Nebenan bei den Skeptikern wurde vor kurzem ein Beitrag der Deutschen Welle vorgestellt, in dem es um eine eventuelle europäische Regulation des Alternativmedizinmarkts ging. Dabei gab es auch Daten zur Inanspruchnahme der Homöopathie in verschiedenen Ländern aus einem Survey, den ich bis dato nicht kannte, dem European Social Survey. Er wird seit 2002 alle zwei Jahre durchgeführt und 2014 wurde u.a. die Inanspruchnahme medizinischer und alternativmedizinischer Behandlungen in den letzten 12 Monaten erhoben. Leider sind diese Fragen in den anderen Erhebungswellen nicht enthalten, so dass keine Zeitreihen vorliegen.
Neben der Homöopathie wurde auch die Inanspruchnahme von „spiritual healing“, Geistheilung, erfragt. Während bei der Homöopathie, wie man schon bei der Deutschen Welle nachlesen kann, Frankreich, Deutschland, Österreich und die Schweiz Spitzenreiter sind, sind es bei der Geistheilung Estland, Slowenien und Lettland. Allerdings liegen hier die Inanspruchnahmeraten der Länder insgesamt viel näher beieinander als bei der Homöopathie und sie bewegen sich mit insgesamt 1,4% auch auf einem deutlich niedrigeren Niveau als die der Homöopathie mit 6,0%. Damit man ein Gefühl für die statistische Verlässlichkeit der Daten bekommt, habe ich einmal ein einfaches 95%-Konfidenzintervall dazugeschrieben.
Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Ländern, in denen häufig Homöopathie zur Anwendung kommt, und den Ländern, in den häufig Geistheilung zur Anwendung kommt, zeigen die Daten dieses Surveys nicht, die Korrelation ist kurioserweise sogar negativ (-0,3).
Erfragt wurde auch, ob es Hindernisse gab, eine medizinische Behandlung in Anspruch zu nehmen, das wurde nach verschiedenen potentiellen Gründen recht differenziert ermittelt. In manchen Ländern sind fast 20 % der Bevölkerung betroffen. Einen Zusammenhang mit der Inanspruchnahme der Homöopathie scheint es auf dieser Aggregatebene nicht zu geben, die Korrelation ist nahe Null.
Der Survey enthält auch sonst eine Vielzahl interessanter Daten jenseits des Gesundheitswesens, z.B. zum Vertrauen in Medien oder in das politische System, zu religiösen Orientierungen, Werten, Diskriminierungserfahrungen oder – in der Welle 2016 – zum Umgang mit dem Klimawandel. Man kann die Daten herunterladen und damit weiterarbeiten, einfachere Auswertungen sind aber mit den Analysetools auch direkt auf der Seite des European Social Survey möglich.
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