Diese Woche stand die Kommmitmensch-Kampagne im Mittelpunkt des Dresdner Forums Prävention, einer zentralen Veranstaltung der Dachorganisation der Unfallversicherung DGUV für die Aufsichtspersonen. Wie in der Unfallversicherung inzwischen über „Kultur“ und die weichen Faktoren des Arbeitsschutzes jenseits von Vorschriften und Grenzwerten gesprochen wird, macht Mut. Die Unfallversicherung ist auf dem Weg in die Zukunft. Bei dem Thema hat sie bestimmt noch eine ordentliche Wegstrecke vor sich, aber immerhin, auch ein Weg von tausend Meilen beginnt bekanntlich mit den ersten Schritten. Insofern: Möge die Kampagne einen langen Atem haben.
Es geht ums Ganze
Allerdings ist nicht nur ein Wandel der Kultur in den Betrieben nötig. Es gibt, wie Adorno einst formulierte, kein richtiges Leben im Falschen und es braucht auch einen Wandel in der Gesellschaft insgesamt. Die Wirtschaft ist für die Menschen da und nicht umgekehrt. Eine Gesellschaft, die Leistung und Erfolg vergöttert, die prekäre Beschäftigung als Wettbewerbsvorteil pflegt und kein Geld für chronisch Kranke und Pflegebedürftige aufbringen will, ist keine gesunde Gesellschaft und auch keine menschliche Gesellschaft. Das Grundgesetz beginnt mit der Unantastbarkeit der Würde des Menschen, nicht des Gewinns.
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Eine Leseempfehlung zur dunklen Seite der Arbeitskultur, leider nur noch antiquarisch zu bekommen: Czock, H., Göbel, E., Guthke, B. (Hrsg.): Arbeit ist das halbe Leben. Lesebuch zur Arbeitskultur. Berliner Gesundheitsladen 1995.
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