Das hätte übrigens durchaus Potential: „Die Naturheiltherapie zielt (…) darauf ab, durch die Beseitigung der Bedingungen, die eine Krankheit hervorrufen, unterhalten und fördern, (…) die Gesundheit wiederherzustellen.“ Wenn es um krankmachende Arbeitsbedingungen geht, um soziale Ungleichheit, das Tabakwerbeverbot oder weniger Feinstaub durch Holzöfen und Dieselautos – wo sind da all die Heilpraktiker?
Das Berufsbild geht in diesem Stil weiter, es folgt z.B. eine geradezu demokratische Sendung des Heilpraktikers: er erfülle „auch eine gesellschaftliche Aufgabe: Er verhindert in den ihm eigenen Bereichen gesundheitlicher Versorgung eine unserer demokratisch pluralistischen Gesellschaft unangemessene Monopolstellung der institutionalisierten Medizin und bildet praktisch eine Regulativfunktion, in dem durch sein Wirken nicht nur die Therapiefreiheit sinnvoll gewahrt wird, sondern auch die Wahlfreiheit des Bürgers nach einem von ihm persönlich bevorzugten Therapeuten.“
… und einem galligen Beigeschmack
Ich will es damit hier bewenden lassen, wer will, kann ja selbst weiterlesen. Nur einen Punkt will ich noch kurz ansprechen: Das „Berufsbild“ bekennt sich doch tatsächlich zur antiken Säftelehre: „In unserem Kulturkreis fußt die Heilkunde, auf die sich der Heilpraktiker bis heute beruft, auf den Säftelehren des griechischen Altertums, die sich im wesentlichen über das Mittelalter bis in die Humoralpathologie der Neuzeit erhalten haben.“ Einer der wichtigsten Vertreter der Säftelehre, Galen (130-200 n. Chr.) sah Krankheiten als Ungleichgewicht von vier Säften: Blut, Gelbgalle, Schwarzgalle und Weißschleim. Ich will Galen nicht kritisieren, er konnte es nicht besser wissen. Aber dass man heute noch so was offen als Grundlage des eigenen heilkundlichen Denkens akzeptiert – da geht mir dann doch die Galle über.
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