Die Welt ist in Unordnung. Ich habe keine Welterklärungen anzubieten. Die Selbstgewissheit vieler, auch hier in den Kommentarspalten bei Scienceblogs, fehlt mir. Ein paar lose Enden gehen mir durch den Kopf:

• Kann sein, dass Europa heute sicherer ist als zu irgendwelchen früheren Zeiten. Zu welchen auch immer. Noch vor einigen Jahrzehnten war Europa für viele Menschen, z.B. jüdischen Glaubens, der unsicherste Ort der Welt. Jetzt ist der Nahe Osten einer der unsichersten Orte. Geht uns das nichts an? Grenzen dicht und fertig?
• Es kann auch sein, dass wir in Europa die Terrorgefahr überbewerten. Angst ist eben ein Gefühl, kein ausgerechnetes Risiko. Aber verunsichert uns der Terrorismus nicht immerhin zu Recht mehr als die Masern oder Glyphosat? Ist es deswegen irrational, sich gegen Masern impfen zu lassen?
• Der Islam wird im Moment oft als mittelalterliche Religion dargestellt, ohne Erfahrung der Aufklärung. Ich bin kein Islamwissenschaftler, aber mir fällt auf, dass in den Diskussionen um den islamistischen Terror das Rechtsgutachten der 120 islamischen Geistlichen und Rechtsgelehrten gegen den IS aus dem Jahr 2014 praktisch nicht vorkommt.
• Der islamistische Terror macht keine Unterschiede zwischen den Religionen. Die meisten Opfer sind Muslime im Asien und in Afrika. Über sie wird viel weniger gesprochen als über Opfer in Europa. Warum eigentlich?
• Die Islamisten töten Menschen, die sie als Ungläubige ansehen. Das ist unmenschlich. Das Menschliche ist nicht am Glauben festzumachen, der Glaube ist nur allzumenschlich.
• Die Nazis haben Menschen getötet, die sie als Untermenschen ansahen. Das war ebenfalls unmenschlich. Das Menschliche ist nicht vom Tier zu unterscheiden, sondern vom Unmenschlichen.
• Gerade wird oft darauf verwiesen, dass wir uns nicht von den Islamisten verbieten lassen wollen, ins Kino, auf Weihnachtsmärkte oder in Fußballstadien zu gehen. Nein, das lassen wir uns nicht verbieten, das gefällt uns. Aber sind das die westlichen Werte? Mit Wolf Biermann gefragt: „Das soll nun alles gewesen sein – das bisschen Fußball und Führerschein“?
• Plötzlich gibt es Geld für Wohnungsbau, Sozialarbeit und andere Dinge, die in den letzten Jahren als Sozialgedöns weggespart wurden. Worauf lässt das schließen?
• Kann es sein, dass wir Horkheimers Satz, wer vom Kapitalismus nicht reden will, auch vom Faschismus schweigen soll, zeitgemäß neu formulieren müssten?

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Kommentare (81)

  1. #1 Horst
    21. November 2015

    Ein unwissender Wissenschaftler. Wie paradox…

  2. #2 Alexander
    21. November 2015

    Ein Hinweis auf den unheilvollen Zustand der Welt am Beispiel der EU:

    In staatlichen Krankenhäusern liegen derweil die Wartezeiten für einen Termin bei zwei Jahren. Zweiunddreißig Prozent der Krebspatienten haben keinen Zugang mehr zu einem Arzt, achtundzwanzig Prozent bekommen keine Medikamente mehr.

    Quelle: https://www.heise.de/tp/artikel/46/46617/1.html

    Klingt nach einem Einsatzgebiet für “Ärzte ohne Grenzen”?

  3. #3 Sulu
    21. November 2015

    Zu welchen auch immer

    Diese Frage beschäftigt mich seit einiger Zeit. Wie wäre die Selbstwahrnehmung in Deutschland/Europa/Welt vor 20, 30, 40, 50 Jahren gewesen, hätte es die Kommunikationsmöglichkeiten von heute gegeben? Ich tendiere oft dazu, zu glauben, irgendwie wird alles chaotischer… aber ist das nur gefühlt oder wirklich? Oder ist die Frage einfach nicht zu beantworten?

    Kann es sein, dass wir Horkheimers Satz, wer vom Kapitalismus nicht reden will, auch vom Faschismus schweigen soll, zeitgemäß neu formulieren müssten?

    Wenn “wir” Faschismus nur als Phänomen des frühen 20. Jh. ansehen – und der ja ziemlich eng definiert ist – dann ja.

  4. #4 Dr. Webbaer
    21. November 2015

    Nur hierzu eine Anmerkung:

    Der islamistische Terror macht keine Unterschiede zwischen den Religionen.

    Der Takfirismus ist hier zu beachten, der gerade auch an die “Häretiker” will, ansonsten sind Juden in den zugrunde liegenden Schriften als besondere Feinde beschrieben, sie sollen nicht missioniert werden, haben aber grundsätzlich (in praxi nicht (mehr)) den Anspruch neben den Christen in der Dhimma zu leben, den Anhängern des Zoroastrismus wurde ein noch minderer Wert zugewiesen und Jesiden, Hindus und andere, auch konfessionslose Humanisten beispielsweise, haben keinen Wert, können unter Umständen zum Islam eingeladen werden, müssen aber nicht.
    Das mit dem Takfirismus ist speziell salafitisches Gedankengut, die Azhar-Universität lehnt ihn bspw. streng ab bzw. hat ihn nie gelehrt.
    Bei den hier gemeinten Terror-Übungen kommt es regelmäßig zur Selektion, wie zuletzt in Mali und vermutlich auch bei der Auswahl des Bataclan (jüdische Besitzer) als Tatziel.

  5. #5 Peter
    21. November 2015

    Die Welt ist in Unordnung. Tatsächlich? Ist sie das? Mehr als – sagen wir mal in den beginnenden 70ern? Eiserner Vorhang, Vietnam-Krieg, Ölkrise, Flugzeugentführungen, das Oympia-Attentat, Apo, Baader-Mainhof? Wenn die Prämisse nicht stimmt, dann stimmen auch die Schlussfolgerungen nicht, ein Beweis der Prämisse wäre also angebracht. Ich behaupte (ohne Beweis): was sich geändert hat ist im wesentlichen deine Sicht auf die Welt, weil du 40 Jahre älter geworden bist.

    • #6 Joseph Kuhn
      21. November 2015

      Die Welt ist in Unordnung, wer das nicht sieht, hat den Fernseher schon lange nicht mehr angehabt. Ob sie mehr in Unordnung ist als in den 1970er Jahren, weiß ich nicht. Das war hier nicht die “Prämisse” und daraus wurden auch keine “Schlussfolgerungen” gezogen. Ich habe bewusst geschrieben, dass ich nur ein paar lose Enden zur gegenwärtigen Situation im Kopf habe. Meine Sicht auf die Welt hat sich sicher geändert, z.B. bin ich vorsichtiger mit schnellen Antworten auf die großen Fragen geworden. Ich bin schon froh, wenn ich das “Simpsonsche Paradoxon” erklären kann. Dummerweise kann man trotzdem auch die großen Fragen nicht nur achselzuckend stehen lassen, sie betreffen einen ja.

  6. #7 Beobachter
    21. November 2015

    Wenn ein Wissenschaftler angesichts der globalen Probleme behaupten würde, er wisse eine Patentlösung, wäre er keiner.

    Selbst in der EU, in Europa als “sicherstem Kontinent zur sichersten Zeit”, herrschen unheilvolle Zustände – z. B. in Griechenland (s. o.).
    “Wir” sind relativ sicher vor der Bedrohung von Leib und Leben durch Terroranschläge, belegen Statistiken.
    Lebensbedrohlich und beängstigend ist auch Anderes – nur nicht so spektakulär und nicht so exakt dokumentiert:
    Gibt es auch Zahlen darüber, wie viele Griechen sterben, weil sie nicht rechtzeitig einen Termin im Krankenhaus erhalten, nicht mehr ärztlich versorgt werden und keine Medikamente mehr bekommen?
    Oder auf der Straße landen, weil sie wegen neuer Gesetze obdachlos werden?
    Selbst wenn es darüber Zahlen gäbe, hätte das irgendwelche Konsequenzen?
    Würde es die Situation verbessern?

    Und EU-Griechenland hat außer den “eigenen” Problemen auch noch das “zusätzliche” der Flüchtlingsströme – allein schon aufgrund der geografischen Lage.
    Sind “wir” ein “geeintes, sicheres Europa”?

    Kurt Tucholsky, u. a. Europäer und Weltbürger aus Überzeugung, würde sich im Grabe herumdrehen angesichts der derzeitigen europäischen und globalen Zustände.
    Bzw., er hätte schon vor Jahren angefangen mit dem “sich Herumdrehen” …

    Zur letzten Frage im Beitrag von Joseph Kuhn:
    Ich würde Horkheimers Satz zeitgemäß so umformulieren:
    Wer vom Kapitalismus nicht reden will, schweigt auch zum Faschismus.
    Zum Letzteren braucht es keine Anweisung (kein “soll”).

  7. #8 Sulu
    21. November 2015

    Wer vom Kapitalismus nicht reden will, schweigt auch zum Faschismus.

    Mein Eindruck ist eher: Viele reden vom Kapitalismus, un die meisten schweigen zum Faschismus. Das “soll” macht schon Sinn…

  8. #9 Beobachter
    21. November 2015

    Nachtrag zu # 6:
    Ich beziehe mich auf # 1 und 2

  9. #10 Dr. Webbaer
    21. November 2015

    @ Beobachter und nur hierzu eine Anmerkung:

    Gibt es auch Zahlen darüber, wie viele Griechen sterben, weil sie nicht rechtzeitig einen Termin im Krankenhaus erhalten, nicht mehr ärztlich versorgt werden und keine Medikamente mehr bekommen?

    Ginge es nur um das durch den hier gemeinten Terrorismus leicht abgesenkte Sterbealter, wären keine besonderen Probleme zu bearbeiten, korrekt.

    Der Terrorismus – eine allgemein anerkannte Definition liegt nicht vor, bspw. konnte sich die UN dbzgl. nicht einigen – wird üblicherweise definiert als das Anstreben politischer Ziele unter Androhung oder Ausübung von Gewalt.
    Und dann wäre er polit(olog)isch ausgesprochen wichtig, würde funktionieren und wäre streng bis strengstens zu bekämpfen, denn er ist in der Lage den Souverän wie auch die von ihm beauftragten Mandatsträger besonders zu beeinflussen, was die aufklärerische Demokratie als ganze gefährdet.

    Der Terrorismus ist in der üblicherweise definierten Form insofern eng an aufklärerische Gesellschaftssysteme gebunden, es kann mit diesem Terrorismusbegriff bspw. auf Nord-Korea oder auf das ehemalige “Tausendjährige Reich” bezogen kaum sinnhaft gearbeitet werden.

  10. #11 Dr. Webbaer
    21. November 2015

    Nur hierzu eine Nachfrage:

    Kann es sein, dass wir Horkheimers Satz, wer vom Kapitalismus nicht reden will, auch vom Faschismus schweigen soll, zeitgemäß neu formulieren müssten?

    Welche sich anbietende Variante konveniert womöglich:
    A: Wer vom Islamismus nicht reden will, soll auch vom Faschismus schweigen.
    B: Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll auch vom Islamismus schweigen.

  11. #12 Alisier
    21. November 2015

    Ich möchte empfehlen Karl Poppers: “Die offene Gesellschaft und ihre Feinde” nochmal gründlich durchzulesen.
    Als Basis für eine fruchtbare und kritische Kapitalismusdiskussion aus meiner Sicht unverzichtbar.
    Und wer jetzt hier wieder nur billiges Islambashing betreiben will, sollte ignoriert werden.
    Die Welt war, und das klang ja auch deutlich an, noch nie für alle ein sicherer Ort. Und wird es auch nicht sein können. Extreme aber können manchmal zeitlich und räumlich leider begrenzt, zurückgedrängt werden. Und dafür ist es nötig, sich zuerst über die genauen Ursachen klar zu werden.
    Draufhauen war schon immer ein schlechtes Rezept.

  12. #13 Hobbes
    21. November 2015

    “Wer vom Kapitalismus nicht reden will, schweigt auch zum Faschismus.”

    Kann mir wer den Satz erklären? Suggeriert er die Wurzel des Faschismusses im Kapitalismus oder eine Zwangsläufigkeit? Oder geht es eher um Parallelen? Ich kenne Horkheim nicht und kann deshalb seine Definition von Faschismus nicht einschätzen. Aber der ursprüngliche Italienische so wie der deutsche Faschismus im zweiten Weltkrieg wird es ja wohl nicht seien. Diese waren ja sehr betont Antikapitalistisch.

    • #14 Joseph Kuhn
      21. November 2015

      @ Hobbes:

      Die Frankfurter Schule ging in der Tat davon aus, dass die krisenhaften Entwicklungen im Kapitalismus Anfang des 20. Jahrhunderts sowie das darauf bezogene Verhalten z.B. der Großindustrie im damaligen Deutschland mit den Boden für die Machtergreifung Hitlers bereitet hatte. Ähnlich sah es übrigens auch das Ahlener Programm der CDU. Mit dem Erfolg der sozialen Marktwirtschaft wurde die Sichtweise der Frankfurter im politischen Mainstream randständig, das Aufkommen des Nationalsozialismus wurde statt dessen bevorzugt mit den Folgen von Versailles, dem Versagen der Weimarer Demokratie etc. erklärt. Wie sich das im Detail verhält, sei einmal dahingestellt, ich denke, wir sollten keine historische Debatte auf Stammtischniveau anfangen, etwa ob der Faschismus antikapitalistisch war oder nicht. Mir geht es hier nur darum, zu fragen, ob das Aufkommen des islamistischen Terrors nicht auch etwas mit den Folgen unseres Wirtschaftens zu tun hat (hätte z.B. die USA ohne das Öl im Nahen Osten Saddam Hussein so lange gestützt? Wäre unter “sozialeren” politischen Rahmenbedingungen die Integration der Muslime in Frankreicht vielleicht besser gelungen?) und ob wir nicht – zumindest mittelfristig – über mehr reden müssten als über die mörderischen Banden dort unten.

  13. #15 Dr. Webbaer
    21. November 2015

    @ Hobbes :

    Es gibt wohl linksradikale Theorien, die den “Kapitalismus” (der Schreiber dieser Zeilen würde eher von ‘aufklärerischen Demokratien’ sprechen und schreiben wollen, die i.p. Freiheit auch Unternehmertum erlauben, vs. ‘Verstaatlichung der Produktionsmittel’ (Marx)) als zwingend letztlich im Faschismus aufgehend verstehen.
    Der Schreiber dieser Zeilen ist mit dbzgl. Einschätzung/Prognosis sozusagen groß geworden, will an dieser Stelle aber nicht weitergehend erläuternd ‘fies’ werden.

    • #16 Joseph Kuhn
      21. November 2015

      @ Webbär:

      Kapitalismus = aufklärerische Demokratien? Ist das nicht vielleicht doch etwas sehr einfach – und ideologisch – gedacht? Könnte es sein, dass der Kapitalismus durch aufgeklärte Demokraten immer wieder neu zivilisiert werden muss, damit die Vorteile des freien Unternehmertums bewahrt, die Nachteile dagegen klein gehalten werden? So ähnlich war zumindest die soziale Marktwirtschaft gedacht, so ist die Sozialstaatsklausel im Grundgesetz zu verstehen, so ist sogar das Wettbewerbsrecht motiviert.

      Ich glaube, mit der alten Wahlkampfformel Freiheit statt Sozialismus, wie Sie sie hier wieder auflegen, kommt man nicht weiter. Das erklärt in keiner Weise, warum (nicht nur) marginalisierte Jugendliche in Frankreich und anderen Ländern zu Terroristen werden, die USA die Saudis stützen oder reiche Saudis den IS finanziert haben.

  14. #17 Dr. Webbaer
    21. November 2015

    @ Herr Dr. Kuhn :

    Da stand weiter oben nicht “Kapitalismus = aufklärerische Demokratien”, da stand, dass die Aufklärung implementiert zu bestimmten Gesellschaftssystemen geführt hat, die aufklärerisch genannt werden könnten, aber aus bestimmter Sicht, womöglich in pejorativer Hinsicht, als ‘Kapitalismus’ kommuniziert werden, von einigen, wobei diese einige politisch grob eingeordnet worden sind.

    ‘Freiheit statt Sozialismus’ stand auch nirgendwo.

    MFG
    Dr. W (der sich nun ausklinkt, noch ein schönes Wochenende wünscht)

    • #18 Joseph Kuhn
      21. November 2015

      @ Webbär:

      ‘Da stand weiter oben nicht “Kapitalismus = aufklärerische Demokratien”’

      Nein, da stand: ‘“Kapitalismus” (der Schreiber … würde eher von ‘aufklärerischen Demokratien’ sprechen’

      “‘Freiheit statt Sozialismus’ stand auch nirgendwo.”

      Nein, da stand “die i.p. Freiheit auch Unternehmertum erlauben, vs. ‘Verstaatlichung der Produktionsmittel”.

      Aus Ihnen wäre unter anderen Umständen sicher ein guter Zeuge Jehovas geworden, das Talent zum Glauben an das Wörtliche haben Sie jedenfalls.

  15. #19 Peter
    21. November 2015

    “Die Welt ist in Unordnung.” – für mich nicht, sie ist wie immer: im Fluss. Manches ist gut, manches schlecht, manches entwickelt sich zum Besseren und manches zum Schlechteren. Ich kann diesen Satz nicht nachvollziehen.

    “Es kann auch sein, dass wir in Europa die Terrorgefahr überbewerten. Angst ist eben ein Gefühl, kein ausgerechnetes Risiko. ”

    Leider. Rein rechnerisch wäre Terrorismus als Lebensrisiko zu vernachlässigen.

    “Aber verunsichert uns der Terrorismus nicht immerhin zu Recht mehr als die Masern oder Glyphosat? ”

    Warum zu Recht? Manche Menschen bekommen Angstzustände, wenn sie das Wort Terrorismus hören, liefern aber ihre Kinder bedenkenlos den Masern aus. Das ist nach meinem Kenntnisstand eine falsche Risikoabschätzung und damit irrational (wenn auch nachvollziehbar). Also warum zu Recht? Wegen der erlebten Gewalt bei Terrorismus, oder wegen der drastischen Darstellung in den Medien? Tot ist doch tot …

    “Ist es deswegen irrational, sich gegen Masern impfen zu lassen?” Die Frage verstehe ich nicht. Wenn ich mich gegen Terrorismus impfen lassen könnte, würde ich das tun, geht aber nicht. Wieso soll es also irrational sein, sich gegen Masern impfen zu lassen, vor allem, wenn Masern doch viel gefährlicher sind als Terrorismus?

    Ich persönlich stelle mir eher die Frage, warum jemand vor Terrorismus Angst hat, gleichzeitig aber bedenkenlos Autos benutzt. Oder auf die Grippe-Schutzimpfung verzichtet.

    • #20 Joseph Kuhn
      21. November 2015

      @ Peter:

      “Die Welt ist in Unordnung.” – für mich nicht

      Aus meiner Sicht ist das eine exzentrische Meinung, aber in Ihrem Nachsatz differenzieren Sie ja. Über halb voll oder halb leer will ich nicht streiten.

      “Rein rechnerisch wäre Terrorismus als Lebensrisiko zu vernachlässigen.”

      Ja.

      “wenn Masern doch viel gefährlicher sind als Terrorismus”

      1 bis 2 Maserntote sind jährlich in Deutschland zu verzeichnen, aufgrund des halbwegs guten Impfschutzes des Bevölkerung auch für Ungeimpfte statistisch ein kleines Risiko. Daher der Vergleich.

      “Tot ist doch tot”

      In den meisten Fällen.

      “Ich persönlich stelle mir eher die Frage, warum jemand vor Terrorismus Angst hat, gleichzeitig aber bedenkenlos Autos benutzt.”

      Für Deutschland eine berechtigte Frage. Die Risikoforschung hat darauf sogar Antworten (Beeinflussbarkeit der Gefahr, (Un-)Sichtbarkeit der Gefahr, Inkaufnahme von Risiken bei erkennbarem Nutzen etc.). Für Menschen in Syrien ist es eine zynische Frage.

  16. #21 violett
    21. November 2015

    Edit: Ein Kommentar, der (beifällig) auf rechtsextreme Zeitschriften wie American Renaissance verlinkt, fällt unter die Kategorie “fieser Kommentar”. Weg isser. JK.

  17. #22 Hans Gensch
    21. November 2015

    “Der islamistische Terror macht keine Unterschiede zwischen den Religionen.”
    In Mali wurden doch nur jene Menschen erschossen die nicht aus dem Koran zitieren konnten?
    Das ist, zumindest meiner Meinung nach, ein Unterschied.

    “Die meisten Opfer sind Muslime im Asien und in Afrika. Über sie wird viel weniger gesprochen als über Opfer in Europa. Warum eigentlich?”
    Weil die Menschen dort viel weiter weg sind (kulturell und geographisch). Frankreich ist halt ein direkter Nachbar. Dadurch steigt auch die eigene Angst vor Terror, auch wenn diese mathematisch unbegründet ist.

  18. #23 Beobachter
    21. November 2015

    Ich muss immer wieder feststellen, dass es zunehmend eine Menge Leute gibt, denen es sch …. egal ist, was um sie herum vorgeht – solange es ihnen selber gut geht.
    ” Nach mir die Sintflut … ”
    Wenn überhaupt wahrgenommen/gedacht wird, dann nur bis zum eigenen Tellerrand oder zur eigenen Haustür.
    Gleichgültigkeit ist die schlimmste Krankheit unserer Zeit.
    Dagegen gibt`s keine Pillen.

  19. #24 Karl Mistelberger
    21. November 2015

    > Der unheilvolle Zustand der Welt

    Bei dieser Überkommen mich Zweifel. Sollte es nicht besser heissen: Der unheilvolle Zustand des Islam. Eine Rezension in Spektrum der Wissenschaft beginnt so:

    “Der arabische Geograf und Reiseschriftsteller Ibn Dschubayr (1145-1217) kritisierte seine Landsleute, wenn er im Hinblick auf die Herrschaft der Kreuzfahrer im Nahen Osten schrieb: “Das ist eines der Missgeschicke, die die Muslime befallen. Die muslimische Gemeinschaft beklagt die Ungerechtigkeit eines Grundherrn ihres eigenen Glaubens und preist das Vorgehen ihres Gegners und Feindes, des fränkischen Grundherrn, und gewöhnt sich daran, von ihm gerecht behandelt zu werden.” Unzufrieden mit den eigenen Herrschern, scheinen sich Teile der muslimischen Bevölkerung in den Gebieten, die die christlichen Kreuzfahrer erobert hatten, mit den neuen Machthabern arrangiert zu haben.

    Dies muss umso mehr verwundern, da die Kreuzfahrer brutale Plünderungen und grauenhafte Massaker unter den Einheimischen verübten. Oft werden die Kreuzzüge daher als Zusammenprall zweier Weltreligionen, des Christentums und des Islams, beschrieben.”

    Warum wohl haben die Muslims sich damals daran gewöhnt vom fränkischen Grundherrn gerecht behandelt zu werden? Denken Sie mal darüber nach!

    • #25 Joseph Kuhn
      21. November 2015

      “vom fränkischen Grundherrn gerecht behandelt”

      So sind wir Franken. Außerdem haben wir guten Wein und gute Bratwürste. Da ist die Welt noch in Ordnung.

      • #26 rolak
        21. November 2015

        Da

        Bei Tisch?

  20. #27 Beobachter
    21. November 2015

    @ Hans Gensch, # 22
    @ Joseph Kuhn

    Kürzlich habe ich einen interessanten Artikel in der SZ gelesen (vom 16.11.15) zum Thema “Wertigkeit” von Terroropfern:

    https://www.sueddeutsche.de/digital/blogeintrag-zu-terroropfern-sind-arabische-leben-weniger-wert-1.2739151

  21. #28 BreitSide
    Beim Deich
    21. November 2015

    Uff, ein wahrhaft weites Feld, was Du da aufgemacht hast, Joseph!

    Ich habe erst letztens wieder gehört, wie die USA nach dem “schwarzen Freitag” praktisch alles Geld aus Deutschland abgezogen hat. DIESE Verantwortung der USA für das Erstarken der Nazis wird aber nach dem anschließend eher segensreichen Auftreten der USA im WK2 kaum erwähnt.

    Eigenartigerweise auch nicht von den pathologischen USA-Hassern, die den USA nicht nur 9/11 anlasten, sondern auch das Erstarken der Taliban (upps, das waren sie ja wirklich…), Pearl Harbour, den Sturz Allendes (mist, das waren sie ja auch), den Bürgerkrieg in Syrien, die Zerstörung der Demokratie im Iran mit Einsetzung des Diktators Rheza Pahlevi (auweh, das waren die ja auch) und natürlich den “Bürgerkrieg” in der Ukraine (lang nichts mehr davon gehört…) usw.

    Wenn die Politik jetzt die Terrorängste Einiger ernst nehmen würde, müsste die Polizei erst einmal alle Belgier ausweisen (das waren doch Belgier?).

    Ansonsten würde ich dem auch zustimmen, dass sogar die gesamte Menschheit noch nie so gute Zeiten erlebt hat. Bei den absoluten Zahlen sieht es zwar vielleicht schlechter aus, aber imho war noch nie in der Menschheitsgeschichte ein so geringer Teil der Menschen von Hunger, Krankheit und Tod bedroht wie heute.

    Auch in puncto Gewalt sieht es viel besser aus. Genozide sind extrem selten geworden. In der Antike gab es ganz andere Blutzölle. Bei Alesia sollen rund 1/3 der aktuell lebenden Gallier umgekommen sein. Während der Völkerwanderungen sind auch ganze Völker komplett aufgerieben worden.

    Seien wir froh, dass wir hier in Westeuropa von dieser besten aller von Menschen erlebten Welten auch noch den Logenplatz erwischt haben.

    • #29 Joseph Kuhn
      21. November 2015

      “Ansonsten würde ich dem auch zustimmen, dass sogar die gesamte Menschheit noch nie so gute Zeiten erlebt hat.”

      Das wird in mancher Hinsicht stimmen, Maßstab und Vergleichszeitraum einmal dahingestellt. Aber etwas unwohl wird mir bei dem Gedanken, welche Funktion diesem Argument in der Diskussion hier zukommt. Dass man sich deswegen über die Übel der Welt nicht so aufregen muss? Dass Stéphane Hessels “Empört Euch!” ein völlig unangemessener Weckruf war? Das kann es meiner Meinung nach nicht sein. Dann würde jedes konkrete Elend hinter dem Durchschnitt des relativen Wohlergehens verschwinden. Dieser Denkfigur könnte man das Etikett “Ignoranz durch Mittelwertsfixierung” verpassen. So hast Du es vermutlich nicht gemeint, aber hat es nicht etwas davon?

      Außerdem steckt ein zweiter Denkfehler in dem Argument, ein Induktionsfehler. Dass es heute besser ist als früher (wie gesagt, für uns, vermutlich auch für den Durchschnitt, aber die Syrer würden das z.B. anders sehen), heißt nicht, dass es morgen noch besser sein wird als heute. Ein Jahr freuen sich die Gänse, dass der Bauer sie immer füttert, und werden immer fetter – und an Weihnachten dreht er ihnen doch den Hals um.

      “Seien wir froh, dass wir hier in Westeuropa von dieser besten aller von Menschen erlebten Welten auch noch den Logenplatz erwischt haben.”

      Ich fürchte, wir haben keinen Logenplatz, von dem aus wir dem Elend interessiert zugucken können, selbst wenn wir das wollten. Das Elend kommt zu uns.

  22. #30 Beobachter
    21. November 2015

    @ Karl Mistelberger:

    Ach du lieber Himmel ! :
    Vor nicht allzu langer Zeit waren`s die “nicht-arischen Untermenschen, die Juden” – das hat sich heutzutage in diversen braunen Verschwörungstheorien zum bösen, mächtigen “Weltjudentum”, das an allem schuld ist, gemausert.

    Nun wird der säbelrasselnde muslimische (und “bessere” fränkische) Feudalismus aus dem 12. Jahrhundert zitiert, die Kreuzzüge, der “Zusammenprall zweier Weltreligionen” – und man stellt eine Verbindung zum heutigen islamistischen Terror her.
    Nun sind die Muslime, ist der Islam an allem schuld.

    Was hat mein (“assimilierter”) türkischer Nachbar, der Gemüsehändler um die Ecke, mit islamistischen, fanatischen Terroristen (die von Gott weiß wem finanziert/gesteuert werden) zu tun ?
    Was haben die syrischen Flüchtlinge, die aus ihrer zerbombten, unbewohnbaren Heimat unter Lebensgefahr nach Europa fliehen, damit zu tun ?

    Da wedelt doch wieder mal der Schwanz mit dem Hund, nur weil man vor den Ursachen/Hintergründen die Augen verschließt und unbedingt wieder mal Sündenböcke braucht !

    Denken Sie mal darüber nach !

  23. #31 Beobachter
    21. November 2015

    @ BreitSide:

    “Seien wir froh, dass wir hier in Westeuropa von dieser besten aller von Menschen erlebten Welten auch noch den Logenplatz erwischt haben.”

    Dito: Tellerrand oder höchstens Haustüre (s. o.)
    Die eigene kleine Welt ist ja sooo in Ordnung.

    Ich kapituliere angesichts dieses Ausmaßes an Ignoranz … – sorry.

  24. #32 BreitSide
    Beim Deich
    21. November 2015

    Ich hatte ja auch “ein so geringer Teil der Menschen” geschrieben.

    Absolut gibt es natürlich noch viel zu viel Leid auf dieser Welt. Das hatte ich gar nicht bestritten. Aber muss man Trivialitäten immer wieder aufführen, dass auch Beobachter lesen können, ohne einen Schritt weiter zu denken?

    Und ja, meine kleine Welt ist sehr in Ordnung. Ich bin nicht besonders krank, muss mich nicht jeden Tag fragen, wo ich des Nachts mein Haupt betten soll, habe immer genug zu Essen gehabt, wohne in einem Land mit einer äußerst geringen Kriminalitätsrate, habe viel Zeit für Hobbys (wie z.B. hier zu posten) uns so weiter.

    Tut mir leid, Beobachter, dass es da bei Dir an Einigem zu fehlen scheint. Wo sind Deine Sorgen und Nöte? Fehlt es Dir am Essen? An Kleidung? An sauberem Wasser? An einer geheizten trockenen Bleibe in diesen kalten Tagen? An medizinischer Versorgung?

    Sprich zu uns, vielleicht können wir Dir helfen.

    Vielleicht kapierst Du jetzt, dass ich das schrub, damit wir nicht in Selbstmitleid aufgehen, wie furchtbar schlecht es uns doch ginge. 90% der Menschheit geht es schlechter.

  25. #33 BreitSide
    Beim Deich
    21. November 2015

    Ja, Joseph, es ging mir genau darum, dass wir, die wir so unbesorgt ob existenzieller Probleme leben können, umso mehr Grund haben, die Welt der Anderen zu verbessern.

    Das zieht sich doch durch die ganze Flüchtlingsdebatte hindurch: Die Pegidioten fürchten um ihre Privilegien, während andere Menschen um ihr Leben und das ihrer Liebsten rennen.

    Und die Pegidioten raffen nicht, dass gerade unser Wirtschaften für die Verhältnisse in den Schwellenländern kausal verantwortlich ist.

    Und unser ungehemmter CO2-Ausstoß hat den Schwellenländern die andere Hälfte der Misere eingebrockt (symbolisch, nicht mathematisch gemeint).

  26. #34 gaius
    21. November 2015

    @Beobachter

    Ich sehe es wie BreitSide: Nie in der Geschichte ging es der Menschheit so gut wie heute (natürlich wie immer: im Mittel). Dazu fand ich besonders eindrucksvoll das Buch von Steven Pinker “Gewalt – eine neue Geschichte der Menschheit”. Ich denke, wir haben bei diesem Thema eine Wahrnehmungssperre.

    Und heute geht es kaum jemandem auf der Welt so gut wie uns Mitteleuropäern (auch wieder im Mittel). Gibt es jemanden, der das bezweifelt?

    Was man aus diesen Fakten schliesst, ist dann eine andere Frage.

    • #35 Joseph Kuhn
      22. November 2015

      “Was man aus diesen Fakten schliesst, ist dann eine andere Frage.”

      Es ist die entscheidende Frage, weil sonst offen bliebt, was diese “Fakten” in dieser Diskussion zu suchen haben.

  27. #36 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    21. November 2015

    Fügen wir mal ein paar weitere lose Enden bei:

    Die CIA schätzte 2002 die Anzahl der islamistischen Terroristen auf ca. 500. Das waren damals weniger Leute, als im Catering auf US-Flugzeugträgern beschäftigt waren.

    Heute, mehr als ein Dutzend Jahre “War on Terror” später, sind es Heerscharen geworden, die im Nordirak ein Gebiet von der Grösse Bayerns besetzt halten.

    • #37 BreitSide
      Beim Deich
      21. November 2015

      Na wenn das mal kein Erfolg ist!

      Bei manchen Teilen Bayerns*) ist es fast schade, dass sie die nicht besetzt haben.

      Im Ernst, es sollen momentan ca. 30.000 Kämpfer sein. Auch nicht sooo viele für dieses Gebiet. Aber mit den Milliarden, die wir für saudisches und katarisches Öl zahlen, sind die wohl gut versorgt.

      Ich hab letzt im DLF gehört, IS verdient jeden Tag eine Million mit eigenem(!) Öl. Frag mich immer, wer denen das abkauft. Ich nicht. Ich hab ein eAuto.

      *)zB die Staatskanzlei…

  28. #38 BreitSide
    Beim Deich
    21. November 2015

    @Joseph:

    Dass es heute besser ist als früher (wie gesagt, für uns, vermutlich auch für den Durchschnitt, aber die Syrer würden das z.B. anders sehen), heißt nicht, dass es morgen noch besser sein wird als heute. Ein Jahr freuen sich die Gänse, dass der Bauer sie immer füttert, und werden immer fetter – und an Weihnachten dreht er ihnen doch den Hals um.

    Das hatte mal ein anscheinend recht intelligenter Kritiker unseres kapitalistischen Systems genau so formuliert. Wer schrieb da ab von wem? Er hatte allerdings Truthähne genommen. Ein großer Unterschied…

    Aber da sind wir wieder beim klassischen Kassandra-Problem: Hört man auf die Warnerin, gibt es keine Katastrofe und die Warnerin wird beim nächsten Mal nicht mehr gehört. Das ging ja dem Club of Rome genauso.

    Ich fürchte, wir haben keinen Logenplatz, von dem aus wir dem Elend interessiert zugucken können, selbst wenn wir das wollten. Das Elend kommt zu uns.

    Nun ja, das haben wir ja ein paar Jahrzehnte machen können. Und können es immer noch – dank des tiefen und weiten Mittelmeers und Orbans und Anderer Zäune. Und ich denke, das wird noch eine ganze Weile “gut” gehen, wenn wir den Bogen nicht überspannen.

    Gerecht, schön oder human(istisch) ist das nicht. Wir können es uns halt leisten dank unserer militärischen und wirtschaftlichen Macht.

    Muss ich jetzt noch dazu schreiben, dass ich das nicht gut finde? Diese Spitze war jetzt nicht gegen Dich, Joseph!

    • #39 Joseph Kuhn
      21. November 2015

      “Das hatte mal ein anscheinend recht intelligenter Kritiker unseres kapitalistischen Systems genau so formuliert.”

      Weißt Du zufällig noch wer? Würde mich interessieren. Mit dem Truthahn kommt es u.a. bei Taleb (“Der Schwarze Schwan”) vor.

      • #40 BreitSide
        Beim Deich
        22. November 2015

        Leider nicht. Es war vielleicht ein indischer Name, ich glaube recht kurz. War glaubich nicht lange nach 2008.

        Falls er mir doch noch einkommt (da hab ich wenig Hoffnung, ist nicht mein Hauptinteressensgebiet) sag ich sofort Bescheid 🙂

  29. #41 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    21. November 2015

    Noch ein paar lose Enden:

    Die Hauptfinanziers des “IS” sind Saudi-Arabien, Katar und die Türkei.

    Das Handelsblatt schrieb schon 2013: “Saudi-Arabien ist Hauptabnehmer deutscher Waffen”.

    Katar ist der Hauptinvestor in Volkswagen.

    Die Türkei ist NATO-Partnerland. Frau Merkel hat während des Wahlkampfes die Türkei besucht, und damit die Wiederwahl von Präsident Erdoğan unterstützt.

  30. #42 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    21. November 2015

    Noch ein paar lose Enden:

    Die einzige Widerstandsgruppe gegen Assad in Syrien mit nennenswerter Grösse ist die “al Nusra-Front”. Unter diesem Namen firmiert die lokale Sektion der Al-Kaida. Die Widerstandskämpfer gegen Assad werden u.a. aus den USA mit Waffen versorgt. Die Waffen werden dazu aus Flugzeugen abgeworfen.

    Die USA und Frankreich bombardieren seit einiger Zeit auf syrischem Staatsgebiet. Ein militärischer Angriff auf fremden Staatsgebiet ohne Genehmigung der dortigen Regierung ist völkerrechtswidrig und gilt als kriegerischer Akt.

  31. #43 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    21. November 2015

    Noch ein paar lose Enden:

    Assad ist ein Diktator, unter dessen Herrschaft blutige Verbrechen geschehen. Dazu zählen unter anderem Folterungen, die er im Auftrag der USA im Zuge des “War on Terror” durchführen hat lassen, in Zusammenarbeit mit der CIA.

    Syrien war eines der prosperierenden arabischen Länder mit einer multi-religiösen und multi-kulturellen Gesellschaft. Die Ideologie der regierenden Baath-Partei ist säkular. Die Analphabetismus-Rate bei jungen Menschen zwischen 15 und 24 liegt bei 5.5%.

  32. #44 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    21. November 2015

    Noch ein paar lose Enden:

    In Saudi-Arabien wurden auch 2014 mehr Menschen geköpft als im “Islamischen Staat”.

    In der französischen Ex-Kolonie Mali gibt es wesentliche, noch unexplorierte Uran- und Erdölvorkommen.

    Im Nachbarland Mauretanien führt der Europarat ein Projekt durch, um die dortige Regierung im Rahmen des Cybercrime-Abkommens zu beraten, wie man Internetfilter und Überwachungsmassnahmen implementieren kann. Mauretanien ist die grösste Sklavenhaltergesellschaft der Welt, mit geschätzt 600.000 Sklaven.

  33. #45 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    21. November 2015

    Noch ein paar lose Enden:

    Mit Vertretern des “Islamischen Staates” hat bisher genau ein Journalist weltweit ein Interview durchgeführt. Es handelt sich um Jürgen Todenhöfer, der dazu nach Syrien gereist war. Alle anderen Journalisten berichten nach Hörensagen.

    In der Anarchistischen Bibliothek in Zürich trugen Vertreter kurdischer Kämpfer in Kobane vor, wie sie den “Islamischen Staat” bekämpfen. Sie hatten dazu eine Liveschaltung über Skype nach Kobane erstellt. Ein Vertreter argumentierte, man müsse verstehen, dass die Bevölkerung im Nordirak den “Islamischen Staat” unterstütze – die Menschen seien tief enttäuscht vom Westen und den USA. Eine Änderung könnten sie sich nur im Zuge einer islamischen Revolution vorstellen. Journalisten waren bei der Veranstaltung keine anwesend.

  34. #46 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    22. November 2015

    Noch ein paar lose Enden:

    Das Flottenhauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte befindet sich seit deren Gründung 1783 in Sewastopol auf der Krim. Der einzige Flottenstützpunkt der russischen Föderation befindet sich in Tartus in Syrien.

    Russland und China haben 2015 ein gemeinsames Flottenmanöver im Mittelmeer durchgeführt.

  35. #47 BreitSide
    Beim Deich
    22. November 2015

    @Volker: Schöne Sammlung! Muss ich mir versuchen zu merken!

  36. #48 BreitSide
    Beim Deich
    22. November 2015

    @Joseph: Jetzt war ich doch bei Gugl, ecosia hatte versagt. Ich glabube, der wars:

    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/themen/krisentheorie-da-staunte-der-truthahn-1713270.html

    • #49 Joseph Kuhn
      22. November 2015

      Danke, auch wenn leider doch “nur” Taleb. Sein Buch “Der Schwarze Schwan” dreht sich ja insgesamt um den unerwarteten und doch erwartbaren Ausnahmefall. Während Taleb das Vertrauen in frühere Erfahrungen infrage stellt, verweisen andere auf Pfadabhängigkeiten und die gute Prognostizierbarkeit auch vieler komplexer Entwicklungen. Aber das wäre eine andere Geschichte.

  37. #50 gaius
    22. November 2015

    @Joseph Kuhn

    Mir ging es erstmal nur darum, dass solche “Fakten” (als die ich sie ansehe, aber vielleicht gibt es plausible Argumente dagegen?) auf einem scienceblog die Grundlage bilden sollten, unabhängig davon, ob einem die sich daraus möglicherweise anbietenden Schlüsse symphatisch sind oder nicht.

    Was den Zustand der Welt angeht, geht es mir wie dir und offensichtlich @Volker Birk: Ich habe keine abgeschlossene Meinung, nur mehrere begonnene … aber vielleicht ist das angesichts der Komplexität des Themas das einzig Angemessene.

    • #51 Joseph Kuhn
      22. November 2015

      “vielleicht gibt es plausible Argumente dagegen”

      Vermutlich nicht, aber wie gesagt, die Lage der Syrer oder der Jugendlichen in den französischen Vorstädten ist damit nicht gut getroffen. Darum die Frage, ob mit dem Verweis darauf, dass es “uns insgesamt doch gut wie nie zuvor geht”, nicht die konkreten Probleme, die uns gerade beschäftigen, sozusagen statistisch verdünnt werden. Das Argument riecht ein wenig danach, dass erst einmal gegenüber den linken Gutmenschen (Ironie-Gänsefüßchen gespart) Position bezogen werden soll, das wäre ein Revierabgrenzungspinkeln, dem ich nicht hinterherschnuppern will. Aber wenn es nicht so gemeint war, umso besser.

  38. #52 gaius
    22. November 2015

    @BreitSide

    Ich kenne nur die Version mit den Gänsen vorm Martinstag: Nie ging es uns so gut wie heute! Scheint mir aber eher eine Art Sprichwort zu sein.

  39. #53 gaius
    22. November 2015

    @Joseph Kuhn:

    Sehe mich selber als entschiedenen Gutmenschen! Ums Verdünnen von Problemen geht es mir ganz bestimmt nicht, die sind, wie sie sind, und müssen angegangen werden. Ich glaube nur, dass das Leugnen der Fortschritte der Menschheit (das irritierenderweise Mainstream zu sein scheint) uns in die falsche Richtung führt, wenn wir weitere Fortschritte erreichen wollen.

    • #54 Joseph Kuhn
      22. November 2015

      So ist es. Alles schlechtzureden (“die Erde ist ein Jammertal”) mag zwar gute katholische Tradition sein und ist ausreichend, wenn man sich die Erlösung im Jenseits verspricht, aber kein guter Wegweiser für eine bessere Zukunft im Diesseits. Kritik am “Verelendungsdiskurs” ist übrigens wiederum gute Tradition unter linken Gutmenschen (Ironiegänsefüßchen wieder gespart), der Fortschrittsglaube gehört ja zum geistigen Inventar linker Geschichtsphilosophie, sonst würde es keinen Sinn machen, dass die Menschen ihre Angelegenheiten in die eigenen Hände nehmen. Leider ist der Fortschritt keine ganz gerade Linie und es gibt offensichtlich immer wieder auch Nebenlinien, die rückwärts gehen.

  40. #55 Dr. Webbaer
    22. November 2015

    Ansonsten würde ich dem auch zustimmen, dass sogar die gesamte Menschheit noch nie so gute Zeiten erlebt hat.

    Ist grob zustimmungsfähig, wenn bspw. die globale Ernährungslage beachtet wird und die Abwesenheit militärischer Großkonflikte wie auch der technologische Fortschritt.
    Wenn bspw. mit der Lage vor 40 Jahren verglichen wird, als es in Europa und Teilen Südamerikas noch faschistische Gesellschaftssysteme zu bearbeiten gab, in Osteuropa noch den Marxismus-Leninismus bis Stalinismus und in China, Korea und Vietnam bspw. das Maoistisch-Kulturrevolutionäre, – dazu kamen noch kolonialistische Restbestände und die Segregation, die sich in Vielvölkerstaaten vielleicht damals schon abzeichnete -, wird dies vielleicht noch klarer.

    Ansonsten hat Herr Dr. Kuhn mit seiner in eine andere Richtung stoßende Artikel-Überschrift zumindest ebenfalls recht sozusagen.

    Ansonsten gilt es zukünftig ganz verstärkt den sogenannten Islamismus zu bearbeiten, der im Artikel fünfmal genannt worden ist; hier würde der Schreiber dieser Zeilen anraten beizeiten spezifisch, den Gegner betreffend konkret, seine an sich recht klar definierten Ideenmengen erklärend zu werden – und ganz bevorzugt (erst) dann erst [1] Lösungen zu suchen und zu finden.

    Mit einigen Erklärungen der Art, dass der Kolonialismus schuld sei, wie kürzlich im Kinderfernsehen (!) des ZDF vorgetragen oder es sich um einen Jugendkonflikt handelt, wird wohl nur ein verkürzter Analyse-Erfolg entstehen.

    MFG
    Dr. W (der kein ‘Zeuge Jehova‘ geworden wäre und auch nichts dagegen hat, wenn ‘Dr. Webbaer’ ohne deutsche Umlaute geschrieben wird)

    [1]
    Bestimmte Interventionen des “Westens” in jenem Raum waren ja nicht von Erfolg gekrönt, insbesondere wirken bestimmte Demokratisierungsvorhaben im Nachhinein vielleicht lächerlich.

  41. #56 Dr. Webbaer
    22. November 2015

    Seien wir froh, dass wir hier in Westeuropa von dieser besten aller von Menschen erlebten Welten auch noch den Logenplatz erwischt haben.

    Einen Logenplatz ja, aber im “Mitmach-Theater”.
    Zumindest die Überschrift dieser Nachricht eines Alt- oder vielleicht auch Ex-Linken müsste stimmen.

  42. #57 Beobachter
    22. November 2015

    zu # 38 und 53:

    Hier werden Probleme geradezu homöopathisch verdünnt – bis nichts mehr von ihnen übrig bleibt.
    Man zieht sich auf Plattitüden/gängige Allgemeinbegriffe zurück, die man mit beliebigem Inhalt füllen kann, man stellt (sich) keine grundlegenden Fragen (mehr) – wie z. B.:

    Was ist “Fortschritt”, gar einer “der Menschheit”?
    Für wen und wo bedeutet irgendetwas “Fortschritt”?
    Wem kommt er zugute, wer kann ihn nutzen – wie hoch ist der Prozentsatz “der Menschheit”, der von ihm profitiert?
    Wer ist “wir”?

    Bedeutet hier “wir” nicht nur egozentrisches, egoistisches “ich”?
    Selbst im “reichen” Deutschland (innerhalb dieses Tellerrandes) gibt es gravierende Unterschiede, die hier “statistisch gemittelt” und so zum Verschwinden gebracht werden:
    Es gibt eine Menge Menschen, die z. B.
    keine bezahlbare Wohnung finden,
    “prekär” beschäftigt sind und trotz Ganztagsarbeit oder mehrerer “Jobs” nicht davon leben können,
    die an/unterhalb der Armutsgrenze leben, von Altersarmut bedroht sind,
    die kaum Bildungschancen haben,
    die alt und krank sind und unter menschenunwürdigen Umständen in Heimen dahinvegetieren,
    usw. etc. …

    DAZU kommt seit einiger Zeit die “Flüchtlingskrise”, das “Asylantenproblem”, eine befürchtete “Islamisierung des Abendlandes”, befürchtete islamistische Terroranschläge; kommen stattgefundene rechtsextremistische Terroranschläge, Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte/Asylantenheime – es wird wieder “gezündelt” …

    “Ausländer, Migranten, Flüchtlinge” nehmen “den Deutschen” die Wohnungen und Arbeitsplätze weg, heißt es.
    “Das Boot ist voll”, heißt es.
    “Geld für die Oma statt für Sinti und Roma”, heißt es.
    Schotten dicht, Augen zu – “solange es mir auf meinem Logenplatz noch gold geht, geht es mich nichts an”.

    “Die Gleichgültigkeit so vieler Menschen
    beruht auf ihrem Mangel an Phantasie.”

    Ich würde zeitgemäß ergänzen: ” … /Empathie und Verstand”.

    https://www.aphorismen.de/zitat/207221

    “Linkes Gutmenschentum” wird zum Schimpfwort, gleich in zweifacher Hinsicht, während rechte Parolen salonfähig werden.
    Gestern habe ich zufällig Ausschnitte der Rede Seehofers beim CSU-Parteitag gehört – ich bin erschrocken wegen des Inhalts und des Tons , vor allem wegen des Tons …

    Danke an “Volker Birk” für seine “noch ein paar losen Enden” …

  43. #58 Dr. Webbaer
    22. November 2015

    @ Beobachter :

    Die idR pejorativ gemeinte Metapher ‘Gutmensch’ wird hier nicht verwendet, es könnte ja auch gute Menschen geben, die Gutmenschen genannt werden könnten. ohne dass sich eine bestimmte Metaphorik aufdrängt, soll heißen: diese Metapher ist zynisch.

    Der Schreiber dieser Zeilen bleibt, ganz ähnlich gemeint, beim Satz:

    Das Gutgemeinte ist der stärkste Feind des Richtigen.

    (Wobei das Richtige (schon quasi: definitorisch) gut gemeint sein muss, aber das Gutgemeinte nicht richtig, wobei heutzutage viele Diskussionen daran leiden, dass gemeint wird, dass das Gutgemeinte nicht als falsch angegriffen werden soll und dass ein dbzgl. Angriff irgendwie böse sei – was aber genau das Gutgemeinte so gefährlich macht, wie zumindest einige finden.)

    • #59 Joseph Kuhn
      22. November 2015

      “Das Gutgemeinte ist der stärkste Feind des Richtigen.”

      Mir Verlaub und mit Anerkennung dafür, dass Sie sich bei Ihren Kommentaren hier ansonsten Mühe geben: Aber dieser Satz ist doch grober Unfug. Das ist Politiker-Platt. Der stärkste Feind des Richtigen ist das Falsche, der stärkste Ansporn, das Richtige zu erreichen, das Gutgemeinte. Dass das schief gehen kann oder von illusionären Hoffnungen dominiert sein kann, steht außer Frage. Aber ohne das Gutgemeinte gibt es das Richtige nur, ich habe das an anderer Stelle schon einmal gesagt, aus der Sicht Mephistos, des Geistes, der stets das Böse will und doch das Gute schafft (in säkularer Form ist das das Wirken der “unsichtbaren Hand”, die aus dem moralisch früher immer als verwerflich angesehenen Eigennutz, der Gier, angeblich den gesamtgesellschaftlichen Nutzen entstehen lässt – dass diese einfache frühkapitalitische Sicht der Dinge so nicht haltbar ist, wird man hoffentlich auch ohne den Vorwurf, ein linker Ideologe zu sein, noch sagen dürfen*).

      * auf dem letzten Halbsatz haben Andere das Copyright.

  44. #60 Wilhelm Leonhard Schuster
    22. November 2015

    Unseren ” Logen Platz ” sichern, half, zweifellos, China !
    Niemand (außer Eigenvernunft) hat den Chinesen die:

    “Einkind Ehe”

    aufgezwungen!

    (Diese neuerdings obsolet!)

    Warum, rät die UN nicht weltweit, zur: ” Zweikind Ehe ” ?

  45. #61 BreitSide
    Beim Deich
    22. November 2015

    @Joseph Kuhn:

    Darum die Frage, ob mit dem Verweis darauf, dass es “uns insgesamt doch gut wie nie zuvor geht”, nicht die konkreten Probleme, die uns gerade beschäftigen, sozusagen statistisch verdünnt werden.

    Da fühle ich mich auch angesprochen. Ich sehe es ziemlich umgekehrt: Gerade die Tatsache, dass es der Welt im Schnitt (sehr) gut geht, ist ja ganz im Gegentum DER Ansporn an die Logenplätzer, die ungerechte Verteilung dieses durchschnittlichen Wohlstands zu bekämpfen.

    Wer sonst, wenn nicht die überdurchschnittlich Wohlhabenden, zu denen die allermeisten Westeuropäer gehören, sollte sich um diese bessere Verteilungsgerechtigkeit kümmern?

    Wenn mir jemand, sobald ich über Entwicklungshilfe oder fairen Handel spreche, entgegenhält, es gehe ihm doch sooo schlecht und er lebe gerade so an der Grenze, dann sind solche Fakten sehr nützlich. Die Eine oder der Andere wird dann vielleicht nachdenklich.

  46. #62 Dr. Webbaer
    22. November 2015

    @ Volker Birk :

    Danke für die Einwürfe, der sogenannte Islamismus ist natürlich in falscher Vorausschau vom “Westen” instrumentalisiert worden und wird es noch; eine besondere Kohärenz ergibt sich so nicht, sondern eher “westliches” Versagen.
    Es gibt ja auch Rambo- und James Bond-Filme, in denen strenge Bärtige unterstützt worden sind gegen angeblich böse Russen, diese wirken heute und im Rückblick politisch ziellos.
    Witzigerweise hat die bundesdeutsche Linke, und nicht nur diese, dbzgl. in ihrer Einschätzung oft richtig gelegen.

    MFG
    Dr. W (der übrigens auch heute noch Interventionismus (bei der bundesdeutschen WELT scheint es hier eine Art Nest zu geben, Herzinger und so) feststellen kann, und zwar weitgehend: konzeptlosen, wenn bspw. Assad oder andere Despoten bekämpft werden sollen, dabei aber auf -dezent formuliert- irrige Gegner zurückgegriffen wird)

  47. #63 BreitSide
    Beim Deich
    22. November 2015

    @Bärchen: Mal ein Kommentar, dem ich grob zustimmen kann, aber dann:

    Mit einigen Erklärungen der Art, dass der Kolonialismus schuld sei, wie kürzlich im Kinderfernsehen (!) des ZDF vorgetragen oder es sich um einen Jugendkonflikt handelt, wird wohl nur ein verkürzter Analyse-Erfolg entstehen.

    Der Kolonialismus ist längst noch nicht vorbei. Früher war er leicht zu erkennen an Säbeln, Gewehren und Peitschen, heute ist er versteckter und zeigt sich an den sittenwidrigen Erzeugerpreisen, der Abholzung für Palmöl oder dem Besprühen der Landarbeitenden samt Familien mit Pestiziden, die in millionenfacher Verdünnung bei uns für Skandälchen und Pressehype sorgen.

    Danke auch für den schönen Link von SpOn:

    Algerienkrieg? 200 Tote in Paris, am 17. Oktober 1961, es war nur eine Demonstration für die Unabhängigkeit Algeriens. Erst 2012 hat François Hollande dieses Massaker zugegeben, die Toten schwammen in der Seine, heute gibt es eine Bronzeplakette.

    War da was mit Algerien? Irgendwas mit Kolonien oder so?

    Solche Hintergründe werden “gerne” vergessen.

  48. #64 BreitSide
    Beim Deich
    22. November 2015

    Und schon wieder muss ich Bärchen zustimmen (ob das wohl zur Gewohnheit werden könnte…):

    Einen Logenplatz ja, aber im “Mitmach-Theater”.

    Exakt so ist es.

  49. #65 BreitSide
    Beim Deich
    22. November 2015

    @Beobachter: Ich sehe da überhaupt keinen Gegensatz. Der Privilegierte muss sich doch erst mal seiner Privilegien bewusst sein, ehe er sich vielleicht genötigt fühlt, nachzudenken und seine Privilegien auch Anderen zukommen zu lassen.

    Natürlich gibt es auch im reichen D Leute, denen es schlecht geht. Denen geht es aber immer noch um Größenordnungen besser als Millionen in Entwicklungsländern. Ohne Ausnahme.

    Oder kennst Du Irgendjemanden in D, der an Hunger oder unsauberen Trinkwasser gestorben ist? Selbst für Obdachlose gibt es Einrichtungen, die zwar für den durchschnittlichen Kommentarschreiber hier möglicherweise als unzumutbar gelten, aber für Millionen auf dieser Erde ein Traum wären.

    Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Man beachte die Zwischentöne.

  50. #66 BreitSide
    Beim Deich
    22. November 2015

    @Bärchen: Auch dazu hast Du Richtiges geschrieben:

    Das Gutgemeinte ist der stärkste Feind des Richtigen.

    Ein wohlfeiler Spruch. Manchmal stimmt er sogar. Meistens wird er aber als Killerphrase genutzt, um unbequeme Maßnahmen abzuwehren.

    Ich habe das vor allem in der Entwicklungshilfe beobachten können. Da ging Vieles gut Gemeintes schief, was nachher für Spott und Resignation sorgte. Vieles funktionierte aber auch trotz des Spottes.

    Der Gegenspruch könnte lauten:

    “Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren”

    Etwas milder ist die Begründung, warum Beamte nie Fehler machen: “Wer arbeitet, macht Fehler.”…

    • #67 Joseph Kuhn
      22. November 2015

      Ein Fortschritt es es jedenfalls, dass ihr beiden euch mal nicht ständig nur beschimpft, wer hätte das für möglich gehalten. Vielleicht sollte man euch als Vermittler in den Nahen Osten schicken.

      Das mit den Beamten nehme ich persönlich 😉

  51. #68 Dr. Webbaer
    22. November 2015

    @ Herr Dr. Kuhn :

    Das Gutgemeinte ist der stärkste Feind des Richtigen. [Dr. Webbaer]

    Mi[t] Verlaub und mit Anerkennung dafür, dass Sie sich bei Ihren Kommentaren hier ansonsten Mühe geben: Aber dieser Satz ist doch grober Unfug. Das ist Politiker-Platt. Der stärkste Feind des Richtigen ist das Falsche, der stärkste Ansporn, das Richtige zu erreichen, das Gutgemeinte.

    Nah, Herr Dr. Kuhn, gegen das Falsche kann aggressiv “verargumentiert” werden, sozialverträglich, das Gutgemeinte, aber Falsche, ist nie so zu bearbeiten als dass sich nicht bestimmte Vorwürfe sozusagen zwingend ergeben würden.

    Betrachten Sie gerne weiterhin das Ringen um Erkenntnis, auch und gerade im Sittlichen als (nie enden währenden) Prozess, Sie sind doch qua Ausbildung hierzu geradezu, äh, ausgebildet.
    Die Püschologie stellt ja ganz richtig fest, zumindest: im Konstruktivistischen, dass nicht etwas etwas ist, sondern das etwas gemeinsam als seiend festzustellen gilt. – Wenn Ihr Kommentatorenfreund hier nichts falsch verstanden hat, natürlich nur.

    Ansonsten, wenn Sie’s mal anders haben möchten:
    -> https://en.wikipedia.org/wiki/The_road_to_hell_is_paved_with_good_intentions

    MFG
    Dr. W

    PS: Wobei sich Ihr Kommentatorenfreund daran erinnert kann vor einiger Zeit und an anderer Stelle in etwa wie zitiert hier ergänzt zu haben, auf (berechtigte) Kritik gestoßen ist und nunmehr wohlgeformt oder verbessert seinen Satz vorträgt.

  52. #69 BreitSide
    Beim Deich
    22. November 2015

    @WLS: Vielleicht ist es ja so, dass es in China deswegen keinen Bedarf an mehr Kindern gibt, weil (nachdem Mao überwunden wurde) die Altersvorsorge (mehr oder weniger gut) staatlich geregelt und gesichert ist?

    In den Entwicklungsländern mit den höchsten Geburtenraten ist das genau umgekehrt: Nur eigene Kinder sorgen für das Überleben im Alter. Dort ist Dein Vorschlag nur zynisch.

    Die weltweit beste Strategie gegen zu hohes Bevölkerungswachstum ist Wohlstand. Das Blöde ist nur, dass wir dann vielleicht was von unserem überbordenden Wohlstand abgeben müssten. Dabei haben wir uns die 3-Euro-TShirts doch so redlich verdient 🙄

    Denn unser Wohlstand ist ursächlich mit der Armut in Entwicklungsländern verbunden.

    Wenn Du also Entwicklungsländern Geburtenbeschränkung aufzwingen willst, dann zwinge (und finanziere!) ihnen auch ein stabiles Rentensystem auf.

  53. #70 Dr. Webbaer
    22. November 2015

    *
    dass nicht etwas ist

  54. #71 BreitSide
    Beim Deich
    22. November 2015

    Friedensvermittler im Nahen Osten? Hach nee…

    Lieber hier (mehr oder weniger) Schlaues ablassen…

    Auf Beamte schimpfen ja meistens die, die nicht das Zeug dazu haben.

  55. #72 Dr. Webbaer
    22. November 2015

    **
    sondern das[s] etwas gemeinsam als seiend festzustellen gilt

    (wobei der Schreiber dieser Zeilen, in einer Art steinzeitkonfornen HTML-Box sitzt und sich natürlich zu beherrschen hat, um nicht “auszuflippen”, die mangelnde Korrekturmöglichkeit betreffend und das sozusagen niedrige Sein in dieser HTML-Box meinend)

  56. #73 Beobachter
    22. November 2015

    @ BreitSide, # 65:

    ” … Der Privilegierte muss sich doch erst mal seiner Privilegien bewusst sein, ehe er sich vielleicht genötigt fühlt, nachzudenken und seine Privilegien auch Anderen zukommen zu lassen. … ”

    Bist du so naiv oder tust du nur so?
    Privilegierte haben noch nie freiwillig auf ihre Privilegien verzichtet, davon abgegeben oder sie auch Anderen zukommen lassen.
    Im Gegenteil: wer welche hat, will sie schützen, sie ausweiten und noch welche dazu bekommen.
    Privilegierte können (oft) den Hals nicht voll genug kriegen.
    Privilegiert-Sein bedeutet außer Sicherheit und Wohlstand auch Macht und Einfluss.
    Warum sonst will der Millionär noch ne Million und noch ne Million?

    Besonders schön und “outend”:

    ” … Selbst für Obdachlose gibt es Einrichtungen, die zwar für den durchschnittlichen Kommentarschreiber hier möglicherweise als unzumutbar gelten, aber für Millionen auf dieser Erde ein Traum wären. … ”

    Obdachloseneinrichtungen in Deutschland –
    für den (und dich als) durchschnittlichen Kommentarschreiber hier unzumutbar,
    tatsächlich Obdachlose sollen froh sein, dass es die überhaupt gibt,
    für Millionen auf dieser Erde ein Traum.

    Was für einen selbst “unzumutbar” ist, über das sollen andere froh und glücklich sein oder gar davon träumen.
    Ganz selbstverständlich und dreist werden hier ganz unterschiedliche Maßstäbe angelegt – mit welchem Recht?!
    So faselt nur der Privilegierte vom hohen Ross/Logenplatz aus, der nicht mal bis zum Fußvolk hinunter/über die gepolsterte Brüstung hinaus sehen kann oder will, sondern nur bis zur eigenen Nasenspitze.

    Die Frage, weshalb es im “reichen” Deutschland überhaupt Obdachlosigkeit/Armut gibt, stellt sich natürlich erst gar nicht bzw. ist uninteressant bzw. ist einem völlig gleichgültig.
    Und erst recht nicht stellt sich die Frage, auf welchen Boden die aktuelle Flüchtlingskrise-/Terroranschläge-/Islam-Debatte fällt.

  57. #74 Beobachter
    22. November 2015

    Nachtrag:

    Noch eine passende Redewendung – frei nach H. Heine (aus: “Deutschland. Ein Wintermärchen”):

    – In öffentlichen Kommentaren Anderen Wasser predigen und selber zuhause Wein trinken –

    https://de.wiktionary.org/wiki/Wasser_predigen_und_Wein_trinken

  58. #75 BreitSide
    Beim Deich
    22. November 2015

    @Beobachter: Wie wär´s, wenn Du Dir erst einmal den Schaum vom Mund wischst, meine Posts nochmal durchliest, sie durchdenkst und dann antwortest?

    Du bellst definitiv den falschen Baum an.

    Dass Du mir vorwirfst, Wasser zu predigen und Wein zu trinken, nehme ich als persönlichen Affront. Du weißt überhaupt nichts von mir, wirfst mir aber Dinge vor, die nicht korrekt sind.

    Erste Regel des Postens: Erst denken, dann posten 🙄

  59. #76 gaius
    23. November 2015

    @Beobachter: “Privilegierte haben noch nie freiwillig auf ihre Privilegien verzichtet …”

    (Abgesehen davon, dass diese Aussagen falsch sind:)

    Aha. Und deswegen dürfen wir keine Privilegierten sein? Auch wenn wir es zweifellos (im Mittel) sind?

    Du illustrierst gerade sehr schön, was ich weiter oben nur vorsichtig andeutete: Den Willen, Erkenntnisse daran zu messen, was sie ideologisch hergeben.

    Das Gegenteil von Wissenschaft.

  60. #77 Pitt
    Dresden
    23. November 2015

    Hallo Horst, es ist keineswegs paradox, dass ein Wissenschaftler Fragen stellt und zugibt, aktuell dazu keine Antworten zu haben. Ich habe schon immer gefunden, es sollte eigentlich Suchenschaft heißen. “Wissenschaftle>” die eherne Lehrsätze vom Elfenbeinturm herab verkünden, gibt es seit Jahrhunderten – das sind aber genau die Leute, die den Erkenntnisfortschritt behindern.

  61. #78 Dr. Webbaer
    23. November 2015

    @ Pitt :

    Das mit dem ‘Wissen’ und der ‘Wissenschaft’, anderswo wird sie in der Regel Erkenntnislehre oder Scientia genannt, im Sprachlich-Germanischen ist man hier wohl auf dem Holzweg, denn Wissen meint Absolutes, es geht nämlich schon um das ergebnisoffene Forschen und Ringen um Erkenntnis, ist also “etwas für die anderen”.

    Der Schreiber dieser Zeilen versteht den hiesigen werten Inhaltegeber insofern auch nicht als einen, der weiß, sondern als einen, der Fragen stellt, bedarfsweise theoretisiert, im Statistischen und Stochastischen nicht unfirm, und als einen, der sich im Sittlichen [1] bemüht.
    Dem philosophischen Skeptizismus nicht unfern.

    MFG
    Dr. W

    [1]
    Es gibt unterschiedliche Erkenntnissysteme, einerseits das allgemein bekannte Naturwissenschaftliche, das Bemühen um die Welt, wie sie ist oder zu sein scheint, die Empirie spielt hier eine besondere Rolle, andererseits das Sittliche, keine Ahnung, ob hier Psychologen irgendwelche Vorteile haben, der Schreiber dieser Zeilen meint: dass nicht, und weitere Erkenntnissysteme, bspw. im Bereich der Metaphysik und im Bereich der Logik und der Meta-Logik.
    Esoteriker müssen aber auch nicht traurig sein, Esoterik hat schon einen Wert an sich, ganz sicher zumindest: im Sittlichen. – Sie bleiben aber sozusagen: besonders anfragt,

  62. #79 Ulrich Berger
    25. November 2015

    @ Joseph Kuhn #39:

    “The man who has fed the chicken every day throughout its life at last wrings its neck instead, showing that more refined views as to the uniformity of nature would have been useful to the chicken…The mere fact that something has happened a certain number of times causes animals and men to expect that it will happen again.”

    Bertrand Russell, The Problems of Philosophy (1912)

    • #80 Joseph Kuhn
      25. November 2015

      Danke!!

  63. #81 Ralph.S.
    Trier
    26. November 2015

    Recht so Herr Kuhn. Die vordringlichste Aufgabe des Wissenschaftlers ist es nun mal, Fragen zu stellen. :O)