Gerade geht der Herzbericht der Deutschen Herzstiftung durch die Medien. Demnach haben die Sterbefälle durch Herzkrankheiten zugenommen. Ein Schwerpunkt des Berichts ist die Herzinsuffizienz (ICD I50). Hier ist sowohl die absolute Zahl als auch die bevölkerungsbezogene Rate angestiegen.

Die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes weist für Herzinsuffizienz 2021 in Deutschland 35.131 Sterbefälle aus, 2022 waren es 37.570. Die altersstandardisierte Rate stieg ebenfalls an, von 32,9 Sterbefällen je 100.000 Einwohner:innen auf 34,7. In den Vorjahren waren die Zahlen rückläufig.

In den Medien wird zu Recht auf diese Entwicklung hingewiesen. Das Ärzteblatt schrieb gestern beispielsweise „Mortalität durch Herzerkrankungen steigt wieder“, ähnlich auch andere Medien.

Allerdings sei hier ein kleines Cave angemerkt: Der Herzbericht der Deutschen Herzstiftung bezieht sich auf das Jahr 2022. Inzwischen liegen die Zahlen für 2023 vor. Demnach ist die absolute Zahl der Sterbefälle infolge einer Herzinsuffizienz 2023 gegenüber 2022 nur noch marginal angestiegen, auf 37.645, und die altersstandardisierte Rate ging leicht zurück, auf 34,7 je 100.000.

Bei den ischämischen Herzkrankheiten (ICD I20-I25, u.a. dem Herzinfarkt) war die absolute Zahl 2022 gegenüber 2021 ebenfalls gestiegen (von 121.172 auf 125.984). 2023 lag sie dem Statistischen Bundesamt zufolge mit 119.795 wieder auf dem Vor-Corona-Niveau (2019: 119.082) und die altersstandardisierte Rate hatte 2023 mit 116,3 den über die gesamten Jahre niedrigsten Wert.

Einerseits sind das keine Zahlen, mit denen man im internationalen Vergleich zufrieden sein sollte, aber andererseits wird man den Trend vielleicht doch länger beobachten müssen, bevor man aus dem Anstieg 2022 gegenüber 2021 Schlussfolgerungen ziehen kann – zumal möglicherweise auch die Validität der Todesursachenstatistik bei den Herzkrankheiten in den Coronajahren aufgrund der veränderten Krankenhausinanspruchnahme schwanken könnte – aber das müssten Fachleute beurteilen.

Kommentare (2)

  1. #1 uwe hauptschueler
    12. September 2024

    Irgendwann gibt jeder den Löffel ab. An was darf oder sollte man denn nach Meinung der Ärzteschaft sterben?

    Patient: Herr Doktor, wenn ich alle ihre Ratschläge befolge, werde ich dann länger leben?
    Arzt: Das nicht, aber es wird ihnen länger vorkommen?

    • #2 Joseph Kuhn
      12. September 2024

      @ uwe hauptschueler:

      “An was darf oder sollte man denn nach Meinung der Ärzteschaft sterben?”

      Eine wichtige Frage. Wenn generell beklagt wird, dass heutzutage die meisten Menschen an Herzkreislauf-Erkrankungen und Krebs sterben, bleibt unbedacht, dass das eben die wichtigsten Todesursachen hochaltriger Menschen sind, d.h. die relative Häufigkeit dieser Todesursachen ist erst einmal ein Zeichen einer hohen Lebenserwartung.

      Wie speziell die Zahlen zur Herzinsuffizienz zu bewerten sind, hängt insofern davon ab, wie valide diese Daten überhaupt sind, ob hier z.B. nicht ein anderes Grundleiden hätte kodiert werden müssen; dann, was davon vernünftigerweise vermeidbar ist, was man durch das Vermeiden an Lebenszeit und Lebensqualität gewinnt usw. usw.

      “Ratschläge”

      Beim Vermeiden von Sterbefällen durch Herzkrankheiten geht es nicht nur um das individuelle Gesundheitsverhalten, also nicht zu rauchen, nicht zu viel Alkohol zu konsumieren, sich zu bewegen und halbwegs vernünftig zu ernähren.

      Es geht auch um die Reduktion von Umweltbelastungen wie Feinstaub, Lärm oder Stress am Arbeitsplatz, um die Effizienz der Rettungsdienste, die gute Verfügbarkeit von Defibrillatoren, um Krankenhausstrukturen, die eine möglichst gute Versorgung etwa von Herzinfarkten gewährleisten, und natürlich auch um eine gute ambulante Versorgung von Risikopatienten, wie sie Lauterbach mit seinem leider etwas schiefen Herzgesetz gerade anstrebt.