Haben Sie das Wort „Ehrenvortritt“ schon mal gehört? Ich nicht, bis zum ARD-Sommerinterview am heutigen Sonntag mit Markus Söder. Der bayerische Ministerpräsident, der nach den Worten seines Vorgängers das Paradies beherrscht und das „schönste Amt nach dem des Papstes“ innehat, wollte damit die Frage nach der Kanzlerkandidatur 2025 beantworten. Da gibt es noch Friedrich Merz. Das ist der aus der Mittelschicht mit dem Privatflugzeug, Sie erinnern sich vielleicht.
Söder heute zur K-Frage: „Wenn die CDU einen bittet, dann komme ich in die Bredouille, das zu entscheiden. Aber normalerweise ist es ja so, dass die CDU da Große-Schwester-Ehrenvortritt hat.“
Böse Ohren könnten meinen, Söder wollte damit eine Analogie zum Begriff des „Ehrenvorsitzenden“ in einem Kaninchenzüchterverein herstellen. Ein solcher hat sich verdient gemacht, aber nichts mehr zu sagen. Diese Analogie ist falsch. Die Union ist kein Kaninchenzüchterverein.
Der „Ehrenvortritt“ ist ein kirchenrechtlicher Begriff, den „primus inter pares“ bezeichnend. So hat z.B. der Patriarch von Konstantinopel den „Ehrenvortritt“ vor den Patriarchen von Antiochia, Moskau und Alexandria. Vielleicht, wenn sie irgendwo hintereinander herlaufen müssen. Die Nichtkatholischen haben ja keinen Papst und auch der bayerische Ministerpräsident regiert zwar das Paradies, rangiert aber selbsterklärtermaßen trotzdem nach dem Papst. Katholisch ist der aktuelle Amtsinhaber übrigens auch nicht.
Aber: Der CDU-Vorsitzende ist, so Söder im ARD-Sommerinterview, nur „primus inter pares“. Auf Deutsch: „Erster unter Gleichen“. Das „M“ vor dem „S“? Oder – expressis verbis – „Erster unter Gleichen“?
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