… ist eine berühmte Formel von Michel Foucault, die einen historischen Wandel biopolitischer Möglichkeiten benennt: Nicht mehr die Macht zu töten steht heute im Vordergrund des Bestimmens über das Leben, sondern die Macht, Leben zu erzeugen oder den Tod zu gewähren.
In Deutschland ist gerade die Diskussion zu beiden Endpunkten dieser Formel virulent: Auf der einen Seite das Angebot amerikanischer Konzerne wie Apple oder Facebook, weiblichen Beschäftigten „social freezing“ anzubieten, also das Einfrieren von Eizellen, bis der Kinderwunsch in die Lebensplanung passt. Auf der anderen Seite die Frage, ob nicht die Sterbehilfe liberalisiert werden soll, um den Menschen einen selbstbestimmten Tod zu ermöglichen.
Warum nicht? Ist es nicht ein Fortschritt, wenn wir uns – voraneilend auf unserem Weg zum „Prothesengott“ (Freud) – endlich aus den biologischen Fesseln des Schicksals befreien und selbst bestimmen können, wann und wie das Leben beginnen und enden soll? Wer, außer uns, hat denn das Recht dazu? Oder muss man diese Entwicklung wie Foucault doch auch als Form sehen, in der Macht über uns ausübt wird? Woran werden wir „unsere“ Entscheidungen festmachen? „Social freezing“ ist ein sprechender Begriff. Die Geburt von Kindern soll auf die passenden sozialen Rahmenbedingungen abgestimmt werden. Gut, natürlich sollen auch umgekehrt die sozialen Rahmenbedingungen familienfreundlicher werden. Aber wenn es nicht anders geht … dann doch stattdessen? Und bei der Sterbehilfe: Ist es auszuschließen, dass einem die Selbstbestimmung über den eigenen Tod durch soziale Erwartungen aus der Hand genommen wird, dass der „Freitod“ vielfach doch zum „social dying“ wird?
Die Entwicklung der (Bio-)Technik erweitert die Möglichkeiten, unser Leben zu optimieren, aber nicht einfach einer emanzipatorischen Linie folgend, sondern in einer vertrackten „Dialektik der Aufklärung“. In „unseren“ Entscheidungen spiegeln sich die gesellschaftlichen Verhältnisse wider, wie sollte das auch anders sein. Peter Sloterdijk hat sich angesichts dieser Dinge vor 15 Jahren für “Regeln für den Menschenpark“ ausgesprochen, dafür, den biotechnischen Stier bei den Hörnern zu packen und mutig die Menschenzüchtung zu organisieren, was richtig oder falsch sei, werde sich schon auf dem Weg dahin ergeben. Ob das reicht?
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