Desktop

Das Bruttosozialprodukt will, dass wir kaufen. Die Umwelt will, dass wir achtsamer mit den Ressourcen umgehen. Unser Geldbeutel will, dass wir nicht wegwerfen, was repariert werden kann. Ergo: Erst mal schauen, was sich machen lässt, neu kaufen kann man immer noch.

Dafür ist bei vielen Geräten nicht nur der Kundendienst der Firmen da, sondern es gibt auch immer mehr ehrenamtliche Reparaturangebote. Auch in Dachau bietet ein „Reparatur-Café” unter dem Dach der Caritas Hilfe an. Man kann dort zum Beispiel mit seinem Radio hingehen, das plötzlich den Geist aufgegeben hat, oder der Stehlampe, bei der nicht nur die Birne nicht mehr geht, oder anderen Geräten, die noch Hoffnung auf Reparatur verströmen.

Wir waren auch zweimal da. Einmal mit einem Kaffeevollautomaten, 10 Jahre alt, Einschaltknopf gebrochen. Die neue Knopfleiste haben wir im Internet bestellt, dann sind wir ins Reparatur-Café. Aufschrauben, austauschen, fertig, geht wieder. Das ist die Kurzversion, es hat natürlich etwas mehr Arbeit gemacht. Jetzt waren wir nochmal da, mit einem Staubsauger, der nicht mehr wollte. Gleicher Ablauf, aufschrauben, innere Verstaubung beseitigen, zuschrauben, geht wieder. Kleine Spende ins Schweinchen, fertig.

Im Reparatur-Café Dachau bieten jeden zweiten Freitag im Monat nachmittag ein paar erfahrene Herren meiner Generation ihre Dienste an. Sie sind mit allem möglichen Werkzeug ausgestattet, das man normalerweise nicht zuhause hat, wie Torx-Schraubenziehern, und mit handwerklichem Talent, das zumindest mir abgeht. Hier sieht man Herrn Bieringer, Ingenieur im Ruhestand, wie er unseren Staubsauger zerlegt:

Seit Ende 2024 fördert übrigens die Bundesregierung solche Initiativen mit dem Förderprogramm “Reparieren statt Wegwerfen”. Nachhaltiges Wirtschaften hat viele Seiten, auch zivilgesellschaftliche, und in Falle der Reparatur-Cafés auch solche, die zusätzlich zu netten Begegnungen mit freundlichen Menschen führen. Davon kann die Gesellschaft derzeit ohnehin nicht genug haben, sie wirkt ja ebenfalls etwas reparaturbedürftig.

Kommentare (14)

  1. #1 PDP10
    15. Februar 2025

    Davon kann die Gesellschaft derzeit ohnehin nicht genug haben, sie wirkt ja ebenfalls etwas reparaturbedürftig.

    🙂

    Schönes, kurzes Schlaglicht. Schöner Schlusssatz, der dem ewigen Pessimismus der einen heutzutage so oft überkommt was entgegensetzt.

  2. #2 RGS
    16. Februar 2025

    Unser Reparaturcafé ist sehr ähnlich. Ich habe aber noch nichts gehabt, was ich hätte hinbringen können.
    Ich würde es aber nutzen.

    Der Verein bei uns, der das Café betreibt hat auch ein Spendenlager für bedürftige Menschen.
    Da werden wir eventuell einiges Hinbringen aus dem Haushalt meiner Mutter, die seit kurzem im Altenheim ist. Das ist auch eine gute Sache.

  3. #3 Ludger
    16. Februar 2025

    Man hat jedenfalls ein gutes Gefühl dabei, zum Repaircafe zu gehen. Aber nennenswert, bezogen auf das oben zitierte Bruttosozialprodukt, wird das nicht sein. Wenn einem im Repaircafe jemand seine Arbeitskraft schenkt und man die 60€ bis 100€ Stundenlohn für den Elektriker spart, kann man es ja mal versuchen. Weiterer Vorteil für das Repaircafe ist. Dort gibt es keine Garantie für die Reparatur. Dann kann man auch mal einen alten Schalter aus der Kramkiste nutzen. Dem Handwerker bleibt gar nichts anderes übrig, als Original-Ersatzteile zu verwenden, damit er wegen der Garantiepflicht keinen Ärger mit den Kunden bekommt. Dazu macht der notwendige Stundenlohn eine Reparatur oft unrentabel. Wer steckt schon 60€ in eine Reparatur, wenn das Gerät in repariertem Zustand nur noch 50€ wert wäre?
    Ich habe mal bei Alibaba.com und bei Amazon nachgeschaut, was Handrührgeräte kosten. Das JAMAKY Hot Sale Küchengerät wurde nur in Mindestabnahmezahlen (=Batch) von 24 Stück angeboten. Dann kostete ein Gerät 4,30$. Ein Bosch-Gerät gab es bei Amazon für 49,90€. Jeder darf sich überlegen, wie lange die Lager und Zahnräder bei dem einen oder anderen Gerät voraussichtlich halten, ob es nach dem Eintreten eines Defektes wohl noch Ersatzteile gibt, was die dann kosten müssten und wie viele Einheiten Stundenlohn bei der Reparatur wohl anfallen würden.

  4. #4 Soisses
    17. Februar 2025

    Nicht zu vergessen: Reparierende Männer haben eine … Ausstrahlung, ach ja! Frauen auch!

    Aber ganz ohne Quatsch: Danke, Joseph, dass du klimaschützendes, sinnstiftendes und solidarisches Tun beschreibst.

    • #5 Joseph Kuhn
      17. Februar 2025

      @ Soisses:

      “Männer … Frauen”

      Bei meinen beiden Besuchen waren die Helfer alle männlich, die Besucher waren überwiegend weiblich. Für eine belastbare Aussage ist die Stichprobe aber nicht ausreichend.

      “Ausstrahlung”

      Hinweise auf Strahlenbelastung gab es nicht.

      “Quatsch”

      Welcher?

  5. #6 Soisses
    17. Februar 2025

    Joseph #5
    “Quatsch”: Ich gestehe damit ein, dass ich vom Thema ablenke. Die Anmerkung ist denoch wahr empfunden.
    Ich sehe Menschen gern bei weltverbessernden Maßnahmen gelassen und kundig mit Werkzeugen umgehen. Sehr anziehend.

  6. #7 Staphylococcus rex
    17. Februar 2025

    Empfehlenswerte Initiative, auch wenn ich bisher kein derartiges Repair-Cafe benutzt habe. Selbst in meiner Nähe gibt es derartige Initiativen. Danke für den Hinweis.

    Wenig helfen derartige Engagements bei geplanter Oboleszenz. Wenn ein DVD-Recorder und ein Blue-ray-Player zu Elektroschrott werden, weil der Lademechanismus komplett aus Plastik besteht, dann sorgt dies für Frustration. Fast noch ärgerlicher ist die Software Oboleszenz z.B. bei Apple, die Hardware hält über 15 Jahre, (Sicherheits-)Updates gibt es aber nur für ca. 8 Jahre.

  7. #8 Dagmar Pattloch
    17. Februar 2025

    @#7 Berechtigter Hinweis.
    Für meinen Laptop sieht es schlecht aus, wenn der Support für Windows 10 ausläuft.
    Können hier bitte mal ein paar Linux-Fans ihr Wissen teilen?!

  8. #9 awmrkl
    18. Februar 2025

    @Dagmar Pattloch

    Ist nicht schwer: Einfach Linux live-iso-Images (Dateien) runterladen, auf CD/DVD brennen oder auf USB-Mem-Stick 1:1 kopieren.
    Dann davon booten und erstmal unverbindlich testen.
    Bei Gefallen dann – per Dialog geführt – auf die Festplatte installieren.
    Vorher unbedingt wichtige Daten (zB “Eigene Dateien”) auf USB-Stick oder DVD sichern, die kann man nach Installation unter “/home/username/” zurückgesichert wieder weiter benutzen.

    Es gibt dafür (fast) unendlich viele Anleitungen im iNet. Bitte selber mal nachschauen und etwas einlesen.
    Empfehlenswert zum Testen zB:
    – Linux Mint (cinnamon oder xfce)
    – Ubuntu in div Flavors wie xubuntu, lubuntu (leichtgewichtig), ubuntu, kubuntu (eher schwerer gewichtig)
    Bitte runterladen und ausprobieren, welcher “Geschmack” am besten passt.

    FAQs, Unterstützung zB bei
    – ubuntuusers.de (wiki, foren, ad-hoc-support von anderen Usern)
    + viele andere Seiten

    Viel Erfolg!

  9. #10 awmrkl
    18. Februar 2025

    @Dagmar Pattloch
    Mehr dazu kann man erst sagen, wenn bekannt ist,
    – wie deine gesamte HW aussieht (Prozessor, Hauptspeicher, Festplatte(n?) Kapazität,
    – wie gut du dich nicht nur mit Windows auskennst, sondern generell mit EDV bzw IT (dann weiß man etwa, wie man herangehen kann)

    Zu mir: Ich war und bin EDV-Profi seit 45 Jahren, seit 40 Jahren div Unix, seit dessen Beginn (Anfang 90er) div Linux, inzw in Rente, fast 72 Jahre alt.

    Weitere Unterstützung wird wohl nicht hier stattfinden können, da hätte wohl JK was dagegen. Du könntest mir aber i-wie deine eMail zukommen lassen, dann kann ich weitere Tipps per eMail geben, zB auch passende Links. Oder, noch besser du meldest dich gleich bei ubuntuusers.de
    an und schaust dich dort gemütlich aber gründlich um. Denn du hast ja noch etwas Zeit.
    Und mit i-einem/jedem aktuellen Linux und den permanenten automatischen Updates läuft dein Laptop bis ∞

  10. #11 awmrkl
    18. Februar 2025

    Na gut, meine eMail ist mein Nickname (at) gmx.net

  11. #12 awmrkl
    18. Februar 2025

    @Dagmar Pattloch

    Es gibt auch sowas wie Nachbarschaftshilfe in der Umgebung im iNet:
    http://www.nebenan.de
    Anmelden und testen.

  12. #13 Sven
    18. Februar 2025

    @Dagmar Pattloch
    Ich empfehle die Webseite https://distrochooser.de/de. Dort gibt es einen Test mit mehreren Fragen, der einem bei der Auswahl einer geeigneten Linux-Distribution helfen kann.

    Bei geringen Hardware-Ressourcen ist Lubuntu empfehlenswert, das auch schon bei #9 erwähnt wurde.

  13. #14 Dagmar Pattloch
    18. Februar 2025

    @9-13
    Verbindlichsten Dank, das lasse ich mir gesagt sein!