Weihnachten. Weihnachten in einer unfriedlichen Welt. Christen feiern heute, dass in der Person Jesus Gott Mensch geworden ist. Mir würde es schon reichen, wenn das Untier homo sapiens Mensch wird. Diese frohe Botschaft lässt auf sich warten.
Die Bezeichnung “homo sapiens” stammt ohnehin von einem Zyniker. Ich bezweifle, dass die Menschheit die Stufe der Weisheit jemals erreichen wird.
Schöne Feiertage!
Auch hier:
Manche, sogar viele Vertreter der Gattung Homo verhalten sich so, wie man es von ihnen erwarten sollte, und sind recht weit fort geschritten, was ihre Menschwerdung anbelangt.
ich empfehle den Blick auf den Einzelnen und nicht auf eine künstlich geformte Gruppe.
Frohe Weihnachten allen, auch denen, die Humanismus nicht mal buchstabieren können.
Wir werden alle brauchen um Hetze und Hass einzuhegen.
Mit dem Buchstabieren hat das imho nix zu tun. Vieleicht mit der Erkenntnis das wir alle von unserer Umgebung geformt werden. Und sich nach und nach aus jedem Buchstaben früher oder später ein Satz ergibt.
Der kann “Ein schönes Fest!” lauten. Aber auch ganz anders. Das lustige ist das jeder von uns jeden Tag diese Buchstaben durch die gegend schmeißt.
Ok, das mit dem ‘sapiens’ ist Auslegungssache. ‘Weise, verständig, einsichtig, diplomatisch, Philosoph’ steckt drin und ist eher als Ideal zu sehen, ‘verstehen, kennen, wissen, klug sein’ kommt allerdings auch mit und dieses Ziel dürfte relativ gut erreicht sein. Alles nicht ‘mit alles’ wie ein jeder dahergelaufene Döner, sondern ‘mit genug um sich von anderen Tieren abzusetzen’.
Untier
Ein Mäkelpunkt, Joseph, ein großer. Menschen sind Tiere auch wenn die Implikationen immer wieder überraschend bis entsetzend wirken. Genauso ein unsinniges ‘Un’-Wort wie das Unwetter, das auch noch Wetter ist und die Unkosten, die auch noch Kosten sind. Tatsächlich sehe ich die Angesprochenen eher als Unmenschen, genetisch unter ‘homo sapiens’ einzuordnende Lebewesen, die zumindest in gewissen Punkten eben nicht genug Abstand zum Gros des Restes des Fauna zu halten in der Lage sind.
Ob die Gesamtheit sich im Mittel derart absetzen wird, daß jedwege Ausreißer diese Grenze nicht mehr übertreten, ist fraglich. Ja, es zwickt. Liegt aber wohl in der Natur der Dinge und Wesen.
Die frohe Botschaft wäre: Heute haben sich mehr besonnen als durchgeknallt sind. Und trotz des Gefühlten, ein wenig Vertrauen in die Umsetzung dieses Zieles leiste ich mir. Alles Gute für möglichst viele!
Ernie,
bedingungsloser Optimismus. Das ist es , was wir in der Weihnchtszeit erleben. Ich war heute morgen beim Weihnachtsgottesdienst. Die Frauen haben so herzzerreisend gesungen, dass ich die Welt vergessen habe.
Seien wir mal kurz so wie die Frauen !
Ein klasse “Wort zur Weihnacht”, ein echtes Bonmot.
Wird auch nicht von Hinweisen auf herzzerreißende Frauengesänge und den Hinweis, dass die meisten Menschen doch eigentlich ganz nett sind, entwertet.
Die Anzahl an Un-Wörtern wie Unwetter, Unding, Untat oder eben Unkosten und Untier gibt Anlass zu der Frage, ob diese Vorsilbe tatsächlich immer Unfug(!) ist.
Meines Wissens bedeutet “Un-” in Substantiven keine Verneinung, sondern “schlecht”. Unter dieser Annahme sind diese ganzen Unwörter jedenfalls kein Unsinn mehr.
Aber Moment: “Unsinn?” Und wo wir gerade dabei sind: Untote? Ungerechtigkeit? Die bezeichnen doch sehr wohl ein Gegenteil?
Passt aber trotzdem. Das sind substantivierte Adjektive und damit wohl entwicklungsgeschichtlich jüngere Wörter. Ich nehme an, dass die reinen Substantive vorher da waren und man das “un-” später, mit verballhornter Bedeutung, auch auf Eigenschaftswörter übertragen hat.
Dafür spricht, dass es in der Sprachentwicklung zunächst einen Bedarf für Substantive (Namen für Dinge) gegeben haben dürfte, und einen Bedarf für die Benennung, was schlecht ist, bevor man Bezeichnungen gebraucht hat für etwas, was nicht ist.
2xhinschauen,
Sprache zu hinterfragen ist schon mal gut. Viele Menschen benützen ihre Sprache gedankenlos, und wollen auch nicht, dass man zwischen den Zeilen liest.
Das Untier, von dem Herr Kuhn spricht , gibt es als Spezie nicht. Er wollte einfach eine poientierte Kulturkritik anbringen.
Dass er dies mit einem glas Wein in der Hand tut, das ist allerdings pikant. (siehe Foto)
Herr Kuhn, der Mensch als Einzelperson ist nur selten ein Untier. Als Bestandteil einer Gruppe von Menschen verhält er sich immer anders, was in der Regel bedeutet: weniger menschlich, und je größer und bürokratischer strukturiert die Gruppe, desto weniger kann man mit menschlichem Verhalten rechnen. Sogar dann, wenn die Gruppenziele eigentlich gar keine “Untier-Ziele” sind.
Haben Sie eigentlich schon mal darüber nachgedacht, wir problematisch auch Ihr berufliches Gebiet Gesundheitsstatistiken ist? Wo der Mensch nur als Bestandteil einer Masse von Menschen betrachtet wird und auch gar nicht anders betrachtet werden kann, müßte man eigentlich immer als Korrektiv ein paar Einzelpersonen (und im Fall von Gesundheitsstatistiken zum Beispiel alle auf sie einwirkenden gesundheitlichen Einflüsse) betrachten müssen, um zu verhindern, daß man einen unmenschlichen Blick auf Menschen entwickelt, in dem sie nur noch gesichtslose Nachkommastellen sind und eine einzelne gesichtslose Nachkommastelle keinen Respekt mehr verdient zu haben scheint.
“Haben Sie eigentlich schon mal darüber nachgedacht, wir problematisch auch Ihr berufliches Gebiet Gesundheitsstatistiken ist?”
Ja, das ist ein spannendes Thema: “Symptomatisch dafür mag sein, dass die ‘Bevölkerung’ auch in Gesundheitsberichten am häufigsten als abstrakte Nennergröße bei Sterbe- und Krankheitsraten vorkommt. Die bunte Vielfalt individueller Lebensläufe und sozialer Beziehungen verschwindet gewissermaßen hinter verwaltungstechnisch nutzbaren Ziffern.” Aus: Kuhn J.: Gesundheitsberichterstattung. In: Schröder-Bäck P, Kuhn J (Hrsg.) Ethik in den Gesundheitwissenschaften 2016: 384-392.
“der Mensch als Einzelperson ist nur selten ein Untier (…) je größer und bürokratischer strukturiert die Gruppe, desto weniger kann man mit menschlichem Verhalten rechnen”
Das halte ich für pure Ideologie. Zumal die Einzelperson nie etwas von der Gruppe oder der Gesellschaft losgelöstes ist, sondern sich in ihr sozialisiert und durch sie sozialisiert wird. Mit Karl Marx gesprochen: “Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.”
Was hast du nur immer mit deinem “Einhegen”?
Wie willst du “Hetze und Hass einhegen”?
In einem Streichelzoo-Gehege?!
Einen Zaun um Hetzer und Hasser errichten, sie so begrenzen in Anzahl und Aktivität?
Wo sind die Grenzen? Kann man überhaupt welche ziehen, wenn sich Hass- und Hetze-Geisteshaltung durch alle “Gesellschaftsschichten” zieht – siehe z. B. die neurechten, akademisch gebildeten Parteistrategen im Nadelstreifen-Anzug.
Im Übrigen kann “der (humanistisch gesinnte) Einzelne”, auch der engagierteste, wenig bis nichts ausrichten, wenn er keine Lobby hat und keinen Rechtsanwalt bezahlen kann.
@ Laie 16, # 9:
Darf man als aufmerksamer, kritischer Mensch kein Glas Wein mehr genießen?
Oder sollte man es dann zumindest heimlich tun?
Muss man auf harten Holzbänken dünnes Bier (oder gar Wasser) schlürfen (frei nach K. Tucholsky), um seinen Äußerungen Glaubwürdigkeit zu verleihen?
Allgemein:
Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass zur Weihnachtszeit Vieles schöngeredet wird (der “gute Einzelne”, “herzzerreißende Frauengesänge in Gottesdiensten”, es gab schon “weitaus schlimmere Jahre” etc.), um sich nicht die eigene (christliche oder rituelle/atheistische) Festtagsstimmung inkl. den Appetit auf die Festtagsmenüs zu verderben.
Beobachter,
….alles wird gut.
Ich fand es nur lustig, wie Herr Kuhn vom Untier Mensch spricht und auf dem Foto genieserisch das Glas Wein hebt.
Ansonsten, mein Lieblingsessen ist eine Fischsuppe, Ente in Orangensauce, ein Fleischfondue tut es aber auch. Als Wein bevorzuge ich einen Chardonnay , bei Rotem einen Porto.
Das war alles freundschaftlich gemeint und ich wünsche auch ein gutes Jahr 2017.
Na denn Prost Mahlzeit – wohl bekomm`s …
Sorgst du selbst für dein Lieblingsessen oder lässt du einkaufen, kochen, den Abwasch machen?
So redet man sich hier üblicherweise immer heraus:
Verquere Äußerungen waren dann plötzlich nicht ernst gemeint, so wie sie dastehen – sondern “lustig”, “freundschaftlich”, “ironisch” etc.
Beobachter,
……ich lasse kochen. Meine Frau kocht sehr gut. Bei einer Kürbissuppe mache ich es selbst. Wenn man zuviel Karotten hinein tut, bekommt man eine Karottensuppe, Kartoffeln sind eine Todsünde, dann schmeckt man den Kürbis nicht mehr. Viel Ingwer ist das Geheimnis.
….herausreden ist nicht mein Ding. Wenn ich jemanden beleidigen will, dann tue ich das . Nur bei Frauen wird das schwierig. Die hören die kleinsten Zwischentöne heraus.
Ob mein Name Programm ist, spielt in diesem Fall keine Rolle, weil es sich nicht um eine Zukunftsprognose handelt, sondern um eine Analyse real existierender Strukturen. Fragen Sie mich also wieder, wenn ich eine Zukunftsprognose abgebe. 😉
Das halte ich für pure Ideologie. Zumal die Einzelperson nie etwas von der Gruppe oder der Gesellschaft losgelöstes ist, sondern sich in ihr sozialisiert und durch sie sozialisiert wird. Mit Karl Marx gesprochen: “Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.”
Das ist keine Ideologie, sondern Alltagsbeobachtung, bestätigt durch zahlreiche psychologische und sozialwissenschaftliche Arbeiten. Der Klassiker ist natürlich Gustave LeBon. Auch das Milgram-Experiment enthält Elemente davon, obwohl es dabei um Autoritäten geht, denn “die anderen” sind in gewisser Weise für die Einzelperson auch eine Autorität. Aber das heißt nicht, daß die Einzelperson, wenn sie alleine ist, auf eine Situation genauso reagiert wie in Anwesenheit anderer, und sie reagiert außerdem unterschiedlich, je nachdem, wer diese anderen sind und in welcher Beziehung sie zu ihnen steht.
Wer verhindern will, daß sich Menschen wie Untiere benehmen, sollte bei den Institutionen und dem Gruppenverhalten ansetzen. In Zusammenhang mit Ihrem Blogpost empfehle ich als Lektüre: Sönke Neitzel/Harald Welzer, “Soldaten”, eine Auswertung von Abhörprotokollen von deutschen Kriegsgefangenen in britischer und amerikanischer Gefangenschaft.
Nur Kinder und Narren lassen sich nicht “verbiegen”.
Das stimmt nur mit gewissen Einschränkungen. Am Beispiel des Dritten Reichs lässt sich ganz gut etwas detaillierter auseinanderklamüsern, wie es mit dem Verbiegen und Nichtverbiegen für gewöhnlich läuft.
Aktive und passive Befürworter des Regimes gab es nämlich vergleichsweise wenige, so um die zehn bis 15 Prozent. (Ich komme nicht mehr auf die Quelle; sie steckt irgendwo in meinem Bücherregal – ich bitte um Nachsicht dafür, dass ich jetzt nicht meine ganze umfangreiche Literatur zum Thema nach dieser Angabe durchforsten werde.) Umgekehrt gab es auch nur ca. fünf bis zehn Prozent aktive und passive ausdrückliche Gegner; von ihnen weniger, als die Befürworter ausmachen, u.a. weil ein Teil emigrierte oder rasch verhaftet wurde. Der große Rest der Bevölkerung, also etwa drei Viertel, nahm es halt, wie es war, hatte aber kein Problem damit, sich ggf. unrechtmäßig etwa an jüdischem Besitz zu bereichern, wenn sich die Gelegenheit bot, aber auch umgekehrt einen jüdischen Nachbarn oder Freund heimlich zu unterstützen, wenn es ohne größere Gefahr möglich schien. Das heißt, 75 % weltanschaulich beliebige Mitläufer und 10 Prozent Befürworter reichen im Prinzip, um eine Diktatur (aber natürlich auch eine simple Falschbehauptung) aufrechtzuerhalten, wenn die Illusion erzeugt wird, die 10 Prozent seien die Mehrheit.
Das Interessante ist, daß viele Persönlichkeiten aus der kleinen Minderheit, die sich nach Beginn der Massenmorde an Juden aktiv als Retter engagierten, gar keine Vorgeschichte mit passiver oder aktiver Gegnerschaft gegen das Regime hatten. Sie waren so lange mit dem Strom mitgeschwommen, bis sie an ein Hindernis stießen, das ihrem Gewissen unüberwindlich vorkam und sie zum Handeln zwang . Wie strapazierfähig das menschliche Gewissen ist, erkennt man daran, dass die allermeisten – auch gemessen daran, wie viele Täter, Helfer und Mitwisser es bei den Morden gab – erst zum Nazi-Gegner wurde, als es mit der heraufziehenden Niederlage auf einmal um die eigene Haut ging.
Wenn man sich heute bei Themen umschaut, bei denen die öffentliche Meinung (in Medien UND mindestens zum größeren Teil auch im persönlichen Umfeld) weitestgehend einheitlich ist – sagen wir: in Russland zum Thema Putin, Krim oder Sanktionen etc. -, dann stellt man eine ähnliche Verteilung fest, also grob gesagt um die 25 Prozent mehr oder weniger fest Überzeugte beider Seiten (die Befürworter müssen sich nicht verbiegen, weil sie nicht auf die Probe gestellt werden, aber die Gegner lassen sich tatsächlich nicht verbiegen), aber daneben eine deutliche Mehrheit von um die 75 %, die zu jedem dieser Themen immer das vertritt, was man überall hören und lesen kann. Wird ab morgen plötzlich überall das Gegenteil behauptet, wechselt diese Mehrheit aber ihre Meinung ziemlich schnell und problemlos und erinnert sich meistens nicht einmal mehr daran, die Sache einmal ganz anders gesehen zu haben. Wegen dieses Phänomens kann Putin es sich auch leisten, erst mit der Türkei spinnefeind zu sein und sie dann praktisch über Nacht wieder zu besten Freunden zu erklären.
@Kassandra
Wo darf ich unterschreiben ? Es gibt halt dem Ego so wenig wenn die Erkenntnis ist / auch nur eine Ölsardiene im Schwarm und im Strom der Zeit schwimmend zu sein.
Kassandra,
die 75 % Mitläufer sind schon eine ernüchternde Erkenntnis. So schlimm hätte ich es nie vermutet.
Um so wichtiger werden dann die “Bekenner”. Jeder einzelne zählt. Nicht umsonst werden Märthyrer geehrt, Trendsetter bewundert und die Erfolgreichen mit dem Titel “der Große” bedacht.
Den Medien kommt dann die Schlüsselrolle zu, wenn zwei Meinungen etwa gleich stark sind.
Bleiben Sie gesund, ich meine, bleiben Sie uns noch lange erhalten.
Mit Ihren scharfen analytischen Fähigkeiten gehören Sie auch zu den Bekennern.
Ich komme zu etwas anderen Schlußfolgerungen als Sie – nämlich daß ein demokratischer Rechtsstaat unter gar keinen Umständen einen größeren Teil von den 75 % Mitläufern verlieren darf, denn es gibt keinen Grund, sich Situationen herbeizuwünschen, in denen man nur noch die Wahl zwischen Mitläufertum und Märtyrerstatus hat.
Und dafür, hätte ich normalerweise gesagt, darf der Staat vor allem die Medien nicht verlieren. Jetzt ist es aber passiert, daß den Medien bereits selbst nennenswerte Teile auch der Mitläufer unter den Lesern weggebrochen sind. Viel mehr als jetzt dürfen es nicht mehr werden, und daran ist besonders bedenklich, dass die Medien weder begreifen, dass sie es sind, die sich verändern müssen, noch bereit wären, es zu tun.
Wobei ich an dieser Stelle ausgerechnet die BILD teilweise als rühmliche Ausnahme lobend erwähnen sollte. Die Umfragewerte der AfD wage ich mir nämlich gar nicht auszumalen, wenn die BILD so gegen die Flüchtlinge hetzen würde, wie das vergleichbare Revolverblätter in England machen. Und eigentlich wäre es auch das gewesen, was zur BILD, wie man sie kennt und verabscheut, gepasst hätte.
Ich frage mich, was hinter der Redaktionsentscheidung steckte, mit so viel Empathie über Flüchtlinge zu berichten. Das frage ich mich nicht zuletzt auch deshalb, weil das kaum geeignet war, ihre im steilen Sinkflug befindliche Auflage zu erhöhen.
Sahen wir da am Ende nicht nur echtes christliches Mitgefühl, sondern sogar so etwas wie staatstragende Gesinnung? Das hätte schon seine Ironie angesichts des Rufs der BILD, zumal dann, wenn man sich vor Augen hält, mit welcher Begeisterung Spiegel und Co. währenddessen bei aller selbstverständlichen linksliberalen Gesinnung doch ständig das Gefühl, bedroht zu sein, während die Regierung nicht wisse, was sie da tue, geschürt haben – und damit auflagentechnisch viel besser gefahren sind.
Ich meine, weise kann fast jeder Mensch als einzelner werden.
Unser “Baufehler” ist wohl, dass es mit der Weisheit in der großen Gruppe nicht klappt.
Der Egoismus des Einzelnen oder kleiner Gruppen ist stärker. Und was nicht sofort erkennbar Folgen zeigt, bleibt oft in der Ecke der theoretischen Vernunft stecken. Der Kampf gegen den Klimawandel z.B. wird ja nicht dadurch erschwert, dass zu viele das Phänomen nicht anerkennen würden oder sich nicht eine Zeitspanne von Jahrzehnten vorstellen könnten.
Der Mensch ist ganz sicher nicht die Krone der Schöpfung ist. Aber er kann sich zumindest eine Vorstellung davon machen. Ist ja auch schon mal was.
Kassandra,
mit 75% Mitläufern zu regieren ist einfach. Und Sie setzen stillschweigend voraus, dass die Mehrheit in die richtige Richtung mitläuft..
Wenn die Gesellschaft nicht so homogen ist, wird das Regieren schwieriger, der Machtmissbrauch wird aber auch schwieriger.
Was die Medien, speziell die Tageszeitungen betrifft, gebe ich Ihnen recht. Hier in Stuttgart haben sich Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten nicht mit Ruhm bekleckert. Die haben bei Stuttgart 21 verdeckt Partei “für Stuttgart 21” bezogen, später sogar öffentlich. Was sie nicht bedacht haben, 50 % der Stuttgarter waren gegen Stuttgart 21. Die haben dann ihre Abonnements gekündigt und die Zeitung nicht mehr gekauft. Jetzt mussten beide Zeitungen fusionieren und der Zeitungsverkauf geht weiterhin zurück.
Nur noch nebenbei: Ich finde, Angela Merkel ist ein Glücksfall für Deutschland, weil sie eine moralisch richtige Entscheidung bei den Flüchlingen getroffen hat. Was noch wichtiger werden wird, ist der Ausstieg aus der Kernenergie. Dafür wird man ihr einmal ein Denkmal setzen.
M.Hahn,
etwas Hoffnung besteht. Beim Verbot der FCKW wegen des Ozonloches hat sich die Menscheit vernünftiger gezeigt als erwartet.
Wenn die Stürme wegen der Klimaerwärmung auch großflächig Europa erreichen, wird bei uns auch ein Umdenken bezüglich der Treibhausgase einsetzen.
Und Sie setzen stillschweigend voraus, dass die Mehrheit in die richtige Richtung mitläuft..
Ich schrieb ziemlich genau das Gegenteil: Diese 75 % entscheiden, in welche Richtung es geht. Wenn sich größere Teile von ihnen von einem demokratischen Rechtsstaat verabschieden, dann hat er ein gewaltiges Problem (und wir mit ihm) … zumal ein undemokratischer Unrechtsstaat es viel leichter hat, sie mit Zensur und sonstigen Tricksereien auf seiner Seite zu halten, siehe als Beispiel Russland, aber auch Nazideutschland.
Unsere Medien sind entsetzlich schlecht, aber vor allem deshalb weil sie verzweifelt versuchen, ihre Auflagen irgendwie vor dem Zerbröseln zu retten. Ich sehe die Ursache-Wirkungs-Beziehung also genau umgekehrt wie Sie in Ihrem Beispiel. Das Problem ist, dass die Medien bislang keine Antwort auf das Online-Zeitalter gefunden haben, mit der sie ihre Existenzberechtigung beweisen und ihr Geschäftskonzept absichern können.
Im Moment suchen sie ihr Heil darin, vor allem in den Online-Ausgaben immer mehr zu “boulevardisieren”, aber irgendwann sollten sie begreifen, dass sie es mit der Konzentration auf (echte und künstlich hochgejazzte) Skandale, Panikmache und Zuspitzungen aller Art so übertrieben haben, dass sie für so viele bereits unglaubwürdig geworden sind, dass demnächst auch bei uns die kritische Masse erreicht sein könnte. Am liebsten sollten sie das außerdem erkennen, noch bevor sie auf diese Weise versehentlich einen Regierungssturz oder einen Weltkrieg ausgelöst haben, den sie genausowenig wollten wie irgendwer sonst.
Oder, um die Sache so herum auf den Punkt zu bringen:
Die “mitlaufende Mehrheit” dazu zu bringen, dass sie in die richtige Richtung läuft (natürlich nur mit Mitteln, die einem demokratischen Rechtsstaat angemessen sind), ist eine AUFGABE der Politik. Dass sie deren Mitlaufen auf dem demokratischen Pfad immer für eine selbstverständliche Voraussetzung gehalten hat, war ihr vermutlich wichtigster Fehler und rächt sich gerade.
Kassandra,
da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. So wie sie es bei # 28 meinen, so meine ich es auch.
Was Zeitungen und Internet betrifft.
Der Büchermarkt soll ja wieder zunehmen.
Vielleicht ist das ein Hoffnungsschimmer.
Wir hatten früher auch eine Tageszeitung abonniert.
Der redaktionelle Teil wurde immer kürzer und meiner Meinung nach immer provinzieller. Dann haben wir gekündigt.
Laie,
….Qualitätsmedien, sinnvolles Regulativ….
Das ist konsequent gedacht. Führt aber in eine Sackgasse.
Wenn wir alles nur den Marktgesetzen überlassen, bekommen Sie am Ende nur noch einen Konzern, der alle anderen aufgekauft hat.
Bei den Medien bekommen Sie nur einen Verleger, der alles aufgekauft hat. Siehe Rupert Murdoch in England.
Die Meinungsvielfalt muss garantiert bleiben, notfalls durch staatlichen Eingriff per Gesetz.
(Ob eine höhere Qualität die Anzahl der Mitläufer grundsätzlich verringern würde, was ich positiv fände, wage ich zu bezweifeln)
Nichts und niemand kann die Anzahl der Mitläufer verringern. Das Problem ist, dass von vornherein niemand imstande ist, sich zu mehr als einer kleinen Handvoll Themen eine wirklich fundierte Meinung zu bilden, größtenteils solche, mit denen man eigene praktische Erfahrungen gewonnen hat. Und in diesen Fällen ist man dann auch kein Mitläufer, sondern vertritt eigene Überzeugungen. In allen anderen Bereichen bleibt einem aber gar nichts übrig, als sich auf die Meinung anderer zu verlassen, die man für kompetent und vertrauenswürdig hält.
Ich bin der Meinung, das ist eine Tatsache, mit der man sich abfinden muss, denn es ist einfach nicht menschenmöglich, jeden in allen Bereichen zu einem Experten zu machen. Wo jemand nicht sachkundig ist, bleibt er aber zwangsläufig ein Mitläufer.
Das ist wie mit dem Spruch “Wir sind alle Ausländer, fast überall”. Wir sind auch alle Mitläufer, fast überall. Die Frage ist nur, mit wem wir mitlaufen. Wobei ich es in wichtigen Fragen vorziehe, lieber überhaupt niemandem zu glauben, als mich vielleicht einer falschen Ansicht anzuschließen, wenn ich keine Möglichkeit habe, mich selbst sachkundig zu machen.
Was man freilich jedem beibringen könnte, wäre, wie man sich eine fundierte Meinung über die Vertrauenswürdigkeit von Experten und dergleichen bilden kann. Nur, das würde nichts helfen, denn dann fallen unsere Medien und Experten ja erst recht durch.
Kassandra,
nicht so demütig. Sie wissen sicher mehr als der Durchschnitt. Und wenn Sie dieses Wissern mit einem positiven Menschenbild verbinden, dann glaube ich nicht, dass Sie viel falsch machen werden.
Man muss manchmal auch so tuen, als ob man alles wüsste. Denken Sie an die Mitläufer. Seien Sie ein Trendsetter!
Ihnen Alles Gute für 2017
ein Laie
Ein gutes neues Jahr 2017, Laie! Keine Sorge um meinen Gemütszustand, ich kenne auch fast niemanden, der so undemütig ist wie ich. Mir ging es darum, zu verdeutlichen, dass es nicht die Laien, sondern die Experten sind, die etwas verändern müssen.
Beispiel Medizin: Aus Sicht eines Laien liest sich das, was der Wunderheiler schreibt, genauso wissenschaftlich wie der Text eines Schulmediziners. Es ist viel wichtiger, dies den Experten klarzumachen, als umgekehrt den Laien von der Unwissenschaftlichkeit zu überzeugen. Der Laie urteilt nicht auf Basis von eigenem Fachwissen, deshalb kann man ihn mit Fachwissen alleine auch nicht überzeugen, sondern man braucht sein Vertrauen. In den letzten Jahren ist die Vertrauenswürdigkeit von Medizinern aber ziemlich erodiert, was wohl etwas mit der Durchkommerzialisierung des Gesundheitswesens zu tun hat.
Es gibt ein paar Ausnahmen, aber auch ich glaube den Ärzten, die ich kenne, überwiegend nicht, dass ihr Ziel darin besteht, meine Gesundheit zu erhalten bzw. wiederherzustellen.
Und warum?
Weil ich in dem Alter bin, in dem das akut gerade bestehende Problem, wegen dem ich zum Arzt gekommen bin, ihn ärgerlicherweise meistens gar nicht interessiert. Stattdessen fängt er unweigerlich mit Cholesterin, Blutdruck und Glukosewerten an, obwohl die sich in meinem Fall seit dreißig Jahren nicht verändert haben und unterhalb der – ohnehin zu niedrig angesetzten – Schwelle liegen, ab der sie heutzutage für bedenklich gehalten werden. Dazu kommt noch das oft sehr aufdringliche Werben für kostenpflichtige Leistungen; beides zusammen legt den Schluss nahe, dass es vor allem darum geht, lukrative Dauerpatienten zu gewinnen, die dem Arzt ein paar Jahrzehnte als solche erhalten bleiben.
Ich bin der Meinung, in der Medizin wurden durch die Abrechnungsmodalitäten so gravierende Fehlanreize gesetzt, dass es für einen Wunderheiler die leichteste Übung ist, auf einen Patienten ohne Fachkenntnisse vertrauenswürdiger als ein Arzt zu wirken. Wenn man daran etwas ändern will, muss man diese Fehlanreize beseitigen.
Kassandra,
meine Erfahrungen mit Ärzten sind nicht besser. Solange man genug Geld hat und gleich einen Behandlungstermin bekommt kann man zufrieden sein.
Wir haben einige in der Verwandtschaft und man darf keine Wunder von ihnen erwarten.
Wenn Sie genug Selbstvertrauen haben und nicht alles glauben, was Ihnen Ihr Hausarzt einreden will, dann wird es nicht nur billiger sondern auch sorgenfreier.
Ich habe ein Selbstvertrauen, vor dem sogar Zaphod Beeblebrox vor Neid erblassen würde, kein Grund, sich um mich irgendwelche Sorgen zu machen. Aber mir ging es ja nicht um mich. Mir ging es immer noch um die “Mitläufer” und das, was sie tun, und die Frage, warum sie manchmal so stur in eine erkennbar blöde Richtung laufen.
In der Politik kann das die AfD oder ein Donald Trump sein. In der Medizin sind das Alternativtherapeuten mit zweifelhaften bis bedenklichen Konzepten. In der Religion sind das Sekten. Und so weiter.
Ich behaupte, sogenannte Aufklärung mit sogenannten Fakten bzw. noch mehr Aufklärung nach diesen Strickmuster bringt da gar nichts, weil die Betreffenden dies aus eigener Fachkenntnis nicht beurteilen können, aber die Sache von einer Seite kommt, die von ihnen längst als unglaubwürdig verworfen wurde. Stattdessen müsste man herausfinden, warum die Ärzte eigentlich von ihnen für unglaubwürdig gehalten werden, und daran etwas ändern.
Das aber muss man nicht den wunderheilergläubigen Patienten irgendwie vermitteln, sondern den Ärzten, weil sie es sind, die etwas an ihrer Herangehensweise verändern müssen, damit die Patienten ihnen wieder vertrauen, und der Gesundheitspolitik, weil in ihr falsche Weichenstellungen korrigiert werden müssten, die für die momentane falsche Herangehensweise der Ärzte mitverantwortlich sind.
Kassandra,
……..Vertrauen
Bei meinem Fall ist der eine Arzt zu übervorsichtig. Wenn Sie diesen Diagnosstress über sich ergehen lassen, dann sterben sie an einem Herzinfarkt.
Sein Kollege, der ist genau das Gegenteil . Der hat mir sogar geraten, nicht mehr zu diesem Arzt zu gehen.Toll nicht?
Ich habe meine Entscheidung getroffen.
Ein anderer Fall sind die Anlagenberater. Wenn sie deren Rat kritiklos befolgen , laufen sie Gefahr bald arm zu sein. Ich habe 2x nicht auf deren Rat gehört und meine Entscheidung war die Richtige.
Die selbsternannten Fachleute und Sachverständigen auf allen Gebieten sind eine Gefahr. Selbst vor Gericht glaubt der Richter dem Sachverständigen mehr als Ihnen, wenn der Richter keine Ahnung von der Materie hat.
Genug geunkt!
Bei meinem Fall ist der eine Arzt zu übervorsichtig. Wenn Sie diesen Diagnosstress über sich ergehen lassen, dann sterben sie an einem Herzinfarkt.
Sein Kollege, der ist genau das Gegenteil . Der hat mir sogar geraten, nicht mehr zu diesem Arzt zu gehen.Toll nicht?
Ich habe meine Entscheidung getroffen.
Und nach welchen Kriterien? Halten Sie den Kollegen für kompetenter, und wenn ja, woher wissen Sie, dass er die Sache korrekter als der andere beurteilt? Genau das ist nämlich das Problem, das man als Nichtfachmann immer hat, wenn man mit voneinander abweichenden Expertenmeinungen zu tun bekommt. Egal, wie Sie sich entscheiden, im Zweifelsfall haben beide Ärzte Ihnen ja immer noch ein Medizinstudium und fachliche Praxis voraus und derjenige der beiden Fachleute, dessen Rat Sie nicht folgen, wird Ihnen vorwerfen, sie hätten sich für den anderen nur deshalb entschieden, weil er Ihnen sagte, was Sie gerne hören wollten.
Kassandra,
Entscheidungen müssen getroffen werden. Mein Kriterium war/ist mein Selbstvertrauen. Wenn man an sich glaubt, dann stärkt man seine Selbstheilungskräfte. Und da ich in meinem ganzen Leben noch nie Medikamente gebraucht habe, vertraue ich auch dieses mal auf mich.
Prinzip Hoffnung sozusagen.
Joseph Kuhn ist Gesundheitswissenschaftler und hat sich beruflich viele Jahre mit bevölkerungsbezogenen Gesundheitsstatistiken beschäftigt. Was man aus Daten heraus- oder hineinlesen kann, erstaunt ihn immer wieder, eigene Irrtümer eingeschlossen. Er schreibt hier über das Thema Gesundheit und darüber, was ihm sonst noch so querkommt.
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