Andersrum wird daher ein Schuh draus, denke ich:

    Die Firma Purdue und die Familie Sackler haben im Grunde nicht anders agiert wie die großen Drogenkartelle mit ihren Heeren aus Schmugglern und Dealern, die den Stoff überall und jederzeit leicht verfügbar machen und davon profitieren, dass er massiv süchtig macht. Nur eben ganz legal aufgrund einer ungeheuren Lobby-Macht.

    Da gerät man schon durchaus in Schwierigkeiten, wenn man entscheiden sollte, was aus ethischer Sicht verwerflicher ist: Das Agieren einer Familie Escobar oder einer Familie Sackler.
    An beider Hände klebt jedenfalls Blut.

    • #16 Joseph Kuhn
      28. Juni 2024

      @ PDP10:

      “OxyContin wurde in Massen ganz legal verschrieben und eben nicht über einen Schwarzmarkt vertrieben”

      Sowohl als auch. Die Verschreibungen waren der Weg in den Schwarzmarkt und Purdue wusste es. Sie hatten Daten über die Verschreibungsmengen von Ärzten und wussten, dass manche Ärzte mehr oder weniger direkt den Schwarzmarkt bedienen.

  15. #17 PDP10
    28. Juni 2024

    Ich finde es überhaupt ein bisschen seltsam, dass auch heute noch Opioide als “Jedermann”-Schmerzmittel verschrieben werden und nicht nur bei extremen Fällen im Krankenhaus und dergleichen.
    Seit Bayer vor über 120 Jahren Heroin auf den Markt gebracht hat hätte eigentlich klar sein müssen, dass das keine gute Idee ist.

    Die Geschichte ist fast schon ein Déjà-vu.

  16. #18 PDP10
    28. Juni 2024

    @Joseph Kuhn:

    dass manche Ärzte mehr oder weniger direkt den Schwarzmarkt bedienen.

    Ich denke schon, das es einen Unterschied macht ob eine Substanz wie Fentanyl direkt für den Schwarzmarkt illegal in Massen produziert wird – unter anderem um andere Drogen damit zu verschneiden weils halt billig und leicht her zu stellen ist – oder ob einige korrupte Ärzte so eine Substanz die auch legal zu haben wäre ohne Verschreibung abgeben um sich was dazu zu verdienen. Allerdings weiß ich nicht, ob OxyContin inzwischen auch illegal in Massen produziert wird. Ich vermute mal nicht und zwar aus ökonomischen Gründen. Wenn man sich das beim Arzt um die Ecke verschreiben lassen kann oder der einem das illegalerweise für einen kleinen Aufpreis vertickt? Warum sollten sich die Kartelle dafür interessieren das unter die Leute zu bringen? Das ist kein Markt für die.

    Abgesehen davon: Im Grunde bestätigt das meine Behauptung, dass die Familie und ihre Firma im wesentlichen wie ein Drogenkartell gehandelt haben. Die Dealer waren in dem Fall halt Ärzte und man hat bewusst ignoriert, dass die wie schmierige Straßendealer agieren, die mit Fentanyl verschnittenes Heroin unter die Leute bringen.

    • #19 Joseph Kuhn
      29. Juni 2024

      @ PDP10:

      “ohne Verschreibung abgeben”

      Sie wurden verschrieben, daher konnte Purdue korrupte Ärzte über die Daten identifizieren.

      “Abgesehen davon: Im Grunde bestätigt das meine Behauptung, dass die Familie und ihre Firma im wesentlichen wie ein Drogenkartell gehandelt haben.”

      Darum geht es in dem Buch und in vielen Prozessen seit vielen Jahren.

  17. #20 wereatheist
    südlich vom Märkischen Viertel
    29. Juni 2024

    In dem Buch wird die Familie thematisiert, das erinnert mich ungut an hiesige Medien und deren Bearbeitung der ‘Clans’.
    Im Falle der Sacklers gab es zahlreiche systemische Schwächen, die zu der beobachteten Strategie quasi einluden:
    Zentral war, dass ein FDA-Beamter die Zulassung von OxyContin im Alleingang durchwinken, und anschließend einen bestens bezahlten Job bei Purdue Pharma annehmen durfte.
    Dazu kommt bekloppte Patent- und Drogengesetzgebung:
    Die “-contin” Präparate waren retardierende Formulierungen, was ist daran patentwürdig (außerhalb der US of A)? Nichts, aber das USPTO prüft weder ‘Erfindungshöhe’ noch ‘prior art’.
    Eine Gesetzgebung von Anwälten für Anwälte.
    Warum ist Tilidin in den US of A total verboten, obwohl sich das für Retard-Formulierungen in Kombination mit Naloxon anbieten würde (sowas durfte ich vor paar Jahren nehmen)?
    Not invented here könnte eine Erklärung sein.

    • #21 Joseph Kuhn
      30. Juni 2024

      @ wereatheist:

      “In dem Buch wird die Familie thematisiert … Im Falle der Sacklers gab es zahlreiche systemische Schwächen”

      Ja, und die “systemischen Schwächen” werden im Buch auch angesprochen.

      Natürlich gilt es zu vermeiden, gesellschaftliche Verhältnisse zu personalisieren, aber es gilt genauso zu vermeiden, persönliche Verantwortung hinter “dem System” verschwinden zu lassen. Die Marxsche “Charaktermaske” war kein Meisterwerk der Analyse des Zusammenspiels von Individuum und Gesellschaft, dazu hat Marx das begriffliche Instrumentarium gefehlt und vielleicht auch das Interesse, dieses Verhältnis zu verstehen.

      Geschichte wird gemacht, von Menschen, wenn auch von gesellschaftlich geprägten Menschen: “Die Menschen sitzen nicht im Kapitalismus wie in einem Käfig” (Klaus Holzkamp).

  18. #22 PDP10
    29. Juni 2024

    @wereatheist:

    In dem Buch wird die Familie thematisiert, das erinnert mich ungut an hiesige Medien und deren Bearbeitung der ‘Clans’.

    Mich nicht. Ich habe das Buch (noch) nicht gelesen und du wahrscheinlich auch nicht. Aber nach Joseph Kuhns Rezension zu urteilen wird da vor allem auch die Firma Purdue thematisiert und nicht nur die Familie Sackler.

    Ausserdem gibt es IMHO einen gewaltigen Unterschied dazwischen ob so ein Milliardärs-Clan mit ganz legalen Geschäften solche Schweinereien anrichtet oder ob das ganz gewöhnliche Kriminelle machen. Du schreibst ja selbst: “Eine Gesetzgebung von Anwälten für Anwälte” u.ä.
    Wenn es solche Milliardenschweren Familien schaffen Politik und Gesetze nach Gusto zu steuern ist das IMHO hundertmal gefährlicher als ganz gewöhnliche Kriminelle.
    Das Agieren solcher Millardärs-Clans unterhöhlt die Demokratie. Und ich sehe nicht, wo es irgendwie despektierlich oder “ungut” wäre, das zu thematisieren.

    Und rassistisch ist es schon mal gar nicht – was oft an der Berichterstattung über kriminelle Clans kritisiert wird. Das sind gute alte amerikanische Familien mit gutem alten amerikanischen Werten und gutem alten amerikanischem Geld. So to say .. Jedenfalls sehen sie sich mit Sicherheit selbst so.

  19. #23 wereatheist
    30. Juni 2024

    @PDP10:

    Wenn es solche Milliardenschweren Familien schaffen Politik und Gesetze nach Gusto zu steuern

    Ist hier aber nicht der Fall. Die Gesetze wurden nicht von den Sacklers gemacht. Die hatten im Vorlauf auch nicht derart viel Kapital, dass sie den Gesetzgebungsprozess nennenswert hätten beeinflussen können.
    Nachdem sie Milliardengewinne gescheffelt hatten, wurden sie mit extra weichen Samthandschuhen angefasst.
    Auch das ist systemisch.

  20. #24 wereatheist
    30. Juni 2024

    Der SCOTUS hat übrigens gerade den Deal für unkonstitutionell erklärt, der den (beteiligten) Sacklers ihr Vermögen vor Schadensersatzforderungen geschützt hätte.

    • #25 Joseph Kuhn
      30. Juni 2024

      Siehe Kommentar #6.

  21. #26 wereatheist
    30. Juni 2024

    O mei, das hatte ich zwar hier gelesen, aber gleich wieder vergessen 🙁