Christian Lindner will eine radikale Wirtschaftswende, kein Weiter-so. Ein Weiter-so will aber eigentlich niemand, weder die Gewerkschaften noch die Autofirmen noch die Fridays for Future. Die Frage ist also nicht Weiter-so – ja oder nein, sondern in welche Richtung sollen tiefgreifende Reformen gehen.

Christian Lindner hat vor ein paar Tagen in der Sendung „Caren Miosga“ empfohlen, mehr Musk und Milei zu wagen und es danach bekräftigt. Man konnte zunächst noch meinen, er habe sich in einem akuten emotionalen Aufruhr nach dem Rauswurf aus der Ampel und dem Kommunikationsdesaster um die D-Day-Geschichte vielleicht nur im Ton vergriffen, oder wolle eine Ablenkungsdiskussion anzetteln, aber er scheint es doch ernster mit den beiden Herren zu meinen. In einem Video auf Icks wendet er sich an Friedrich Merz und wirbt noch einmal für die beiden, auch wenn er sich “nicht jede Meinung von denen abschauen” will.

Musk und Milei stehen aber nicht einfach für radikale wirtschaftliche Reformen, sondern für radikale wirtschaftliche Reformen ohne Rücksicht auf Soziales und Demokratie. Sie wollen nicht mehr Demokratie wagen, sie stehen nicht für mehr bürgerliche Freiheit, sie stehen auch nicht für Wettbewerb, sondern im Gegenteil sehen sie die Demokratie wie auch den Wettbewerb explizit als Einschränkungen der Macht der Superreichen. Man kann die vielseitigen Bemühungen dieser Leute in dieser Richtung gut belegt nachlesen, z.B. in Quinn Slobodians „Kapitalismus ohne Demokratie“.

Entweder hat Lindner also den liberalen Kompass verloren oder er will die FDP gezielt radikalisieren, anders als die österreichische FPÖ nicht nationalliberal bis nationalkonservativ, sondern libertär bis autoritär. Eine solche libertäre Partei könnte auch aus Sicht von geldigen Leuten hierzulande, etwa Müllermilch-Müller oder Zitelmann, durchaus attraktiver sein als eine AfD in der Schmuddelecke, sei es im Parlament oder auch außerhalb.

Die Demokratie in Deutschland bräuchte allerdings eine liberale, auch bürgerrechtlich engagierte Partei. Gegen radikale wirtschaftliche Reformen wäre nichts einzuwenden – wenn damit auch eine echte Verbesserung von Infrastruktur (Bahn usw.), Wohnungsbau, Pflegenotstand usw. einherginge, also eine Reform nicht in der Richtung, für die Milei oder Musk stehen, sondern eher in die Gegenrichtung.

Lindner hat aber vermutlich bewusst nicht gesagt, wir brauchen mehr “New Deal”. Mag sein, dass ihn die erlebte Machtlosigkeit beim Rauswurf aus der Ampel getriggert hat, aber ihn scheint das Machtmenschentum von Milei und Musk doch auch als solches zu faszinieren. Eine FDP, die dem folgt, wäre nicht mehr die FDP der bürgerlichen Freiheit und des wirtschaftlichen Wettbewerbs, wie man sie über viele Jahre der alten Bundesrepublik kannte. Es wäre eine FDP, der es egal ist, dass Art. 1 des Grundgesetzes die Menschenwürde schützt, nicht die Dividenden und schon gar nicht eine Übermenschenwürde der Oligarchen. Die FDP wird sich entscheiden müssen, ob sie für sich selbst mehr Musk und Milei oder mehr New Deal wagen will.

Kommentare (53)

  1. #1 Staphylococcus rex
    6. Dezember 2024

    Das sind meinerseits rein subjektive Eindrücke, ich sehe aktuell nicht unbedingt die Gefahr eines Zerfalls der FDP. Die Liberalen hatten schon immer zwei Gesichter, einerseits freiheitlich im Sinne der Bürgerrechte, andererseits libertär im Sinne des unreglementierten freien Unternehmertums. Bisher haben es beide Parteiflügel immer wieder miteinander ausgehalten. Beide Parteiflügel wissen, eine Spaltung würde beide mit Sicherheit unter die 5%-Hürde drücken.

    Aber ich sehe durchaus die Anzeichen eines heftigen Richtungsstreits. Auch hat die AfD ihre Wähler aus mehreren Gruppen rekrutiert: Neonazis, Wutbürger, der rechtskonservative Rand von CDU/CSU sowie der libertäre Rand der FDP. Die Äußerungen Lindners könnte man auch als Versuch interpretieren, nach dem unrühmlichen Ampel-Abgang den sicheren Verlust von Wählerstimmen aus dem linksliberalen Lager durch Stimmen aus dem libertären Lager zu kompensieren, um auf Kosten der AfD die 5%-Hürde bei der nächsten Bundestagswahl zu schaffen.

  2. #2 RPGNo1
    6. Dezember 2024

    Die Demokratie in Deutschland bräuchte allerdings eine liberale, auch bürgerrechtlich engagierte Partei.

    Dafür würde sich dann eigentlich Volt anbieten. Vielleicht sollten alle vom BCD (*), ehemals FDP, enttäuschten demokratischen Wähler der Mitte in sich gehen und Volt wählen. Dann klappt es auch mit der 5 % Hürde.

    (*) Bündnis Christian Lindner

    Noch was am Rande. Eric Gujer schmiert in NZZ der FDP Honig ums Maul und spricht von einer “linken Schmutzkampagne” bzw. “Medienkampagne” gegen die FDP, die ja nur “gegen den Zeitgeist” ankämpfe.

    https://www.nzz.ch/der-andere-blick/christian-lindner-und-die-fdp-das-d-day-papier-ist-nicht-das-problem-ld.1860768

    • #3 Joseph Kuhn
      6. Dezember 2024

      @ RPGNo1:

      Natürlich darf man nicht übersehen, dass Wahlkampf ist und so mancher moralischen Entrüstung aus anderer Ecke mangelt es daher sicher auch etwas an „Lauterkeit der Motive“ (CL).

      Was den Kampf gegen den „Zeitgeist“ angeht: den führt auch die katholische Kirche, nicht immer auf der Höhe der Zeit.

  3. #4 RGS
    6. Dezember 2024

    Da redet der liebe Christian den lieben Friedrich über Twitter per Videobotschaft an. Ich bin erstaunt über diese Show. Was soll das?
    Hat der liebe Friedrich schon per Video geantwortet?

    Soll ich das noch ernst nehmen was Herr Lindner gerade macht? Tut mir Leid. Hat er sich das alles selbst ausgedacht?
    Ich kann den Herrn und die Partei nicht mehr ernst nehmen.

  4. #5 RGS
    6. Dezember 2024

    … im Übrigen nannte Friedrich Merz in der Sendung Maischberger vorgestern die Aufforderung Lindners sich an Milei und Musk ein Beispiel zu nehmen geschmacklos.

  5. #6 Tina
    6. Dezember 2024

    Entweder hat Lindner also den liberalen Kompass verloren oder er will die FDP gezielt radikalisieren, anders als die österreichische FPÖ nicht nationalliberal bis nationalkonservativ, sondern libertär bis autoritär. Eine solche libertäre Partei könnte auch aus Sicht von geldigen Leuten hierzulande, etwa Müllermilch-Müller oder Zitelmann, durchaus attraktiver sein als eine AfD in der Schmuddelecke, sei es im Parlament oder auch außerhalb.

    Das ist ein interessanter Gedanke. Vermutlich können gewisse Leute aus Geldkreisen in ihrem Machtstreben auf den rechtsextremen, völkischen Schmuddelanteil tatsächlich gut verzichten, wenn man ihnen eine libertäre Ideologie bietet, die die Bürger auf ungehemmt marktradikale Art und Weise zu abhängigen, stets armutsgefährdeten und somit faktisch unfreien Untergebenen macht, die nicht mehr viel zu melden haben und sich somit besonders gut ausbeuten lassen.

    Ob die FDP diesen Weg beschreiten will, wird man sehen. Alleine, dass so etwas durch Lindner überhaupt zur Diskussion steht, finde ich schockierend. Man fragt sich, ob man irgendwie im falschen Film gelandet ist. Ich hätte das jedenfalls noch vor kurzer Zeit nicht für möglich gehalten. Er hat zwar einige scharfe Reaktionen auf seine Aussagen erhalten, von Ökonomen und sogar von Merz, der sich entsetzt zeigte, aber insgesamt hätte ich mir die Empörung eigentlich größer vorgestellt oder gewünscht. Kann aber auch sein, dass sich gar nicht so viele Leute bisher mit dem Kern der dahinterstehenden Ideologie beschäftigt haben. Auch Miosga hat ja in ihrer Sendung gar nicht reagiert, als Lindner dies zum ersten Mal sagte.

  6. #8 Tina
    6. Dezember 2024

    @Joseph

    Der Artikel in der Süddeutschen ist hinter der Paywall, aber das ist vielleicht auch ganz gut so, dann muss ich mich nicht aufregen ;-).
    Die Leute, die Verständnis für seine Milei / Musk-Aussage zeigen, haben meiner Meinung keine Ahnung, worum es wirklich geht (oder schlechte Absichten s.o.).

    Lindners Videobotschaft auf X finde ich reichlich albern. Von gedanklicher Tiefe keine Spur, nur oberflächliches Blaba von zweifelhaftem Inhalt. Peinlich. Er wirkt allerdings nicht mehr so aggressiv wie bei Miosga, sondern kommt seinem alten Bambi-Image wieder etwas näher. Vielleicht macht ihn das gerade gefährlich, dass er so ungefährlich aussieht (sorry, das musste jetzt sein…).

  7. #9 RGS
    6. Dezember 2024

    Da ist vielleicht die Macht und sein Amt Herrn Lindner etwas zu Kopf gestiegen. Er meint nun scheinbar, dass er eine Art Anspruch erworben habe, das Land zu führen. Interessant wäre genauer zu wissen welche Spindoktoren an ihm herumschrauben.
    Er hat nichts zu verlieren, bei den Umfrageergebnissen momentan. Entweder die FDP fliegt aus dem Bundestag, wonach es momentan aussieht oder sie schafft es wieder und dann wird Lindner als der Retter dastehen. Wobei, dann noch nicht klar ist, ob die FDP an einer Regierung beteiligt würde.
    Ich kann mir allerdings vorstellen, dass Merz und Söder keinen Besserwisser in Wirtschaftsfragen in Form von Lindner, neben sich haben wollen.

    Nachdem wie ich Merz bei Maischberger diese Woche wahrgenommen habe, sieht es eher nach Schwarz/Grün oder Schwarz/Rot aus, wenn die Mehrheiten dafür reichen.

  8. #10 naja
    6. Dezember 2024

    Klar kann sich da noch was tun, aber es würde mich wirklich extrem wundern, wenn es für schwarz – grün reicht, momentan hat nicht mal die Groko eine Mehrheit. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es so bleibt.

    Und ich glaube nicht, dass sich irgendjemand noch mal freiwillig den Lindner ans Bein bindet. Warum sollte man sich freiwillig denjenigen ins Boot holen, der die letzten drei Jahre alles blockiert hat? Der interne Papier an die Presse durchgestochen hat, der seinen Koalitionspartnern die Butter auf dem Brot nicht gönnt und dann alles hinschmeißen. Die ganze Partei ist momentan dabei, das Loch in dem sie steht, immer tiefer zu buddeln.

    Ich dachte erst, was ist das für ein bescheuerter Move, als die kostenloses Parken in den Innenstädten gefordert haben. Jetzt kommen sie mit Musk und Milei?

    Naja, wenigstens könnte Musk mit seiner Boring Company ihnen weiter dabei behilflich sein, sich tiefer einzubuddeln.

  9. #11 Tina
    6. Dezember 2024

    @RGS

    Lindner wird vermutlich bei keiner anderen Parteien wirklich hoch im Kurs stehen. Nicht nur wegen “Besserwisserei in Wirtschaftsfragen”, sondern auch wegen seiner Unzuverlässigkeit, seiner ständigen Querschießerei und schließlich der ganzen Intrige um das das D-Day-Papier und das Ampelaus. So einen holt man sich nicht ohne Not ins Boot, da ist der Ärger ja von Anfang an vorprogrammiert.

    Ich denke, wenn die FDP nicht ganz zwingend für eine Mehrheit gebraucht wird, sind sie erstmal weg vom Fenster, auch wenn sie es in den Bundestag schaffen sollten. Was die Umfragewerte betrifft, sieht es nach wie vor nach einer neuen GroKo aus. An Schwarz-Grün glaube ich eher nicht, da ist Söder davor und noch ein paar andere auch in der CDU, die das ablehnen und für die Habeck ja der Gottseibeiuns ist. Wobei es natürlich sein kann, dass das nach der Wahl ganz anders aussieht als vor der Wahl.

  10. #12 RPGNo1
    6. Dezember 2024

    @RGS

    Nachdem wie ich Merz bei Maischberger diese Woche wahrgenommen habe, sieht es eher nach Schwarz/Grün oder Schwarz/Rot aus, wenn die Mehrheiten dafür reichen.

    Merz hat auch in anderer Hinsicht seine Fühler Richtung Grüne ausgestreckt. Und diese in Richtung CDU.

    Von den Grünen gab es zuletzt freundliche Signale an die Union, jetzt bedankt sich CDU-Chef Merz auf seine Weise: In der Außenpolitik macht er Gemeinsamkeiten mit der Ökopartei aus. Ganz anders sehe es in der Wirtschaftspolitik aus.

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2025-friedrich-merz-sieht-aussenpolitische-naehe-zu-den-gruenen-a-682ffedb-3835-4779-ae36-73de29697808

    Deshalb wanzt sich CL nun an FM heran, um die Restchance zu bewahren, in drei Monaten über Leihstimmen in den Bundestag zu kommen und danach die noch winzigere Chance zu erhalten, doch irgendwie in der nächsten Regierung mitzuwirken.

  11. #13 Tina
    6. Dezember 2024

    Nebenbei fiel mir noch auf, dass Merz bei Maischberger für seine Verhältnisse recht moderat auftrat, also ohne einen seiner hitzigen Ausfälle plus Peinlichkeiten, für die er ja berüchtigt ist. Das sah so aus, als probe er schon mal Kanzler. Auch sein Statement zu Lindners Milei / Musk-Aussage fiel überraschend deutlich aus (völlig entsetzt gewesen, ruiniert das Land, tritt die Menschen mit Füßen).

    Da musste hinterher erstmal der Scharfmacher Linnemann ran und einiges wieder zurechtrücken.

  12. #14 RPGNo1
    6. Dezember 2024

    Die Spiegel-Titelstory

    Die Glaubwürdigkeit der FDP ist schwer beschädigt, Christian Lindner steht als Trickser da. Hat die Partei mit ihm noch eine Zukunft?

    In dieser Zeit aber schnitt Lindner den Apparat der Partei so extrem auf sich selbst zu, wie das allenfalls bei der Partei von Sahra Wagenknecht der Fall ist. Viele Abgeordnete sind ihm bis heute dankbar, ohne den Wahlkämpfer Lindner säßen sie nicht im Bundestag. Doch die Konzentration auf eine Person hat auch Spuren hinterlassen, die bis in die jetzige Krise hineinwirken: Ohne ihn bliebe nicht viel FDP übrig.
    […]
    »Die FDP ist zum Bündnis Christian Lindner geworden, zum BCL. Alles ist auf ihn fixiert«, sagt ein FDP-Mitglied, das einst im Regierungsapparat in Berlin in einem exponierten Amt tätig war.
    […]
    Lindner provoziert. Er attestiert »Corporate Germany« Risikoaversion, bedauert, dass die Jugend sich heute so häufig einen Job im Öffentlichen Dienst wünscht, statt etwa ein Unternehmen zu gründen. Und dann fordert er noch einmal, er sei dafür ja schon viel gescholten worden: »Vielleicht so eine Prise Milei und Musk wagen«, denn »etwas Disruption, Risikofreude, Veränderungsbereitschaft und Innovationskraft würde unserem Land durchaus guttun«.

    Disruption. Das Wort sticht heraus, gerade bei ihm, der sich einst als Generalsekretär sagte: »Jetzt sprengst du das alles in die Luft.«

    Christian Lindner, so viel lässt sich sagen, ist und bleibt der große Sprengmeister der deutschen Politik.

    https://archive.is/qOtFu

    Ich bin aus dem Nicken gar nicht mehr rausgekommen.

  13. #15 Joseph Kuhn
    6. Dezember 2024
  14. #16 RGS
    6. Dezember 2024

    Ach der Focus! Liest den jemand? Die haben tatsächlich einen Twitternutzer und Fan von Milei gefunden, der Hern Merz rügt! Wow! Ich bin beeindruckt. Bessere Fürsprecher für Herrn Lindner finden sich nicht mehr.

  15. #17 hto
    7. Dezember 2024

    @Kuhn: “Solidarität in kleineren Dosen”

    Das heißt Konserven, von Konservatismus 😉

  16. #18 Ludger
    7. Dezember 2024

    ************************bin an eine falsche Taste geraten, wodurch der Entwurf halbfertig abgeschickt wurde – den unvollständigen Beitrag bitte löschen*************************

    Zur Zeit werden misslungene Formulierungen aus der FDP hochgejubelt (” Er hat ‘Feldschlacht’ gesagt!”), als hätten die was mit der Frage zu tun, welches die beste Politik für die Bundesrepublik zu tun. Die misslungenen Formulierungen aus der FDP werden insbesondere von solchen Leuten als fehlende Moral der FDP gedeutet, die selber nicht im Traum daran denken würden, bei der kommenden Bundestagswahl FDP zu wählen. Die Unterstellung, die FDP strebe einen autoritären Führungsstil wie die Herren Milei oder Musk an, ist absurd. Wir haben ein Problem der Wirtschaft. Das zu lösen gibt es verschiedene Ansätze. Die Folgen des Ansatzes von SPD und Grünen erleben wir gerade. Nachdem der Strompreis durch spezifisch deutsche Politik hier höher ist als in allen vergleichbaren Ländern, sollen die Probleme der Wirtschaft durch Schuldenaufnahme und Dauersubventionen behandelt werden.
    Alternative: Wir kappen drastisch die wuchernden Vorschriften und die zur politischen Steuerung eingesetzten Abgaben und Steuern und befreien die Firmen von ihren Fesseln. Den wirtschaftlichen Fehler, die Kernkraftwerke vorzeitig abzuschalten und stattdessen Kohle- und Gaskraftwerke weiter zu betreiben bzw. neu zu bauen, wird man ja nicht mehr korrigieren können. Es hat aber zum Wirtschaftsproblem beigetragen.
    Diese Probleme werden nicht diskutiert. Man redet lieber über die misslungene Formulierungen aus der FDP (” Er hat ‘Feldschlacht’ gesagt!”).
    Manche würde sich freuen, wenn die FDP aus dem Bundestag fliegt. Das ist kurzsichtig. Es würden den “staatstragenden” Parteien 4,5% Stimmen fehlen, die dann den “Rändern” zugute kommen würden.
    Bitte: diskutiert über Politik und nicht über Petitessen!

  17. #19 hto
    7. Dezember 2024

    @Ludger: “Bitte: diskutiert über Politik und nicht über Petitessen!”

    Ich glaube die Wähler würden sehr gerne über Politik diskutieren, wenn sie direkt wissen dürften was abgeht, also keine Spekulationen über Vorgänge hinter geschlossenen Türen machen bräuchten!?

  18. #20 RGS
    7. Dezember 2024

    @Ludger
    Leider hat Herr Lindner mit quasireligiösem Eifer den Ton gesetzt. Wirtschaftspolitik als Religion. Mit Beschwörungsformeln à la Lindner (Der Markt, der Markt…, mehr Milei und Musk wagen, wir müssen wieder mehr arbeiten…!) werden wir kein Wirtschaftswachstum bekommen.

    Und sein Suppenkasperverhalten: Nein, meine Schuldenbremse lockere ich nicht! wird sogar von der Bundesbank kritisiert.

    Der Strompreis ist ein Thema. Das ist ein sehr kompliziertes Thema. Dass der gestiegen ist liegt in erster Linie an den gestiegenen Öl- und Gaspreisen. Der aktuelle Börsenstrompreis richtet sich immer nach dem letzten Kraftwerk das zur Versorgung noch gebraucht wird und wenn das ein Gaskraftwerk ist, wirds sehr teuer.
    Bestimmt liegt der hohe Strompreis nicht an den sechs AKW, die wir noch hatten und die 5-10% zur Stromerzeugung in D. beitrugen und die mit ihrer Nichtsteuerbarkeit nicht mit der dezentralen Stromerzeugung fluktuierender Erneuerbarer Energien zusammenpassten.

    Die Stromerzeuger machen aktuell Reibach. Gut wer deren Aktien hat, da bekommt man immerhin wieder was zurück von dem was der Strom jetzt mehr kostet.

    Die Abgaben in Form der CO2 Bepreisung, die drastisch ansteigen wird, ist doch gerade FDP Credo.
    Mal sehen was die Leute zu den Preisschocks sagen, die da auf uns zukommen.

    Durch den Wegfall des billigen Gases sind einige Industriebereiche wie Stahl und Chemie nicht mehr wettbewerbsfähig in D. Das wird nicht mehr zu ändern sein. Das Geschäftsmodell stand auf tönernen Füßen.

    Die Autoindustrie, die in Europa gerade unter massiven Überkapazitäten leidet, dümpelt. Ich weiß auch nicht warum wir in D. seit 2019 jedes Jahr ca. 1 Mio. Autos weniger kaufen als bis dahin.

    Das Geschwafel der FDP von der Technologieoffenheit hat da einen großen Anteil dran, dass die Verunsicherung so groß ist. Als würden irgendwo auf der Welt Wasserstoffautos in relevanten Mengen nachgefragt oder E-Fuels irgendwo produziert die auf Nachfrage stoßen. Die FDP macht hier Politik mit einer Faramorgana, wie der Ex-Chef von VW das kürzlich nannte.

  19. #21 RGS
    7. Dezember 2024

    @Ludger
    viele der Förderprogramme für Unternehmen sollten vermutlich eingestampft werden und dafür sollte man den Unternehmen das Geld aus den Förderprogrammen gleich lassen.

    Selbst größere Mittelständische Unternehmen können sich nicht auf Förderprogramme bewerben, weil sie den Förderdschungel nicht bewältigen können, geschweige denn kleine Firmen.
    Das gleiche wäre übrigens bei den Kommunen anzustreben. Statt Hunderter Förderproramme der Länder und des Bundes sollte man den Kommunen dieses Geld so geben und die Verwaltung für diese „Förderitis oder Projektitis“ wäre auch gleich auf beiden Seiten einzusparen.

  20. #22 Ludger
    7. Dezember 2024

    @RGS
    Schon besser. Darüber kann man disputieren. Wer – wie manche Medien- über eine unpassende Wortwahl moralisiert, verschleiert die uns plagenden Probleme. Und schuldenfinanzierte Dauersubventionen des Strompreises für Großunternehmen sind nur eine kurzfristige Lösung und helfen dem Bäcker um die Ecke und den Familien nicht. Darüber muss man doch streiten und nicht darüber, wer und wann und wie das Ende der Ampel herbeigeführt hat. Über das Wann und Wie des Ampelendes wurde in den Zeitungen schon vor einem halben Jahr spekuliert.

  21. #23 RPGNo1
    7. Dezember 2024

    Lindner erhält zumindest zum Teil Rückdeckung vom Chef der Fridrich-Naumann-Stiftung über seine Aussagen zu Musk und Milei.

    Paqué: Ich finde es richtig, dass man mit Blick auf die wirtschafts- und finanzpolitischen Erfolge Mileis sagen will: Mehr Mut zu Reformen wagen. Von Mileis Mut können wir uns etwas abschauen. Allerdings muss man bei Milei immer das Janusköpfige sehen. Das eine ist, was er in der Wirtschafts- und Finanzpolitik leistet, und das andere ist sein Rechtspopulismus.
    […]
    Paqué: Wir sind weder Milei noch Musk. Musk hat völlig krude gesellschaftliche Vorstellungen und einen klaren Rechtsdrall, damit haben wir nichts zu tun. Aber seine disruptive Innovationskraft verlangt Respekt. Warum hat es keinen Deutschen gegeben, der einen Konzern wie Tesla aufgebaut hat?

    https://archive.is/DhBG9

    Allerdings scheint Paqué bei seinem Lob für Musk bzw. Tesla die massiven Kritikpunkte an der Firma oder deren Modelle zu ignorieren.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Tesla,_Inc.#Kritik
    https://en.wikipedia.org/wiki/Tesla,_Inc.#Vehicle_product_issues

    • #24 Joseph Kuhn
      7. Dezember 2024

      @ RPGNo:

      Es ist bei Milei ja nicht nur der Rechtspopulismus. Milei will den Staat nicht reformieren, sondern zerstören. Damit stellt er die kleinen Leute in den Regen. Sie sollen selbst sehen, wie sie zurechtkommen.

      Noch einmal: Gegen Mut zur Disruption an sich ist nichts einzuwenden, aber am Ende sollen alle etwas davon haben und nicht nur die Reichen. Im Moment wächst die Armut in Argentinien.

      Lindner sagte nicht, wir brauchen disruptive Veränderungen bei der Vermeidung von Steuerflucht und Steuervermeidung, beim Eindämmen der enormen Vermögensungleichheit, der Bildungsmisere usw., er fordert keinen New Deal zwischen oben und unten, erst recht keinen Lastenausgleich wie einst Adenauer, er fordert mehr Musk und Milei.

      Wenn er jetzt nicht wiederholt Musk und Milei als Orientierungsmarken genannt hätte, hätte man meinen können, er glaubt halt an die Trickle-down-Theorie, dass die Armen von den Brosamen vom Tisch der Reichen auch was haben und in der Wortwahl unbedacht war, aber inzwischen glaube ich, er meint genau Musk und Milei und nicht nur disruptive Veränderungen.

      Wagenknecht hätte andere disruptive Veränderungen im Kopf, Höcke auch, wieder andere natürlich, das würde man hoffentlich auch nicht als „Mut“ goutieren. Es kommt schon auf die Richtung an.

  22. #25 Ludger
    7. Dezember 2024

    Wenn Politiker mehrdeutige Statements machen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn politische Gegner sich eine von den Bedeutungen herauspicken, um sie dem Politiker um die Ohren zu hauen. Insofern ein rhetorischer Fehler von Lindner.
    F.-J. Strauß ist das häufiger passiert. Er hat dann gerne versucht, sich damit herauszureden, seine Aussage sei ironisch gemeint gewesen.

  23. #26 Tina
    7. Dezember 2024

    …aber inzwischen glaube ich, er meint genau Musk und Milei und nicht nur disruptive Veränderungen.

    Das ist auch genau mein Eindruck. Und das zeigt deutlich, dass Lindner die FDP in genau diese Richtung verändern will. Das wäre dann tatsächlich das Ende der FDP, wie wir sie kannten. Stimmen würden dann nicht mehr aus der bürgerlichen Mitte gefischt, sondern vom rechten Rand der CDU und von der AfD.

    In der Folge könnte sich dann allerdings eventuell eine neue liberale Partei der bürgerlichen Mitte gründen und etablieren.

    • #27 Joseph Kuhn
      7. Dezember 2024

      @ Tina:

      In einem Interview mit dem RND umschwurbelt er gekonnt die menschenverachtenden Ansichten von Musk und Milei:

      „Ich will mich nicht an Stil, politischen Meinungen oder Frisuren orientieren. Aber beide haben den Mut zu Disruption, also grundlegenden Veränderungen.“

      Als ob es um Stil und Frisuren ginge. Um politische Meinungen geht es aber sehr wohl, Disruption nach Wagenbach will er ja sicher nicht. Er will Disruption nach dem Vorbild von Musk und Milei, nach keinem anderen. Oder vielleicht genauer: Er will mit diesen Orientierungsmarken spielen und mit keinen anderen.

      Das RND fragt aber auch nicht gut nach. Sie hätten ihn ja fragen können, ob er keine großen Reformer kennt, die politisch weniger heikel sind. Oder sie hätten ihn fragen können, wenn Frisur und politische Meinung irrelevant sind, ob er dann auch Leute wie Wagenknecht oder Höcke als disruptiv mutig empfehlen würde.

      Ich finde, die FDP bräuchte etwas disruptiven Mut und sollte ein geeignete Anschlussverwendung für Lindner suchen. Sebastian Kurz ging zu Peter Thiel, Lindner kann vielleicht bei Musk arbeiten.

  24. #28 Ludger
    7. Dezember 2024

    @RGS:Das Geschwafel der FDP von der Technologieoffenheit hat da einen großen Anteil dran, dass die Verunsicherung so groß ist. Als würden irgendwo auf der Welt Wasserstoffautos in relevanten Mengen nachgefragt oder E-Fuels irgendwo produziert die auf Nachfrage stoßen. Die FDP macht hier Politik mit einer Faramorgana, wie der Ex-Chef von VW das kürzlich nannte.

    Der Ex-Chef von VW Herbert Diess hat die Firma komplett auf batteriebetriebene Elektroautos ausgerichtet. Er wird nie seine eigene Entscheidung infrage stellen. Insofern ist er als Zeuge parteiisch.
    Den Chef von Toyota habe ich neulich bei Youtube gehört, dass sie weiter Hybrid-Autos bauen, weil sie in viele Gegenden der Welt, in denen es nicht genug Strom zum Aufladen gibt, ihre Autos verkaufen. Dort sind reine Elektroautos b.a.w. unbrauchbar.
    Gegner von E-Fuels verweisen immer auf den sehr schlechten Wirkungsgrad bei der Herstellung. Das ist dann m.E. ziemlich schnuppe, wenn die E-Fuels weit weg von Europa mit Photovoltaik in der Wüste hergestellt werden sollten.
    Wenn die späteren Autokäufer es irgendwann mal praktischer und preiswerter finden, ein Elektroauto zu fahren, dann sollen sie sich nach ihrem Gusto entscheiden, wenn es dann noch eine Entscheidungsfreiheit geben sollte. Ein Szenario, wie von Ulrike Herrmann (Redakteurin der TAZ) beschrieben finde ich da schon wesentlich autoritärer.

    aus Wikipedia:
    “Im 2022 erschienenen Buch Das Ende des Kapitalismus – Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind und wie wir in Zukunft leben werden verficht Herrmann die These, dass die zur Bekämpfung der Klimakrise notwendige ökologische Kreislaufwirtschaft nur durch ein Schrumpfen der Wirtschaft erreichbar sei. Dies bedeute ein Ende des Kapitalismus. Auf der Suche nach Beschreibungen, wie dies zu erreichen sei, fand sie lediglich in der britischen Kriegswirtschaft ab 1940 ein historisches Vorbild der geordneten Schrumpfung durch Rationierung.

    Frau Herrmann würde sich über ein Ende der FDP freuen, wie sie mal bei Youtube gesagt hat.
    Ich mag keine Bevormundung durch den Staat und hoffe daher auf die FDP als Verbündeten.

  25. #29 Tina
    7. Dezember 2024

    @Joseph

    Das denke ich auch öfter mal bei Interviews oder in Talkshows, dass da bessere Fragen hätten gestellt werden können. Einiges wird aber so schon deutlich. Ich finde nach wie vor, dass Lindner öffentlich bisher immer noch zu gut weg kommt für seine Milei / Musk-Aussagen. Könnte vielleicht tatsächlich daran liegen, dass das Bewusstsein für oder die Kenntnisse über die harte libertäre Ideologie nicht ausreichend vorhanden sind. Was Rechtsextreme sind, weiß wahrscheinlich so ziemlich jeder. Aber Libertäre?

    • #30 Joseph Kuhn
      7. Dezember 2024

      @ Tina:

      „Aber Libertäre?“

      Ist ja auch keine homogene Gruppe. Und wer, der bei Verstand ist, will schon mehr Staat als nötig.

      Aber Leute wie Milei und Musk gehören in die Rubrik der Demokratieverächter, sie sehen auch die Marktwirtschaft skeptisch, es sind libertäre Autokraten.

  26. #31 Tina
    7. Dezember 2024

    @Joseph

    Homogene Gruppe natürlich nicht. Man muss auch nicht jede kleine Strömung kennen (wer tut das schon), aber so grob wär schon gut. Journalisten sollten das wissen, finde ich. Auch, dass Milei und Musk nicht in eine der eher harmloseren Kategorien fallen.

  27. #32 RGS
    8. Dezember 2024

    Hier werden die wahren Probleme der Automobilindustrie in Deutschland genannt:
    https://www.elektroauto-news.net/news/automobilindustrie-stellenabbau

    -200.000 Stellen zu viel im Vergleich zum Branchenschnitt weltweit.
    -Abhängigkeit vom Export hochpreisiger Modelle
    -verschlafene Trends der Elektrifizierung: Konnektivität, E-Mobilität, Stromspeicher für Haus und Netz
    -Kontinentalisierung statt Globalisierung
    -Automatisierung
    -Software-definierte Fahrzeuge

  28. #33 naja
    8. Dezember 2024

    @ Joseph Kuhn # 27
    Ich bin auch der Meinung, die FDP hätte bessere Chancen gehabt, wenn Lindner zurückgetreten wäre bzw. wenn es mehr Wissings gegeben hätte. Aber sie hat sich scheinbar auf Gedeih und Verderb an Lindner gehängt. Wahrscheinlich ist Lindner in der FDP too big to fail.
    Lindners Verhalten wiederum erinnert ein wenig an Aiwanger. Andere (Bijan Djir-Sarai) übernehmen (leider, leider) die Verantwortung, während er versucht mit weiteren Provokationen (Milei-Musk) obskures Wählerpotential einzusammeln. Kurz dachte ich, wenigstens spricht niermand mehr über BSW/AfD, leider hat das besonders bei der AfD noch keinen messbaren Effekt.

  29. #34 Joseph Kuhn
    9. Dezember 2024

    Am Rande

    Der oben im Blogbeitrag erwähnte Rainer Zitelmann hat sich im Focus übrigens auch zum Milei-Zitat Lindners geäußert, den Unterschied zwischen Liberalismus und Mileis asozialem Libertarismus geflissentlich verwischend, wenn er fragt, ob die FDP “grüner” oder “sozialer”, sein will, nach seiner Lesart “links”, oder „für klassisch-liberale oder auch libertäre Positionen stehen“ will, als sei das eins. Aber vielleicht hat er es auch einfach nicht verstanden.

    In einem anderen Focus-Beitrag, einer etwas gehässigen Rezension des Buchs „Crazy Rich“ von Julia Friedrichs, führt er seine Rechenkünste vor:

    „Wer drei Millionen Euro hat und wem es gelingt, mit sicheren Anlagen 4 Prozent zu erzielen (…), der hat nach Abgeltungssteuern ca. 3 Prozent und nach Inflation (selbst wenn die Inflationsrate nur bei 2 Prozent liegt) ein Prozent übrig, das sind 30.000 im Jahr oder 2.500 Euro im Monat. Rechnet man die Mietzuschüsse und andere Transferleistungen dazu, bekommt eine Familie, die Bürgergeld bezieht, ähnlich viel.

    Dass da etwas nicht stimmt, ist auch einem Leser in den Kommentaren aufgefallen. Prozentrechnung ist eine Bitch, klar, aber man sollte nicht völlig frei Prozente von irgendwas miteinander verrechnen. Bei 2 % Inflationsrate haben die 3 % Rendite auf 3 Millionen Vermögen, also 90.000 Euro, dann 1.800 Euro weniger Kaufkraft im Jahr und 88.200 sind doch etwas mehr als 30.000 Euro.

  30. #35 Ichbinich
    9. Dezember 2024

    @Joseph Kuhn

    Ja, aber die 3 Millionen sind ja auch weniger wert, was man ja mit bererechnen muss wenn der Kapitalstock gleich bleiben soll.
    Also ich glaube schon, dass die Rechnung so stimmt.
    Was auch immer er damit zeigen will…

    • #36 Joseph Kuhn
      9. Dezember 2024

      @ Ichbinich:

      Ob der Kapitalstock von der Inflation überhaupt betroffen ist, hängt davon ab, wie er konkret aussieht. Aber nehmen wir an, es seien inflationsbetroffene Anlagen. Dass verlieren sie rechnerisch 2 % an Kaufkraft, wären also nur noch 2.940.000 Euro verglichen mit dem Vorjahr wert. Davon 3 % Ertrag sind wieder die 88.200 Euro realer Ertrag verglichen mit dem Vorjahr. Die Rechnung Zitelmanns ist Murks.

  31. #37 Joseph Kuhn
    9. Dezember 2024

    Noch einmal der Meister der flotten Sprüche selbst

    In einem Gastbeitrag für das Handelsblatt verteidigt Christian Lindner heute noch einmal seine geistigen Anleihen bei Musk und Milei. Eingangs wirbt er erneut für einen grundsätzlichen Wandel in der Wirtschaftspolitik und kommt dann auf seine beiden Vorbilder:

    „Javier Milei und Elon Musk bieten zwei internationale Beispiele, wie diese Probleme angegangen werden. Dies nicht im Detail analysieren zu wollen, wäre angesichts der Lage unseres Landes eine Arroganz, die wir uns nicht mehr leisten können.“

    Inwiefern Musk ein Beispiel für radikalen Wandel in der Wirtschaftspolitik bietet, bleibt Lindners Geheimnis, Musk hat bisher kein politisches Amt. Aber richtig ist, dass man sich die Ideen und Taten der beiden im Detail ansehen sollte.

    Lindner nennt dann kurz ein paar Maßnahmen Mileis und konstatiert, damit habe er Erfolg, so sei „die monatliche Inflationsrate nach horrenden Zahlen in den Monaten davor auf 2,7 Prozent im Oktober zurückgegangen und der Staat verzeichnet nach Jahren hoher Defizite einige Monate mit Überschüssen“. Dass die Armutsquote dafür deutlich nach oben gegangen ist und immer mehr Menschen in Argentinien nicht wissen, wovon sie leben sollen, sagt er nicht. Wenn auf „Erfolge“ verwiesen wird, sollte man immer schauen, für wen es Erfolge sind und was der Preis dafür ist.

    Viel entscheidender aber: Ist denn die Situation in Argentinien mit der in Deutschland vergleichbar? Ist hier der Staat ähnlich korrupt und dysfunktional? Lag hier die Inflation auch bei 300 %? Ist die Radikalkur dort für uns überhaupt auch nur ansatzweise sinnvoll?

    Dann folgt ein Beschwichtigungsversuch:

    „Es stimmt: Sowohl Milei als auch Musk vertreten teilweise extreme, abwegige und bisweilen sogar bestürzende Ansichten und tragen diese mit provokanten Aktionen in die Öffentlichkeit. Dennoch wage ich zu sagen: Hinter den Provokationen von Milei und Musk steckt dennoch eine disruptive Energie, die Deutschland fehlt.“

    Hat die „disruptive Energie“ der beiden nichts mit ihren „abwegigen Ansichten“ zu tun? Und könnte man dasselbe nicht auch über Putin oder Pinochet sagen, und viele andere Maßlose dieser Welt? Warum also ausgerechnet Milei und Musk? Vielleicht, weil er genau das will, was sie wollen?

    „Bei einer Staatsquote um die 50 Prozent, rund 350.000 Beschäftigten allein im Bereich des Bundes (…), unmittelbaren Beteiligungen des Bundes an 118 Unternehmen und mehr als 700 Bundesbehörden gibt es viel Potenzial, durch ambitionierte Eingriffe den Staat kleiner und dabei effizienter zu machen.“

    Mehr Effizienz bei der Bekämpfung von Steuerhinterziehung und -vermeidung, Umweltvergehen oder Ausbeutung von Notlagen wäre natürlich wünschenswert, aber das meint Lindner gewiss nicht.

  32. #38 RPGNo1
    9. Dezember 2024

    Wenn die FDP in 3 Monaten aus dem Bundestag fliegt sollte und CL dann seinen Posten als Bundesvorsitzender verliert, dann bietet ihm vielleicht Elon Musk einen gutbezahlten Managerposten bei Tesla Deutschland an. Musk hat wie jeder Narzisst gerne Kriecher um sich. 😉

  33. #39 Ichbinich
    9. Dezember 2024

    @Joseph Kuhn

    Meine Rechnung wäre so:

    3% von 3 Millionen sind 90k€. Um dem “Kaufkraftverlust” der 3 Millionen aber entgegenzuwirken, muss der “Kapitalstock” um 2%, also 60k€ erhöht werden.
    Der Rest kann ohne Auswirkung auf die nächsten Jahre verkonsumiert werden. Das sind dann die 30k€.

    Aber ich bin kein Finanzmathematiker 🙂

    • #40 Joseph Kuhn
      9. Dezember 2024

      @ Ichbinich:

      Wofür der fiktive Anlieger seine 90.000 Euro Kapitalertrag (der real nur noch 88.200 Euro wert ist), einsetzen will, bleibt ihm überlassen. Wenn er durch Sparen in dem Jahr mit den 2 % Inflation den rechnerischen Anlageverlust kompensieren will, hat er natürlich weniger für anderes. Aber schlagen Sie Ihre Betrachtung Herrn Zitelmann mal vor, vielleicht fällt ihm dazu ein Steuersparmodell ein, nach dem nicht mehr die 90.000 Euro als Einkommen zu versteuern wären, sondern nur 30.000. Wenn das für Arbeitseinkommen dann auch machbar ist, hätten alle was davon. 😉

  34. #41 Staphylococcus rex
    9. Dezember 2024

    Das o.g. Beispiel ist ein schwerer Fall von Milchmädchenrechnung und Nebelkerze. Eine “sichere Anlage”, das können vermietete Immobilien oder Aktien von “Blue chips” sein, in dem Fall leidet bei einer Rendite von 4% nicht der Kapitalstock unter der Inflation. Eine “sichere Anlage” sind aber auch festverzinsliche Rentenpapiere, in dem Fall heißt die erforderliche Rendite Wunschrendite plus Inflationsrate, das wäre in dem Fall 6%. Wer 3 Mio. € anlegen kann, hat in der Regel die Zeit, vorher über solche Details nachzudenken. Wer dagegen ein Buch zu diesem Thema schreibt und derartige Details unterschlägt, dem darf man das vorsätzliche Werfen von Nebelkerzen unterstellen.

  35. #42 hto
    wo die Schuld- und Sündenbocksuche ...
    9. Dezember 2024

    #34
    Was so eine kleine “Bemerkung am Rande” alles aufzeigend bewirken kann – All die kleinen entzündeten Nebelkerzen, die mit dem aufflammenden Aktienmarkt so ihre “Erfahrungen” gemacht haben und dem beschleunigten Verfall der “Werteordnung” entsprechend Vorschub geleistet leistet haben, aber trotzdem, oder gerade deshalb, nichts als …!? 😉

  36. #43 RGS
    9. Dezember 2024

    Herr Lindner durfte im Handelsblatt sein Glaubensbekenntnis zum Besten geben: Mehr Markt, weniger Staat. Er war drei Jahre in der Regierung.
    Jetzt heult er rum und redet Deutschland schlecht.

    Wie geht es den deutschen Großunternehmen wirklich?
    Dazu empfehle ich folgende Studie:
    https://newforum.org/vermoegensbildung-wie-schlecht-geht-es-den-deutschen-unternehmen-wirklich/

    Daraus:
    „Insbesondere bei börsennotierten Familienunternehmen hat die Bruttoersparnis gemessen an der aggregierten Wertschöpfung zugenommen, von unter 30 Prozent im Jahr 2002 auf knapp unter 40 Prozent im Jahr 2019.“

    „Die Perpetuierung der Eigentumsverhältnisse kann auch eine wenig dynamische Unternehmenslandschaft begünstigen, die aufgrund mangelnder Bereitschaft zur strukturellen Veränderung langfristig die Gefahr einer Fehlallokation von Ressourcen birgt. Das spiegelt sich auch im internationalen Standortranking des IMD World Competitiveness Center wider, wonach Deutschland jüngst nicht nur aufgrund mangelhafter wettbewerbspolitischer Rahmenbedingungen zwei Plätze abgefallen ist. Auch sind Unternehmen in Deutschland zu langsam, wenn es um die Entwicklung und Integration von Zukunftstechnologien geht.

    All dies zeigt: Während der Wunsch nach Planbarkeit und Forderungen an die Politik insbesondere in Zeiten von hohen Energiekosten, Inflation, Fachkräftemangel und Klimakrise durchaus gerechtfertigt sind, ist eine Dramatisierung der Situation seitens der Unternehmen weder zielführend noch angemessen. Die Unternehmen selbst stehen ebenfalls in der Bringschuld, den Standort Deutschland zu stärken und der Transformation mutig zu begegnen. Anstatt einzig auf politische Lösungen zu warten, können sie durch verstärkte Investitionen und agile Geschäftsmodelle einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung und Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland leisten. Die erforderlichen Mittel dafür sind vorhanden.“

  37. #44 Jolly
    9. Dezember 2024

    @Ichbinich

    Also ich glaube schon, dass die Rechnung so stimmt.

    D’accord.

    Alles andere, was hier präsentiert wurde sind Milchmädchenrechnungen.

    Was uns lehrt, 3 Millionen sind halt nicht viel Geld. Wer nur so wenig hat, sollte nicht nur das Geld für sich arbeiten lassen, sondern auch ernsthaft in Erwägung ziehen, sich z.B. durch Arbeit etwas dazuzuverdienen.

  38. #45 RGS
    9. Dezember 2024

    Ich hätte noch einen Vorschlag für ein Wahlplakat für Herrn Lindner:
    Er nimmt sich eine Kettensäge von Stihl und stellt sich vor das Finanzministerium. Slogan: Ich will hier wieder rein. (WHOOOAAAAMM`!!!)
    Ich bin sicher, die FDP kommt damit über 5%.
    😉

  39. #46 naja
    9. Dezember 2024

    @ RGS
    In schwarz-weiss vielleicht

  40. #47 RPGNo1
    10. Dezember 2024

    Wann immer man denkt, er könnte nicht noch tiefer gehen für die FDP beweist einem Linder das Gegenteil. Jetzt tituliert er das “D-Day”-Papier als “Praktikanten-Papierchen”, dass er nicht gebraucht hätte.

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/fdp-christian-lindner-nennt-fdp-ausstiegsplan-praktikanten-papierchen-a-bb91ead9-436f-4745-8e7b-ebc356943068

    • #48 Joseph Kuhn
      10. Dezember 2024

      @ RPGNo1:

      Wir sind ganz offensichtlich gleichgeschaltet, siehe nebenan, der gleiche Gedanke mit einer Minute Abstand. Hast du damals auch den Gates-Chip mit der Impfung implantiert bekommen oder liegt es an der Walachschen schwachen Quantentheorie mit kozyrevverspiegelter Gedankenverschränkung? 😉

  41. #49 hto
    10. Dezember 2024

    @Kuhn & Co. #tiefer

    Aber nicht das ihr dann, wenn er den “Möllemann” macht, von einer Spitze in der gleichermaßen Verschränkung fabuliert! 😉

  42. #50 RPGNo1
    10. Dezember 2024

    @JK

    Ne, das war mein Jedi-Geistestrick, der dich dazu gebracht hat, den gleich Artikel zu kommentieren. 😉

    „Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht.“

  43. #51 Staphylococcus rex
    10. Dezember 2024

    Nach meinem Verständnis ist der libertäre Kapitalismus gar nicht so neu, eigentlich ist es der unreglementierte Kapitalismus der freien Konkurrenz. Dieser Kapitalismus war bereits Mitte des 19. Jahrhunderts umstritten und führte zu heftigen sozialen Kollateralschäden. Warum wohl fühlten sich damals Marx und Engels bemüßigt, über die Lage der arbeitenden Klasse insbesondere in England zu schreiben?

    Neben den sozialen Kollateralschäden verstärkt der Kapitalismus der freien Konkurrenz die Ungleichheit, und damit meine ich nicht nur die soziale Ungleichheit, sondern führt zur Bildung von Kartellen und Monopolen. Warum wohl haben viele Staaten Behörden vergleichbar unserem Kartellamt?
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wettbewerbsbeh%C3%B6rde

    Was haben die Bürger davon? Wurden die Versprechen der Trickle-down-Ökonomie irgendwo wirklich erfüllt? Und nur als kleine Anmerkung, damit dies funktionieren kann, muss das Kapital erst einmal im Land bleiben, eine Begrenzung der Kapitalflucht wäre bereits ein staatlicher Eingriff, der unvereinbar mit libertären Ansichten ist.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Trickle-down-%C3%96konomie

  44. #52 Staphylococcus rex
    10. Dezember 2024

    Die Großspender scheinen den aktuellen Kurs der FDP zu honorieren:
    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/grossspenden-parteien-bundestagswahl-100.html
    Allerdings sind Spenden nur bedingt als Wahlkampfbarometer tauglich.

  45. #53 RPGNo1
    11. Dezember 2024

    @Staphylococcus rex

    Danke für den Link. Zwei Punkte verdienen eine Bewertung.

    Schaut man sich die Herkunft der weiteren Spenden genauer an, zeigt sich eine auffällige Häufung der Spenden von deutschen Superreichen an CDU und FDP.

    Es war zu erwarten gewesen, dass die wirtschaftskompetent wahrgenommen Parteien CDU und FDP besonders von solchen Leuten Spenden bekommen, die sich von einer zukünftigen bürgerlichen Koalition die meisten finaziellen Vorteile erhoffen.

    Auffällig ist auch, dass viele Spender immer noch genau 50.000 Euro spenden. Das ist die Grenze, bei der nach altem Recht keine sofortige Veröffentlichung der Spende nötig ist. Laut Martin Reyher von Abgeordnetenwatch könnte das darauf hindeuten, dass die neue Rechtslage bei manchen Spendern noch nicht angekommen ist. Diese gingen möglicherweise davon aus, dass mit einem Spendenbetrag von exakt 50.000 Euro keine sofortige Veröffentlichung erforderlich sei. Laut Parteiengesetz liegt diese Grenze aber inzwischen bei Summen über 35.000 Euro.

    Ich frage mich, ob alle Großspender so glücklich darüber sind, dass ihre “Liebe” zur FDP/BCL bzw Fritze Merz so unmittelbar bekannt wird.