Die Wahlen werden gerade unter allen möglichen Gesichtspunkten analysiert, einen etwas ungewöhnlichen möchte ich hier einmal hinzufügen: den Zusammenhang von regionalen Wahlergebnissen und regionalen Sterberaten.
Für die aktuelle Landtagswahl 2013 habe ich noch keine Umrechnung der Wahlergebnisse von den Stimmkreisen auf die Landkreise und kreisfreien Städte gefunden, die eine solche Zusammenhangsanalyse erleichtert. Nimmt man daher die Ergebnisse der Landtagswahl 2008 in Bayern nach Landkreisen und kreisfreien Städten und die rohen, also nicht altersbereinigten Sterberaten des gleichen Jahres, so ergeben sich für die Parteien folgende Korrelationskoeffizienten zwischen regionalen Wahlergebnissen und Sterberate:
CSU: 0,03
SPD: 0,38
Freie Wähler: -0,28
Grüne: -0,26
FDP: -0,22
Der Korrelationskoeffizient misst bekanntlich den linearen Zusammenhang zweier Merkmale. Je näher an der Null, desto weniger hängen die Merkmale (linaer) zusammen, je näher an der Eins, desto stärker, und wenn das Vorzeichen negativ ist, ist der Zusammenhang invers.
Was sieht man hier also: Die regionale Verteilung der CSU-Stimmen zeigt praktisch keinen (linearen) Zusammenhang mit der Sterblichkeit, dagegen ist ein höherer Anteil an SPD-Stimmen in einer Region auch mit einer höheren Sterblichkeit verbunden, bei den anderen Parteien ist es umgekehrt.
Ist das eine Nonsens-Korrelation? Vielleicht, aber für die Landtagswahl 2003 kommt man – in der Tendenz – zu ähnlichen Ergebnissen, Zufall scheint es demnach nicht zu sein. Wenn man bedenkt, dass die Sterblichkeit vor allem vom Alter und der sozialen Lage abhängt, könnte man als Hypothese einmal formulieren, dass man sogar an der Sterblichkeit sehen kann, dass die CSU in Bayern eine echte Volkspartei ist, deren Wahlergebnisse nicht vom Alter und der sozialen Lage der Menschen abhängen. Analoge Interpretationen für die anderen Parteien fallen nicht schwer. Vor der Idee, dass FDP-Wählen das Leben verlängert, sei allerdings ausdrücklich gewarnt.
Rechnet man das Ganze mit altersstandardisierten Sterberaten (standardisiert an der alten Europa-Standardbevölkerung), so dass Altersunterschiede in den Regionen keine Rolle mehr spielen, ergeben sich folgende Korrelationskoeffizienten:
CSU: 0,07
SPD: 0,35
Freie Wähler: -0,11
Grüne: -0,43
FDP: -0,29
Wer will, kann sich gerne an einer Interpretation der Änderungen bei den Freien Wählern und den Grünen versuchen.
Ein Cave zum Abschluss: Hier wurden auf Landkreisebene aggregierte Daten korreliert, d.h. das Fenster zum sog. ökologischen Fehlschluss ist weit offen. Darauf, dass der Korrelationskoeffizient nur lineare Zusammenhänge abbildet, wurde schon hingewiesen, weitere Einwände liegen nahe. Vorsicht also. Aber könnte es nicht doch sein?
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