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1. Delegieren Sie unangenehme Aufgaben an junge Mitarbeiter:innen, bevorzugt Frauen. Die wollen sich bewähren.
2. Oder lassen Sie Unangenehmes für Ihre Urlaubsvertretung liegen. Sie haben es einfach nicht mehr geschafft, weil Sie so viel erledigen mussten, was Sie, fürsorglich wie Sie sind, der Vertretung nicht aufbürden wollten.
3. Unerwünschte Vorschläge wiegeln Sie zunächst in bewährter Weise ab: „Das haben wir hier in der Abteilung noch nie so gemacht.“ Das zeigt Ihre Erfahrung und die Unerfahrenheit der Anderen.
4. Wenn jemand hartnäckiger mit seinem Vorschlag ist: Loben Sie ihn und verweisen Sie darauf, dass man das grundsätzlicher angehen muss, fordern Sie ein Konzept ein, geben Sie es in die Gruppe. In der Regel wird es da zerredet. Wenn das nicht hilft: Lassen Sie es von externen Fachleuten bewerten (die natürlich Sie ausgesucht haben).
5. Alternativ können Sie auch dem Vorschlagenden die Umsetzung übertragen, aber ohne ausreichende Ressourcen. Er wird Ihnen beweisen wollen, dass es geht und sein Scheitern wird ihn lehren, keine Vorschläge mehr zu machen.
6. Wenn von den Mitarbeiter:innen jemand Ihre Autorität infragestellt: Warten Sie, bis er oder sie einen Vorschlag macht. Dann nach Nr. 5 vorgehen.
7. Teilen Sie nie alle Informationen. Wissen ist Macht. Wer nicht alles weiß, ist bei Bedarf mit dem Hinweis „was Sie nicht wissen konnten“ leicht einzuschüchtern.
8. Fassen Sie Anweisungen unklar ab. Die Mitarbeiter:innen müssen dann selbst überlegen, was Sie gemeint haben könnten. Wenn es schiefgeht: Sie haben es anders gemeint.
9. Zeigen Sie Ihre strategische Weitsicht. Wenn man auf Ihre Vorschläge mit detaillierten Einwänden reagiert, stellen Sie es als Petitessen und kleinkariert hin.
10. Sie können Petitessen aber auch selbst einsetzen. Zeigen Sie damit den anderen, dass diese die Komplexität eines Vorhabens nicht durchschaut haben und Sie in der Sache einfach kompetenter sind. Das funktioniert auch dann gut, wenn Sie selbst die Komplexität eines Vorhabens nicht durchschauen.
11. Wenn alles nichts hilft: Der Satz „Ich bin der Chef hier“ hilft immer. Aber Ihr Ansehen ist danach ruiniert. Den Satz „Bin ich nur von Idioten umgeben“ sollten Sie dagegen meiden, man könnte leicht „Primus inter Pares“ dazudenken.
12. Widersprechen Sie nie Ihren Vorgesetzten. Die kennen die Spielregeln auch und können Sie noch effektiver einsetzen als Sie.

Kommentare (8)

  1. #1 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    4. Oktober 2024

    Lieber Joseph

    Die damalige französische Regierung hatte mich eingeladen. Ihre Frage an mich war damals, was denn die Snowden-Enthüllungen nun für Frankreich bedeuten.

    Beim Versuch, meinen Gastgebern das deutsche Wort “arschkriechen” zu erläutern, scheiterte ich – mangels französischen Sprachkenntnissen.

    Vielleicht kannst Du hier helfen? 😉

    • #2 Joseph Kuhn
      5. Oktober 2024

      @ Volker Birk:

      In Bezug auf die Schwarze Führungstechnik wäre “arschkriechen” nicht ganz korrekt, “radfahren” trifft es besser, nach unten treten und nach oben buckeln. Zu diesem Verhalten gehören entsprechende Organisationsstrukturen, d.h. ein solches Führungsverhalten gedeiht vor allem im dazu passenden Biotop.

      Bei Snowden geht es, so weit ich den Fall verfolgt habe, um den Mut, bis dato öffentlich unbekannte Geheimdienstaktivitäten nicht mehr mitzumachen. Ob er auch unter pathologischem Führungsverhalten seiner Vorgesetzten in der NSA litt oder ob die sich vielleicht im Gegenteil ganz “modern” verhielten, weiß ich nicht. Auch nicht ob er selbst sich ein paar Jahre als “Arschkriecher” oder “Radfahrer” verhalten hat. Hat er denn dazu etwas geschrieben?

      Nur als Vorwarnung, da Sie in letzter Zeit ja etwas monothematisch in Sachen Corona und RKI unterwegs sind: Falls Sie Snowdens NSA mit dem RKI und dem Leak der Protokolle dort parallelisieren wollen: Lassen Sie es, das passt nicht, auch wenn Sie vermutlich nur zu gerne den RKI-Leuten ein “Arschkriechen” attestieren wollen und den bisher unbekannten Lieferanten für Aya Velázquez als eine Art “Snowden” stilisieren möchten.

  2. #3 PDP10
    4. Oktober 2024

    @Joseph Kuhn:

    Du hast dich nicht zufällig mit dem ©Tom von der Taz für Heute bzw. Morgen abgesprochen?

    Handbuch “How to Höllenfürst”:

    Spalten und Verwalten.

  3. #4 Staphylococcus rex
    8. Oktober 2024

    Das hier beschriebene Regelwerk ist aus funktioneller Sicht eine Anleitung für eine parasitischen Lebensform in einem Wirtsorganismus (dem Betrieb/Unternehmen/Behörde etc). Ohne Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen Parasit und Wirt ist ein derartiges Regelwerk allerdings unvollständig. Aus diesem Grund würde ich dieses Regelwerk ergänzen:

    0. Prüfe, ob die Parasitendichte die Fitness des Wirts im Wettbewerb beeinträchtigt. Wenn nein, dann gelten die Regeln 1-12. Wenn ja, dann prüfe ob die Parasitendichte überkritisch ist (ein baldiger Bankrott, eine baldige Übernahme, Zerschlagung oder Umstrukturierung ist absehbar), dann gehe zu Regel 13. Wenn die Parasitendichte nahe dem kritischen Wert ist, dann gehe zu Regel 14.

    13. Das Unternehmen ist ausgeblutet und nicht mehr zu retten. Presse aus dem Unternehmen heraus, was möglich ist (z.B. eine gute Abfindung) und bereite Deinen Wechsel auf den nächsten Wirt vor. Wenn der Käufer des Unternehmens einen lästigen Konkurrenten loswerden will, biete Dich als Chefabwickler an, verkaufe das Tafelsilber und qualifiziere Dich als Mann fürs Grobe.

    14. Praktisch alle großen Unternehmen (mit mehr als 20 Führungskräften) haben ihre eigenen Parasiten. Die Parasitendichte selbst ist nur bedingt steuerbar, wohl aber deren Einfluss auf die Fitness des Unternehmens. Ziel ist eine Selbstregulation der Parasiten im Bereich der kritischen Menge.
    14.1. Unerwünschte Vorschläge (siehe Punkt 3-5) werden nach dem Abwiegeln geprüft, ob sie dem Unternehmen einen Vorteil bringen. Wenn ja, läßt man etwas Gras über die Sache wachsen und gibt dann den Vorschlag als eigene Idee aus.
    14.2. Ein Parasit ist der beste Spezialist um andere Parasiten zu erkennen. Das Biotop ist begrenzt, also zählt das Motto “Es kann nur einen geben”. Um nicht an Punkt 12 zu scheitern, bietet es sich an, Seilschaften auf unterschiedlichen Hierarchieebenen zu organisieren.
    14.3. Wenn andere Seilschaften nicht eliminiert werden, dann kann mit ihnen kooperiert werden, um den Wirt gemeinsam zu “bewirtschaften”. In diesem Fall sind die Grenzen zwischen Parasit und Symbiont fließend.
    14.4. Prüfe das Marktumfeld, wenn durch Kooperation mit den Parasiten aus einem anderen Wirt ein Kartell oder Monopol geschaffen werden kann, dann nutze die Gelegenheit, Monopolgewinne gehören dem Mutigen, erlaubt ist alles solange Du nicht erwischt wirst. Wenn das Risiko hoch ist, präpariere einen Sündenbock für den Fall des Scheiterns.
    14.5. Das alles ist ein dynamisches Gleichgewicht, beobachte genau Dein Umfeld, veränderte Rahmenbedingungen erfordern ein neues Herangehen.

  4. #5 Staphylococcus rex
    8. Oktober 2024

    PS: Das Phänomen der Ambivalenz von Führungskräften zwischen Parasitismus und Symbiose ist nicht ganz neu, bereits Tucholsky hat sich damit beschäftigt:
    https://www.textlog.de/tucholsky/erzaehlungen-prosa/was-soll-er-denn-einmal-werden

  5. #6 N
    8. Oktober 2024

    ….rex
    Menschen als Parasiten zu betiteln ist nicht so doll !
    Mache doch lieber 10 Überlebenstipps für Arbeitslose.

  6. #7 Staphylococcus rex
    9. Oktober 2024

    @N, erst einmal, ich bitte um sorgfältiges Lesen. Es geht hier nicht um die Herabwürdigung konkreter Personen, sondern um eine etwas zugespitzte Darstellung problematischer Verhaltensweisen einer bestimmten Personengruppe, die erheblichen Einfluss auf unser Leben haben und die in der Vergangenheit erheblichen Schaden angerichtet hat.

    In der jüngeren Vergangenheit gab es mehrere Zeitfenster, wo die Performance der deutschen Managerkaste deutlich unterdurchschnittlich war, im Prinzip waren dies immer die Zeitfenster eines Strukurwandels, z.B. Anfang der 90-er Jahre (in Ostdeutschland), Anfang der Nullerjahre und auch wieder aktuell. Nicht zufällig gab es Anfang der 90-er Jahre einen Bestseller mit dem etwas polemischen Titel “Nieten in Nadelstreifen”.

    Ein besonderer Aspekt ist die Tatsache, dass nach der Wende in Ostdeutschland praktisch alle ostdeutschen Führungskräfte durch westdeutsche Führungskräfte ausgetauscht wurden. Die Wirtschaft im Osten war in einem schlechten Zustand, aber ein Großteil der westdeutschen Führungskräfte hat sich verhalten wie ein Heuschreckenschwarm und den angeschlagenen Betrieben den Todesstoß versetzt. Es gibt auch Gegenbeispiele, in der Region Jena war das “Cleverle” Späth aktiv, jetzt ist dort einer der wenigen ostdeutschen Wachstumskerne. Die “blühenden Landschaften” im Osten sind somit ein Euphemismus für die Deindustrialisierung ganzer Regionen.

    Das Ganze ist jetzt 30 Jahre her, aktuell viel schwerwiegender ist die Tatsache, dass Ostdeutschland immer noch wie eine Kolonie des Westens behandelt und verwaltet wird. Praktisch alle entscheidenden Führungspositionen im Osten sind immer noch von westdeutschen Seilschaften besetzt. Die praktische Konsequenz ist, dass ostdeutschen Führungskräften der Aufstieg aktiv verwehrt wird. Wieviele ostdeutsche Professoren gibt es an ostdeutschen Universitäten? Wieviele ostdeutsche Generäle gibt es in der Bundeswehr? Ich möchte hier keine schmutzige Wäsche waschen, deshalb verzichte ich auf persönliche Details. Für eine ostdeutsche Führungskraft gibt es drei Optionen, entweder alle moralischen Werte über Bord werfen und Teil des Systems werden oder in den Westen gehen (dort gibt es keine Förderung, aber auch keine Diskriminierung aufgrund der ostdeutschen Herkunft) oder als dritter Ausweg in die Provinz an Orte zu gehen, die für die westdeutschen Seilschaften nicht attraktiv genug sind.

    Diese Problematik ist in der Wahrnehmung westdeutscher Politiker irrelevant, was nicht verwundert, das sie die Nutznießer sind. Diese Problematik hat aber auch erhebliche Auswirkungen auf das politische Klima in Ostdeutschland. Wenn ostdeutsche Führungskräfte sich nicht entfalten können ist dies eine Verletzung des Leistungsprinzips. Die Hoffnung auf Aufstieg durch eigene Leistung ist wichtig für die Stabilität der Gesellschaft. Gleichzeitig wird dadurch die ostdeutsche Bevölkerung nur unzureichend an der politischen Mitbestimmung beteiligt. Das Gefühl der Fremdbestimmung ist der Nährboden für Populisten. Und drittens braucht der Osten nach der Deindustrialisierung neue Arbeitsplätze und neue Industrien. Die Gründer werden aber bevorzugt in ihrer heimischenGegend aktiv, wo die das Umfeld genau kennen. Die anhaltende Diskriminierung ostdeutscher Führungskräfte führt zeitverzögert zu einem Defizit an Firmengründungen und 30 Jahre nach der Wende zur wirtschaftlichen Schwäche Ostdeutschlands.

  7. #8 N
    10. Oktober 2024

    …rex zu #7
    Gestatten, ich bin selbst ein Ex-Ossi,
    deine Analysen stimmen, 40 Jahre Planwirtschaft kann man nicht rückgängig machen.
    Auch die Treuhand hat sich danach nicht mit Ruhm bekleckert.
    Also, wo hakt es. Es hakt überall.
    In Thüringen gibt es die sogenannte Pozellanstraße. So benannt weil in den kleinen Ortschaften kleine Porzellanmanufakturen und Glasfabriken waren und noch sind.
    Und jetzt kommt die freie Marktwirtschaft ins Spiel. Gegen die chinesische Konkurrenz sind diese Firmen unbedeutend. Die Beschäftigungslage in Thüringen ist schlecht und der Sündenbock ist die Politik und deswegen wählen die Leute dort AfD.
    So einfach.
    Der Überlebenstipp für den Osten wäre , eine vollkommene Abwendung vom ZIel Industrielandschaft , wieder hin zu Kulturlandschaft, man denke nur an Weimar, und man sollte sich die Berater aus Bayern holen, denn die Bayern haben es geschafft eine industrielle Grundlage zu haben und gleichzeitig ein Reiseziel für die ganze Welt zu bleiben. Ergo……go Tourismus Thüringen.