Die zweite Lektion, die wir nach der Wiederwahl Trumps lernen können, ist eine Wiederholungsübung eines bekannten Lehrsatzes: Wahlen werden nicht in Umfragen entschieden, sondern an der Wahlurne.

Wie hatten sich die Demoskopen überboten mit ihren Vorhersagen eines Kopf-an-Kopf-Rennens, und wie schlau kamen nicht wenige „Experten“ daher, die mit einem unfehlbaren Tipp-System den Sieg Trumps oder Harris‘ prognostizierten, und die sich, egal wem sie den Sieg vorhersagten, noch nie geirrt hatten.

Trump wurde gewählt, und wer zufällig auf ihn gesetzt hatte, darf sich beim nächsten Mal weiter als Experte ausgeben, genau wie die, die jetzt hinterher wissen, dass es so kommen musste.

Kommentare (3)

  1. #1 Staphylococcus rex
    7. November 2024

    Man kann sogar noch weiter gehen, Wahlen werden nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Unterbewußtsein bzw. Bauchgefühl entschieden. Natürlich spielt der Verstand auch eine gewisse Rolle, aber wenn es hart auf hart kommt, siegt in der Regel das Bauchgefühl.

    Niemand bezweifelt, dass Trump ein begnadeter Verkäufer von Emotionen ist. Der Unterschied zur Wahl davor besteht darin, dass viele Wähler in den USA seine Entgleisungen und Fehlleistungen der ersten Wahlzeit mittlerweile verdrängt oder vergessen haben. Trump hat es sogar geschafft, die juristische Aufarbeitung seiner Rechtsverstöße und kriminellen Handlungen als persönliche Hexenverfolgung zu verkaufen.

    Kamala Harris hat in meinen Augen nichts falsch gemacht. Die Argumente der Demokraten waren alle richtig, aber sie haben nur den Verstand erreicht und nicht die tiefer liegenden Schichten des Unterbewußtsein. Vielleicht gibt es auch Mentalitätsunterschiede zwischen Europa und den USA: In mehreren kommerziell erfolgreichen Marvel-Filmen ist der “Bösewicht” eine tragische Figur, die sich nach einem persönlichen Schicksalsschlag auf einen weltvernichtenden Egotrip begibt und das Finale des Films besteht darin, diese Person aus ihrem Egotrip herauszuholen. Ein normal sozialisierter Europäer hätte sich dagegen nie auf einen derartigen Egotrip begeben. Aufgrund der für mich emotionalen Unglaubwürdigkeit etlicher Haupthelden werde ich diese Filme nicht ein zweites Mal ansehen. Andererseits haben ganz offensichtlich viele US-Bürger mit den dort vermittelten “Werten” kein Problem.

    Eine Umfrage kratzt nach meiner Einschätzung meist nur an der obersten Bewußtseinsschicht und hat deshalb unabhängig von der Stichprobengröße methodische Grenzen. Es gab bereits vor der Wahl Warnzeichen, wo z.B. Menschen erklärt haben, dass sie Trump nicht wegen seiner Äußerungen sondern trotz seine Äußerungen wählen werden.

  2. #2 RPGNo1
    7. November 2024

    @Staphylococcus rex

    Es gab bereits vor der Wahl Warnzeichen, wo z.B. Menschen erklärt haben, dass sie Trump nicht wegen seiner Äußerungen sondern trotz seine Äußerungen wählen werden.

    Diese Phänomen gibt es in Deutschland auch. Wir konnten es zuletzt in Thüringen, Sachen und Brandenburg beobachten, wo die Menschen die AfD nicht wegen ihrer rechtsextremen Ansichten sondern trotzdem wählen würden. In einem geringerem Maßstab war das Verhalten auch bei der BSW zu beobachten

  3. #3 Staphylococcus rex
    7. November 2024

    Hier noch ein aktueller Tagesschau-Artikel zu diesem Thema:
    https://www.tagesschau.de/ausland/uswahl/desinformation-wahlkampf-100.html