Wir wollen alle sicher leben. Manchmal übertreiben wir es damit vielleicht ein wenig, z.B. bei der Datensicherung. Oder in der Hygiene. Eine Kollegin hat mich heute auf diese schöne Internetseite des “Center for Foodborne Illness Research & Prevention“ hingewiesen. Dass man sich vor dem Essen die Hände waschen soll, ist sicher eine ganz vernünftige Regel. So mancher hat doch ordentlich Dreck an den Fingern. Aber brauchen wir wirklich solche Regeln zur Gartenhygiene?

Treat your garden as you would treat your kitchen. Everything that enters your garden should be clean – including shoes and tools.

Always wash your hands before and after working in the garden, and be sure to use clean and sanitary tools and gloves.

Dry your hands using a clean one-use towel.

Andererseits, früher war das Betreten des Rasens schlicht und einfach verboten. Dagegen bedeuten die Regeln des „Center for Foodborne Illness Research & Prevention“ natürlich einen enormen zivilisatorischen Fortschritt. Ausbaufähig außerdem, z.B. was die Gartenbodendesinfektion angeht, Gartenluftfilter, oder …

Kommentare (10)

  1. #1 s.s.t.
    1. August 2013

    Treat your garden as you would treat your kitchen. Everything that enters your garden should be clean – including shoes and tools.

    Dumm nur, dass sich der vom Winde verwehte Dreck darum nicht schert. Sofern man ein Haustier hält, kann man auch die kitchen vergessen. Im übrigen sollte man sich bei diesem Rat am Besten Ganzköpersterilisieren bzw. -kondomisieren (inkl. Preßluftatmer). Dumm, dümmer am dümmsten.

    (Disclaimer: Nichts gegen übliche Hygiene “Nach dem Essen…” usw., aber man kann auch maßlos übertreiben; in VT-Sprech: Offensichtlich ist diese Seite von der Sterilium-Industrie gesponsert. Augenscheinlich zeichnet dabei Luzy für die Seite verantwortlich: “Iiih, mich hat ein Hund geküsst.”)

  2. #2 rolak
    2. August 2013

    Das ist schon deutlich mehr als ‘etwas übertrieben’, es wird ja sogar zu applizierender Dung bei +55°C gekocht – und bei allem was recht ist, daß die Kacke am Dampfen ist, hielt ich bisher für eine starke bildhafte Umschreibung, nicht für eine Arbeitsanweisung.

    Aus dem Entstehungskontext der (noch recht jungen) Organisation wächst zwar kein Radieschen, jedoch eine Erklärung, zumindest ein Grund zum Verständnis: Der Gründer (Enkel)Kind starb als Folge einer EHEC-Infektion. Mitleid hin oder her, dergleichen ist ein typischer Anlaß für magische Rituale.

    Ein wenig Sauberkeit ist ja schon angemessen, erinnere mich an eine Szene aus dem Farben-Tapeten-Teppiche-Laden, wo mein Vater arbeitete, recht ländliche Gegend: Ein Bauer latschte an den Tresen in Gummistiefen, die ihre Schutzfunktion nicht erfüllen konnten, da der Mist bis zum Allerwertesten hoch reichte “ch’möcht jröön”. “An welches Grün haben Sie denn gedacht?” – “Jartentorjröön, wat sons?”. Schon vor Ende des Verkaufsgesprächs waren einige der Umstehenden leicht grünlich…

  3. #3 para
    2. August 2013

    Irgendwie “drollig” das neben all den “Sicherheits-Regeln” nirgends erwähnt wird, dass man Obst und Gemüse vor dem Verzehr besser waschen solle.

    Erinnert mich an ähnliche Junk-Meldungen wie Hotogs cause cancer

  4. #4 Ludger
    2. August 2013

    Ich hüte zur Zeit eine Schwangere, die hatte in der letzten Schwangerschaft eine späte Fehlgeburt und hatte in dieser Schwangerschaft bis zur 25 Schwangerschaftswoche schon drei mal Madenwürmer ( https://de.wikipedia.org/wiki/Oxyuren ). Die Ursache des Spätabortes sind möglicherweise auch die Madenwürmer gewesen. Die Quelle davon war wahrscheinlich der leckere Salat aus dem Schrebergarten der Mutter. Seitdem hat die Frau ein Schrebergartenrohkostverbot. Kacke kochen vor dem Düngen wäre natürlich auch eine Lösung.

  5. #5 Joseph Kuhn
    2. August 2013

    @ Ludger: Eine schlimme Geschichte. Hüten Sie Ihre Patientin gut. Trotzdem nachgefragt: Parasiten durch Gülle-Düngung – das würde man bei Schrebergärten doch eher weniger erwarten? Gibt es da eine Fäkaliengrube? Andere Infektionsquellen (Familienmitglieder etc.) wurden vermutlich abgeklärt?

  6. #6 rolak
    2. August 2013

    eine Fäkaliengrube?

    Aus dem rheinisch heimischen Schreber-Schatzkästlein der letzten gut 4 Jahrzehnte, Joseph: Fäkaliengrube gabs am Wohnhaus, bis die Kanalisation kam, davor patroullierte der Pumpenwagen, fur die Beete (rot oder anders) gab es Kompost (der ist selbststerilisierend), Mulch und Mineralien, mehr nicht. Allerdings wurden von diversen Mitstreitern auch Päädsäppel gesammelt für Rosen und Erdbeeren.

    Wobei ich zu letzteren Schlagsahne bevorzuge.

    Ein gewisser natürlicher Fäkalieneintrag ist selbstverständlich nicht zu vermeiden, wer ist zB noch nicht von einem Vöglein dekoriert worden – doch ist mir seit urlangem neben vereinzelten Kompost-Klos (s.o.) keine direkte Nutzung von menschlichen Fäkalien bekannt, was bei den Madenwürmern ja Vorbedingung wäre. Bei allem Mitleid für den konkreten Fall und Respekt, imho ist eine Direktinfektion via falsche Hand deutlichst wahrscheinlich.

  7. #7 Ludger
    2. August 2013

    Josef Kuhn #5: “Parasiten durch Gülle-Düngung – das würde man bei Schrebergärten doch eher weniger erwarten?”

    Ich vermute eher Verunreinigung durch Hunde. Die sind ständig verwurmt – trotz regelmäßiger Wurmkuren. Die älteren Kinder dieser Frau hatten es auch jedesmal. Ob die Wurmeier im Garten oder erst bei der Zubereitung an die Rohkost kam, weiß ich nicht. Hunde haben jedenfalls in einem Gemüsegarten nichts verloren. Trotz meiner Erwiderung, der zwanghafte Charakter des Aufrufes vom “Center for Foodborne Illness Research & Prevention“ war mir allerdings schon aufgefallen. Keine Angst, zwanghaft bin ich nicht, dafür habe ich mich viel zu gut im Griff !!

  8. #8 Henning
    Region Hannover
    3. August 2013

    Zählt auch zur Gartenhygiene: Beim Baumschnitt die Schere sauberhalten. Hat ja sonst was von weitergereichtem Fixerbesteck.

  9. #9 Bettina Schmidt
    Bochum
    5. August 2013

    Ich habe einmal eine ganz grundsätzliche Frage (die nicht 100% zum Thema passt, die ich aber dennoch gerne loswerden würde): Woran liegt es, dass manche freiheitseinschränkende Verfahren (z.B. Sicherheitstechnik bei Maschinen zum Schutz vor Handverletzungen) keinerlei Widerstand produzieren, andere jedoch (Radhelmpflicht z.B) viel? Werden hier vergleichbare Strategien lediglich mit zwei unterschiedlichen Bewertungsmaßstäben gemessen: Der Staat soll nicht / Der Unternehmer soll – Gesundheit schützen; oder handelt es sich um prinzipiell unterschiedliche Phänomene, die zu Recht unterschiedlich bewertet werden? (Und was mich nebenbei auch noch interessieren würde: Kann es bei der Bewertung einen Gender-Bias geben – mein subjektiver Eindruck ist, dass Männer viel allergischer reagieren auf Freiheitseinschränkungen als Frauen – und das Thema “Relational Autonomy” wird glaub ich auch nur in der feministischen Diskussion bearbeitet?)

  10. #10 Ludger
    5. August 2013

    Bettina Schmidt #9: “Der Staat soll nicht / Der Unternehmer soll – Gesundheit schützen; “

    Arbetsschutz ist halt gesetzlich geregelt, privater Unfallschutz unterliegt der eigenen Verantwortung. Bei der Arbeit kommt die Notwendigkeit von der Arbeit, privat von einem selber. Deswegen sind die Arbeitsbedingungen in einem Hochregallager vorgeschrieben, beim privaten Kirschenpflücken nicht. Eine Schwangere darf wegen der Ansteckungsgefahr in der Regel nicht in einem Kindergarten arbeiten, sie darf aber mit dem Omnibus fahren, obwohl auch dort Ansteckungsgefahren lauern. Im Privatbereich halte ich Überzeugungsarbeit für sinnvoller als eine Fülle von strafbewehrten Vorschriften.