Die Antipsychiatriebewegung der 1960er Jahre hat viele psychische Störungen so betrachtet, wie wir heute die Homosexualität: als gesellschaftliche Zuschreibung. Gesellschaftlich geächtetes Verhalten erhält das Label „Krankheit“. Sind solche Diskurse inzwischen obsolet, wo wir doch so viel über die genetischen und molekularen Grundlagen von psychischen Störungen und auch von Suchterkrankungen herausgefunden haben, über Rezeptorveränderungen im Hirn und die Funktion des Belohnungssystems? Oder topmodern, weil wir auch viel über die soziale Konstruktion und Funktionalität von Begriffen gelernt haben? Und wie hängt das mit dem sinnhaften Handeln des Subjekts zusammen? Wie gesagt, keine Suchttherapie kann darauf verzichten, dass „Suchtkranke“ ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, wie sehr auch prägende Erfahrungen in der Kindheit, der Verlust des Arbeitsplatzes, genetische Dispositionen oder die Wirkung der Droge als Randbedingungen des Suchtgeschehens in Rechnung zu stellen sind. Die Betroffenen müssen sich mit diesen Faktoren auseinandersetzen – falls sie von deren zwingender Kraft frei sein wollen.

Und wenn dem so ist, ist es genug, wenn die Betroffenen, die „Süchtigen“, einfach nur subjektiv leidensfrei werden? Reicht es dazu, wenn der „Patient“, nennen wir ihn jetzt einmal bei seiner sozialen Krankheitsrolle, sein Augenmerk darauf richtet, in welchen Situationen er z.B. einen schier unüberwindlichen Drang zum Gläschen Klaren verspürt und darauf, was ihm in solchen Situationen schon einmal geholfen hat? Oder führt Therapie dann nur zur gesellschaftlichen Anpassung, gestützt durch ein biologistisch verkürztes Suchtkonzept? Soll der Patient also zudem versuchen, auch zu verstehen, welches Problem Alkohol für ihn löst, warum er Befriedigung auf dem schnellen chemischen Weg sucht statt auf andere Weise? Soll er diese Sinnsuche so weit treiben, bis er die gesellschaftlichen Wurzeln seines Verhaltens erkennt und soll er dann z.B. den öden Job kündigen, sich eine andere Arbeit suchen oder die Revolution planen? Ist Gesellschaftskritik ein sinnvolles Therapieziel? Oder ist das ähnlich überzogen wie die Erwartung, der Patient müsse die biochemischen Abläufe des Suchtgeschehens verstehen? Und da es nach Adorno ohnehin kein richtiges Leben im Falschen gibt, ist eine Therapie auch dann erfolgreich, wenn ein Drogenkonsument, der für sich keine Alternative sieht, aus “subjektiv gutem Grund” weiter Drogen konsumiert? Kann Drogenkonsum subjektiv sinnvoll sein? Man zähle das Wörtchen „soll“ in diesem Absatz: Moral, wohin man schaut.

—————————
Als Lektüreempfehlung zum Thema: Thomas Schramme (Hrsg.) Krankheitstheorien. Frankfurt 2012. Und speziell zur Sucht: Klaus Weber (Hrsg.) Sucht. Hamburg 2011.

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Kommentare (48)

  1. #2 rolak
    5. Juli 2015

    Kann Drogenkonsum subjektiv sinnvoll sein?

    Auch objektiv, zB wenn die ansonsten unter ‘Droge’ laufende Substanz therapeutisch eingesetzt wird, Codein..Fentanyl vs Opium..Heroin. Wobei allerdings typischerweise einem Abhängingen unterstellt wird, aus niederen Motiven zu seiner angelernten Therapie zu greifen…

    Vielleicht wäre bei ‘normaler’ Abhängigkeit (zB ist formal meine Mutter von Euthyrox abhängig) eine ähnlich krank-nichtkrank-Abgrenzung wie bei den psychischen Auffälligkeiten sinnvoll: Erst mit gefühltem Leidensdruck gilt man als krank.

  2. #3 Ludger
    5. Juli 2015

    Joseph Kuhn:
    “Folgt daraus auch, dass der Betroffene in diesem Fall seine „Sucht“ gar nicht loswerden will, dass er (oder sie) “subjektiv gute Gründe” dafür hat, weiter zu trinken oder Heroin zu nehmen? Ist er eigentlich nicht „süchtig“, sondern nur unwillig? Oder hat ihn doch die Droge und ihr Zusammenspiel mit der Biologie im Griff, ist sie das wahre Subjekt des Geschehens? ”

    Ich drücke es immer so aus: Sucht verändert das Bewusstsein. Das führt oft dazu, dass die Krankheitseinsicht fehlt. Die wiederum ist eine wichtige Voraussetzung für einen Therapieerfolg. Krankheitseinsicht kommt manchmal, wenn der Leidensdruck ausreichend groß geworden ist. Für den Alkoholiker bedeutet das: Führerschen weg, Beruf weg, Haus weg, Familie weg, Leber kaputt, Wasser im Bauch, Korsakow-Syndrom, obdachlos, Verelendung. Entsprechend gering ist dann die Chance auf einen Therapieerfolg. Allerdings treten diese fatalen Verläufe nicht regelmäßig auf, sondern nur manchmal. Insofern ähnelt die Alkoholsucht einer Krebsvorstufe wie z.B. dem DCIS der weiblichen Brust. Das wird in etwa jedem zweiten Fall invasiv und damit langfristig lebensgefährlich. Trotzdem wird es in jedem Fall als Krankheit eingestuft.

  3. #4 Ludger
    5. Juli 2015

    rolak #2:
    “(zB ist formal meine Mutter von Euthyrox abhängig)”

    Die Substitution eines Mangels von eigenem Schilddrüsenhormon oder die vorbeugende Gabe, um ein erneutes Kropfwachtum zu vermeiden, hat nichts mit der Abhängigkeit im medizinischen Sprachgebrauch zu tun.
    Es fehlen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Abh%C3%A4ngigkeit_%28Medizin%29#Medizinisch_und_psychologischer_Fachbegriff

    1. Unerlaubter Gebrauch ist ein von der Gesellschaft nicht tolerierter Gebrauch.
    2. Gefährlicher Gebrauch ist ein Gebrauch mit wahrscheinlich schädlichen Folgen für den Konsumenten.
    3. Dysfunktionaler Gebrauch liegt vor, wenn psychische oder soziale Anforderungen beeinträchtigt sind.
    4. Schädlicher Gebrauch hat bereits schädliche Folgen (Zellschäden, psychische Störung) hervorgerufen.

    Unser Leben hängt zwar von einer regelmäßigen Zufuhr von Wasser ab; wir sind deswegen aber nicht an einer Wasserabhängigkeit erkrankt.

    • #5 rolak
      5. Juli 2015

      Es fehlen:

      Der Kommentar war nicht zum Wikieintrag, sondern zum hiesigen blogpost, also siehe oben, Ludger:

      Wer abhängig ist, ist nicht frei. Per definitionem.

      Abgesehen davon ists einerseits entgegen der Wirkung (auf mich) keine ‘und’-Listung und andererseits wg ‘Gebrauch’ ausschließlich auf stoffgebundene Abhängigkeiten bezogen, dritthändig hast Du das vom postrelevanten, alten Begriff ‘Sucht’ übriggebliebene .2 in den ICD F10-19, die nunmehr Abhängigkeitssyndrom genannte Abhängigkeit, garnicht gelistet.

  4. #6 lindita
    5. Juli 2015

    Drogensucht in Iran. Ist ein islamisches Land. Religiöse Verbote schützen vor Sucht nicht. Selbst wenn der Schrifft gefolgt wird, so wird ihr wortwörtlich gefolgt, wenn Opium ausdrücklich nicht drin steht, dann ist es auch nicht verboten.

    Es konsumieren alle Schichten – die Reichen aus Langeweile, die Armen aus Perspektivlösigkeit ( aber eigentlich auch Langeweile, da nichts zu tun).

    Finnland geht es gut, aber Konsum der harten Drogen ist nicht gerade niedrig. Von wegen gib den Menschen gute Bildung und Abeit und das ist ein Allheilmittel.

    Mir fällt noch der Opiumkrieg ein… Drogenabhängige sind schwer durch den Staat zu kontrollieren. Andererseits schwächt es den Staat insgesamt und dieser wird wie eine Prostituirte durch interessirte Dritte kontrolliert.

    Doch die Paranoia und Angst davor irgendwessen Marionette zu sein produziert Atombombe. (USA nehmen an, dass Hitler-Deutschlend an Atomwaffen bastelt und werden zu Pionieren in Massenvernichtung durch diese).

    Warum ist einem Freiheit so wichtig? Leben an sich ist an Bedingungen geknüpft – Freiheit gibt es nicht. Nur Macht und Ohnmacht. Macht ist keine Freiheit, sondern noch mehr Ängste.

  5. #7 Joseph Kuhn
    5. Juli 2015

    Gerade in Meyers Konversationslexikon gestöbert (vierte Auflage, fünfzehnter Band, erschienen 1898), da steht bei “S” zwischen Suchona (ein Fluss) und Süchteln (eine Stadt):

    “Sucht, in der Medizin veraltetes Wort, das nur noch in Zusammensetzung vorkommt, wahrscheinlich gleichen Stammes mit ‘Seuche’ und ‘siechen’, früher ganz allgemein Krankheit, hat sich dann erhalten in Schwind-, Wasser-, Fett-, Gelbsucht.”

    So kurz dieser Absatz ist, der Eintrag zur “Trunksucht” im gleichen Band geht dafür über drei Seiten. Vergleichweise umfangreich wird beschrieben, wie der Alkoholmissbrauch alle möglichen Organe schädigt. Weiter:

    “T. erzeugt Müßiggang und Liederlichkeit und wird dadurch eine der wirksamsten Ursachen der Einzel- und Massenarmut, zugleich aber auch der Vermehrung der Verbrecher und der Verbrechen. Mehr als Armut und Unwissenheit ruft T. die Neigung zum Verbrechen hervor und beschönigt sie.”

    Und zur Bekämpfung der Trunksucht heißt es:

    “In dem Kampf gegen die T. sind nur solche Mittel anzuwenden, die, den Anschauungen des Volkes angepasst, auf Anerkennung und Mittätigkeit der Gesellschaft rechnen dürfen. (…) In sehr wirksamer Weise wird die T. bekämpft durch durch Beförderung der Verbreitung derjenigen Getränke, die einen Ersatz für den Branntwein gewähren: Begünstigung des Konsums von leichtem Wein und besonders von gutem, billigem Bier, von Kaffee und Tee.”

    Nun denn.

  6. #8 rolak
    5. Juli 2015

    Leichter Wein und billiges Bier gegen Trunksucht^^ schräg, das war also die gute alte Zeit — die mir bekannten Betroffenen haben dieses Gelände nur in seltensten Ausnahmen verlassen und sind trotzdem körperliche PartialWracks.

    eine Stadt

    Quatsch, Süchteln ist doch das bewußte Riskieren einer drohenden Abhängigkeitsgefahr. Da hat sich aber einiges getan im letzten Dutzend Jahrzehnte…

  7. #9 gedankenknick
    6. Juli 2015

    Also zum Thema “Leichter Wein und billiges Bier” zitiere ich hier mal Andreas Rebers (in Anbetracht dessen, dass ich den Ursprungsautor nicht ermitteln konnte): Ein guter Wein, in Maßen genossen, kann auch in großen Mengen nicht schädlich sein! …äh… hust… 😉

    Was hier m.E. noch nicht genug in die Diskussion eingeflossen ist, sind psychische Abhängigkeiten wie Spielsucht, die ja explizit über das Belohnungssystem (und in Zweifelsfall über dessen Ausnutzung durch Dritte via technischem Gerät / psychischer Beeinflussung) generiert wird. Oder – mal davon abgesehen, dass das Wort “Sexsucht” kaum zu gebrauchen ist – führe ich hier mal die F52.9 als „Nicht näher bezeichnete sexuelle Funktionsstörung, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit“ an. Oder, um es noch viel weiter zu fassen, Adrenalin-Junkies (mit unkontrolliertem Hang zum Risiko) genau so wie Endorphin-“Süchtige”, die sich mit sportlichen Aktivitäten jenseits (für mich) sinnvoller Betätigung ihr körpereigenes Opiatsystem zunutze machen und dabei aber den Rest Ihres Körpers in Mitleidenschaft ziehen. Wobei letzteres schwierig zwischen “noch gesund” und “schon ungesund” einzuordnen sein dürfte.

    Das Problem der “psychischen Süchte” ist ja auch ein Definitionsproblem. Habe ich mal gelernt, dass eine “Sucht” eine physische und eine psychische Abhängigkeitskomponente hat, ist die physische Abhängigkeitskomponente z.B. Spielsucht halt nicht so einfach zu packen wie “Alkohol” und “Drogen”… wobei es mich als Pharmazeuten bei letztem Begriff sowie immer schüttelt, denn mit “Drogen” sind ja aktuell “psychotrope Substanzen” im Sprachgebrauch gemeint – Drogen in ihrer althergebrachten Bedeutung als “getrocknete Pflanzen- bzw. Tierteile zur weiteren Verarbeitung/Benutzung” machen ja auch nicht unbedingt abhängig, wenn ich da an Kamillenblüten(tee) oder Stincus marinus denke.

    Ich meine, beim Nachdenken über Süchte, physischen sowie psychischen Abhängigkeiten und deren Therapie (und der Verbesserung dieser Therapien) wird man um die moderne Hirnforschung und deren Erkenntnisse zum Belohnungssystem nicht herum kommen. Sich selber am eigenen Schopf aus einem Abhängigkeits-“Sumpf” zu ziehen gelingt den wenigsten, zumindest meiner Erfahrung nach.

  8. #10 Alfred
    Wien
    6. Juli 2015

    Der Text regt sehr zum Nachdenken an.

    Seit der Psychiatriereform darf man nur dann mit psychiatrischen Zwangsmaßnahmen gegen den Willen der Betroffenen intervenieren, wenn diese extrem selbstgefährdet sind bzw. andere stark gefährden und wenn man begründet annehmen kann, dass eine Intervention für die Betreffenden selbst eine wesentliche Verbesserung bringen wird. Bei Fremdgefährdung ist die Schwelle zwar niedriger, aber auch da muss sehr sorgfältig abgewogen werden.

    Für mich ist rational nicht nachvollziehbar, warum das, was in der Psychiatrie State-of-the-Art ist, im Suchtbereich noch immer nicht gilt. Wie im Blog entwickelt, erinnert das an den kompromisslos-repressiven Umgang mit Homosexualität in der nahen Vergangenheit. Der Sichtweise und Argumentation des Blogs kann ich mich daher nur vollinhaltlich anschließen.

    Ich habe allerdings das positive Gefühl – und ich hoffe, ich irre mich da nicht –, dass die Reaktion auf Substanzmissbrauch und Sucht sukzessive weniger paternalistisch und moralisierend ausfällt. Schlagworte, wie „Substitution“, „Harm Reduction“, „kontrollierter Konsum“ etc. werden immer weniger in Frage gestellt – und das lässt mich hoffen.

  9. #11 Schurke
    Teh Interwebz
    7. Juli 2015

    Oder hat ihn doch die Droge und ihr Zusammenspiel mit der Biologie im Griff, ist sie das wahre Subjekt des Geschehens?

    Dies träfe zum Beispiel auf gewöhnliches Wasser zu.

  10. #12 Joseph Kuhn
    7. Juli 2015

    @ Schurke: Siehe Kommentar #4 von “Ludger”: Natürlich sind wir von Luft und Wasser “abhängig”, aber nicht im psychiatrischen Wortsinn. Interessant sind aber gerade die Implikationen des psychiatrischen Fachbegriffs und seine “Funktion” in therapeutischen (bzw. drogenpolitischen) Konzepten, insbesondere die Frage, auf welche Problemebenen damit fokussiert wird und auf welche nicht, welche Handlungsmöglichkeiten damit nahegelegt, welche verschlossen werden usw.

    An der Äquivokation “Abhängigkeit” für unterschiedliche Begriffsbedeutungen festzuhängen, lässt einen sofort den Unterschied zwischen der biologischen Funktionalität unserer “Abhängigkeit” von Wasser und der dem psychiatrischen Fachbegriff inhärenten Dysfunktionalität einer Abhängigkeit von Drogen übersehen. Die Kernfrage im Blogbeitrag dreht sich darum, ob es eine subjektive Funktionalität des Drogenkonsums gibt, ob der Suchtbegriff von dieser Möglichkeit ablenkt, den Drogenkonsum unnötig stark biologisch dysfunktionalisiert und somit einer restriktiven Drogenpolitik scheinbar ein biologisches Fundament gibt, quasi gesellschaftliche Einstellungen zum Drogenkonsum biologistisch maskiert (siehe auch den Kommentar #10 von “Alfred”).

    Und um nicht missverstanden zu werden: Dass Drogenkonsum auch eine biologische Seite hat, ist keine Frage. Aber welche Rolle spielt diese Seite? Und ebenso wenig folgt aus einer “Dekonstruktion” des Suchtbegriffs zwangsläufig eine akzeptierende Drogenpolitik, aber eine restriktive Drogenpolitik müsste dann mehr als bisher mit anderen medizinischen Folgen des Drogenkonsums sowie mit gesellschaftlichen Ordnungszielen begründet werden. Individualtherapeutische Ziele und drogenpolitische Ziele wären dann ggf. ebenfalls etwas anders aufeinander abzustimmen.

  11. #13 Dr. Webbaer
    7. Juli 2015

    Eine bemerkenswerte Reflexion, Herr Dr. Kuhn, nichts anderes ist von Ihnen erwartet worden.
    Sie haben nicht zufällig auch deshalb zu dieser gefunden, weil andernorts kürzlich angefragt worden ist, wie Sie es persönlich schaffen den Nikotinkonsum zu verdammen und dem Gläschen zu frönen?!


    Ansonsten: Krankheiten, Gifte, Drogen und günstiges wie ungünstiges individuelles Verhalten, aus medizinischer Sicht, sind zu entwickeln und zu pflegen, dem gesellschaftlichen Diskurs anheimzustellen u.s.w. u.s.f.
    Dafür sind verständige Kräfte wie Sie da, unverständige dito und insofern kann hier jeder mitmachen.
    So ist dies in aufklärerischen Systemen vorgesehen.

    Und natürlich ist der Drogenkonsum oder “Drogenkonsum” partiell sinnhaft, Individuen meinend, Cannabis (das der Schreiber dieser Zeilen nicht benötigt bis ablehnt, wie fast alles andere einschlägige auch) wird bspw. gesellschaftlich zunehmend promoviert heutzutage, als gut, als friedliebend machend und als die Phantasie anregend. [1]
    “Dachschäden” in Kauf nehmend.
    BTW, sog. Neuro-Enhancement spielt in der OL-Gamer- und Ol-Gambling-Szene und Gambling-Szene generell eine zunehmende Rolle, es wirkt zweifelsfrei. [2]

    MFG
    Dr. W

    [1]
    Manche haben’s aus Sicht des Schreibärs dieser Zeilen erkennbar nötig.

    [2]
    Resultativ, auch wenn hier die Datenlage noch etwas dünn scheint.

  12. #14 Dr. Webbaer
    7. Juli 2015

    PS:
    Vielleicht darf an dieser Stelle, ganz untergeordnet natürlich, noch ein Länzchen für Leichtbier mit einem Stammwürzegehalt von 7 bis 10 Grad gebrochen werden?!
    Also dies wäre dem Weinkonsum, der nicht unproblematisch sein dürfte, im Zweifelsfrei vorzuziehen, wie der Schreiber dieser Zeilen findet.
    Wein kann schon ziemlich “sattmachen”.

  13. #15 Dr. Webbaer
    7. Juli 2015

    Bonus-Kommentar:

    Ist Gesellschaftskritik ein sinnvolles Therapieziel?

    Offensichtlich nicht, hier sollen sich Mediziner nicht ‘biologistisch’ verheben.
    Allerdings liegt diese Sicht auf der Hand, bedarf keiner besonderen Ausführungen.
    Mediziner sind auch nur Mandate durch Wahl Mitbestimmende.

  14. #16 Joseph Kuhn
    7. Juli 2015

    @ Webbär:

    “wie Sie es persönlich schaffen den Nikotinkonsum zu verdammen”

    Ich halte Tabakkonsum zwar für hochgradig gesundheitsgefährdend, aber ich kann mich nicht erinnern, Tabakkonsum “verdammt” zu haben. Sie verwechseln das vermutlich mit meiner Kritik an der Tabakindustrie.

    “und dem Gläschen zu frönen”

    Wo ist das Problem? Meinen Sie, wer ab und zu ein Bier trinkt, sollte auch regelmäßig Heroin nehmen? Hitzebedingtes Logikversagen?

    “Offensichtlich nicht”

    Schnelle Antworten dieser Art sind oft vorschnell. Setzen Sie sich am besten einmal mit einem Gläschen in den Garten, versuchen Sie zu verstehen, was Marx in den Feuerbachthesen mit These 6 wohl gemeint haben könnte, dann, was das von Thatchers Sicht über die Individuen und die Gesellschaft unterscheidet und was das für die Therapie bei Problemen bedeuten könnte, die sich nicht in biologischen Kausalitäten erschöpfen.

  15. #17 lindita
    7. Juli 2015

    Wie fängt einer überhaupt an mit Drogen? Da ich noch nie geraucht habe, kann ich mir bis heute nicht vorstellen, wie ich mich dadurch anders fühlen könnte.

    Ich erinnere mich an meine Schulzeit. Mädchen rauchen und das ist Cool. Erwachsen im Kopf. Später auf dem Raucherhof zu sein, ist schon was Besonderes. Extra einen Raum für Raucher zu haben. Oder das Trinken am Fettdonnerstag – Tradition und meine Mitschüler wollten dazugehören. Es war keine Etnscheidung fur Alkohol.

    Gruppenzwang, dazugehören als Einzelner, es (die Substanz, das Verhalten, gehört einfach dazu. duch die Gesellschaft, Gruppe als Minigesellschaft….

    Ich glaube an keine individuelle Entscheidung, schon gar nicht in der Jugend. Und in wie fern man jetzt plötzlich den Individuen damit “alleine” lassen soll, wo er jetzt durch seine Sucht nun wirklich nicht mehr so frei entscheiden kann.

    warum hat eine Gesellschaft (Gruppe) das Recht kleine Kinder zum Trinken oder Rauchen zu verführen, und die andere Gesellschaft soll nicht das Recht diese Kinder zu schützen?

    Nationalsozialismus, Sekten, Kunstmilieu oder Apple – was haben sie miteinander zu tun?

    Bei allem meinen Rumschreiben, stellt sich doch eher die Frage, wie soll man dem Gruppenzwang entgegen wirken, dass jeder mal Individuum werden kann. Oder soll man sich damit abfinden, dass wir eigentlich keine Individuen sind und es nie sein können?

  16. #18 Dr. Webbaer
    7. Juli 2015

    @ Herr Dr. Kuhn :
    Es ging Ihrem Kommentatorenfreund an früherer Stelle darum anzufragt zu haben, wie Sie dieses oder jenes eher locker handhaben, das Gläschen Wein bspw. , und sich an anderer Stelle erheben ‘hochgradige Gesundheitsgefährdung’ festzustellen, wenn der gute alte Tabak gemeint war.
    So richtig scheint dies nicht zusammenzupassen, wenn Alkohol anerkanntermaßen die “Volksdroge Nr. 1” ist und regelmäßig zur vorzeitigen Absenz führt.
    Macht abär nichts, Ihr Vortrag verdient sicherlich nicht nur hier das Prädikat wertvoll, sondern auch allgemein.

    Wichtich ist jedenfalls die nachvollziehbare Grundlage oder der nicht n-fache Standard, wenn’s um diesen oder jenen Konsum geht, in diesem Fall um gesundheitsgefährdendes Handeln Einzelner geht,
    Dr. W ganz bei Ihnen.

    • #19 Joseph Kuhn
      7. Juli 2015

      “Wichtich ist jedenfalls die nachvollziehbare Grundlage oder der nicht n-fache Standard”

      Der n-fache Standard ist immer dann angemessen, wenn Ungleiches ungleich bewertet werden soll. Im Falle von Tabak und Alkohol sollte man z.B. gesellschaftliche und individuelle Risikoakzeptanz unterscheiden, ebenso wie man – bleiben wir auf der indivduellen Ebene – nicht von dem, der gerne Obst isst, verlangen sollte, dass er konsequenterweise auch Kohlrabi mögen müsse.

  17. #20 Dr. Webbaer
    7. Juli 2015

    * angefragt zu haben

  18. #21 lindita
    7. Juli 2015

    Psychisch krank zu sein, oder Drogensüchtig zu sein ist zweierlei. Und deshalb sind die Unterschiede in der Handhabung für mich nachvollziehbar.

  19. #22 Dr. Webbaer
    7. Juli 2015

    @ lindita :

    Wie fängt einer überhaupt an mit Drogen?

    Beim Kaffee- oder Tee-Trinken bspw. , beides regt im Denkerischen wie nachfolgend im Kommunikativen an, Nikotin und Alkohol wirken ähnlich, bei Herr Dr. Kuhn, der wohl nicht nur ähnlich wie Dr. Biolek aussieht wie womöglich auch handelt, würde der Schreiber dieser Zeilen nicht den ersten Stein werfen wollen, wenn auch mal beizeiten anderes im Spiel gewesen ist, hier regelmäßig als Rotwein, glasweise, kodiert.

    Drogen sind insofern nicht eindeutig verwerflich, im Medizinischen und Kulturellen wie auch etymologisch unklar.

    MFG
    Dr. W

  20. #23 Dr. Webbaer
    8. Juli 2015

    Vielen Dank für Ihr Ergänzung, Herr Dr. Kuhn:

    Wichtich ist jedenfalls die nachvollziehbare Grundlage oder der nicht n-fache Standard [Dr. Webbaer]

    Der n-fache Standard ist immer dann angemessen, wenn Ungleiches ungleich bewertet werden soll.

    Wenn es um den Konsum bestimmter Substanzen geht, die bewusstseinsverändernd sind, beim Kaffee und Tee angefangen, siehe oben, der lässige coole Typ, der in Hamburg im Atlantic Kempinski wohnt, würde hier von Wirkstoffen sprechen, wird eine Liga adressiert.

    In dieser Liga oder Kategorie sind in der Wertung unterschiedliche Standards zu meiden.

    Es geht bspw. schlichtweg nicht bei der Religionskritik bestimmte Religion zu schonen, es geht auch im Humoristischen / Kabarettistischen nicht, es geht auch nicht bspw. Griechenland an anderen Standards zu messen als andere EU-Länder, es geht bspw. auch nicht Gruppen nach Herkunft anders zu beschreiben als einen Maßstab oder einen Standard anzulegen.

    ‘Ungleich’ ist sozusagen alles, was getrennt werden kann, sprachlich, insofern müsste das Ihrige Zitat falsch sein.

    MFG
    Dr. W (der sich hier abär nicht festbeißen wird, gerne den Primärinhalt als besonders gelungen noch einmal hervorhebt, btw: Kennen Sie die Philosophie, die den Film ‘The Good, the Bad & the Ugly‘ untergelegt ist?)

  21. #24 Dr. Webbaer
    8. Juli 2015

    * für Ihre Ergänzung
    ** die dem Film

  22. #25 Dr. Webbaer
    8. Juli 2015

    Ein letztes Lob noch kurz:

    Macht. Sucht. Sinn.

    Nice1!

    Vgl. :
    -> (Webverweis) (‘Wir. Dienen. Deutschland.’)

  23. […] einmal gibt es einen äußerst lesenswerten Artikel bei Gesundheits-Check über die Definition von Kranksein, festgemacht an der […]

  24. #27 hampel
    10. Juli 2015

    Sehr schöner Artikel mit interessanten Fragen.

    Johann Hari macht in seinem Buch “Chasing the Scream: The First and Last Days of the War on Drugs” einige für Laien und Unbedarfte, wie z.b. mich, auf einige sehr interessante Punkte über Drogen und Abhängigkeit aufmerksam.

    Unser Verständnis von (Drogen-)Abhängigkeit sei entweder durch die “right-wing” Theorie des moralischen Verfalls und des Hedonismus geprägt,
    oder aber durch die “left-wing” Theorie des “hijacked brains”, also der eigenen Hilflosigkeit gegenüber der Suchtstoffe, verblendet.
    (Also wohl das “ Disease model of addiction )

    Beides scheint nicht so ganz richtig zu sein und die Punkte, die er als Belege vorbringt, machen zu mindest nachdenklich.
    Er verweist auf die “ Rat Park ” Experimente des Psychologen Bruce K. Alexander, der einen starken Zusammenhang zwischen Abhängigkeit und den “Lebensbedingungen” postulierte. Abhängig wird demnach nur derjenige, der zum Drogenkonsum keine wirkliche Alternative im Leben hat.
    Ferner verweist er auf US Soldaten, die in Vietnam in großen Mengen und Zahlen Opiate zu sich nahmen, Back home, allerdings nur zu einem kleinen Prozentsatz abhängig blieben.

    Kennt jemand das Buch?
    Kann jemand die aktuelle Forschung (besser) einschätzen?

    Die Schlussfolgerungen aus Haris Buch sind zwar radikal, aber sollte seine Einschätzung stimmen, nur konsequent und richtig – Schluss mit dem “War on Drugs”

    (Sorry für OT)

  25. #28 Cornelius Courts
    https://scienceblogs.de/bloodnacid/
    10. Juli 2015

    @hampel: “(Sorry für OT)”

    ist meines Erachtens überhaupt nicht OT und ich wollte gerade genau das gleiche, m.E. ganz hervorragende und überaus wichtige Buch empfehlen, das ich unlängst zuende gelesen habe.
    Werde bald auch eine Rezension dazu schreiben.

    Davon abgesehen: guter Text, Joseph!

  26. #29 Dr. Webbaer
    10. Juli 2015

    Abhängig wird demnach nur derjenige, der zum Drogenkonsum keine wirkliche Alternative im Leben hat.

    Naja, ischt halt der Die-Gesellschaft-Hat-Schuld-Gedanke, der Eigenverantwortung üblicherweise herausnehmen soll.
    Dass es i.p. Droge und dbzgl. Konsum Uneinigkeit zu geben hat, auch: im Definitorischen [1], liegt in der Natur der Sache.
    Zumindest für Erörterungzwecke wird hier an gesellschaftlicher Moral nicht vorbeigekommen werden, die dbzgl. Bestimmung unterliegt dankenswerterweise & mittlerweile der aggregierten Menge und letztlich sogenannten Mandatsträgern, sollte keine Direktwahl vorliegen.

    Der offene / öffentliche Diskurs (vs. Dialog [2] ) wäre hier wieder das Zauberwort.

    MFG
    Dr. W

    [1]
    Vgl. auch mit aktuellem bolivianischen Jokus:
    -> https://www.spiegel.de/panorama/papst-franziskus-in-bolivien-koka-blaetter-gegen-die-hoehenkrankheit-a-1042752.html

    [2]
    Der in der BRD aus irgendwelchen Gründen gerne gesehene Dialog (gar Trialog und n-Dialog) bedeutet Parteien, die untereinander Meinung und Vorhaben abklären, Dialoge haben ganz ähnlich wie Räte (in der BRD bspw. : Ethikräte) nichts verloren, weil sie Teilnehmer ausschließen.

  27. #30 Dr. Webbaer
    10. Juli 2015

    *
    nichts in einer Demokratie verloren

  28. #31 Joe Dramiga
    Kilimani
    12. Juli 2015

    @hampel @Cornelius Courts Bezieht sich Hari in seinem Buch auch auf die Arbeiten des Neurowissenschaftlers Carl Hart https://www.youtube.com/watch?v=AzupwJDje_4

  29. #32 Joseph Kuhn
    12. Juli 2015

    Carl Hart ist eine Figur, die die Medien erfunden hätten, wenn es sie nicht wirklich gäbe. Bei SPON war er vor einem dreiviertel Jahr Thema.

  30. #33 lindita
    12. Juli 2015

    nehme ich mal an, Drogen machen nicht süchtig.

    Was passiert im Rausch in dem Moment?

    Ein Betrunkener fährt Auto und tötet jemanden. Warum soll ich das hinnehmen, auch wenn er nur ein Mal am Wochenende trinkt?

    Eine Frau wird vergewaltigt, während sie unter Drogen steht. Keine Wahrnehmung bzw. verzerrte Wahrnehmung ist eine Waffe. Ausserdem scheint Rausch andersherum Entschuldigung für alle Taten zu sein: “Ich hab dich betrogen, weil ich wusste nicht, was ich tat, da berauscht. Das wollte ich nicht.”

    Heute ist alles super mit der Droge, morgen ist es schlimmer als gestern, wenn die Wirkung vergeht. Problem bleibt ungelöst. Das sagt schon viel über die Person aus, die vor Verantwortung läuft, oder über ihre Verhältnisse leben will. Als Partner käme er mir nicht in Frage, da ich mich auf so einen Menschen nicht verlassen kann, auch wenn er nur bei Problemen was nimmt… ja, erst recht.

    Ganz zu schweigen von HIV-Übertragung in den ärmeren Schichten der Bevölkerung, die sich keine eigene Spritze leisten können. Und wie es so schön heisst: Sex, Drugs and Rock n Roll … Beim Sex wird HIV dann weitergegeben, ganz ohne Sucht.

    • #34 Joseph Kuhn
      12. Juli 2015

      Es empfiehlt sich, die Diskussion um den Suchtbegriff und die Diskussion um die gesellschaftliche Akzeptanz des Drogenkonsums analytisch auseinander zu halten. Wie schon in Kommentar #12 angesprochen: Die Kritik des Suchtbegriffs führt allein noch nicht zu einer liberalen Drogenpolitik.

  31. #35 hampel
    17. Juli 2015

    @CC

    Sehr gut, bin gespannt auf die Rezension.

    @lindita

    Niemand behauptet ,dass man nicht von Drogen abhängig werden kann. Körperliches und psychisches Verlangen sind durchaus real z.B. nach langem und intensiven Heroinkonsum. Was aber keinem Abhängigen helfen wird, ist ihn ins Gefängnis zu stecken und danach sich selbst zu überlassen.

    Es muss auch niemand einfach so “hinnehmen”, dass ein Betrunkener Auto fährt, ähnliches gilt aber auch für übermüdete Menschen. ..oder Handys oder. .

    Was wäre deine Lösung? Alle Drogen inkl. Medikamente zu verbieten? Autos verbieten?
    Nichts dergleichen wird funktionieren, die Erfahrung sagt es wird eher schlimmer.

    Für die “ärmeren Schichten der Bevölkerung” wäre doch ein einfacher und sicherer Zugang zu Spritzen ein sinnvoller Anfang.

  32. #36 hampel
    17. Juli 2015

    @joe Dramiga

    Sorry, hab die Frage übersehen. Ja, auch auf Carl Hart bezieht sich Hari (mehrfach), bin mir aber nicht mehr ganz sicher ob er seine Arbeiten zitiert oder “nur” interviewt hat.
    (Hab es als audiobook gehört, wohl nicht die beste Idee )
    Jedenfalls ist Hart voll des Lobes für das Buch.
    Warten wir mal ab,was CC zu schreiben hat 🙂

  33. #37 Earonn
    17. Juli 2015

    Interessanter Artikel, vielen Dank.
    Vor allem zur Verflechtung von “Moral” und Krankheit. Darauf sollte viel häufiger hingewiesen werden, weil gerade Abhängikeiten ja immer noch gern zur Verurteilung eines Menschen genutzt werden.

    Heutzutage scheint Willensschwäche die Erbsünde geworden zu sein, zu sehen besonders bei Debatten um Übergewicht.

    Wobei ich die Frage interessant finde, warum denn ausgerechnet Willensschwäche so verwerflich sein soll. Ist ja nicht so, als ob die Mehrheit sich gut im Griff hätte.

    Meine Küchenpsychologie erklärt sich das dadurch, dass “Willensschwäche” gerade von denen am lautesten verdammt wird, die am wenigsten mit ihrer eigenen Disziplinlosigkeit klar kommen. closet-Willensschwache, sozusagen. Sind halt alles Elche….

    • #38 Joseph Kuhn
      17. Juli 2015

      @ Earonn: Ich glaube, beim Thema “Willensschwäche” und Gesundheitsverhalten geht es nicht um eine Projektion durch Leute, die selbst “willensschwach” sind. Dass jemand raucht oder dick ist, eignet sich heutzutage sehr gut als soziales Distinktionsmerkmal im Sinne von Bourdieus “feinen Unterschieden”. Angehörige der unteren Sozialstatusgruppen rauchen häufiger und sind auch häufiger übergewichtig. Wenn man das nicht ihrem Sozialstatus zuschreibt, sondern ihrer “Willensschwäche”, macht sich das moralisch besser und zugleich werden Nichtrauchen und Fitness so zu sozialen Erfolgsmerkmalen. Wenn die anderen lieber in die Eckkneipe gehen als in die Oper, lieber Bier trinken statt mit den 500-€-Schuhen durchs grüne Vorstadtviertel zu joggen – selber schuld, daran sieht man doch, wer zur “Eigenverantwortung” fähig ist und wer nicht, wer zu den Gewinnern gehört und wer zu den Loosern.

  34. #39 rolak
    17. Juli 2015

    bald auch eine Rezension

    Sehr schön, Cornelius, bin jetzt ca ¼ durch und ziemlich begeistert, auch wenn die ‘Labberigkeit’, die Ferne zu konkreten Daten noch etwas stört. War allerdings auch noch nicht auf der site, wo (vorgeblich) zumindest die Interviews komplett zu haben sind.

  35. #40 hampel
    17. Juli 2015

    @rolak

    Ob es die Interviews komplett gibt weiß ich gar nicht. Auf der Homepage des Buches sind zumindest die Bruchstücke online , die für Zitate benutzt wurden. Teilweise sind das aber wirklich nur 20 Sekunden ohne Zusammenhang und dienen wohl mehr als Absicherung für Haris vor weiteren Plagiatsvorwürfen.

  36. #41 rolak
    18. Juli 2015

    zumindest die Bruchstücke

    Mist, da habe ich wohl beim Lesen etwas fehlinterpretiert bzw erwartungsfroh überphantasiert…

  37. #42 lindita
    19. Juli 2015

    @ hampel

    Ich merke schon selbst, dass meine Argumentation die gängige ist, ohne grosse Reflektion.

    Nach dem ich Carl Hart mir angehört habe, komme ich mir wieder von der Wissenschaft und Politik veräppelt vor. Muss man denn alles selbst im Leben ausprobieren, um zu wissen, wen man sich anhören und wem man vertrauen kann?

    Und wenn Carl Hart sich irrt, weil er eben Drogen nimmt und nur diese Seite sieht? Obwohl, egal wie ich in Gedanken gegen ihn argumentiere, es hat am Ende doch primär mit der Person selbst zu tun und erst danach mit Drogen. Z.B die Tests mit wirklich Süchtigen, die die Wahl zwischen Geld und Drogen haben, und erst überwiegend Geld nehmen, wenn es sich von der Summe her lohnt. Im Leben sind diese Menschen bestimmt auch so. Klein im Leben anfangen ist subjektiv unter ihrem Wert. Das macht aber die Droge nicht aus ihnen, sie sind bestimmt so vorher gewesen.

    Also, wenn Carl Hart doch Recht haben sollte, und die Meinung ständig nur für uns gebildet wird …, dann weiss auch nicht. Ich sehe die (Drogen) Sache nicht mehr so bedrohlich. Dafür aber wieder ein unangenehmer Beigeschmack was die Wissenschaft angeht.

  38. #43 lindita
    19. Juli 2015

    ****Angehörige der unteren Sozialstatusgruppen rauchen häufiger und sind auch häufiger übergewichtig. Wenn man das nicht ihrem Sozialstatus zuschreibt, sondern ihrer “Willensschwäche”, ****

    Ich kann sagen, dass ich und meine Familie aus den sozial niedrigeren Schichten komme. Und ich habe aber schon in der Schule gesehen, dass das niedrige Sozialniveau ständig für schlechte Leistungen herhalten musste. Ich verstehe das nicht, mit Nichts und aus Nichts war ich gut in der Schule. Man braucht nicht reich zu sein, um etwas erreichen zu können. Dann aber weisst du, was in deiner Macht liegt. Wer nichts versucht, träumt immer einen Traum von seiner eigenen Person, und meint seine Person ist mehr wert, als das was er hat.

    Oder mein Vater ist der jungste von den fünf Brüdern, alle vier Rauchen, er hat es nie gebraucht. Alle seine sieben Kinder rauchen und trinken nicht, obwohl wir mit nur mit 200 DMark nach Deutschland gekommen sind.

    Faulheit gibt es auch. Nicht alles muss der Staat für einen tun. Heute ist es auch zur Mode geworden alle Probleme mit nicht genug Geld und Bildung zu entschuldigen. Und die Armen ruhen sich nur zu gerne drauf aus.

    Zum Teil hat man das, was einer bereit ist dafür zu tun.

  39. #44 Vulpecula
    28. Juli 2015

    Also, ohne mich jetzt durch alle Kommentare durchgekämpft zu haben finde ich der Text vermittelt auch teilweise die Frage ob man Sucht auch in Hinsicht auf Drogen nicht manchmal akzeptieren sollte? Einfach als Normalität ansehen statt ständig versuchen alles zu therapieren? (in etwa so wie bei Homosexualität)
    Besonders im Bezug auf Drogen(in diesem Zusammenhang bezogen auf illegale Substanzen oder Medikamentenmissbrauch) sollte man vielleicht eher den sinnvollen Umgang vermittelt statt ständig zu wiederholen ‘Nein das darfst du nicht’…
    Oder verstehe ich das komplett falsch?

    Ich habe im Bezug auf mich selbst und auf mein persönliches Umfeld teilweise interessante Beobachtungen gemacht :
    Die Suchtneigung ist zwar bei manchen extrem ausgeprägt und bei anderen wiederrum nicht, das hat aber nicht unbedingt Einfluss auf die ‘Leistungsfähigkeit im Leben’..
    Person A konsumiert weniger als Person B und hat es generell auch schwerer an das Zeug zu kommen, während Person B hochgradig suchgefährdet ist sich um einiges mehr zuführt und auch leichtere Beschaffungswege hat und trotzdem ist Person A weniger Leistungsfähig und hat auch weniger ‘Erfolg im Leben’…
    Dazu könnte ich jetzt noch einige konkrete Beispiele nennen, aber das wäre zu viel des Guten denke ich…

    Woher dieser Unterschied kommt ist mir natürlich nicht zu 100% klar ich denke mal dass das viel mit der Erziehung zu tun hat etc..

    Worauf ich im Endeffekt hinauswollte:
    Man wird die Drogensucht NIEMALS komplett beseitigen können, sie geht durch alle Schichten und Nationen. Aber man kann dem korrekten Umgang mit diesen Substanzen ‘beibringen’ und damit die Probleme minimieren…

  40. #45 Ursula
    28. Juli 2015

    @ Vulpecula

    Aber man kann dem korrekten Umgang mit diesen Substanzen ‘beibringen’ und damit die Probleme minimieren…

    Dieser Ansatz wird immer häufiger vetreten. Ich melde da mal so meine Zweifel an, ohne die Möglichkeit, dass es vielleicht für manche Betroffene tatsächlich eine Hilfe darstellt, mit Ihrer Sucht zu leben, völlig auszuschließen.
    Jetzt wird’s anekdotisch. Ich bin Alkoholikerin und seit mittlerweile 9 Jahren trocken, ich habe seitdem nicht einen Schluck gedrunken. Ich und auch viele andere Alkoholiker haben mit oder auch ohnen Hilfe versucht kontrolliert zu drinken. Im Nachhinein sehen viele diesen Versuch mit der Droge Alkohol umzugehen zu lernen, als ihre schlimmste Erfahrung an. Ich auch! Saufen ging bei mir letzlich nur mehr bis zum kompletten Kontrollverlust. Alles Versuche der Einschränkung sind gescheitert. Wenig zu trinken war eine wesentlich qualvollere Erfahrung als letzlich die der völligen Abstinez. Interessant wäre es Möglichkeiten auszuloten, ob Menschen erreichbar sind, bevor sie in diesen Kontrollverlust abgleiten? Mit anderen Drogen kenn ich mich (zum Glück) nicht aus.

  41. #46 Vulpecula
    29. Juli 2015

    @Ursula
    Ich wusste gar nicht das es solche Programme für Alkoholiker gibt. Aber Schade das es scheinbar größtenteils nicht funktioniert. Hängt wahrscheinlich auch von der Droge/der Person ab. Alkohol ist schon etwas sehr tückisches.

  42. #47 Cornelius Courts
    26. August 2015

    @hampel (#35):
    Rezension zu “Chasing the Scream” ist jetzt online:
    https://scienceblogs.de/bloodnacid/2015/08/26/buchrezension-chasing-the-scream-von-j-hari/

  43. #48 hto
    24. Dezember 2019

    “Gute Gründe” – Wer das Abhängigmachen beherrscht, beherrscht das System, die Unwahrheit, die Unfreiheit, die Unmenschlichkeit.