… lautet der Titel eines Beitrags im aktuellen SPIEGEL 43/2017 darüber, was Monsanto über die gesundheitlichen Risiken von Glyphosat wusste, oder nicht wissen wollte, oder nicht wollte, dass wir es wissen. Vielleicht muss der Streit um einen Stoff, der als „Pflanzenschutzmittel“ gilt, obwohl er Pflanzen zuverlässig vernichtet, zumindest die, die nicht gentechnisch dagegen geschützt sind oder sich selbst durch Resistenzbildung dagegen schützen, zwangsläufig absurde Züge entwickeln. Ist es nicht paradox? Da wurde seinerzeit unter der grünen Landwirtschaftsministerin Künast das Bundesinstitut für Risikobewertung errichtet, extra, um eine unabhängige Bewertung von Risiken für die Verbraucher vorzunehmen. Nun wird genau dieses Institut bei der Bewertung von Glyphosat durch die Grünen verdächtigt, nicht unabhängig gearbeitet zu haben. Die Munition für die Vorwürfe kam u.a. durch die Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation IARC, die Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend eingestuft hat. Einer der Frontmänner dabei, Christopher Portier, sieht sich jetzt Vorwürfen ausgesetzt, Interessenkonflikte nicht offengelegt zu haben, Glyphosatbefürworter stellen seine Unabhängigkeit infrage. Natürlich ist auch hier die Sachlage ziemlich unklar. So ziemlich alles ist im Glyphosat-Streit inzwischen unklar. Nicht einmal darüber besteht Einigkeit, ob das BfR kürzlich einen Auftritt vor dem Umweltausschuss des EU-Parlaments verweigert hat oder angeboten hat, zu kommen, falls nötig.

Ob sich die Tabakindustrie neidisch fragt, warum sie es nicht geschafft hat, die wissenschaftliche Evidenz zum Rauchen in so ein Desaster zu führen? Gut, das wäre ungleich schwerer gewesen, zu erdrückend war die Last der Studien gegen das Rauchen, nicht einmal beim Passivrauchen ging die Strategie „Doubt is our product“ gut. Und versucht hat sie es ja.

Eine neue Arabeske im Verwirrspiel um die Gesundheitsrisiken von Glyphosat ist ein Hinweis von Harald Walach, einem eigentlich versierten Methodiker, allerdings mit Neigung zu wissenschaftlichen Holzwegen, auf einen Artikel von Swanson et al, Genetically engineered crops, glyphosate and the deterioration of health in the United States of America. Der Artikel zeigt gleichläufige Trends bei der Glyphosatanwendung und der Entwicklung aller möglicher Krankheiten in den USA – von diversen Tumoren über Alzheimer, Diabetes bis hin zu Autismus. Walach ist, wie gesagt, ein versierter Methodiker. Natürlich weiß er, dass gleich verlaufende Kurven keine Ursächlichkeit belegen:

„Ein paar Worte der Vorsicht: Korrelationen sind keine Verursachung, das zeigt das klassische Beispiel vom gleichzeitigen Rückgang der Geburten und dem Anstieg der Verwendung von Kühlschränken in Schweden oder den USA. (…) Im Fall der Krankheiten und Glyphosat könnten in der Tat noch andere Variablen im Spiel sein, die wir nicht kennen oder an die wir nicht denken.“

Aber zu verführerisch ist es wohl, diesem unumgänglichen Hinweis, dass es sich um spurious correlations handeln könnte (und mit großer Wahrscheinlichkeit auch handelt, wie man hinzufügen sollte), doch ein „aber“ folgen zu lassen und der Geschichte des Verschwindens wissenschaftlicher Evidenz im Glyphosat-Sprühnebel noch eine kuriose Fußnote hinzufügen:

„Besonders einleuchtend scheint mir das Argument der Autoren, dass sie immerhin 22 Krankheiten untersucht haben und bei allen eine extrem hohe Korrelation gefunden haben. Außerdem benennen sie über die Blockade von CP450 und die Veränderung der Darmflora zwei plausible Mechanismen. Solche gibt es hier, nicht aber bei der Korrelation von Kühlschränken und Geburtenrückgang. Die Preisfrage bleibt also: wie giftig sind die Rückstände, mit denen wir Menschen am Ende der Nahrungskette in Kontakt kommen?“

Die Preisfrage bleibt. Damit auch die Aufgabenstellung für die Wissenschaft, Studien durchzuführen, die Aufgabenstellung für das BfR, eine unabhängige Bewertung der Studienlage vorzunehmen und die Aufgabenstellung für die Politik, sich auf der Basis der vorhandenen Evidenz, soweit sie noch sichtbar ist, und in Abwägung der gesellschaftlichen Interessen eine Meinung zu bilden, zu entscheiden und die gesellschaftlichen Akteure dabei mitzunehmen. Wilde Spekulationen leisten dazu keinen Beitrag. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, diese auffällige Korrelation zwischen der Glyphosatanwendung und der Verbreitung von Handys, das kann doch kein Zufall sein …

Kommentare (25)

  1. #1 Robert
    23. Oktober 2017

    Joseph Kuhn,
    ….Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, diese auffällige Korrelation zwischen der Glyphosatanwendung und der Verbreitung von Handys, das kann doch kein Zufall sein …

    War das jetzt Galgenhumor?
    Bei mir im Garten fressen die Vögel die dreifache Menge an Vogelfutter wie in den vergangenen Jahren. (ernsthaft)
    Wenn ich durch die Wiesen gehe, sehe ich kaum noch Insekten. Die Hummeln und Bienen scheinen ausgestorben. Heuhüpfer, Fehlanzeige.
    Was ist da los?

  2. #2 PP
    23. Oktober 2017

    Herr Walach will sagen, dass vieles möglich ist und daher bedacht werden sollte.

  3. #3 lilalo
    23. Oktober 2017

    Alles, was mir dazu einfällt (nach der Spiegel-Lektüre): es ist unglaublich und es macht mich unsagbar wütend und traurig zugleich, wie mit unserer Gesundheit und den kleineren BewohnerInnen unseres Planeten umgegangen wird im Interesse des kapitalistischen Prinzips. Ich bin mir bewusst, dass Wut und Trauer in einem Scienceblog eher nicht das relevante Argumentationsmuster sind, doch in der Psychologie sind es die grundlegenden Gefühle, die eine Bewältigung erst ermöglichen.
    @ Robert: Die gleichen beobachtungen habe ich bei mir im Garten gemacht, der seit 20 Jahren kein Gift gesehen hat, wo Totholzbereiche sind und der insgesamt “verwildert” ist

  4. #4 Joseph Kuhn
    24. Oktober 2017

    Update:

    1. Spiegel online hat vorhin einen Beitrag unter dem Titel “Vergiftete Debatte” veröffentlicht, auch da wird die Vernebelung der Evidenz beklagt.

    2. Verschiedene Medien haben heute gemeldet, dass die EU-Kommission das Mittel nicht mehr zehn, sondern nur noch fünf bis sieben Jahre in Europa auf dem Markt lassen will. Morgen soll der zuständige Ausschuss darüber beraten.

  5. #5 Thomas
    24. Oktober 2017

    cohot studies sind am besten geeignet um Risikofaktoren zu finden. Die Agricultural Health Study des National Cancer Instituts ist wohl die groesste dieser cohort studies und die findet fuer Glyphosat nichts.

    https://aghealth.nih.gov/

    Eine Veraenderung der Darmflora durch Glyphosat in der Nahrung ist nicht plausibel und auch durch keine mir bekannten Studien belegt.

    Zuletzt ein kleiner Link:

    https://www.tylervigen.com/spurious-correlations

  6. #6 lilalo
    24. Oktober 2017

    @Thomas #5

    Eine Veraenderung der Darmflora durch Glyphosat in der Nahrung ist nicht plausibel und auch durch keine mir bekannten Studien belegt.

    guckst du hier: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1075996413000188?via%3Dihub

  7. #9 Joseph Kuhn
    24. Oktober 2017

    @ thomas:

    “cohot studies sind am besten geeignet um Risikofaktoren zu finden.”

    Nicht wirklich. Kohortenstudien sind geeignet, um mutmaßlichen Risikofaktoren nachzugehen. Um in einem Bauchladen von möglichen Risikofaktoren nach ernsthaften Kandidaten zu suchen, sind Kohortenstudien nicht geeignet, weil man nicht beliebig viele Studienarme nebeneinander her laufen lassen kann.

    “Zuletzt ein kleiner Link”

    Der war auch schon oben im Blog. Vielleicht sollten Sie nicht immer so schnell aus der Hüfte schießen.

    “Zur Glaubwürdigkeit von Monika Krüger”

    Immerhin hatte sie eine Professur an der Uni Leipzig. Nicht dass das alleine Glaubwürdigkeit verbürgt, hier so wenig wie bei Herrn Greim. Aber es ist schon etwas kurios, dass Sie ihren Artikel – den ich nicht gelesen haben und fachlich vermutlich auch nicht beurteilen kann – als “no name Journal”-Artikel etikettieren und als Beleg für ihre angeblich mangelnde Glaubwürdigkeit Blogkommentare anführen. Wenn das, was sie im Artikel schreibt, falsch ist, erklären Sie es doch, idealerweise so, dass wir es alle verstehen.

    Bewertung des BfR:

    Das BfR schreibt: “Dem BfR liegen keine Studien vor, die einen adversen Einfluss von Glyphosat auf Bakterien des Magen-Darm-Traktes belegen.” Leider steht nicht dabei, ob sie den Artikel von Frau Krüger nicht kannten, nicht zur Kenntnis nahmen oder als nicht belegkräftig einstuften.

  8. #10 lilalo
    24. Oktober 2017

    @ Thomas
    No name Journal (Elsevier?, sorry!), alle Studien sind peer-reviewed
    Psiram ist keine wissenschaftliche Quelle
    Transgen: Leserbriefe
    https://kfolta.blogspot.de/2014/08/danish-pigs-accumulate-glyphosate.html ist keine wissenschaftliche Quelle und auch kein Qualitätsmedium
    Bfr: nun ja, mein vertrauen hierzu ist nach all den Vorkommnissen nicht so stark ausgeprägt, dass ich in der Stellungnahme nicht mehr als eine Meinung sehen würde, ein Teil des wissenschaftlichen Diskurses.

    • #11 Joseph Kuhn
      24. Oktober 2017

      @ lilalo:

      … nicht dass “peer-reviewed” eine Garantie für Qualität wäre und die Zeitschrift ein Spitzenjournal, aber sie hat immerhin einen Impaktfaktor von 2,278 – nicht umwerfend viel, aber auch nicht nichts.

  9. #12 thomas
    24. Oktober 2017

    #10lilalo
    Auch scienceblogs ist keine wissenschaftliche Quelle.

    Ich habe momentan nicht Zugang zu dem Journal, ich würde aber annehmen der operus modandi ist es mit unrealistischen Mengen an Glyphosat zu arbeiten im Effekte zu sehen.
    Kevin Folta ist Uni Prof. und er erklärt sehr schön die “Qualität” einer von Krügers Arbeiten.

    Eine weitere nichtwissenschaftliche Quelle die sehr schön deutlich macht wie Monika Krüger mit ihrem privaten Institut “Biocheck” arbeitet:

    https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/glyphosat-zu-viel-laerm-ums-stillen-1.2865749

  10. #13 lilalo
    24. Oktober 2017

    @Joseph Kuhn
    # 11

    nicht dass “peer-reviewed” eine Garantie für Qualität wäre

    stimmt, vor allem Wissenschaftler in Entwicklungsländern haben oft nicht die finanziellen Möglichkeiten, die das Procedere einer veröffentlichung in einem peer-review-Journal erfordert. Im wissenschaftlichen Diskurs ist aber das Merkmal “peer review” ein gewichtiges Argument, kann man gut finden oder nicht.

    • #14 Joseph Kuhn
      24. Oktober 2017

      @ lilalo:

      Nur kurz, damit wir nicht in eine OT-Diskussion abgleiten: Peer reviewed bedeutet nicht automatisch, dass die Publikation für die Autoren Geld kostet, und nicht peer reviewed bedeutet auch nicht automatisch Mistblatt, bevor hier bei manchen Lesern falsche Vorstellungen genährt werden.

      Um zurück zum Blogthema zu kommen: Walach wirbelt Staub auf, der die Sicht behindert, und zwar aus jeder Perspektive. Solche wilden Spekulationen beschädigen auch die seriöse Kritik an Glyphosat, und unbegründete Ängste schürt er außerdem.

  11. #15 anderer Michael
    25. Oktober 2017

    Thomas
    Du hast eine seltsame Wortwahl.Die Satzteile wirken so , als habe ein Computer vom Englischen ins Deutsche übersetzt .Mal sind die Umlaute korrekt , mal wie in anderen Sprachen Vokal + e.
    Was ist deine Motivation sich so für Monsanto zu engagieren?
    Vor allem, du hast doch Genetik studiert in Wien? Was hat das mit Glyphosat zu tun?

  12. #16 M. Hahn
    25. Oktober 2017

    Arabesken, in der Tat.
    “[…] könnten in der Tat noch andere Variablen im Spiel sein, die wir nicht kennen oder an die wir nicht denken. Vielleicht die ökonomische Gier, die das Wirtschaftssystem weckt, also ein psychologisch-spiritueller Faktor? Vielleicht die Tatsache, dass mit zunehmendem Verlust der Nahrung an Vitalstoffen immer mehr davon konsumiert wird, also ein ökologisch-diätetischer Faktor?”

    Ganz neuer Aspekt – die Menschheit wird immer dicker, weil sie immer mehr isst, weil immer weniger wie-hieß-das-gleich-nochmal-Vitalstoffe im Essen drin sind.
    Aha.

  13. #17 Joseph Kuhn
    27. Oktober 2017

    Update

    1. Ziemlich OT:

    Bayer-Chef Werner Baumann sieht die Glyphosatdebatte als “tragische Situation”. Das muss man wohl vor dem Hintergrund des beabsichtigten Deals zwischen Bayer und BASF in der Pflanzenschutzsparte sehen*. Andere “tragische Situationen” hat er vermutlich nicht mehr so präsent, wenn er – so die WELT – sagt, “Bayer werde jedenfalls nur sichere Produkte in die Hände von Landwirten und Verbrauchern geben”. Ob er den Lipobay-Skandal vergessen hat, oder die Sache mit den nicht mehr ganz zeitgemäßen Blutermedikamenten, oder …

    * Nachtrag, 27.10.2017: und natürlich vor allem der geplanten Übernahme von Monsanto durch Bayer, nicht zu vergessen.

    2. Weniger OT:

    Ein Heilpraktikerverband meldet: “Fast jeder zweite Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs! Aber von Glyphosat geht keine Gefahr aus? Wie fragen uns, wie blind sollen wir sein – und was wird uns noch von offizieller Stelle vorgegaukelt? Aus unserer Sicht nehmen Ausleitungstherapien einen immensen Stellenwert in der naturheilkundlichen Praxis ein.”

    Erst unbegründet Angst machen und dann mit dem Geschäft kommen – schwer, da keine böse Worte zu verlieren.

  14. #18 HansB
    München
    27. Oktober 2017

    @17.1
    Da hilft vielleicht etwas tägliche Wirtschaftsinformation, das erklärt ab und zu auch pseudowissenschaftliche Hypes (kann man meiner Meinung nach auch als Populismen bezeichnen) wie die derzeitige Anti-Glyphosat Propaganda diverser Parteien und “engagierten (im doppelten Wortsinn) Wissenschaftler ” wie Prof. Portier oder Seralini.

    Der Anteil an der weltweiten Glyphosatproduktion von Monsanto liegt nur noch bei etwa12%, da das Patent schon längst ausgelaufen ist. Die Ergebissituation ist dementsprechend schlecht, normalerweise nimmt man dann so ein Produkt aus dem Lieferspektrum.
    Bayer hat schon lange ein Ersatzprodukt Glufosinat mit laufender EU Zulassung und bestehendem Patentschutz, das deutlich teurer verkauft wird. Die überwiegende Verwendung besteht im Zwischeneinsatz um Resistenzen vorzubeugen (einige Jahre Glyphosat, danach ein bis zwei Jahre Glufosinat usw.) .
    Bayer verkauft die komplette Sparte mit beiden Produkten jetzt an BASF .

    Zur Jahreswende wurde von der EU 2.4D(ichlorphenoxyessigsäure) zugelassen bis 2030, ganz ohne Diskussion und vernehmbaren Pressekampagnen von den typischen Spendenfirmen wie Campact, Grüne etc.. Dabei wäre dieser Wirkstoff deutlich diskussionswürdiger als Glyphosat. Aus wikipedia: ” In den USA wurden 2011 etwa 14.000 Tonnen ausgebracht. Es ist damit nach Glyphosat und Atrazin(in der EU vreboten) dort das am dritthäufigsten verwendete Herbizid”.
    Daneben gibt es noch den Wirkstoff Dicamba.

    Ein Verbot oder ein Auslaufen in Deutschland von Gly. würde also im wesentlichen eine Win-Win Situation von Grünen, Camapact, Greenpeace etc. auf der einen Seite mit einem erhöhten Spendenaufkommen bzw. Wahlergebnisfinanzierung und auf der anderen Seite ein verbessertes wirtschaftliches Ergebnis der Herbizidhersteller auch durch die Auslistung eines Produkts mit zwar immer noch optimalen Umweltverträglichkeitsprofil (keine bekannten schädlichen Nebenwirkungen im Gegensatz zu div. Öko-Herbiziden) aber schlechter Ertragssituation.

    Und auch bei herbizideresistenten Pflanzen (zumindest bei den cash crops wie Mais, Soja etc.) ist man inwischen deutlich weiter. Es gibt die sogenannten stacked genes die gegen mehrere dieser Herbizide schützen und damit deutliche Vorteile beim Schutz gegen die Bildung von Resistenzen bilden. und die meisten dieser Pflanzen haben sang- und klanglos eine Zulassung für die EU erhalten.

    Unter diesen Randbedingungen kann man die Diskussion hier, aber noch mehr der verbiesterte Einsatz diverser Journalisten und Politiker mit sehr persönlichen Meinungen und persönlichen Fakten in den öffentlichen Medien deutlich entspannter sehen.

    PS.:Falls sie sich jetzt über diesen Beitrag jemand aufregen sollte: Ich “durfte” noch in meiner Jugend nach der Schule und in den Ferien mechanisch mit der Hacke Unkraut beseitigen (gibt eine gesunde Farbe und ebensolchen Körperbau). Desgleichen die vielen Flüchtlinge damals nach dem Krieg, die für ausreichendes Essen diese Tätigkeiten auch klaglos ausführten. Inzwischen haben wir die erste Generation in Europa , die Hunger nie wirklich kennengelernt hat und weiss dass die Nahrung ohne Unterbrechung aus dem Supermarkt und bei Bedarf aus der dritten Welt kommt.
    Wenn die Hobby-Agrarpolitiker selbst auf die Äcker gehen würden, um Unkaut zu hacken oder dazu gar die aktuellen Flüchtlinge oder Arbeitslosen motivieren würden, dann höre ich mir gerne deren Vorschläge über eine alternative Landwirtschaft an, die nicht nur 4% Öko orientierte Bevölkerung versorgt..

  15. #19 Thomas
    27. Oktober 2017

    #15
    In erster Linie engagiere ich mich für die Wissenschaft. Es geht nicht dass die öffentliche Diskussion um Gentechnik ausschließlcih in der Hand von Aktivisten ist.
    Es geht nicht dass Kollegen vom BfR Morddrohungen erhalten, dass die EFSA eine Briefbombe bekommt, dass Universitätsforscher die sich für Gentechnik einsetzen bedroht werden, dass in Europa die Pflanzengentechnik praktisch gestorben ist weil Spendenkeiler und Esoteriker in der Oeffentlichkeit und den Medien mehr Aufmerksamkeit bekommen als Wissenschafter.
    Mein Schriftbild ergibt sich aus den Tastaturen die ich habe, keine haben Umlaute, manchmal verwende ich die Tastenkombination alt+U für Umlauete manchmal nicht.

  16. #20 Joseph Kuhn
    28. Oktober 2017

    @ thomas:

    “Es geht nicht dass Kollegen vom BfR Morddrohungen erhalten, dass die EFSA eine Briefbombe bekommt, …”

    Da besteht unter der Leserschaft hier sicher breiter Konsens. Ebenso, dass man keine Greenpeace-Schiffe versenken soll.

    Strittig war, inwieweit hinsichtlich der wissenschaftlichen Evidenz in Sachen Glyphosat tatsächlich Fragen offen sind, inwieweit an sich bestehende Evidenz vernebelt wird, wer durch welche Interessenkonflikte belastet ist oder wem das nur taktisch unterstellt wird und ganz konkret hier in diesem Beitrag, ob man nach dem bekannten Motto der Esoterik “Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde …” einfach passende Korrelationen heraussuchen und damit die Leute verunsichern darf.

  17. #21 Thomas
    3. November 2017

    #6 lilalo
    Ein neuerer Artikel zur Darmflora und Glyphosat:

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29096310

    Ich will den Artikel nicht beurteilen, es scheint aber wieder einmal so zu sein dass die Meinung von Frau Krüger eine isolierte Einzelmeinung ist.

    Ich kopier mal den Abstrakt:

    Recently, concerns have been raised that residues of glyphosate-based herbicides may interfere with the homeostasis of the intestinal bacterial community and thereby affect the health of humans or animals. The biochemical pathway for aromatic amino acid synthesis (Shikimate pathway), which is specifically inhibited by glyphosate, is shared by plants and numerous bacterial species. Several in vitro studies have shown that various groups of intestinal bacteria may be differently affected by glyphosate. Here, we present results from an animal exposure trial combining deep 16S rRNA gene sequencing of the bacterial community with liquid chromatography mass spectrometry (LC-MS) based metabolic profiling of aromatic amino acids and their downstream metabolites. We found that glyphosate as well as the commercial formulation Glyfonova®450 PLUS administered at up to fifty times the established European Acceptable Daily Intake (ADI = 0.5 mg/kg body weight) had very limited effects on bacterial community composition in Sprague Dawley rats during a two-week exposure trial. The effect of glyphosate on prototrophic bacterial growth was highly dependent on the availability of aromatic amino acids, suggesting that the observed limited effect on bacterial composition was due to the presence of sufficient amounts of aromatic amino acids in the intestinal environment. A strong correlation was observed between intestinal concentrations of glyphosate and intestinal pH, which may partly be explained by an observed reduction in acetic acid produced by the gut bacteria. We conclude that sufficient intestinal levels of aromatic amino acids provided by the diet alleviates the need for bacterial synthesis of aromatic amino acids and thus prevents an antimicrobial effect of glyphosate in vivo. It is however possible that the situation is different in cases of human malnutrition or in production animals.

    Damit verabschiede ich mich von ScienceBlogs.

  18. […] Vor ein paar Wochen hat Harald Walach, früher Professor an der Viadrina in Frankfurt/Oder, einen Artikel positiv kommentiert, der Glyphosat als Erklärung für die Entwicklung vieler Erkrankungen anbietet, weil der Trend bei der Glyphosatanwendung mit […]

  19. #23 Peter
    2. Dezember 2017

    Herr Kuhn, Sie fragen in Ihrem Artikel “Ob sich die Tabakindustrie neidisch fragt, warum sie es nicht geschafft hat, die wissenschaftliche Evidenz zum Rauchen in so ein Desaster zu führen?”. Könnte es nicht vielleicht daran liegen, dass es für eine Schädigung durch Rauchen tatsächlich Evidenz gab, während diese für eine Schädigung durch Glyphosat weitgehend fehlt? Gäbe es eine echte Evidenz, wäre die doch in den vielen Hundert Studien zu Glyphosat aufgetaucht, denke ich mir. Statt dessen haben wir einige wenige Studien, die Effekte gefunden haben, die überwiegende Mehrheit dagegen hat nichts gefunden. Gehen wir von einer Fehlerwahrscheinlichkeit von 5% aus, würde ich erwarten, dass in annähernd 5% der Studien Effekte auftreten müssten, auch – und gerade dann – wenn es insgesamt eigentlich keinen Effekt gibt. Meine Frage: Kann es nicht sein, dass diese unklare Lage einfach darauf beruht, dass es keinen Effekt gibt, und dass die beobachteten Effekte schlicht den unvermeidlichen statistischen Fehler reproduzieren? Deutet nicht die Widersprüchlichkeit und Mannigfaltigkeit von selten beobachteten Effekten ebenfalls auf den statistischen Fehler?

  20. #24 Joseph Kuhn
    2. Dezember 2017

    @ Peter:

    “Könnte es nicht vielleicht daran liegen, dass es für eine Schädigung durch Rauchen tatsächlich Evidenz gab”

    Siehe Blogbeitrag, zweiter Absatz, zweiter Satz.

    “Gäbe es eine echte Evidenz, wäre die doch in den vielen Hundert Studien zu Glyphosat aufgetaucht”

    Ja, aber jetzt denken Sie Ihren Gedanken einmal eine Ecke weiter: Es gibt also eine Studienlage, die zwar erkennbar von Monsanto & Co. verseucht ist, aber offensichtlich trotzdem hinreichend Evidenz dafür liefert, dass Glyphosat bei bestimmungsgemäßem Gebrauch für die menschliche Gesundheit wohl keine allzu großen Schäden verursacht (dass es nicht nur um Glyphosat an sich geht, sondern um die Produkte mit allen Zusatzstoffen und nicht nur um die Gesundheit, sondern auch um Artenvielfalt etc., das lassen wir jetzt mal alles weg). Damit besteht eine Situation, die spiegelbildlich zum Rauchen ist: Dort viel Evidenz für erhebliche Schäden, hier viel Evidenz für eher keine erhebliche Schäden. In beiden Fällen waren starke Interessengruppen aktiv. Aber das Vertrauen in die Wissenschaft kam im zweiten Fall viel mehr unter die Räder.

  21. […] schreibt er weiterhin seltsame Kommentare vom wissenschaftlichen Holzweg aus, zum Beispiel über Glyphosat oder über geheimnisvolle Zusammenhänge zwischen PISA-Ergebnissen und […]