Bei den Nationalratswahlen in Österreich gestern ist die FPÖ stärkste Partei geworden. Sie erinnern sich sicher an die Ibiza-Affäre (“a bsoffene Gschicht“), die selbst dem skandalresistenten damaligen Kanzler Sebastian Kurz zu viel war. Im Zuge dieser Affäre verlor auch ein gewisser Herbert Kickl, damals österreichischer Innenminister, sein Amt.

Woran Sie sich vermutlich nicht erinnern:

Vorläufer der FPÖ war der „Verband der Unabhängigen“. Wikipedia dazu: „Der VdU sah sich als politische Vertretung ehemaliger NSDAP-Mitglieder, Heimatvertriebener und Heimkehrer.“

Erster Bundesparteiobmann der 1955 gegründeten FPÖ war der frühere SS-Brigadeführer Anton Reinthaller. Sein Nachfolger war der frühere SS-Obersturmführer Friedrich Peter.

Danach kam es zu einer „Liberalisierung“ der FPÖ und unter Jörg Haider zur Häutung in eine moderne rechtspopulistische Partei mit einer bis in die Gegenwart anhaltenden Serie von Skandalen unterschiedlichster Art.

An der Spitze der FPÖ steht heute Herbert Kickl, ein Mann, der vor antisemitischen und verschwörungstheoretischen Äußerungen nicht zurückschreckt. Genau wie Sucharit Bhakdi, den Kickl als „Lichtgestalt“ sieht, sich selbst sieht er vermutlich auch so. Aber Irrlichtern soll man nicht folgen.

Kommentare (18)

  1. #1 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    30. September 2024

    Bhakdi hat mit “Verschwörungstheorien” nichts zu tun. Und mit Nationalsozialismus auch nicht. Übrigens auch nicht mit Antisemitismus – das haben seine Feinde aus seinen Äusserungen konstruiert. Wenn man Bhakdi etwas vorwerfen kann, dann dass er politisch völlig naiv ist, und bei solchen Themen besser die Klappe halten würde statt Unsinn zu plappern.

    Bei der FPÖ sieht es schon anders aus. Der Corona-Wahn und die komplette Ignoranz der Probleme durch die massive Zuwanderung (“wir schaffen das” – nicht so) haben dafür gesorgt, dass nun eine Partei die führende in Österreich geworden ist, die tatsächlich eine wirklich üble Historie von originalen Nazis wie auch Neonazis hat.

    Übrigens haben das in der Haider-Hochburg auch die anderen Parteien. Man schaue sich das Ulrichsbergtreffen und dessen Geschichte an, das von Politikern aller Parteien besucht wurde – und von SS-Veteranen und “Püppi” Burwitz-Himmler.

    • #2 Joseph Kuhn
      30. September 2024

      @ Volker Birk:

      “Bhakdi hat mit “Verschwörungstheorien” nichts zu tun.”

      Sie dürfen das glauben.

      “Übrigens auch nicht mit Antisemitismus – das haben seine Feinde aus seinen Äusserungen konstruiert.”

      Sie dürfen das glauben.

      “Der Corona-Wahn und die komplette Ignoranz der Probleme durch die massive Zuwanderung (“wir schaffen das” – nicht so) haben dafür gesorgt, dass nun eine Partei die führende in Österreich geworden ist, die tatsächlich eine wirklich üble Historie von originalen Nazis wie auch Neonazis hat”

      Sie dürfen auch das glauben.

      Aber hier nicht zu oft predigen, sonst muss ich Ihnen die Tür auch hier wieder zuschließen. Den notorischen Whataboutism “auch die anderen Parteien” hätte es auch nicht gebraucht. Frische Gedanken bitte.

  2. #3 libre
    Salzburg
    1. Oktober 2024

    Als ÖSI erlaube ich mir dazu Folgendes zu sagen:
    a) Bei uns sieht man das Wahlergebnis wesentlich entspannter. Filzmaier würde wohl sagen (oder hat es schon gesagt): Schwierig aber kein Weltuntergang.
    b) Die ÖVP hat ein Faible für den Machterhalt (nur kein Junior-Partner sein): Tippe auf eine ÖVP-SPÖ Koalition (möglicherweise noch mit den NEOS, mit dem Grünen wollen die aber bestimmt nicht mehr)
    c) Und falls doch: Soll doch mal die FPÖ zeigen, was sie drauf hat. Nennt man das nicht Demokratie?

    Und zum Schluß noch das: Weiter wie bisher wollen viele, Ankündigungen ohne wirkliche Änderung wollen aber wenige. Also Vorsicht mit den Versprechungen oder bemüht euch einfach mehr und vergesst nicht: Alles zum Wohl des Volkes (gilt für alle Akteure).

    Live long and prosper!

    • #4 Joseph Kuhn
      1. Oktober 2024

      @ libre:

      “Soll doch mal die FPÖ zeigen, was sie drauf hat. Nennt man das nicht Demokratie?”

      Die haben halt möglicherweise Sachen drauf, die man nicht Demokratie nennen würde, wie Orban, PIS, Trump und andere, die nicht nur eine andere Politik, sondern auch einen autoritären Staat wollen.

      Natürlich wird es nicht so wie 1933, als die Nazis gezeigt haben, was sie drauf haben und ich mache mir auch keine Sorgen, dass Kickl nach einer Aufrüstungsphase in Polen einmarschieren könnte.

  3. #5 Staphylococcus rex
    1. Oktober 2024

    Was sind die beliebtesten Tätigkeitsfelder nationalkonservativer Parteien wenn sie an der Macht sind?
    1) Gleichschaltung der Medien
    2) Kulturkampf gegen den “linksgrün verseuchten Wokismus”, in katholischen Gegenden incl. Abtreibungsverbot
    3) Unterwerfung der Justiz, Schwerpunkt Verfassungsgericht
    4) Predigen nationaler Egoismen, Behinderung europäischer Zusammenarbeit

    Übermorgen haben wir den Tag der deutschen Einheit. Leider haben viele meiner ostdeutschen Landsleute vergessen, wofür sie 1989 auf die Straße gegangen sind. Für mich persönlich heißt es ganz klar: “Nationalkonservative, Nein Danke!”.

  4. #6 Staphylococcus rex
    1. Oktober 2024

    @ Joseph Kuhn, wenn Kickl alte Stammesfehden aufwärmen möchte, muss er dafür nicht nach Polen gehen 😉 . Die Grenzziehung zwischen Österreich und Slowenien nach dem ersten Weltkrieg wurde militärisch entschieden mit den Karawanken als natürlicher Grenze. Dabei hatte Maribor vorher eine deutsche Bevölkerungsmehrheit und Villach eine relevante slowenische Bevölkerungsgruppe. Auf Wegweisern in Slowenien wird Villach mit dem slowenischen Namen angegeben.

  5. #7 hto
    wo Schuld- und Sündenbocksuche ...
    1. Oktober 2024

    @Kuhn: “Die haben halt möglicherweise Sachen drauf, die man nicht Demokratie nennen würde, …”

    Demokratie, so sozial wie es die Reine Vernunft gebietet, oder so wie es die rationale Vernunft zur wettbewerbsbedingten Symptomatik erfordert???
    😉

  6. #9 naja
    1. Oktober 2024

    @ libre

    Haben Strache und Gudenus nicht schon in der Ibiza – Affäre gezeigt, wie demokratisch sie die Kronen-Zeitung an russische Oligarchen(Töchter) verramschen wollen?

    • #10 Joseph Kuhn
      1. Oktober 2024

      … an eine “schoafe russin”, so Herrn Straches Wortwahl.

  7. #11 rolak
    1. Oktober 2024

    Nein Danke!

    Ich erlaube mir, sämtliche nationalistische bis chauvinistische Gruppierungen zu ‘Nein Danke!’n, unbeachtet deren zusätzlicher Orientierungen.

  8. #12 Joseph Kuhn
    2. Oktober 2024

    Aufarbeitung

    Was man auch ganz vergessen hat: Kickl forderte dereinst den Lockdown und Grenzschließungen:

    “Wertvolle Zeit sei verloren gegangen, bedauerte der freiheitliche Klubobmann. Statt Krisenmanagement habe man über Wochen Krisen-PR betrieben, der Zustand des Beschwichtigens und Schönredens sei viel zu lange gewesen.

    (…)

    Daher sei es notwendig, alles zu unternehmen, um einen Kollaps zu verhindern und die exponentielle Steigerung der Neuinfektionen zu durchbrechen. Daher schlage die FPÖ einen „Lockdown“ vor. Dies wären harte Maßnahmen, der Zeitrahmen wäre aber überschaubar.

    Laut Kickl ist es notwendig, die Grenzen, und zwar alle Grenzen, für individuelle Reisetätigkeit zu schließen, aber gleichzeitig für Waren und die Personen, die für deren Transport notwendig seien, offen zu halten. Notwendig wären auch weitere Einschränkungen im Bereich der öffentlichen Aktivitäten auf ein Mindestmaß.”

    Die Pressemitteilung ist vom 13.3.2020. Die AfD hat da übrigens auch diverse Altlasten.

  9. #13 Chris59
    Linz
    2. Oktober 2024

    Oh ja, soll doch die FPÖ nochmals zeigen was sie drauf hat. Wobei ich mich frage, wie oft eigentlich noch? Wir hatten ja bereits öfters das zweifelhafte Vergnügen. Aber Lernresistenz und Merkbefreiung zählen ja zu den Menschenrechten…..

    Also dann mit Anlauf ein neuer Versuch im “politischen Dreisprung”: Oppositionsbank -> Regierungsbank -> Anklagebank.

    Und in 1-2 Jahren gehen wir wieder zur Wahl.

  10. #14 regow
    Graz
    3. Oktober 2024

    Ja, wären die anderen Parteien nur ein wenig weniger schlecht…

    • #15 Joseph Kuhn
      3. Oktober 2024

      @ regow:

      Bei aller Kritik an den anderen Parteien, weniger schlecht als die FPÖ sind sie schon. So unterschiedslos ist auch der österreichische Sumpf nicht.

  11. #16 RGS
    5. Oktober 2024

    Mir scheint auch, dass Österreich etwas gelassener mit 30% FPÖ umgeht als Deutschland mit 30% AFD.

    Da keine Partei mit der FPÖ koalieren will, wirds dann wohl erst mal nix mit Regierungsbeteiligung.

    In Dokumentationen über den Herrn Haider kann man sehen, wie er durch Bewunderung für die „Leistungen“ der Nazigeneration in Österreich sich bei der Generation seiner Väter und Großväter eingeschleimt hat. Das war eine wesentliche Strategie für seinen Aufstieg und den der FPÖ.

  12. #17 libre
    Salzburg
    7. Oktober 2024

    @ RGS und J.Kuhn
    Da keine Partei mit der FPÖ koalieren will … ” , gemeint ist damit Hr. Kickl, nicht die FPÖ selbst. Die Programmatik der FPÖ ist der ÖVP nahe, auf jeden Fall näher als der zur SPÖ. Ohne Hr. Kickl geht eine Koalition zwischen ÖVP und FPÖ durchaus, siehe die Bundesländer Niederöstereich, Oberösterreich und Salzburg. Und lustig (wie ich meine) in der Stadt Salzburg regiert die KPÖ+ mit (ohne FPÖ). Und nirgends stellt sich ein Desaster ein.

  13. #18 regow
    Graz
    8. Oktober 2024

    Wenn die FPÖ jetzt von der Regierung ausgeschlossen wird, wird sie über kurz oder lang mit 40% daher kommen;
    und das tut (mir leid) der Demokratie gut!