Alice Weidel auf X zum Anschlag in Magdeburg:

„Die Bilder aus #Magdeburg sind erschütternd! In Gedanken bin ich bei den Hinterbliebenen und Verletzten. Wann hat dieser Wahnsinn ein Ende?“

Für sich genommen nicht zu kritisieren, aber was Weidel meint, ist klar und sie muss nicht deutlicher werden. Der Attentäter kommt aus Saudi-Arabien. Aber dann das:

„Der Mann habe sich öffentlich als AfD-Sympathisant gezeigt und von einem gemeinsamen Projekt geträumt: einer Akademie für Ex-Muslime. Er soll sich vor Kurzem auch in einem Video ausschweifend islamfeindlich geäußert haben.“

Was auch immer im Kopf dieser verlorenen Seele vor sich ging, ob er islamistisch oder AfD-nah war, es macht die Sache nicht besser. Zumal die AfD viele radikale Sympathisanten hat, auch gefährlich, aber anders, wie z.B. den Herrn von X, den amerikanischen Hugenberg:

„Only the AfD can save Germany“

Von dem distanziert sich Weidel nicht, so wenig wie Lindner:

„Elon, I’ve initiated a policy debate inspired by ideas from you and Milei. (…) Let’s meet, and I’ll show you what the FDP stands for“

Auch Bundeskanzler Scholz, von Musk im Zusammenhang mit dem Anschlag in Magdeburg persönlich als „incompetent fool“ beleidigt, hält sich hanseatisch zurück, mit den allzu Mächtigen in der Dunstglocke Trumps will er es sich nicht verderben.

Die radikalen, disruptiven Ideen haben viele Gesichter, und oft auch viele Opfer.

Kommentare (9)

  1. #1 hto
    wo der
    21. Dezember 2024

    Nachdem was ich jetzt gehört habe, war das wohl eher ein Amoklauf, den ein höchstwahrscheinlich verzweifelter und einsamer Mensch zur explosiven und eben nicht implosiven Psychose entwickelt hat, aufgrund unserer wettbewerbsbedingt-konfusen Kommunikation in Zugehörigkeiten von ausschließlichen Oberflächlichkeiten zu leichtfertige Feinbilder und auch seiner Arbeit als Psychiater (wozu er wohl keine ausgewogene Basis hatte).

    [Edit: Rest des Kommentars gelöscht. Wahren Sie bitte die Pietät angesichts dieses schrecklichen Geschehens. JK]

  2. #3 Staphylococcus rex
    22. Dezember 2024

    Was macht aus einem verschrobenen Sonderling einen Amokläufer? Diese Frage stellen sich derzeit wahrscheinlich viele Menschen. Mittlerweile sind einige Details zum Täter und zu den Geschehnissen im Vorfeld bekannt und es wird wieder einmal gefragt, warum Warnhinweise im Vorfeld ignoriert wurden:
    https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/neumann-magdeburg-interview-100.html

    Soweit ich es aus der Ferne beurteilen kann, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein, damit ein Mensch zu einem Täter wird, es handelt sich dabei nicht um ein Ereignis, sondern um einen komplexen Prozeß.
    1) Ein verzerrtes Weltbild. Hier passt der Täter in keines der üblichen Schemata, dass ein ehemaliger Moslem als Flüchtling die Islamisierung Deutschlands fürchtet und Angela Merkel dafür verantwortlich macht, ist ungewöhnlich.
    2) Eine selbstgewählte und selbsternannte Mission das vermeintliche Übel aus der Welt zu schaffen. Der Täter war viele Jahre als Aktivist tätig, aber nicht nur als Islamkritiker und Islamhasser, sondern auch als Unterstützer geflüchteter Frauen aus Saudi-Arabien. Auch hier passt er in keines der üblichen Schemata.
    3) Eine latente Gewaltbereitschaft. Der Täter ist bereits mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt beraten, am Tag vor dem Amoklauf hat er einen Gerichtstermin versäumt, wo es um seinen Widerspruch gegen einen Strafbefehl ging. Auch wenn Taleb A. in nicht in die üblichen Schubladen passte, gab es bereit vor einem Jahr den Versuch einer Gefährderansprache:
    https://www.fuldainfo.de/magdeburger-polizei-plante-vor-einem-jahr-gefaehrderansprache/

    Das Problem dabei ist, bereits in den “üblichen” Risikogruppen (rechte, linke und islamistische Szene) gibt es hinreichen viele potentielle Gefährder, dazu kommen noch etliche Außenseiter, die nicht den üblichen Schemata entsprechen. 2022 gab es dazu folgende Zahl:
    https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-901570
    Vermutlich haben wir in Deutschland etwa eintausend “tickende Zeitbomben”, von denen aber nur ganz wenige explodieren werden. Ein Gefährder ist aber nicht nur “eine tickende Zeitbombe”, sondern auch ein Mensch mit gesetzlich verbrieften Grundrechten und ein individuelles Risiko im einstelligen Prozent- oder Promillebereich rechtfertigt eben nicht schwerwiegende Grundrechtseinschränkungen wie eine präventive Festnahme.

    4) Übergang von der latenten Gewaltbereitschaft zur Planung einer konkreten Tat. Taleb A. war seit Oktober nicht mehr auf Arbeit, in den Nachrichten stand etwas von Urlaub und Krankschreibung. In dieser Zeit muss in ihm der Plan herangereift sein. Sowohl die Beschaffung des Mietwagens, das Auskundschaften des Tatorts (der Fluchtwege als Route für das Auto) und vor Allem die Selbstkonditionierung vorsätzlich fremde Menschen zu töten, all dies braucht Zeit. Gerade ein Arzt, der den hippokratischen Eid geschworen hat, sollte sich besonders schwer tun mit einer derartigen Tat, ohne eine länger andauernde Selbstkonditionierung ist dies schwer vorstellbar. Nur Taleb A. weiß, wann in seinem Kopf der Point of no return überschritten war.

    Kann man derartige Taten besser verhindern? Einerseits könnte man die Gruppe der Gefährder besser überwachen durch ein immer aktuelles Zentralregister z.B. beim Verfassungsschutz und eine bessere Zusammenarbeit der Behörden sowie eine konsequentere Durchführung von Gefährderansprachen. Darauf aufbauend müßte die Möglichkeit einer schnellen Reaktion geschaffen werden, wenn Änderungen der äußeren Lebensumstände auf die Planung einer konkreten Tat schließen lassen. Soweit ich es beurteilen kann, ist die Klärung der Verantwortlichkeiten und Informationswege eine offene Hausaufgabe für die Behörden. Dagegen ist die Erkennung der Planungen einer konkreten Tat nur mit hohem Aufwand möglich. Eine absolute Sicherheit wird es außerhalb eines Polizeistaats nicht geben.

    Bei den bisherigen Warnhinweisen zum Attentäter von Magdeburg wäre es interessant zu wissen, ob es neben den Hinweisen auf einen möglichen Gefährderstatus auch konkrete Warnhinweise auf die Vorberereitungsphase dieser konkreten Tat gegeben hat.
    PS: Bereits 2013 hätte Taleb A. als Gefährder eingestuft werden können:
    https://www.spiegel.de/panorama/justiz/magdeburg-news-am-sonntag-haftbefehl-gegen-tatverdaechtigen-erlassen-a-7c21a20a-8d4f-45f9-8501-864a43906db6

  3. #4 hto
    22. Dezember 2024

    @St. rex: “… dass ein ehemaliger Moslem als Flüchtling die Islamisierung Deutschlands fürchtet und Angela Merkel dafür verantwortlich macht, ist ungewöhnlich.”

    Wieso sollte das ungewöhnlich sein, bei der populistischen Propaganda zur Merkelzeit???

    “… sondern auch als Unterstützer geflüchteter Frauen aus Saudi-Arabien. Auch hier passt er in keines der üblichen Schemata.”

    Muss es denn ein übliches Schemata sein, kann es nicht auch sein, daß er z.B. ein Mensch ist der hier divers oder lgbtq genannt wird und somit als Fremder damit noch sehr viel mehr Probleme hat???

  4. #5 Ichbinich
    22. Dezember 2024

    Ich wäre vorsichtig, hier immer gleich von irgendwelchen “Versäumnissen” zu sprechen und pauschal Behörden verantwortlich zu machen.

    Natürlich muss man prüfen, ob hier irgend ein Fehler passiert ist. (z. B. verstehe ich nicht, wieso er überhaupt auf den Weihnachtsmarkt kam. Rettungsgasse schön und gut aber auch da kann man ja ein Polizeiauto davor stellen und bei Bedarf zur Seite fahren. Das muss ja nicht für alle Zeit offen sein).

    Aber wir leben nunmal dankenswerterweise in einem freien Land. Von den Behörden zu verlangen jeden Wirrkopf zu überwachen, wird nicht funktionieren.
    So schlimm es für die Opfer ist, denen natürlich mein tiefstes Beileid gilt, man wird solche Taten nicht gänzlich verhindern können.

    Und diese ständigen Diskussionen, ob das nun ein AFD Fan, Islamist, Linker, Rechter oder sonst was war, hilft auch niemandem sondern polarisiert nur immer mehr.
    Die Gedanken sollten viel mehr bei den Opfern sein, als bei diesen ganzen Idioten, die diese Taten begehen.

  5. #6 Alter Sack
    22. Dezember 2024

    Wer schon mal in Rajastan/Indien war, kennt die gewaltigen Festungsanlagen, die alles in Europa in den Schatten stellen.
    Verwundert sah ich ich dort, dass direkt vor den Festungstoren die Zufahrten einen scharfen Knick machten.
    Der Grund: Elefanten sollte die Möglichkeit genommen werden, mit Rammböcken das Tor zu knacken.
    Warum nur macht man das nicht auf Weihnachtsmärkten: Keine geraden Gassenstraßen, jede Menge Knicke und Bögen würden ein Fahrzeug schon nach wenigen Metern stoppen oder keine hohen Geschwindigkeitzen erlauben.
    Dass das nicht gemacht wurde, ist ein Totalversagen des Sicherheitskonzepts!

  6. #7 Naaja
    23. Dezember 2024

    Wieso durfte er als mutmaßlicher Gefährder + Vorstrafe im Maßregelvollzug arbeiten, oder habe ich das falsch verstanden?

  7. #8 Uli Schoppe
    29. Dezember 2024

    Ich verstehe vor allem die Frage nicht 🙂 Er war ja nun kein Straftäter in Sicherheitsverwahrung.
    Die dient zumindest vom Gedanken her und wenn sie nicht mißbraucht wird (was sogar in freiheitlichen demokratischen Staaten gerüchteweise vorkommen soll ^^ ), primär dem Schutz der Gesellschaft vor als gefährlich eingestuften, schuldfähigen Straftätern und hat im vergleich zum Maßregelvollzug eher nicht so den therapeutischen Ansatz …

  8. #9 ajki
    30. Dezember 2024

    weiter oben in einem Kommentar: “… z. B. verstehe ich nicht, wieso er überhaupt auf den Weihnachtsmarkt kam. Rettungsgasse schön und gut aber auch da kann man ja ein Polizeiauto davor stellen und bei Bedarf zur Seite fahren …”

    Das hatte ich auch nicht verstanden. Aber wie ich heute (30.12.2024) auf FAZ online lese, wurde das mittlerweile wohl auch behördlich thematisiert:

    FAZ: “… Immerhin ist inzwischen auch bekannt, dass der Weihnachtsmarkt in der Tatnacht nicht so gesichert war wie vorgesehen. Ein Polizeiauto, das eigentlich die Rettungsgasse hätte sichern sollen, stand demnach nicht an seinem vorgesehenen Platz, sondern einige Meter entfernt in einer Taxibucht. …”