Die Bürokratie war für Max Weber noch die „rationale Form der Herrschaft“, in Abgrenzung zum vormodernen, feudalen, durch persönliche Launen der Fürsten oder religiöse Traditionen geprägten Herrschaftstypus. Für unser marktwirtschaftliches Gegenwartsdenken ist Bürokratie dagegen geradezu der Inbegriff des Irrationalen, eine Parallelwelt, in der alles unflexibel und ineffizient zugeht, verkrustet, bewohnt von grauhosigen Ärmelschoner-Existenzen, die vorzugsweise…

In der Epidemiologie gibt es das Konzept der sog. „vermeidbaren Sterbefälle“. Im Glossar der Gesundheitsberichterstattung des Bundes werden sie als Sterbefälle definiert, “die bei angemessener Krankheitsprävention oder Therapie hätten verhindert werden können.“ Das Konzept wird auf verschiedene Weise operationalisiert, indem bestimmte Diagnosen aus der Todesursachenstatistik als „vermeidbar“ gezählt werden. Jeder Variante wohnt eine gewisse Willkürlichkeit…

Dass „natürlich“ nicht einfach gleichzusetzen ist mit „gesund“, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Kinderlähmung, Pilzvergiftung oder Sonnenbrand: alles natürlich und doch nicht wirklich gesund. Gestern kam in der ARD– wieder einmal – eine Sendung über Asbest. Auch Asbest gehört in gewisser Hinsicht in die Kategorie der natürlich ungesunden Dinge, zumindest das Ausgangsmaterial. Es ist eine…

Dicksein ist aus der Mode. Heutzutage gilt dick sein vielen Leuten als unschön und ab wie viel Pfunden es außerdem noch ungesund ist, darüber streiten die Gelehrten. Zu dick ist nicht gut, klar, aber wo fängt „zu dick“ an? Noch mehr Streit gibt es darüber, wie man von den Pfunden am besten wieder herunterkommt. Die…

Im Lancet ist gerade eine Metaanalyse der „Global BMI Mortality Collaboration“ zum Zusammenhang zwischen Gewicht und Sterblichkeit erschienen. Sie fasst Studien mit fast 4 Mio. Personen zusammen und kommt zum Ergebnis, dass bereits leichtes Übergewicht mit einem Body Mass Index zwischen 25 und 27,5 die Sterblichkeit erhöht, wenn auch nur geringfügig – um 7 %.…

Am Mittwoch hat das bayerische Gesundheitsministerium einen Bericht zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Bayern veröffentlicht. Darin kann man unter anderem lesen, dass im Jahr 2014 etwa ein Viertel der Heranwachsenden eine ambulante Diagnose aus der ICD-Hauptgruppe F00-F99 „Psychische und Verhaltensstörungen“ hatte. Für Deutschland insgesamt kommt der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) des Robert…

In der Süddeutschen Zeitung waren heute zwei interessante Beiträge zu Themen, die uns hier auf Scienceblogs auch immer wieder beschäftigen: Der erste Beitrag behandelt ein Thema aus dem weiten Feld der Gender Studies, nämlich eine aktuelle Studie von Pansu et al. im Journal of Experimental Social Psychology: „A burden for the boys: Evidence of stereotype…

Vor ein paar Tagen war hier schon einmal das Wiskott-Aldrich-Syndrom Thema. Die Erkrankung wird X-chromosomal rezessiv vererbt und ist sehr selten. In vielen Publikationen liest man daher, dass sie ausschließlich bei Jungen vorkommen würde, z.B. in der englischsprachigen Wikipedia („The disease occurs only in males“), aber auch in Informationen medizinischer Einrichtungen, z.B. der Uniklinik Freiburg…

Vor ein paar Tagen gingen wieder einmal Meldungen durch die Medien, die zum gefühlt hunderttausendsten Mal verkündeten, dass Arme früher sterben müssen und dass sich das auch auf die regionalen Unterschiede der Lebenserwartung in Deutschland auswirkt. Man könnte das als „sozialepidemiologisches Grundgesetz“ bezeichnen, so gut ist dieser Sachverhalt wissenschaftlich bestätigt. Datengrundlage der Meldungen war die…

Heute hat das Statistische Bundesamt die neuen Daten zur Lebenserwartung in Deutschland aus der Sterbetafel 2012/2014 veröffentlicht. Demnach hätten weibliche Neugeborene, wenn es auch künftig in allen Altersstufen bei den gleichen Sterbewahrscheinlichkeiten bliebe wie heute, eine Lebenserwartung von 83 Jahren, männliche Neugeborene von 78 Jahren. Die Annahme mit den gleichbleibenden Sterbewahrscheinlichkeiten ist mit ziemlicher Sicherheit…