Die Ampel streitet fröhlich weiter vor sich hin. Ganz plötzlich gibt es jetzt Aufregung um das Vorhaben, Langzeitarbeitslosen, die mindestens ein Jahr in eine Arbeitstätigkeit wechseln, als Anreiz eine einmalige Prämie von 1.000 Euro zu zahlen.

Ob das sinnvoll ist, darüber kann man streiten. Vermutlich wollen viele Langzeitarbeitslose ohnehin lieber arbeiten als nicht arbeiten, auch wenn niemand gerne weniger Geld durch Arbeit als durch Transferleistungen hat.

Aber warum ploppt das Thema gerade jetzt auf, mit einer Vehemenz in der Kommentarspalten, als habe die Ampel, die gerade die Bürgergeldregelungen verschärft, ihr Herz für Faulenzer und Drückeberger entdeckt?

Die Regelung steht seit Anfang Juli, also seit einem viertel Jahr, in der „Wachstumsinitiative“ der Bundesregierung. Gemeinsam von allen drei Ampelparteien beschlossen:

„Eine hohe Grenzbelastung durch Transferentzugsraten ist oft ein wesentliches Hemmnis für ein höheres Arbeitsangebot von Transferbeziehenden. Um dem zu begegnen und einen starken positiven Anreiz für den Übergang in sozial-versicherungspflichtige und bedarfsdeckende Jobs zu setzen, wird die Bundesregierung im Bürgergeld eine Anschubfinanzierung einführen. Der Betrag wird als Prämie ausbezahlt. Die Anschubfinanzierung soll Langzeitarbeitslosen und nur nach Verlassen des Anspruchsbereichs der Grundsicherung gezahlt werden. In nachfolgenden Leistungen (Kindergrundsicherung, Wohngeld) ist sie nicht als Einkommen anzurechnen. Wurde eine Anschubfinanzierung gewährt, gilt eine mindestens 24-monatige Sperrfrist für den Bezug einer weiteren Anschubfinanzierung. Generell gilt eine Vorbeschäftigungs- und Eigenkündigungssperre. Die Bundesregierung verbindet mit dieser Neuregelung auch die Erwartung, dass sie in Summe zu einer finanziellen Entlastung der öffentlichen Hand führen wird. Wir werden dieses Instrument nach zwei Jahren evaluieren.“

Abzuwarten, was die Evaluation nach zwei Jahren ergibt, scheint keine Option mehr zu sein. Die aktuelle Kritik wird von den Ampelparteien selbst befeuert, und zwar von allen dreien, die Opposition muss sich bemühen, da noch mitzuhalten. Bessere Vorschläge macht bisher niemand. Die Überlegungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, die Ausgangspunkt des Vorschlags waren, spielen in der Debatte auch keine Rolle. Der Opposition geht es vor allem darum, den Sozialneid am unteren Ende der sozialen Leiter, zwischen Niedriglöhnern und Bürgergeldbeziehern, zu befeuern und in der Ampel dreht sich offensichtlich alles nur noch darum, wer den schwarzen Peter kriegt. Die SPD will das Vorhaben, interessanterweise von Wirtschaftsminister Habeck, nicht von Arbeitsminister Heil verteidigt, nun stoppen.

Was soll man da noch sagen? Ampel aus? Aber was kommt dann?

Kommentare (22)

  1. #1 hto
    6. Oktober 2024

    Die Grünen Sandmännchen möchten die Spendierhosen tragen und die Jobs wachsen auf den Bäumen.

    • #2 Joseph Kuhn
      6. Oktober 2024

      … ja, “die Grünen” (© Horst Seehofer) kriegen den Schwarzen Peter. Die BILD verteilt die Karten: “Die Anschubfinanzierung war ein ausdrücklicher Wunsch von Robert Habeck”, lässt sich der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion dort zitieren. Man habe schon immer Bedenken gehabt. Und die BILD sorgt ganz nebenbei mit dem Etikett “Arsch-hoch-Prämie” für die Stabilisierung von Vorurteilen gegen faule Arbeitslose.

  2. #3 RGS
    7. Oktober 2024

    Ob die Frau, die nun seit über einem Jahr ihre Mutter pflegt und in Brandenburg oder Bremen, den Ländern mit der höchsten Zahl Langzeitarbeitsloser, eine Arbeit annimmt?
    Aber sachliche Argumente spielen ja schon keine Rolle mehr.
    Diese Regierung scheint mir in einer Endphase.

    • #4 Joseph Kuhn
      7. Oktober 2024

      @ RGS:

      “Aber sachliche Argumente spielen ja schon keine Rolle mehr.”

      So ist es. Den Klassiker bringt Carsten Linnemann in dem in Kommentar #2 erwähnten BILD-Beitrag:

      “Es ist für mich völlig schleierhaft, wie man auf so eine absurde Idee kommen kann. Wie will man das den Millionen Arbeitnehmern in Deutschland erklären, die jeden Tag das Land am Laufen halten?”

      Wenn es ihm wirklich schleierhaft ist, könnte er sich natürlich kundig machen, z.B. beim IAB nachfragen, dann könnte er es auch den berühmten Arbeitnehmern erklären, “die das Land am Laufen halten”. Da fehlt übrigens noch der Halbsatz, “die jeden Tag früh aufstehen”.

      Aber in diesem Streit spielen Argumente in der Tat keine Rolle, obwohl viele Medien den sachlichen Grund für die Prämie, nämlich den Verlust an sonstigen Transferleistungen, kurz nennen. In der politischen Debatte mobilisiert man lieber wieder einmal die üblichen Vorurteile gegen Arbeitslose. Eher kriegt man politisch 6.000 Euro Prämie für ein neues Auto durch als 1.000 Euro für eine Arbeitsaufnahme.

      —————
      Nachtrag 19:50 Uhr: Immerhin, jetzt verschaffen sich doch auch andere Stimmen Gehör, siehe Kommentar #7.

  3. #5 N
    7. Oktober 2024

    “Sie amputierten ihm sein letztes Bein und jetzt kniet er sich wieder mächtig rein, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Wir steigern das Bruttosozialprodukt…”
    Das ist Aktivismus von 1978, der hat noch Pep und den kann man hören.
    Der (blinde)Aktivismus von 2024 nennt sich Anschubfinanzierung, diesmal ohne musikalische Begleitung.
    Kritisch betrachtet kommt die Form von Arbeitsbeschaffung zum falschen Zeitpunkt. Gerade bauen die Konzerne Arbeitsplätze ab….
    Andererseits benötigt die Industrie qualifizierte Arbeitskräfte aber die bekommt man nicht durch eine Anschubfinanzierung.

    Nur im Niedriglohnsektor sind Änderungen schnell zu erreichen und auch möglich, aber dazu muss die Ampel über ihren Schatten springen und das Bürgergeld wieder abschaffen. Die Anschubfinanzierung wird dann durch den Wegfall des Bürgergeldes finanziert.
    Anmerkung: Nur so kann man die Schwarzen rechts überholen.

  4. #6 zimtspinne
    7. Oktober 2024

    Gibts die nicht als Vorschuss? Denn dann könnte man das als Investition betrachten, um sich nach allen Regeln der Kunst auf Vordermann zu bringen. Friseur, Pediküre, Maniküre, bissle Sport (nicht um noch schnell abzuspecken, sondern fürs Selbstwertgefühl), neue Kleidung und vielleicht noch eine Autoreparatur o.ä., womit die Summe fast schon wieder zu niedrig ausfällt.

  5. #8 RGS
    7. Oktober 2024

    Die Stimmen gab es sicherlich auch schon früher.
    Bei mir bleibt dann eine Mischung aus Verachtung für dümmlich daherredende Politiker und dümmlich berichtende Medien zurück. Aber von diesen Medien habe ich mich eh schon weitgehend verabschiedet.

    • #9 Joseph Kuhn
      7. Oktober 2024

      @ RGS:

      “Die Stimmen gab es sicherlich auch schon früher.”

      Ja, die Stimmen standen Pate bei der Aufnahme der Idee in das Wachstumsinitiative-Papier der Bundesregierung.

      “dümmlich daherredende Politiker”

      Die gibt es leider zuhauf. Und schlimm, wenn dümmlich daherredende Ampel-Politiker populistisch gegen die eigenen Konzepte agitieren.

      “dümmlich berichtende Medien”

      Naja, erfreulicherweise sind nun doch auch welche aufgewacht und haben mal nachgesehen, was es mit der Idee auf sich hat.

  6. #10 N
    7. Oktober 2024

    #16
    Endlich mal etwas mit Herz !
    “Denn dann könnte man das als Investition betrachten, um sich nach allen Regeln der Kunst auf Vordermann zu bringen”.

    Und man müsste eruieren, warum jemand keinen Arbeitsplatz findet. Sind es bei Frauen die faulen Vorderzähne, die sie daran hindern wieder in den Arbeitsmarkt einzutreten,
    dann wäre eine Finanzierung des Zahnarztes sinnvoll,

    Ist es der fehlende Anzug beim Mann, der ihn daran hindert vorstellig zu werden.

    Also eine zielgenaue Unterstützung.
    Aber auf keinen Fall durch das Arbeitsamt, die Erfahrungen mit den Mitarbeitern dort sind desillusionierend.

  7. #11 RGS
    7. Oktober 2024

    @Joseph Kuhn
    ja, meist ist man aber selbst schneller nachzuschauen was an dümmlichen Medienberichten dümmlich ist.
    Sie führen das hier ja auch immer wieder löblich und exzellent vor.

  8. #12 PDP10
    7. Oktober 2024

    @zimtspinne:

    Gibts die nicht als Vorschuss? Denn dann könnte man das als Investition betrachten, um sich nach allen Regeln der Kunst auf Vordermann zu bringen.

    Erstens gibts beim Jobcenter als Vorschuss gar nix sondern nur gegen Quittung und auf vorherigen Antrag.

    Zweitens gibts alles schon. Du kannst unter bestimmten Umständen – zB. wenn du in einer Maßnahme bist, die dich beim Bewerben unterstützt – beim Jobcenter beantragen, dass die die Kosten für einen Haarschnitt und für Bewerbungsfotos erstatten (bis zu einem gewissen Rahmen). Im Nachhinein, wie gesagt.

    Und was das Auto angeht: Wenn du nachweisen kannst, dass du einen Job bekommen kannst für den du ein Auto brauchst schießt dir das Jobcenter auf Antrag ein paar Tausend Euro zum Kauf eines Gebrauchtwagens zu.
    Klingt komisch? Ist es aber nicht. Das ist ökonomisch durchaus vernünftig, denn das kommt die (und auch unser Sozialsystem als Ganzes – denn wer arbeitet zahlt ein) billiger als dir noch ein Jahr (oder zwei … oder drei …) Leistungen zu bezahlen.

    Diese Prämie allerdings halte ich für Unfug. Das wird allenfalls marginale Effekte haben und ausserdem befeuert das – wie Joseph Kuhn oben schon geschrieben hat – wieder die “Drückeberger” Geschichten interessierter Kreise. Eigentlich tut das die Idee dieser Prämie an sich schon. Da gibts also Leute, die wir nur ans Arbeiten kriegen wenn wir ihnen was extra zahlen? Aha.

    Das ist Unsinn.

  9. #13 Joseph Kuhn
    8. Oktober 2024

    „Vergiftete Debatte“

    Debattenkritik in der taz: https://taz.de/Praemie-fuer-vermittelte-Arbeitslose/!6038125/

  10. #14 RGS
    8. Oktober 2024

    Im TAZ Artikel wird argumentiert, dass der Lohnabstand zu gering sei, wenn man zu geringem Lohn Arbeit aufnimmt.
    Sprich: Ich habe mit Arbeit das gleiche Geld wie ohne Arbeit.
    Es wird in dem oben verlinkten Zeitbeitrag von dem Ökonomen Sinon Jäger empfohlen ein System zu schaffen wo das Abschmelzen des Bürgergelds und anderer Zuschüsse mit dem Lohn korreliert. Das scheint mir auch ein Weg um den Abstand zwischen Bürgergeld und Lohn zu erhöhen.

    Unter dem TAZ Artikel steht im ersten Beitrag ein Hinweis auf Missbrauch durch Unternehmen, die Arbeitslose einstellen. Eine Spedition stelle halbjährlich Arbeitslose ein, kassiere Lohnzuschüsse vom Jobcenter und entlasse anschließend den Arbeitnehmer wieder ohne Gründe um kurz danach wieder einen Arbeitslosen für 6 Monate mit Zuschuss vom Arbeitsamt einzustellen.
    Man sollte diese Art Subventionierung von Unternehmen eventuell generell wieder streichen. Wird das evaluiert?
    Interessant wäre zu erfahren wieviele solcher Missbrauchsfälle durch Unternehmen es gibt.

  11. #15 N
    8. Oktober 2024

    zu #12
    zum Jobcenter
    “Zweitens gibt’s alles schon. ”
    Die Politik ist also gar nicht so blind wie man glaubt.
    Jetzt kommt die menschliche Natur ins Spiel.

    In unserem Bekanntenkreis gibt es zwei Fälle die erleuchtend sind. Eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, einer Zweizimmerwohnung; und einem sicheren Arbeitsplatz brauchte eine größere Wohnung.
    Die konnte sie mit ihrem Einkommen nicht bezahlen.

    Sie kündigte den Arbeitsplatz und beantragte Bürgergeld. Sie bekam eine Dreizimmerwohnung zugewiesen , die auch noch bezahlt wird. Sie steht jetzt finanziell besser da als vorher.
    Den zweiten Fall erzähle ich lieber nicht, denn wenn der Schule macht, dann hat die Bildzeitung wieder eine pikantes Thema mehr.

    Zum Abschluss , Dagobert Duck, der mit dem Geldspeicher wurde einmal gefragt, warum er so viel Geld horte anstatt es auszugeben. Seine Antwort: Solange die Menschen kein Geld haben müssen sie arbeiten.

  12. #16 DH
    8. Oktober 2024

    “ausserdem befeuert das – wie Joseph Kuhn oben schon geschrieben hat – wieder die “Drückeberger” Geschichten interessierter Kreise. Eigentlich tut das die Idee dieser Prämie an sich schon” (PDP10)
    Das ist was dran, vermutlich ungewollt.
    Klingt schon danach daß diese faulen LZA nur so zum Arbeiten zu bringen seien.
    Wenn es zu wenig Lohnabstand gibt nach Meinung mancher, müssen die Löhne hoch und nicht nach unten getreten werden, auch aus volkswirtschaftlichen Gründen.
    Ist das nicht das Problem macht die Prämie keinen Sinn.
    “Der Opposition geht es vor allem darum, den Sozialneid am unteren Ende der sozialen Leiter, zwischen Niedriglöhnern und Bürgergeldbeziehern, zu befeuern”
    Exakt und das zeigt einmal mehr das miese Niveau der neoliberalen Epoche.
    Statt über die tatsächlichen Fehler der Ampel nachzudenken, wie die zu hohen Energiepreise, den lahmenden Wohnungsbau, das peinliche Festhalten der FDP an neoliberalen Dogmen, der Idenditätspolitik oder der unfreiwillig komischen Unfähgigkeit die einfachsten Regeln des politischen Handwerks zu beachten, dackelt man der populistischen Niedertracht hinterher.
    Bürgergeld ist nicht das Problem und dazu sollte die Ampel auch stehen.
    Wer nach unten tretende Politik will, wählt die Originale, mit dem Nachplappern verdirbt es sich die Ampel mit den echt fortschrittlich gesinnten Wählern, sie dezimiert sich also von zwei Seiten.

  13. #17 RGS
    9. Oktober 2024

    @DH #16
    „Statt über die tatsächlichen Fehler der Ampel nachzudenken, wie die zu hohen Energiepreise, den lahmenden Wohnungsbau,“

    Echt jetzt! Sie meinen an den hohen Energiepreisen für Öl, Gas und Strom ist die Ampel schuld?

    Daran sind die Regierungen vorher schuld. Wir haben unsere ganze Wirtschaft auf billiges Öl und Gas aus Russland aufgebaut über Jahrzehnte.
    Diese Zeiten sind nun für immer vorbei. Das trifft auch auf viele Länder in Europa zu.
    Dänemark hat die Lehre aus der Ölkrise 1974 gezogen und sich eine beeindruckende eigene bezahlbare Energieversorgung aufgebaut. Wir nicht. Die billige fossile Energiesause ist vorbei.
    Das müssen wir nun teuer bezahlen. Und ja, wenn wir weiter auf LNG-Importe setzen, wird’s auch nicht billiger werden und wir werden auch nicht weniger erpressbar.

    Und die Ampel ist am lahmenden Wohnungsbau schuld?!
    Lesen Sie Nachrichten aus der Immobilienwirtschaft? Seit Montag bis heute läuft die wichtigste Immobilienmessen in Deutschland EXPO REAL in München.
    „Doch gleichzeitig ist der Wohnungsbau deutlich rückläufig, bedingt durch höhere Finanzierungskosten, steigende Preise für Materialien und den Mangel an Fachkräften.“
    https://exporeal.net/de/entdecken/themen/wohnimmobilien/

    Daran ändert doch keine Regierung etwas: Die Finanzierungskosten hat die EZB durch ihre Zinserhöhungen verdreifacht.
    Die steigenden Preise für Materialien sind der Weltlage geschuldet und der Macht der Anbieter die Preise für fossile Energie zu erhöhen.

    Und den Mangel an Fachkräften haben wir dem Mangel an Aufträgen zu verdanken in den letzten Jahren und der Abwanderung von Fachkräften aus Osteuropa.
    Die gestiegenen Bodenpreise verteuern den Neubau außerdem. Die Bodenrichtwerte kannten nur eine Richtung nach oben. Die werden auch erst wieder langsam sinken, wenn Immobilien wieder zu sinkenden Preisen verkauft werden.

    • #18 Joseph Kuhn
      9. Oktober 2024

      @ RGS:

      “Und die Ampel ist am lahmenden Wohnungsbau schuld?!”

      Auch? Ein bisschen? Für wirklich durchgreifende Reformen steht Frau Geywitz nach meiner Wahrnehmung nicht. Nicht beim Bauen und auch nicht bei den Mieten. Die Sanierungspflichten bei Erwerb eines Altbaus sind auch nicht gerade problemfrei.

  14. #19 RGS
    9. Oktober 2024

    @Joseph Kuhn #18
    Ja, es gibt vermutlich schon Dinge, die die Regierung gesetzlich regeln könnte um bauen und Sanieren billiger zu machen. Da stehen allerdings die Klimaziele im Weg und wohl noch andere bürokratische und teure Hürden.
    An den gestiegenen Kreditzinsen, den gestiegenen Baukosten und den fehlenden Handwerkern ist sie jedoch erst mal nicht Schuld.
    Wer könnte billige Grundstücke verkaufen? Die Kommunen in Haushaltssicherung? Vermutlich nicht.

  15. #20 DH
    9. Oktober 2024

    @RGS
    Der Strompreis hat auch mit einigen Abgaben zu tun und mit der Steuer, beides ist beeinflußbar. Altlasten gibt es, aber es ist halt auch einfach immer der Merkelregierung die Schuld zu geben und dem Krieg, erkennbar eine nette Ausrede für Untätigkeit, wobei die Energiekrise schon gut gelöst wurde, nur ist man dann halt wieder zurückgefallen auf die wohl ideologisch motivierte Verteuerunspolitik, die viele verwechseln mit Nachhaltigkeit.
    Auch hat die Ampel getönt das planwirtschaftliche System des “merit order” anzugehen auf EU-Ebene, geschehen ist nichts.
    Zum Wohnungsbau noch die Ergänzung zu Joseph Kuhn, daß nicht nur der Mieterbund zwar anerkennt daß es strukturelle Probleme gibt, aber eben auch einfach Geld in die Hand genommen werden muß, Stichwort Schuldenbremse.
    Auch gibt es gute Ideen wie die Umwidmung von etwa 8 Millionen Quadratmeter leerstehender Büroimmobilien, die nur einen Bruchteil des Neubaus kosten würde.
    Alles in allem gibt es keinen echten Willen die Situation zu verbessern, aber es wird jede Menge Energie verwendet zu erklären warum etwas nicht geht, nicht nur von Ampelvertretern, sondern quasi von allen Kräften, auch von Teilen der Medien (die allerdings zu anderen Teilen kritisch schauen auf die Situation und sogar einen Schwerpunkt beim sozialen Wohnungsbau fordern).

  16. #21 RGS
    9. Oktober 2024

    @DH
    es gibt eine ganz große Koalition die Schuldenbremse beizubehalten. Und auch die Wähler:innen haben sie ja explizit gewählt mit Verfassungsrang.

    Wer soll also Geld für Wohnungsbau ausgeben? Wer hat Geld rumliegen? Wer nimmt einen Kredit für Wohnungsbau auf? Geld verdienen kann man mit dem Neubau gerade kaum aus den genannten Gründen.
    Ja, es ist nicht erkennbar, dass die aktuelle Regierung viel tut im Wohnungsbau.
    Und dass eine Bauministerin eine Studie der Gewerkschaft und anderer der SPD nahestehender Institutionen so brüsk als falsch zurückgewiesen hat finde ich dumm.

  17. #22 DH
    10. Oktober 2024

    @RGS
    Dumm, so ist es.
    “Und auch die Wähler:innen haben sie ja explizit gewählt mit Verfassungsrang.”
    Würde ich bezweifeln. Nicht alles was die Parteien machen ist auch vom Wähler gewollt, man kann halt nicht perfekt wählen.
    Bei der Schuldenbremse haben sich viele Wähler wohl lange keine Gedanken gemacht, wenn dann eher über die Folgen.
    Mittlerweilen ist die Situation hybrid, es gibt eine fifty-fifty-Situation in Umfragen, also deutlich unterhalb der Zweidrittelschwelle die für den Verfassungsrang notwendig war.
    Es sind hier schon eher die Parteien selber die, die Linkspartei ausgenommen, alle hübsch gleich geschallt haben, die AfD inklusive die zwar nicht dabei war aber am aggressivsten an dieser Ideologie festhalten will.
    Alle fanden es ganz furchtbar schick eine wirtschaftliche Mode in den Verfassungsrang zu erheben, ein völlig verantwortungsloses Vorgehen und ein krasses Versagen der politischen Klasse.
    Wer die Schuldenbremse befürwortet hat außerdem den Kapitalisnus nicht verstanden.