Und welchen Eindruck nähren Leute wie Martin Bangemann, Ronald Pofalla oder Eckart von Klaeden? Den gleichen, aber sie passen nicht in Feldenkirchens Story? Oder hatte Feldenkirchen die Namen gar nicht mehr präsent, weil sie nicht in sein Empörungsschema passen?
„Zu oft erwecken Sozialdemokraten oder Grüne den Eindruck, sie hegten einen gewissen Dünkel gegenüber jenen, deren Interessen sie vermeintlich vertreten. Als seien sie sich zu fein für gewisse Milieus.“
Vermutlich hat Feldenkirchen auch die Sprüche Westerwelles über den anstrengungslosen Wohlstand der Arbeitslosen und anderen Dünkel von dieser Seite des politischen Spektrums vergessen. Das mitzudenken, würde seine Geschichte einfach zu kompliziert machen. Und kompliziert ist nicht gut, das ist eine seiner Lehren aus Trumps Erfolg:
„Trumps Erfolg lehrt auch, dass man die einfachen und griffigen Slogans, die emotionale Reduktion von Komplexität, nicht länger den Rechten überlassen sollte.“
War vor kurzem in den Medien, auch im SPIEGEL, nicht immer die Rede davon, dass die Leute die Sprüche satt hätten, mehr Transparenz wollen und die Politik Probleme ehrlicher ansprechen sollte? Jetzt ist also der populistische Wettbewerb gefragt und Linkspopulismus die Lösung? Von der DDR lernen, heißt siegen lernen? Nein danke!
Weiter mit den Lehren aus Trumps Erfolg:
„Und er zeigt, dass Wahlen allein mit Versprechen auf eine bessere Zukunft gewonnen werden können – auch wenn Trumps Vision in der Rückkehr zur vermeintlich heilen Welt der Fünfziger besteht. Mit dem Blick zurück lässt sich jedenfalls nicht einmal ein Blumentopf gewinnen. […] Was zählt, ist allein der Blick nach vorn.“
Der logische Zusammenhang dieser drei Sätze überfordert mich. Aber egal, denn im Anschluss daran setzt Feldenkirchen zum großen Finale an:
„Die Linke müsste den Vergessenen endlich wieder ein großes, gar dreistes Aufstiegsversprechen machen, in dessen Zentrum massive Investitionen in öffentliche Kindertagesstätten, Schulen und Universitäten stehen. Sie müsste Steuerflucht, Finanzspekulation und irrwitzigen Managerboni glaubwürdig den Kampf ansagen. Sie müsste den Mut zur stärkeren Besteuerung von Vermögenden und Spitzenverdienern aufbringen. Sie müsste die Vision einer Gesellschaft anbieten, in der Wohlstand und Zufriedenheit wieder allen erreicht werden kann.“
Es sei einmal dahingestellt, wen er hier mit „die Linke“ anspricht, ob SPD, Grüne oder die Partei mit jenem Namen. Nicht, dass ich seiner Vision widersprechen möchte, genau um solche Dinge muss es in Zukunft gehen. Aber ich frage mich, ob die Zeit schon reif ist für so viel Vernunft. Oder ob nicht jeder Partei, die das derzeit in ihr Programm schreiben würde, vorgehalten würde, dass solche Versprechen doch politisch gar nicht umsetzbar und daher unseriös und verlogen sind – vielleicht von den gleichen Journalisten, die das jetzt „linkspopulistisch“ fordern. Realistischerweise müsste man ihnen da sogar Recht geben. Es besteht Bedarf an Weltverbesserung, aber ich fürchte, es dauert noch, bis die Einsicht dazu auch bei denen wächst, die mehr Macht haben als die ominöse „Linke“.
Und das bringt mich zu der Frage, warum Markus Feldenkirchen nicht auch diese Leute anspricht. Ist nur „die Linke“ für unsere – gemeinsame – die Zukunft verantwortlich, und auch dafür, wenn es schief geht?
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