Die Welt ist in Unordnung. Ich habe keine Welterklärungen anzubieten. Die Selbstgewissheit vieler, auch hier in den Kommentarspalten bei Scienceblogs, fehlt mir. Ein paar lose Enden gehen mir durch den Kopf:
• Kann sein, dass Europa heute sicherer ist als zu irgendwelchen früheren Zeiten. Zu welchen auch immer. Noch vor einigen Jahrzehnten war Europa für viele Menschen, z.B. jüdischen Glaubens, der unsicherste Ort der Welt. Jetzt ist der Nahe Osten einer der unsichersten Orte. Geht uns das nichts an? Grenzen dicht und fertig?
• Es kann auch sein, dass wir in Europa die Terrorgefahr überbewerten. Angst ist eben ein Gefühl, kein ausgerechnetes Risiko. Aber verunsichert uns der Terrorismus nicht immerhin zu Recht mehr als die Masern oder Glyphosat? Ist es deswegen irrational, sich gegen Masern impfen zu lassen?
• Der Islam wird im Moment oft als mittelalterliche Religion dargestellt, ohne Erfahrung der Aufklärung. Ich bin kein Islamwissenschaftler, aber mir fällt auf, dass in den Diskussionen um den islamistischen Terror das Rechtsgutachten der 120 islamischen Geistlichen und Rechtsgelehrten gegen den IS aus dem Jahr 2014 praktisch nicht vorkommt.
• Der islamistische Terror macht keine Unterschiede zwischen den Religionen. Die meisten Opfer sind Muslime im Asien und in Afrika. Über sie wird viel weniger gesprochen als über Opfer in Europa. Warum eigentlich?
• Die Islamisten töten Menschen, die sie als Ungläubige ansehen. Das ist unmenschlich. Das Menschliche ist nicht am Glauben festzumachen, der Glaube ist nur allzumenschlich.
• Die Nazis haben Menschen getötet, die sie als Untermenschen ansahen. Das war ebenfalls unmenschlich. Das Menschliche ist nicht vom Tier zu unterscheiden, sondern vom Unmenschlichen.
• Gerade wird oft darauf verwiesen, dass wir uns nicht von den Islamisten verbieten lassen wollen, ins Kino, auf Weihnachtsmärkte oder in Fußballstadien zu gehen. Nein, das lassen wir uns nicht verbieten, das gefällt uns. Aber sind das die westlichen Werte? Mit Wolf Biermann gefragt: „Das soll nun alles gewesen sein – das bisschen Fußball und Führerschein“?
• Plötzlich gibt es Geld für Wohnungsbau, Sozialarbeit und andere Dinge, die in den letzten Jahren als Sozialgedöns weggespart wurden. Worauf lässt das schließen?
• Kann es sein, dass wir Horkheimers Satz, wer vom Kapitalismus nicht reden will, auch vom Faschismus schweigen soll, zeitgemäß neu formulieren müssten?
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