So unstrittig einerseits der Sinn der Masernimpfung ist, so diskussionsbedürftig ist andererseits die Frage, ob eine Impfpflicht bei den Kindern zum gegenwärtigen Zeitpunkt das probate Mittel ist, die Impfquoten im Interesse der Herdenimmunität zu steigern. Die für die Herdenimmunität mindestens genauso wichtigen Impflücken bei den Erwachsenen werden damit nicht geschlossen. Auch das Argument des STIKO-Vorsitzenden, dass man mit einer Impfpflicht womöglich eher Widerstände provoziert (und in der Folge z.B. mehr Eltern Atteste über medizinische Kontraindikationen vorlegen), wiegt m.E. schwer. Hinzu kommen komplizierte rechtliche Abwägungsfragen, welche Infektionen aufgrund ihres Verlaufs Zwangsmaßnahmen wie die Impfpflicht rechtfertigen und ob weniger zwangsförmige Maßnahmen im Vorfeld einer als ultima ratio bemühten Impfpflicht auch wirklich ausgeschöpft sind. Ist die FDP mit ihrem Beschluss vielleicht doch etwas zu schnell von der Eigenverantwortungsrhetorik zum Zwang gekommen?
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