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Nachtrag 17.2.2015: Kommentar #2 von “Ludger” hat mir keine Ruhe gelassen. Heilpraktiker sind, wie man es erwartet, ganz überwiegend selbständig tätig. Die bayerischen Zahlen beziehen sich darauf, die selbständig tätigen Heilpraktiker unterliegen einer gesetzlichen Anzeigepflicht beim Gesundheitsamt. Es gibt aber tatsächlich auch Daten zur Zahl der angestellten Heilpraktiker, sie werden in der Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten als eigene Berufsordnung erfasst. Im Jahr 2011 waren es bundesweit 4.622.
Bei der Bundesagentur für Arbeit habe ich außerdem Daten über Heilpraktiker aus dem Mikrozensus gefunden, vermutlich der wichtigsten Datengrundlage für die hier zitierte Schätzung des Statistischen Bundesamtes. Demnach hätte es im Jahr 2006 26.000 Heilpraktiker gegeben, davon 96 % selbständig. Für das Jahr 2005 hatte die Bundesagentur für Arbeit 3.925 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Heilpraktiker ausgewiesen. Wenn das 4 % der Gesamtmenge waren, käme man auf damals insgesamt ca. 100.000 Heilpraktiker und für 2011 auf ca. 115.000. Das würde recht gut dazu passen, was sich aus der Hochrechnung der bayerischen Daten ergibt. Bleibt die Frage: Wenn das stimmt, warum kommt der Mikrozensus dann auf so niedrige Gesamtzahlen? Oder hakt die ganze Rechnerei an einer anderen Stelle? Am Ende gar bei den bayerischen Daten? Das Thema wird immer interessanter.
Nachtrag zum Nachtrag und vorläufige Zurückstellung des Themas: Das Statistische Bundesamt erhebt auch Daten zur Kostenstruktur bei Einrichtungen des Gesundheitswesens. Dort steht zu den Heilpraktikern: „Insgesamt waren im Jahr 2010 im Wirtschaftszweig Heilpraktikerpraxen 4 050 Personen tätig. Dabei beschäftigte der Durchschnitt der Unternehmen 3,1 Personen.“ Wie das zu verstehen ist, sowohl was die hier genannte Hochrechnung aus 140 Betrieben angeht als auch das Verhältnis zwischen selbständigen und angestellten Heilpraktikern, kann ich im Moment nicht sagen. Die verwirrende Datenlage bringt mich jedenfalls dazu, das Thema vorläufig zurückzustellen. Ich habe den ursprünglichen Blogbeitrag daher dort, wo es um die Frage nach den “richtigen” Zahlen geht, etwas offener formuliert. Fortsetzung folgt.
Nachtrag 4.3.2015 und vorläufiges Ende: Im Mikrozensus 2013 wurden knapp 34.000 Personen in Deutschland der Berufsgruppe “Heilkunde und Homöopathie” (das ist die Klassifikation der Berufe 2010, im Wesentlichen sind das die Heilpraktiker) zugeordnet, in Bayern ca. 9.400. Damit scheint es in Bayern einerseits tatsächlich mehr Angehörige dieser Berufsgruppe zu geben, als bevölkerungsgewichtet anhand der Bundesdaten zu erwarten wären (ausgehend von den 34.000 nämlich ca. 5.100), andererseits ist das immer noch sehr weit von der Zahl entfernt, die die Gesundheitsämter melden. Die Diskrepanz scheint mit den sektoralen Erlaubnissen, der Dokumentationsweise der Gesundheitsämter und anderen Faktoren zusammenzuhängen, denen man einmal in einem kleinen Validierungsprojekt nachgehen müsste. Mit den verfügbaren Statistikdaten kommt man über den hiermit berichteten Stand der Dinge erst einmal nicht hinaus.
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