Wissenschaft ist eine ernste Angelegenheit. Da gibt es kein Pardon. Das wissen wir alle. Auch auf scienceblogs wird bekanntlich scharf geschossen. Tod bei Irrtum. Zumindest ist es immer ein bisschen peinlich, wenn man einräumen muss, dass man sich geirrt hat, auch wenn das eigentlich zum normalen Geschäft der Wissenschaft oder des öffentlichen Schreibens überhaupt gehört. Man ist sich ja manchmal so sicher, dass man recht hat und wacht dann plötzlich doch in einem Paralleluniversum mit anderer Wahrheit auf.
Ganz unerfreulich sind bewusste Täuschungsversuche, Wissenschaftsbetrug also. Darüber wurde auf scienceblogs oft diskutiert, zuletzt bei Tobias Maier auf „Weitergen“.
Sehr erfreulich dagegen sind Geschichten, in denen sich die ernste Wissenschaft einmal selbst nicht ganz so ernst nimmt und groben Unfug ins System einschleust. Wobei auch das manchmal nicht nur zur allgemeinen Belustigung gedacht ist, sondern ernste Absichten verfolgt, wie es z.B. bei der „Sokal-Geschichte“ der Fall war.
Mir ist jetzt ein Buch untergekommen, das nicht mehr ganz neu ist, aber unbedingt lesenswert. Es versammelt sowohl Fälle von Wissenschaftsbetrug als auch unglaublich witzige Produkte einer dem Unernst erlegenen Wissenschaft. Da werden Festschriften für nichtexistierende Fachkollegen vorgestellt – z.B. „Dichotomie und Duplizität“, die Festschrift für Ernst August Dölle, die Entdeckung der endochronischen Eigenschaften von resublimiertem Thiotimolin (Isaac Asimov lässt grüßen) oder die Biographie des völlig zu Unrecht vergessenen Literaten Kurt G. Schramm. Auch andere Absonderlichkeiten kann man in dem Buch nachlesen, z.B. Versuche der Vereinfachung von Pi, die politischen Initiativen des berühmten Abgeordneten Mierscheid oder die Erfindung des lean brain managements. Der Autor hat sich um interdisziplinäre Gerechtigkeit bemüht, keiner bleibt verschont. Mehr wird vom Inhalt nicht verraten.
Das Buch heißt „Irrwitziges aus der Wissenschaft“, Heinrich Zankl, emeritierter Professor für Humanbiologie und Humangenetik an der Uni Kaiserslautern, hat es geschrieben. Es ist schon 2008 bei Wiley-VCH erschienen und der Preis ist mit 24,90 Euro für ein gebundenes Buch recht moderat. Heinrich Zankl gibt es übrigens wirklich, zumindest soweit ich das nachprüfen konnte. Aber ob alle Geschichten, die er erzählt, “wahr” sind, wer weiß?
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