2. Walach hat Recht, wenn er sagt, man solle Studien mit geringerer interner Validität nicht umstandslos abtun. Natürlich ist ein mäßig guter RCT nicht einfach besser als sehr gute Fallstudien oder eine große Kohortenstudie, so Walach (ebda, S. 128), aber ein mäßig guter RCT ist besser als eine mäßig gute Kohortenstudie und diese wiederum ist besser als mäßig gute Fallstudien. Eine Kohortenstudie ist schließlich auch besser als gar kein RCT oder ein manipulierter RCT. So what? Und keine Frage: Wenn Studien mit geringerer interner Validität belastbare (!) Hinweise liefern, dass Ergebnisse aus einem RCT fragwürdig sind, wird man das ernst nehmen müssen, etwa wenn solche Studien gehäuft Fallkonstellationen dokumentieren, die man im RCT nicht oder nur extrem selten sah. Aber die Antwort darauf wird dann ein neues RCT sein müssen, sonst betreibt man die Wakefieldisierung der medizinischen Forschung. Und gewiss sollte man nicht durch RCTs gut belegte Sachverhalte durch schwache Studien ständig infragestellen, deren „Ergebnisse“ dann wieder durch RCTs zu prüfen wären. Das ist Geldverschwendung.
3. Walach hat noch in einem Punkt Recht, nämlich mit seinem Hinweis darauf, dass RCTs „per definitionem ihre Studienteilnehmer als passive Empfänger therapeutischer Leistungen konzipieren“ (Zitat aus seinem Internetbeitrag). RCTs unterstellen Ursache-Wirkungszusammenhänge, darauf zielt ihr Einsatz ja auch ab. Inwiefern dieses Design angemessen ist, wenn es um Zusammenhänge geht, in denen „begründetes“ menschliches Handeln ausschlaggebend ist, welche Art Aussagen hier damit zu gewinnen sind, ist in der Tat kritisch zu diskutieren. So lange Handeln aus Gründen nicht kausal rekonstruiert werden kann, also der physikalische Reduktionismus gegenüber begründetem Handeln nicht nur als Erklärungsanspruch geltend gemacht, sondern erfolgreich durchgeführt wurde, muss hier der methodologische Diskurs offen bleiben. Aber das ist eine Grundlagendiskussion in der subjektwissenschaftlichen Psychologie, kein Argument, um beispielsweise für die Untersuchung der Wirkung (!) von Homöopathika andere Studiendesigns zu legitimieren als sie für die Untersuchung der Wirkung von Aspirin lege artis sind. Immer wenn es um „Wirkungen“ geht, ist der RCT Goldstandard, „per definitionem“, wie ich Walach an diesem Punkt zustimmen würde, auch wenn er es so vermutlich dann doch nicht gemeint hat.
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