Die Universität Jena ist eine altehrwürdige akademische Institution, an der viele Wissenschaftler/innen erstklassige Forschung machen. Das gilt auch für das Universitätsklinikum Jena, wovon man sich anhand des aktuellen Forschungsberichts des Klinikums überzeugen kann.

In einer Sache scheint Jena allerdings unter keinem guten Stern zu stehen, das ist die Tabakforschung. An der Universität Jena wurde 1941 das „Wissenschaftliche Institut zur Erforschung der Tabakgefahren“ eingerichtet. Dieses Institut wurde mit 100.000 Reichsmark aus Hitlers Reichskanzlei aufgebaut und stand unter der Leitung des SS-Arztes Karl Astel. Astel war, wie der amerikanische Wissenschaftshistoriker Robert Proctor in seinem höchst lesenswerten Buch „Blitzkrieg gegen den Krebs“ schreibt, militanter Nichtraucher und Abstinenzler, der den Kampf gegen den Tabak als Beitrag zum Schutz der Rasse verstand. Menschenverachtende Rassenhygiene und fortschrittliche Tabakforschung – Proctor weist z.B. auf eine wegweisende Lungenkrebsstudie von Schairer und Schöniger hin – gingen damals in Jena ein ethisch höchst ambivalentes Amalgam ein. Astel hat sich am 3. April 1945 in einer Nervenklinik erschossen. Sein Institut wurde aufgelöst. Forschung zu den gesundheitlichen Gefahren des Tabakkonsums war in Deutschland für viele Jahre kein Thema mehr, man hatte andere Sorgen. Zigaretten waren in der Schwarzmarktzeit Zweitwährung und außerdem war man froh, die Abstinenzpropaganda der Nazis los zu sein. Rauchen wurde mit neuem Wohlstand assoziiert, mit Freiheit und Genuss, eine Entwicklung, die die USA auch aus exportwirtschaftlichen Gründen nach Kräften unterstützt haben, Tabaklieferungen waren z.B. Teil des Marshall-Plans.

Das ist die Vergangenheit. Gegenwart ist, dass sich die Universität Jena wieder einen unrühmlichen Tabakprofessor eingehandelt hat: Romano Grieshaber, über dessen seltsame Kellner-Epidemiologie es hier schon einen Blogbeitrag gibt. Der gute Mann ist Honorarprofessor an der Uni Jena und dass das Passivrauchen unschädlich sei, ist seine fixe Idee. Damit es keine Missverständnisse gibt: Grieshaber soll hier nicht mit Astel verglichen werden und für die Geschichte der Tabakforschung in Jena kann er nichts. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass sich Grieshaber in seiner aktiven Berufszeit bei der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe durchaus beachtliche Verdienste in der berufsgenossenschaftlichen Arbeit erworben hat, etwa im Zusammenhang mit dem Bäckerasthma. Er hätte sich eigentlich zufrieden in den Ruhestand zurückziehen können. Aber irgendetwas hat ihn angestachelt, statt dessen an der Seite der Tabakindustrie und der Gastronomieverbände in den Kampf gegen die wissenschaftliche Evidenz zum Passivrauchen zu ziehen. Mit dem Habitus des verkannten Bewahrers der unterdrückten Wahrheit und sich zum Opfer einer, wie er sagt, „weltweiten WHO-Verschwörung“ stilisierend, bestreitet er, dass Passivrauchen gesundheitlich schädlich ist, möge da an Studien kommen was da wolle.

In der Wissenschaft wurde Grieshaber damit nicht ernstgenommen, man hat ihn einfach ignoriert. Methodisch gut gemachte und durch ein peer review geprüfte Studien zum Passivrauchen hat er schließlich nicht vorzuweisen. Aber Grieshaber mischt sich aktiv in die politischen Debatten um den Nichtraucherschutz ein, sei es vor kurzem in der Schweiz, sei es gegenwärtig in Nordrhein-Westfalen. Dabei setzt er gezielt die Honorarprofessur ein und firmiert bei seinen politischen Aktivitäten demonstrativ als „Professor für Angewandte Prävention und Gesundheitsförderung“. Mit diesem Titel und dem Briefkopf des Universitätsklinikums Jena hat er im September auch den Landtag in Nordrhein-Westfalen mit seinen Thesen beglückt. Das hat engagierte Nichtraucher ebenso wie wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaften so empört, dass sie sich an die Universität Jena gewandt haben.

Jena tut sich allerdings auch mit seinem heutigen Tabakideologen schwer, die Universität Jena beweist kein glückliches Händchen im Umgang mit der Causa Grieshaber. Im Internet kursiert seit ein paar Tagen kursierte ein paar Tage das Faksimile eines Briefes der Ombudskommission für wissenschaftliches Fehlverhalten der Uni Jena, das Antwortschreiben des Kommissionsvorsitzenden an einen der anfragenden Nichtraucheraktivisten. Darin heißt es zur Frage, ob Grieshabers Tabak-Thesen vielleicht einen Fall wissenschaftlichen Fehlverhaltens darstellen: „Ich habe die Ausführungen von Herrn Prof. Grieshaber zu diesem Thema nicht gehört bzw. nicht gelesen. Herr Grieshaber gibt mit seinen Äußerungen seine Einschätzung zu diesem Thema wieder. Er folgt damit dem Recht auf freie Meinungsäußerung“. Das darf man gerne zweimal lesen, damit man versteht, was der Kommissionsvorsitzende da sagt: Wir wissen zwar nicht, was Grieshaber geschrieben hat und wollen es auch gar nicht wissen, aber wir wissen, dass es kein wissenschaftliches Fehlverhalten ist. Und damit das auch ganz klar ist, heißt es etwas später: „Im Falle von Herrn Grieshaber ist die Sachlage eindeutig: Es liegt kein Eintrittsgrund vor, ein Verfahren zum Verstoß gegen die wissenschaftliche Praxis einzuleiten.“ Den letzten Halbsatz hätte Grieshaber selbst nicht besser formulieren können, so gedankenquer wie er ist. Die Frage, wie man diese Prüfung vorgenommen hat, wenn man seine Ausführungen gar nicht gelesen hat, will ich jetzt gar nicht stellen. Ombudskommissionen für wissenschaftliches Fehlverhalten sind nicht immer engagierte Wächter der Wissenschaft, oft man kann froh sein, wenn sie bei gut belegten Plagiatsfällen oder Datenfälschungen ihrer Pflicht nachkommen, darum geht es bei Grieshaber aber nicht. Es ist angesichts dieser Situation auch müßig, darüber zu diskutieren, ob Grieshabers Kampf gegen die wissenschaftliche Evidenz nicht doch unter die “Richtlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis an der Friedrich-Schiller-Universität Jena“ fällt. Da steht z.B. in § 1 über das wissenschaftliche Arbeiten: „Oberstes Prinzip ist die Wahrhaftigkeit gegenüber sich selbst und anderen“ und in § 2: „Wissenschaftliches Fehlverhalten liegt demgegenüber vor, wenn in einem wissenschafts-erheblichen Zusammenhang bewusst oder grob fahrlässig ethische Normen verletzt werden, Falschangaben gemacht werden (…)“ usw. – aber das sind zahnlose und interpretationsoffene Formulierungen. Wer damit wissenschaftliche Integrität sichern will, muss es wirklich wollen und darf nicht froh sein, dass ihn die weichen Formulierungen nicht zum Handeln zwingen.

Etwas substanzieller ist eine Rückmeldung des Universitätsklinikums an die anfragenden wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Dieses – von den Fachgesellschaften noch nicht öffentlich gemachte – Schreiben dürfte Grieshaber nicht sonderlich gefallen, auch was seinen Umgang mit dem Briefkopf des Klinikums angeht. Er selbst hat sich dazu bisher aber nicht geäußert. Allerdings hat es auch die Klinikleitung vermieden, sich inhaltlich zu Grieshabers Thesen zu positionieren, vielleicht aus Angst, am Ende noch mit Astels Antitabak-Eiferertum in Verbindung gebracht zu werden. Als Universitätsklinikum, dem ärztlichen Ethos verpflichtet, sollte man eigentlich zu den gesundheitlichen Folgen des Passivrauchens und den Präventionsmöglichkeiten eine wissenschaftlich fundierte Meinung haben und die ideologischen Gespenster der Vergangenheit nicht fürchten, aber wie gesagt, in Sachen Tabakforschung scheint die Uni Jena unter keinem guten Stern zu stehen. Auf die weitere Entwicklung dieser Geschichte darf man gespannt sein.

Kommentare (20)

  1. #1 prof. dr. schiffler
    Berlin
    15. Dezember 2012

    Grieshaber schadet der gesamten wissenschaft und vor allem dem ruf der Universität Jena. Das müsste diese erkennen und handeln.
    Prof. Dr. Ludger Schiffler

  2. #2 Karl-Heinz Leibold
    36148 Kalbach
    15. Dezember 2012

    Romano Grieshaber kommt von der Berufsgenossenschaft
    Nahrungsmittel und Gastgewerbe. Einer der größten Bei-
    tragszahler ist die Tabakindustrie! Die BGN und die Uni Jena arbeiten schon lange zusammen in einem Wissenschaftlichen Kompetenzentrum in Eisenach. Grieshaber ist mit ziemlicher
    Sicherheit von der Tabakindustrie gekauft inclusive seiner Honorarprofessur. Wahrscheinlich profitiert auch die Uni
    Jena von Geldern der Tanakindustrie !!

  3. #3 Joseph Kuhn
    15. Dezember 2012

    @ Leibold: Dass die Tabakwirtschaft zu den Mitgliedern der BGN gehört, ist bekannt. Dass das eine Einflussnahme auf die Politik der BGN erwarten lässt, ist nicht weltfremd, ebenso, dass dadurch ein gewisses Verständnis für die Anliegen dieser Branche bei Grieshaber entstanden sein mag. Aber ob er “gekauft” ist oder die Uni Jena von Geldern der Tabakindustrie profitiert, das sind unbelegte Spekulationen, man sollte bei den Fakten bleiben, sonst macht man es den Tabakfreunden nur noch leichter, von der Sache abzulenken.

    Nachtrag 16.12.2012:
    Über einen längeren Zeitraum betrachtet, findet man fast an jeder Uni Drittmittelprojekte, die von der Tabakindustrie finanziert wurden, erwartungsgemäß auch in Jena, z.B. hier etwas aus dem Jahr 2003:
    Weichold, K. & Silbereisen, R. K. (in progress). Peers vs. teachers as facilitators of a Life-Skills Program against Substance Misuse in Adolescence: Comparison of effects. Journal of Abnormal Child Psychology. Dazu die Erläuterung: “Finanziert wird das Projekt von der Philip Morris GmbH, die sich im Rahmen von Jugendschutzprogrammen dafür einsetzt, dass Jugendliche nicht rauchen.” (Quelle: https://www2.uni-jena.de/svw/instpsy/newsletter/newslett.pdf)
    Einen Kommentar dazu, wofür sich Philip Morris damals wirklich einsetzte, erspare ich mir jetzt einmal. Im medizinischen Bereich sind tabakindustriefinanzierte Projekte inzwischen verpönt, über aktuelle Drittmittelprojekte der Tabakindustrie in den gesundheitswissenschaftlichen Fächern in Jena ist mir nichts bekannt.

  4. #4 Teer
    München
    16. Dezember 2012

    Hmm, darf ich jetzt auch einfach den Briefkopf der Universität Jena verwenden? Immerhin ist es meine persönliche Meinung, die ich dann weitergeben würde 😀

  5. #5 Joseph Kuhn
    16. Dezember 2012

    @ Teer: Als Honorarprofessor der Universität Jena und Mitglied der medizinischen Fakultät darf er natürlich den Briefkopf des Universitätsklinikums verwenden, wenn es um universitäre Funktionen geht. Das Problem besteht darin, dass er ihn für private politische Interventionen verwendet, z.B. für das Schreiben an den Landtag in NRW, das auch der Uni Jena zufolge lediglich seine Privatmeinung wiedergibt, d.h. er provoziert regelrecht das Missverständnis, dass sein Brief die Meinung des Universitätsklinikums zum Ausdruck bringen würde. Für Außenstehende, z.B. die Abgeordneten in NRW, ist das gar nicht anders interpretierbar und folgerichtig wurde sein Brief an den Landtag dort im Protokoll zur Sachverständigenanhörung zum Nichtraucherschutz auch als Stellungnahme der Uni Jena dokumentiert. Hier werden also private und universitäre Rollen vermischt, die sonst auch zu trennen sind. Seine Steuererklärung wird er ja auch nicht mit dem Briefkopf des Universitätsklinikums einreichen. Die besondere Brisanz in diesem Falle besteht zudem darin, dass seine Universitätsfunktion die eines “Professors für Angewandte Prävention und Gesundheitsförderung” ist, seine Meinung aber allem widerspricht, was die Wissenschaft zum Thema Passivrauchen zu sagen hat. Abweichende Meinungen zum wissenschaftlichen Konsens kann man natürlich äußern, aber nicht in der verunglimpfenden Weise, wie es Grieshaber tut, nämlich die gesamte Wissenschaft als “WHO-Verschwörung” denunzierend. Das kann die Uni Jena nicht als Meinung des Universitätsklinikums im Raume stehen lassen.

  6. #6 Richard Hagenauer
    Stuttgart
    16. Dezember 2012

    @Kuhn: Wo wird heute nicht geschmiert? Doch überall, wo eine Vorteilnahme erzielt werden kann! Jedenfalls steht die Tabakindustrie mit an vorderster Front! Oder ist Ihnen nicht bekannt, wer Parteitage und Sommerfeste bis in die oberste Etage mitfinanziert?
    Darf nicht die Frage erlaubt sein, warum besonders die Politik die Folgen des Tabakrauches mit bis zu 140 000 Toten jährlich akzeptiert, ja teilweise sogar fördert?
    Warum schweigen die Medien, die Gerichtsbarkeit, sogar die Kirchen bis hin zum Papst?
    Macht, Gier und Geld regieren die Welt. Wer dieses menschenverachtende Inferno nicht beim Namen nennt, schützt die Täter!!!

  7. #7 Joseph Kuhn
    16. Dezember 2012

    @ Richard Hagenauer: Ganz so finster ist die Welt hoffentlich nicht und die Politik sieht auch den Problemen des Tabakkonsums seit einigen Jahren nicht mehr tatenlos zu, deswegen sind die Tabakfreunde ja so aktiv. Die Machenschaften der Tabakindustrie, ihr menschenverachtender Zynismus und ihre auch in Deutschland bis heute erfolgreiche politische Lobbyarbeit sollen nicht verharmlost werden. Als Lektüre dazu sei das Buch “Golden Holocaust” von Robert Proctor empfohlen. Trotzdem: Man soll auch Grieshaber nichts unterstellen, was man nicht belegen kann. Er macht so schon genug Mist.

  8. #8 Statistiker
    16. Dezember 2012

    Dass in diesem Blog nur meinungen, und keine Fakten verbreitet werden, ist bekannt. Citazian ist unbekannt. daher wie immer: Billigste Polemik eines Polemikers, Wissenschaft=0.

    Schade, das Polemiker Wissenschaftsblogs missbrauchen, um sich selbst darzustellen in ihrem Narzismus.

    • #9 Joseph Kuhn
      16. Dezember 2012

      Wo sind denn Ihre “Fakten”, Herr Statistiker? Ich finde es auch schade, dass Polemiker wie Sie den Blog hier missbrauchen. Der nächste Beitrag dieser Art wird daher gelöscht.

  9. #10 Sunny
    16. Dezember 2012

    Wenn man beim Thema Bäckerasthma, bei dem sich Grieshaber so gerne die Erfolge auf seine Fahne schreibt, mal genauer hinsieht, stellt man fest, dass dieses Thema alles Andere als ein Ruhmesblatt für den guten Mann ist. Grieshaber schmückt sich da ganz schön mit fremden Federn.
    Das sogenannte „Trennmehl“, ein feinstaubarmes Mehl, das den eigentlichen Fortschritt bei der Bekämpfung des Bäckerasthmas darstellt, ist keineswegs auf die „Forschungen“ Grieshabers zurückzuführen. Die Idee hatte ein Bäckermeister, das Institut für Getreideverarbeitung GmbH (IGV) wer zudem hauptsächlich an der Weiterentwicklung beteiligt.
    https://www.myallergo.de/leben-pur/na-sowas/baeckerasthma-im-alltag-kampf-gegen-mehlstaub/

  10. #11 Prof. Grieshaber
    17. Dezember 2012

    @ Sunny
    Sie sollten angeben,wieviele dieser Anlagen inzwischen
    In Baeckereien eingesetzt werden ?
    Als ich 2011 in Pension ging, waren es zwischen 2 und 3.
    Den dramatische Rückgang der allergiebasierten Berufskrankheit haben wir nachweislich schon Jahre vorher eingeleitet. Übrigens auch gegen die herrschende Lehrmeinung. Über völlig identische Reaktionen des Wissenschaftsbetriebes erfahren Sie in Kürze in meinem Blog
    “Wissenschaftsdialog” . Übrigens habe ich nie behauptet,
    die Arbeit von 350 MitarbeiterInnen allein erledigt zu haben.
    Der Eindruck hätte entstehen können, als wegen meiner
    Missachtung der Autoritäten der Wissenschaft zu diesem Thema die Verbandsführung Arbeitsmedizin und Pulmologie
    meine Amtsenthebung beim Arbeitsministerium beantragte.
    Sie sollten unbedingt sorgfältiger recherchieren.

  11. #12 Wolfgang
    18. Dezember 2012

    Wie Florian Freistetter bemerkt hat, hat Jena scheinbar kein großes Problem mit Pseudowissenschaft.

  12. #13 Joseph Kuhn
    19. Dezember 2012

    Update Jena: Das Faksimile des Schreibens des Vorsitzenden der Ombudskommission, Prof. Büchel aus der Chemisch-Geowissenschaftlichen Fakultät, ist nicht mehr im Internet. Der Hintergrund ist etwas unklar, der Adressat des Schreibens hat eine Mitteilung von Herrn Büchel zur Vertraulichkeit der Kommissionsvorgänge als Wunsch nach Entfernung des Faksimiles aus dem Internet interpretiert. Diesen Wunsch könnte man angesichts des Inhalts des Schreibens gut verstehen, siehe die Zitate im Blogbeitrag – und falls es so ist, würde sich eine Ungeschicklichkeit im Umgang mit der Causa Grieshaber an die andere fügen. Umso mehr ist es an der Zeit, dass sich das Universitätsklinikum endlich öffentlich äußert.

    Kommentar im Hinblick auf die Veranlassung der Entfernung des Faksimiles editiert, 17.30 Uhr.

  13. #14 W.S.
    21. Dezember 2012

    Eine interessante Stellungnahme des Universitätsklinikums zu den neuen EU-Tabakrichtlinien

    https://www.uniklinikum-jena.de/Startseite/Aktuelles_Presse/Presse/Aktuelle+Pressenews/UKJ+begr%C3%BC%C3%9Ft+%C3%84nderung+der+EU_Regeln+zum+Tabakkonsum-pos-.html

    Prof. Dr. Klaus Höffken, Medizinischer Vorstand:
    „Das ist sicherlich ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung. Genauso wichtig ist aber auch die Aufklärung über die Folgen des Passivrauchens und der aktive Nichtraucherschutz“. Hierzu verweist er auf zahlreiche wissenschaftlich fundierte Studien, die diese Risiken mit harten Fakten belegen, z.B. von der „International Agency for Research on Cancer“ (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder der 2006 erschienene 700 Seiten starke Bericht des amerikanischen „Surgeon General“: “The debate is over,” so Surgeon General Richard Carmona bei dessen Veröffentlichung. “The science is clear. Secondhand smoke is not a mere annoyance but a serious health hazard.”

  14. #15 Joseph Kuhn
    21. Dezember 2012

    @ W.S.: Der Vorstand des Uniklinikums Jena spricht in dieser Pressemitteilung Klartext, was die gesundheitlichen Risiken des Passivrauchens angeht. Sehr gut, das war überfällig. Ein Satz zu Grieshaber wäre in diesem Zusammenhang zwar schön gewesen, aber jeder, der die Sache verfolgt hat, kann ja 1 und 1 zusammenzählen. Die Distanzierung zu Grieshabers Tabaklobbyismus ist unzweideutig.

    Vielleicht ringt sich von den Beteiligten demnächst auch noch jemand dazu durch, den Brief des Uniklinikums Jena an die Fachgesellschaften öffentlich zu machen, dann sieht man, dass das Klinikum auch tatsächlich Konsequenzen aus dem Fall gezogen hat.

    Da nun von den Tabakfreunden sicher wieder der Zensurvorwurf kommt: Grieshaber bleibt es unbenommen, privat zum Thema Passivrauchen zu sagen, was er will. Das Recht auf Meinungsfreiheit deckt viel Unsinn, das gilt auch für Grieshabers Meinung zum Passivrauchen. Und auch der Mantel der Wissenschaftsfreiheit ist weit, wissenschaftliche Kritik am aktuellen Erkenntnisstand zum Passivrauchen ist natürlich ebenfalls erlaubt, sogar notwendig. Aber umgekehrt muss es auch erlaubt sein, Tabaklobbyismus, der sich mit unhaltbaren Argumenten und gegen alle fachlichen Einwände als Wissenschaft ausgibt, um das alte “Scientific doubts must remain”-Spiel der Tabakindustrie weiter zu spielen, als solchen zu benennen.

    Und weil es thematisch so schön passt, sei hier noch einmal die Distanzierung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung von Grieshabers Thesen verlinkt:
    https://www.dguv.de/inhalt/presse/hintergrund/passivrauchen/index.jsp.

  15. #16 Nichtraucher4096
    22. Dezember 2012

    … schreibt das *wirklich* Grieshaber?!

    https://grieshaber.wordpress.com/2012/12/18/die-spatzen-pfeifen-es-von-den-dachern/

    “Anderswo, in Mexiko nämlich, pfeifen es die Spatzen dagegen geradezu von den Dächern, dass Zigarettenkippen nicht nur gutes Baumaterial für bequeme Nester, sondern auch nützlich für die Gesundheit der Spatzenkinder sind.”

  16. #17 Joseph Kuhn
    22. Dezember 2012

    @ Nichtraucher4096: Vom journalistisch gefälligen Stil her scheint das eher nicht Grieshaber zu sein, zu dem auch für die Tabakfreunde selten abstrusen Inhalt will ich mich nicht weiter äußern, das ist auch etwas OT, was den Blogbeitrag hier angeht.

  17. #18 Nichtraucher4096
    30. Dezember 2012
  18. #19 Joseph Kuhn
    30. Dezember 2012

    @ Nichtraucher4096: Die Uni Jena schweigt ja nicht. In der Antwort der Klinkleitung an die Fachgesellschaften steht, dass man die Abgeordneten in NRW darüber informieren wird, dass Grieshabers Brief nicht die Position des Uniklinikums wiedergibt und dass ihm dafür die Verwendung des Briefkopfs untersagt wird. Was gefehlt hat, war eine öffentlich wahrnehmbare inhaltliche Distanzierung von Grieshabers Thesen. Das wurde mit der Pressemitteilung des Klinikums vom 21.12. nachgeholt. Warum das so zögerlich und als Stückwerk geschah, darüber kann man nur spekulieren, zumal z.B. der Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Prof. Schiele, schon recht früh Position zum Passivrauchen bezog (nachzulesen z.B. in einem Leserbrief im Deutschen Ärzteblatt 94, Heft 37, 12. September 1997), ähnlich Prof. Höffgen als früherer Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Vielleicht dachte man, weil das doch bekannt sei, müsse man sich inhaltlich nicht mehr äußern, vielleicht war dem Klinikum die Grieshabersache aber auch einfach nur peinlich mit der Folge eines schlechten Krisenmanagements, ich weiß es nicht. Wie gesagt, im Grunde kann jeder 1 und 1 zusammenzählen, Grieshabers Thesen werden auch in Jena nicht geteilt, auch wenn es sicher besser gewesen wäre, alles auf einmal in einer öffentlichen Erklärung klarzustellen.

    Mich würde interessieren, wie Grieshaber selbst diese Dinge beurteilt, ob er sie einfach wieder in die “WHO-Verschwörungsschublade” steckt oder doch einmal darüber nachdenkt, was es bedeutet, wenn in der Wissenschaft niemand seine Thesen teilt. Aber für Letzeres hat er sich vermutlich zu tief im Tabaklobbyismus verstrickt.

  19. #20 rolak
    30. Dezember 2012

    Antwort der Klinkleitung

    Schulz!, wo ist die Antwort hin? :-p