Gestern wurden erste Daten aus der neuen KiGGS-Erhebung vorgestellt. KiGGS ist der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts. Die erste Erhebungswelle gab es vor etwa 15 Jahren, jetzt liegen Daten aus drei Wellen vor. Da das RKI auch seine früheren Probanden wieder befragt, liegen für diese Teilstichprobe auch Längsschnittdaten vor. Das sind sehr interessante Daten, weil damit gesundheitliche Veränderungen im Altersverlauf viel besser untersucht werden können als durch sog. Querschnittsuntersuchungen an unterschiedlichen Altersgruppen. Die ersten Ergebnisse können in der aktuellen Ausgabe des Journals of Health Monitoring 1/2018 in übersichtlicher und gut verständlicher Form nachgelesen werden.

Ich will hier nur auf zwei ganz zentrale Befunde hinweisen: Zum einen haben sich viele negative Trends der Vergangenheit nicht fortgesetzt: Was wir beispielsweise bei den Kindern im Einschulungsalter schon länger sahen – dass die Adipositasraten nicht mehr steigen – ist jetzt auch für die anderen Altersgruppen im Kindes- und Jugendalter erkennbar. Auch bei den Allergien gibt es keinen Anstieg, ebenso bei den psychischen Auffälligkeiten, der Konsum zuckerhaltiger Getränke ging deutlich zurück, die Jugendlichen rauchen weniger und es rauchen auch deutlich weniger Mütter während der Schwangerschaft. Etwas gemischte Ergebnisse gibt es beim Bewegungsverhalten, Bewegungsmangel scheint weiter zuzunehmen. Insgesamt aber eine recht gute Bilanz.

Zum anderen sind aber praktisch alle gesundheitlichen Probleme nach wie vor recht unterschiedlich nach sozialer Lage verteilt: je schlechter die soziale Lage, desto mehr gesundheitliche Probleme. Das ist bei Kindern und Jugendlichen besonders bedrückend, sie haben ja keinerlei Anteil daran, in welche Soziallage sie hineingeboren werden.

Vor diesem Hintergrund darf man doppelt irritiert sein von dem leichtfertigen Gerede des neuen Gesundheitsministers Spahn, Hartz IV bedeute nicht Armut und wer Hartz IV beziehe, habe alles, was er zum Leben brauche. So einfach kann man es sich mit dem Thema vermutlich nur machen, wenn man in einer Latte Macchiato-Blase anzugtragender Yuppies lebt.

Nächste Woche findet in Berlin wieder der Kongress Armut und Gesundheit statt, zum 23. mal. „Gemeinsam.Gerecht.Gesund“ lautet das Kongressmotto. Ein Grußwort des Gesundheitsministers ist zwar nicht eingeplant, aber ich bin sicher, seine über die Lebenswirklichkeit der Hartz IV-Empfänger hinwegredenden Sätze werden auf diesem Kongress nicht nur einmal zitiert werden. Da Probleme nicht verschwinden, wenn man die Augen verschließt, sondern schlimmstenfalls als AfD (Alptraum für Deutschland) wiederkehren, wird auch Herr Spahn hoffentlich bei dem Thema noch mehr Engagement entwickeln. Die sozial bedingten Unterschiede der Gesundheit im Kindesalter, die in der KiGGS-Studie einmal mehr aufgezeigt wurden, sollte er auch als ganz persönliche Mahnung verstehen. Noch ist Deutschland nicht das Land, in dem alle gut und gerne leben. Dazu gehört doch etwas mehr als nicht zu verhungern.

Kommentare (99)

  1. #1 rolak
    16. März 2018

    So einfach

    So einfach war das nun auch wieder nicht: er unterwarf sich harten Selbstversuchen.

    btt: Es läßt den Kopf schütteln, wie banal & eindeutig die Ursache fürs uneinheitliche Bild beim Mitteln über alle ist und wie felsenfeststabil des üblicherweise ausgeblendet wird.

  2. #2 Blake
    16. März 2018

    XXXX

    [Edit: Kommentar gelöscht. Bitte beachten Sie die Netiquette. JK]

  3. #3 Blake
    16. März 2018

    XXXX

    [Edit: Kommentar gelöscht. Bitte beachten Sie die Netiquette. JK]

  4. #4 luftikus
    16. März 2018

    Jugendliche rauchen weniger, schön, aber es könnten noch viel weniger rauchen, wenn die Schulwege nicht mit Tabakwerbung tapeziert wären.

    Zitat Spiegel (3/2017):
    “Denn die Bundesrepublik ist der einzige Staat der gesamten EU, der noch Außenwerbung für Zigaretten erlaubt. Und womöglich werden die Tabakkonzerne noch viele Jahre lang Millionen Kindern und Jugendlichen die wunderbare Welt des Rauchens zeigen dürfen. Dank der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, allen voran ihrem Vorsitzenden Volker Kauder.”

    https://m.spiegel.de/wirtschaft/service/zigarettenlobby-volker-kauder-blockiert-gesetz-gegen-tabakwerbung-a-1137549.html

  5. #5 PDP10
    16. März 2018

    @Blake:

    Ich möchte Sie doch höflichst bitten folgendes zu beachten:

    Das Sie von Ihrem Scheißleben so frustriert sind, ist kein gesellschaftliches Problem sondern ganz allein Ihres.

  6. #6 LasurCyan
    16. März 2018

    Sofort in den Knast damit!

    Da kämen aber die Kosten für die Unterkunft (die herrschaftlich gut betreute). -ähhm- noch dazu, Blake.

  7. #7 RoWa
    16. März 2018

    “Jugendliche rauchen weniger, schön, aber es könnten noch viel weniger rauchen, wenn die Schulwege nicht mit Tabakwerbung tapeziert wären.”

    Ich wohne auf dem Land und die meisten Schüler kommen mit der Eisenbahn und gehen dann zu Fuß zur Gesamschule. Ich kann ihnen versichern auf dem Weg gibt es nicht einen Werbeplakat also auch keine Tabakwerbung. Trotzdem rauchen die Schüler insbesondere bei der Haltestalle vom Bahnhof bei der Gesamtschule.

    P.S. ich bin Nichtraucher, habe noch nie geraucht, vielleicht weil meine Eltern auch Nichtraucher waren und sie mir als ein Vorbild gedient haben?

    • #8 Joseph Kuhn
      16. März 2018

      @ RoWa:

      Warum jemand raucht oder nicht raucht, hat viele Gründe. Vorbilder spielen sicher eine Rolle, in der Familie, aber auch in der Werbung. Der Widerstand der Tabaklobby gegen ein durchgreifendes Werbeverbot dient nicht der Freiheit der Kunst.

    • #9 luftikus
      17. März 2018

      Dann schauen Sie sich in den Städten um. Studien haben längst gezeigt, dass vor allem junge Menschen durch Werbeplakate zum Rauchen animiert werden. 2015 gab die Tabakindustrie 90 Mio. Euro in D für Aussenwerbung aus. Die Plakate sprechen gezielt die rebellischen Teenies an mit vermeintlicher Steigerung der sexuellen Anziehungskraft.

      80 Prozent der Raucher geben an, bereits in der Jugend mit dem Zigarettenrauchen angefangen zu haben. 120000 Menschen sterben jährlich vorzeitig an den Folgen. Wir sind das europäische Schlusslicht im Kampf gegen den Zigarettenkonsum. Das ist peinlich und bitter für die Kinder, die zuerst als Fötus und später zu Hause und im Auto ungefragt mitrauchen müssen.

      https://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/tabak-werbung-verbot-100.html

  8. #10 mimbeldrohn
    16. März 2018

    Dies soll übrigens das Originalinterview von Jens Spahn sein: https://www.morgenpost.de/politik/article213680109/Hartz-IV-bedeutet-nicht-Armut.html

    Ein Auszug: “Frage: Reicht Hartz IV zum Leben?
    Antwort Jens Spahn: Die gesetzliche Grundsicherung wird mit ­großem Aufwand genau bemessen und regelmäßig angepasst. Hartz IV bedeutet nicht Armut, sondern ist die Antwort unserer Solidargemeinschaft auf Armut. Diese Grundsicherung ist aktive Armutsbekämpfung! Damit hat jeder das, was er zum Leben braucht. Mehr wäre immer besser. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass andere über ihre Steuern diese Leistungen bezahlen.”

    Was an diesem Satz leichtfertig sein soll, erschließt sich mir nicht.
    Ich weiß jetzt nur, daß ich Ihren Aussagen, Herr Kuhn, nicht mehr vertrauen kann.

    MfG

    Mimbeldrohn

  9. #11 Cornelia S. Gliem
    16. März 2018

    Ad 9: schön dass der völlständige text von spahns Antwort hier genannt wurde. Ich stimme zu dass er recht hat: man kann in Deutschland von harz4 leben ohne zu hungern. Die tafeln helfen NICHT dagegen zu hungern – sondern etwas Geld für essen zu sparen. Und es für anderes übrig zu haben. Aber als Politiker hätte er es besser wissen können – wie man sich unantastbarer ausrückt…
    Sie allerdings übertreiben Ihre Schlussfolgerung – wegen einer de-kontextualisierten zitierung dem blog Autor nicht mehr “vertrauen”?

  10. #12 PDP10
    17. März 2018

    Man kann es offenbar nicht oft genug sagen …

    Der Herr Spahn ist seit kurz nach Abschluss seiner Ausbildung seit 2002 Bundestagsabgeordneter (ist also nie dem, was @Blake als “ehrliche Arbeit” bezeichnen würde, nachgegangen) und bekommt seitdem eine Aufwandsentschädigung von wem?

    Exakt: Vom Steuerzahler.

    Nun gut. Das immerhin hat er mit Hartz IV Empfängern gemeinsam die auch ihr Existenzminimum aus Steuermitteln finanziert bekommen. Möglicherweise glaubt er deshalb zur Lebenssituation der selben irgendeine Expertise zu haben …

  11. #13 Joseph Kuhn
    17. März 2018

    @ Mimbeldrohn:

    “Ich weiß jetzt nur, daß ich Ihren Aussagen, Herr Kuhn, nicht mehr vertrauen kann.”

    Was lesen Sie denn aus dem Wortlaut Spahns anderes heraus als ich und welchen meiner Aussagen vertrauen Sie daher nicht mehr? Es wäre schön, wenn Sie das noch erklären würden.

    “Was an diesem Satz leichtfertig sein soll, erschließt sich mir nicht.”

    Leichtfertig ist an Spahns Satz, wie gedankenlos (oder war’s gar kaltschnäuzig?) er das bloße Überleben schönredet. Wenn er sagt “Damit hat jeder das, was er zum Leben braucht”, ist das zudem empirisch einfach falsch: Wer weniger als 60 % des Nettoäquivalenzeinkommens hat, lebt ca. 10 Jahre weniger als die, die mehr als 150 % des Nettoäquivalenzeinkommens haben. Sein Satz müsste also richtig lauten: “Damit hat jeder das, was er zu einem kürzeren Leben braucht.”

    Ganz davon abgesehen, dass er sicher nicht gemeint hat, damit würden Seinesgleichen alles haben, was sie zum Leben brauchen, die brauchen natürlich mehr. Oder haben Sie das Gefühl, mit Hartz IV hätten Sie alles, was Sie zum Leben brauchen?

  12. #14 PDP10
    17. März 2018

    “Damit hat jeder das, was er zum Leben braucht”, ist das zudem empirisch einfach falsch:

    Nun ja. Darüber ließe sich trefflich streiten. Wenn er mit “zum Leben” bloßes Existieren, nicht hungern, nicht obdachlos sein etc. meint, ist die Aussage korrekt.

    Die Frage ist allerdings erstens: Wollen wir das so? Ist das so sinnvoll und gerecht? Sind die 80 EUR mehr, die man nach realistischen Berechnungen den H IV Empfängern eigentlich zahlen müsste jetzt so unverschämt?

    Und zweitens verweise ich auf meine #11: Wollen wir uns sowas erklären lassen, von jemand, der seit 16 Jahren ca. 8 Tausend EUR Aufwandsentschädigung pro Monat vom Steuerzahler bekommt? (Und ja, ich weiß, das die Bundestagsabgeordneten sehr viel arbeiten etc. pp. Das Geld sei denen gegönnt und für manche Ämter ist das wahrscheinlich noch viel zu wenig …)

  13. #15 Oma Wetterwachs
    17. März 2018

    @PDP10 #13
    “… die 80 EUR mehr, die man nach realistischen Berechnungen den H IV Empfängern eigentlich zahlen müsste …”

    Welche ‘realistischen Berechnungen’ meinst Du (Quellen) ?
    *
    *
    *

    Am Rande: HIV-Empfänger sieht auch mit Leerstelle hinter dem H (H IV-Empfänger) irgendwie fies aus. Meine esoterische Schwester bastelte oder erchannelte eine herzhafte Verschwörungstheorie daraus, wenn sie denn hier mitläse, von wegen Magie der Zeichen und so.

  14. #16 PDP10
    17. März 2018

    @Oma Wetterwachs:

    Welche ‘realistischen Berechnungen’ meinst Du (Quellen) ?

    Diese Quelle hier zB:

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/tafel-streit-wieso-hartz-iv-tatsaechlich-zu-wenig-zum-leben-ist-a-1197012.html

    Am Rande: HIV-Empfänger sieht auch mit Leerstelle hinter dem H (H IV-Empfänger) irgendwie fies aus

    Ja, stimmt. Unachtsam von mir. Ich war bloß zu faul “Hartz-IV” oder “ALG-II Empfänger” (was die korrekte Bezeichnung wäre) zu schreiben.

  15. #17 Joseph Kuhn
    17. März 2018

    @ PDP10:

    “Wenn er mit “zum Leben” bloßes Existieren, nicht hungern, nicht obdachlos sein etc. meint, ist die Aussage korrekt.”

    Genau*. Dann sollte er es auch so sagen: “Damit hat jeder das, was er zum nackten Überleben braucht”. Das würde aber nicht so gut zu seiner These passen, dass es eigentlich gar keine Armut in Deutschland gibt. Diese These war übrigens vor dem ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung im Jahr 2001 gängige Redeweise unter vielen Politikern, obwohl Heiner Geißler schon Mitte der 1970er Jahre Armut im Wohlfahrtsstaat als “Neue Soziale Frage” thematisiert hatte.

    * Hartz IV schützt allerdings nicht unbedingt vor Obdachlosigkeit, die Obdachlosenzahlen steigen seit Jahren in allen Städten, aber das ist eine andere Geschichte.

    @ luftikus:

    “80 Prozent der Raucher geben an, bereits in der Jugend mit dem Zigarettenrauchen angefangen zu haben”

    So ist es. Auch dazu gibt es übrigens aktuelle Daten aus KiGGS: Die jungen Leute von heute haben fast alle vor dem 20. Lebensjahr angefangen.

  16. #18 hmann
    17. März 2018

    mimpeldrohn
    “Diese Grundsicherung ist aktive Armutsbekämpfung! ”

    Diese Aussage ist formal richtig, wir haben aber in der Zwischenzeit gelernt auch zwischen den Zeilen zu lesen.
    Und wenn Sie mal überlegen, wie es mit der Altersvorsorge von Hartz IV Empfängern aussieht, dann wird eben die Armut nicht bekämpft, sondern zementiert.

  17. #19 Weberknecht
    17. März 2018

    Wer weniger als 60 % des Nettoäquivalenzeinkommens hat, lebt ca. 10 Jahre weniger als die, die mehr als 150 % des Nettoäquivalenzeinkommens haben. Sein Satz müsste also richtig lauten: “Damit hat jeder das, was er zu einem kürzeren Leben braucht.”

    Ja, ich weiß was sie meinen, ich arbeite auch an den meisten Werktagen 8 Stunden am Tag mit der Anfahrt sind das knappe 10 Studen. Wenn ich das insgesamt 40 Arbeitsjahre aushalte, dann habe ich ca.10 Jahre meines Lebens verloren.

    • #20 Joseph Kuhn
      17. März 2018

      @ Weberknecht:

      Ich hoffe, Sie haben eine Arbeit, mit der Sie nicht Ihr ganzes Leben verschwenden. Ansonsten freue ich mich, dass Sie wissen, was ich meine, ich weiß aber nicht, was Sie meinen.

  18. #21 No comment
    17. März 2018

    Zunächst einmal kann ich aus eigener Erfahrung sagen dass Hartz-IV (ALG II) sehr wohl genügt um das Leben bestreiten zu können (Singlehaushalt; bei Familien und Lebenspartnern wird ein anderer Satz genommen, diesen kann ich nicht beurteilen).

    Sie sollten nicht vergessen das beim aktuellen Satz (414,- EUR + Kosten der Unterkunft, Übernahme der KV & SV sowie Beitragsbefreiung der GEZ) lediglich die Stromrechnung vom Empfänger selbst getragen werden muss.

    Für gewöhnlich bleiben hier gut 374,- EUR netto zum leben – das hat so mancher Arbeitnehmer nicht raus.

    Aber klar, wenn man auf einen neuen Fernseher abzielt oder raucht wie ein Schlot dann ist der Leistungssatz natürlich knapp.

    Aber ALG-II ist nunmal auch nur eine Grundsicherung und soll nicht dazu animieren es sich in diesem Zustand einzurichten.

    Darüber hinaus existieren übrigens recht großzügige Härtefallregelungen und ein weiteres Auffangnetz in Form von Suppenküchen und Co.

    Eine Sache noch Herr Kuhn:
    Es ist eine missinterpretierte Korellation zu glauben dass Menschen in ärmeren Verhältnissen ungesunder und ungebildeter sind weil sie in armen Verhältnissen leben – sie leben in armen Verhältnissen weil sie ungebildet sind (und damit einhergehend oft auch wenig auf die Gesundheit fokussiert).

    Der mit Abstand wichtigste Teil unserer Bildungsaffinität und Motivation wird uns durch das Elternhaus vermittelt – Schule und weiteres Soziales Mileu tragen hier nur einen Zwergenanteil bei.

    Ein Problem welches man auch in sozialistischen Staaten bis zu letzt (Kuba bis gegenwärtig) nie in den Griff bekommen hat, trotz weitaus größerer sozialer Homogenität.

  19. #22 duchemin
    17. März 2018

    @ No comment

    Ich sehe die Sache ähnlich. Und wenn man noch das anrechenfreie Einkommen von 100,- und Aufwandsentschädigungen aus Ehrenamt von 200,- berücksichtigt, langt es neben vernünftiger Behausung, Ernährung, Kleidung, sozialer Teilhabe usw. auch mal für Luxus wie eine Reise oder sowas.

  20. #23 No comment
    17. März 2018

    Nachtrag weil es mir gerade noch einfällt:

    Es gibt natürlich auch einen erheblichen Anteil langfristig Erkrankter unter den ALG-II-Beziehern. Diese fallen wegen der speziellen Sonderstellung natürlich aus der Betrachtung von Bildung und Sozialen Milieu heraus.

    Krankheit ist einer der häufigsten Gründe für den finanziellen Abstieg.

    In dieser Gruppe lässt sich nach meiner Bebobachtung auch tatsächlich eine gewisse Unterversorgung in der Grundsicherung ausmachen.

  21. #24 Joseph Kuhn
    17. März 2018

    @ No comment:

    “Es ist eine missinterpretierte Korellation zu glauben dass Menschen in ärmeren Verhältnissen ungesunder und ungebildeter sind weil sie in armen Verhältnissen leben”

    Dass geringe Bildung das Armutsrisiko erhöht, ist richtig. Dass Armut das Krankheitsrisiko nicht erhöht, ist dagegen falsch. So falsch und so sehr gegen die Beweislast tausender Studien, dass ich keine Lust habe, darüber zu diskutieren, so wenig wie darüber, ob die Erde vielleicht doch eine Scheibe ist.

    @ duchemin, @ no comment:

    “auch mal für Luxus”, “recht großzügige Härtefallregelungen”

    Falls Ihr Statement, duchemin, nicht ironisch gemeint war: Ich gehe einmal davon aus, dass Sie beide nicht zu den wirklich Reichen gehören. Mich verwundert immer wieder der Zynismus mancher Leute aus dem kleinbürgerlichen Milieu gegenüber denen, die auf der sozialen Leiter noch etwas weiter unten stehen, der Hass gegen die “Florida-Rolfs” und ihren angeblich “anstrengungslosen Wohlstand” (Westerwelle), bei gleichzeitig großzügiger Toleranz gegenüber denen, die ihre Millionen steuerhinterziehend auf irgendwelchen Karabikinseln verstecken.

    Aber wie dem auch sei: Ausgangspunkt des Blogs waren Befunde über sozial bedingte Unterschiede der Gesundheit bei Kindern. Sind Sie denn der Meinung, die Kinder aus sozial benachteiligten Familien sind selbst schuld, dass sie häufiger krank sind, weil sie ihre Bildung vernachlässig haben? Dass sie nicht zum “lucky sperm club” (Warren Buffett) gehören, werden Sie ihnen ja hoffentlich nicht vorwerfen.

    Passend zur Debatte: ‘Prolls, Assis und Schmarotzer’ – Warum unsere Gesellschaft die Armen verachtet.

  22. #25 Oma Wetterwachs
    17. März 2018

    No comment #21
    Na sauber! Du bist genau das, was zum Beispiel ein Spahn oder die anderen Genügsamkeit Prediger mit ihrer Sozialpolitik heranzüchten wollen: Ein widerstandsorganamputiertes Staatsbürgerlein, ein entsolidarisierter Genügsamkeitsfetischist. Du störst nicht nach oben, aber sicher macht es Dir Spaß, die, die mit Dir unten sind, zu beschämen.

  23. #26 duchemin
    17. März 2018

    @ JK

    Wenn Kinder aus sozial benachteiligten Familien öfter krank sind, sind sie freilich nicht selbst schuld, vielmehr liegts daran, dass die Eltern Pfeifen sind. Es gibt kein ALGII-Gesundheitswesen oder ALGII-Schulen oder sowas.

    Wo werden ALGII-beziehende Eltern daran gehindert, ihre Kinder in Sachen wie z.B. Gesundheit und Bildung vernünftig aufzuziehen? Sind Sie der Meinung, die bloße Bewilligung von mehr Geldern würde die Probleme lösen?

    • #27 Joseph Kuhn
      17. März 2018

      @ duchemin:

      “Sind Sie der Meinung, die bloße Bewilligung von mehr Geldern würde die Probleme lösen?”

      Nein, habe ich das irgendwo geschrieben? Ich habe geschrieben, dass Kinder und Jugendliche kränker sind, wenn sie aus sozial benachteiligten Familien kommen. Was man gegen das Armutsrisiko in bestimmten Lebenslagen (z.B. Mann lässt Frau mit Kindern sitzen oder was auch immer) tun sollte, was gegen die generationenübergreifende Verfestigung von Armut und was gegen die Folgen von Armut, z.B. das erhöhte Krankheitsrisiko, habe ich bisher nicht kommentiert. Etwas mehr Geld gehört sicher dazu, aber das reicht natürlich nicht. Deswegen reicht ja auch der Koalitionsvertrag nicht. Er geht die Spaltung der Gesellschaft nicht wirklich an. Ich hoffe, Spahns Äußerungen waren kein Wetterleuchten, die bislang eher hingenommene Spaltung der Gesellschaft künftig verstärkt zu rechtfertigen.

      “vielmehr liegts daran, dass die Eltern Pfeifen sind”

      Echt? Klar, wenn die alleinerziehende Mutter vernünftig abwägen würde, dass sie besser in ein gutes Viertel ziehen würde, mit viel Grün ums Haus, dass ihre Kinder aufs Gymnasium kommen, zusätzlich natürlich in die Musikschule und zum Ruderclub, und darauf achten würde, dass sich ihre Kinder in der Ganztagsschule oder wenn sie nachmittags allein zu Hause sind, ausgewogen ernähren, statt sich am Kiosk Pommes zu holen, wären die Kinder sicher gesünder.

  24. #28 Floh
    17. März 2018

    Für gewöhnlich bleiben hier gut 374,- EUR netto zum leben – das hat so mancher Arbeitnehmer nicht raus.

    Auch die meisten Studenten müssen mit weniger zurechtkommen, und ja es reicht zum leben.

    • #29 Joseph Kuhn
      17. März 2018

      @ Floh:

      “das hat so mancher Arbeitnehmer nicht raus”

      Mag sein, ich will Niedriglöhne bestimmt nicht verteidigen. Also rechtfertigen niedrige Löhne niedrige Hartz IV-Regelsätze? Oder deutet die Tatsache, dass manche Löhne demnach unter dem Existenzminimum (= Hartz IV) liegen, nicht auf etwas anderes hin?

      “Auch die meisten Studenten müssen mit weniger zurechtkommen”

      Ja, wenn die Mütter einfach nicht mit dem Geld umgehen können und ihre Kinder deswegen nicht so gesund sind, was soll man da machen?

      “und ja es reicht zum leben”

      Zum Überleben? Oder für ein Leben in Teilhabe an den Chancen dieser Gesellschaft, auch was die Gesundheit der Kinder angeht?

  25. #30 No comment
    17. März 2018

    Zitat Herr Kuhn:
    “Dass geringe Bildung das Armutsrisiko erhöht, ist richtig. Dass Armut das Krankheitsrisiko nicht erhöht, ist dagegen falsch. So falsch und so sehr gegen die Beweislast tausender Studien, dass ich keine Lust habe, darüber zu diskutieren, so wenig wie darüber, ob die Erde vielleicht doch eine Scheibe ist.”

    Das stimmt natürlich und war vielleicht auch etwas überstürzt formuliert von mir.
    Sie dürfen den entsprechenden Teilsatz gedanklich ersetzen durch “arme Menschen sind nicht nur deshalb ungesunde weil sie arm sind”.

    Das mit einer Wohnlage in Hauptverkehrsstraßennähe oder dünnerer Ärztedeckung eine reduzierte Lebenserwartung bzw. eingeschränkte Lebensqualität einhergeht steht außer Frage.

    Dennoch gilt (wenn auch nicht so stark wie beim Aspekt Bildung) nicht allein auf die soziale Schicht abzustellen, denn das verdeckt den Blick für weitere Einflussfaktoren.

    “Ich gehe einmal davon aus, dass Sie beide nicht zu den wirklich Reichen gehören. Mich verwundert immer wieder der Zynismus mancher Leute aus dem kleinbürgerlichen Milieu gegenüber denen, die auf der sozialen Leiter noch etwas weiter unten stehen, …”

    Wo bitte sehen sie Zynismus am Werk?
    Zumal ihnen nach meinem Eingangskommentar klar sein dürfte dass ich selbst einmal zu den ‘unten stehenden’ Leuten gehört habe.

    Das eine Grundsicherung (ich würde diesen Begriff an der Stelle ganz gerne nochmal unterstreichen wollen) nicht für große Sprünge, ja noch nicht mal für die Selbstverständlichkeiten der Mittelschicht reicht sollte eigentlich schon die Bezeichnung klar vermitteln.

    Freilich kann man darüber debattieren wie viel angemessen ist (wir reden immer noch nicht von Notwendigkeit, denn diese ist gedeckt) doch sollte auch selbstverständlich sein dass sich eine praktisch Gegenleistungslose, solidarische Unterstützung vom Einkommensniveu der Unterstützer differenzieren muss.

    Ich denke so viel Ökonomie sollte auch im diesbezüglich schwach gebildeten Deutschland verständlich sein.

    “… der Hass gegen die “Florida-Rolfs” und ihren angeblich “anstrengungslosen Wohlstand” (Westerwelle), bei gleichzeitig großzügiger Toleranz gegenüber denen, die ihre Millionen steuerhinterziehend auf irgendwelchen Karabikinseln verstecken.”

    Weder Hass auf die einen (wie kommen sie eigentlich auf so eine … mit verlaub … dämliche Unterstellung?) noch Toleranz für Steuerhinterzieher (selbe Frage) empfinde ich.

    Den ethisch-philosophisch-staatsrechtlichen Unterbau will ich aber jetzt nicht unbedingt aufmachen – das würde das Thema ein wenig sprengen.

    “Aber wie dem auch sei: Ausgangspunkt des Blogs waren Befunde über sozial bedingte Unterschiede der Gesundheit bei Kindern. Sind Sie denn der Meinung, die Kinder aus sozial benachteiligten Familien sind selbst schuld, dass sie häufiger krank sind, weil sie ihre Bildung vernachlässig haben?”

    Selbstverständlich nicht aber sie werden hier nur bedingt durch finanzielle Mittel ansetzen können, weil der Konsum von großen Mengen Zucker, der Hang zu sportlicher Betätigung und Rauchen ganz klar im familiären Umfeld geprägt wird (und stark Bikdungsassoziiert sind).

    Bei Allergien würde es mich überraschen wenn sich hier überhaupt eine soziale Gruppe finden lässt, die stärker als andere vertreten ist.

    Und auch psychische Erkrankungen werden bei Kindern und Jugendlichen kaum mit der finanziellen Situation der Eltern korrelieren (ich lasse mich aber gern eines besseren belehren).

    Es bleiben also Aspekte wie die Luft- oder Lärmbelastung. Dinge also die auch bei absoluter, gesellschaftlicher Homogenität nicht abnehmen würden (die Verteilung wäre entsprechend der Wohnverteilung zufällig) und sich durch andere Mittel weitaus besser eindämmen lassen als durch eine Erhöhung des Grundsicherungssatzes.

    Zitat Oma wetterwachs:
    “Na sauber! Du bist genau das, was zum Beispiel ein Spahn oder die anderen Genügsamkeit Prediger mit ihrer Sozialpolitik heranzüchten wollen: Ein widerstandsorganamputiertes Staatsbürgerlein, ein entsolidarisierter Genügsamkeitsfetischist.”

    Aha … und woher die Sicherheit ob meiner vermeintlichen Widerstandslosigkeit?

    Ich versuche meine Überzeugungen weit möglichst zu objektivieren und nicht auf den Affektheuristiken emotionaler Impulse zu begründen – das führt freilich dazu das ich immer wieder mit Rechten und Linken (die beiden Vertreter emotionalen Handlungsantriebs schlechthin) schwer über Kreuz liege und mir aufbrausendes Gewüte (Wut: auch eine Emotion) wie ihres entgegnet wird.

    Aber seinen sie unbesorgt ob meines anhaltenden Widerstands gegen die struktruell Autoritären, die Irrationalen, die Vereinfacher und Angstmacher, gegen Doppelmoral, Lüge und Dogmen … kurzum gegen Leute wie sie.

    “Du störst nicht nach oben, aber sicher macht es Dir Spaß, die, die mit Dir unten sind, zu beschämen.”

    Wäre mir neu.

  26. #31 No comment
    17. März 2018

    Der Übersicht wegen vielleicht doch nochmal seperat.

    Zitat Oma wetterwachs:
    “Na sauber! Du bist genau das, was zum Beispiel ein Spahn oder die anderen Genügsamkeit Prediger mit ihrer Sozialpolitik heranzüchten wollen: Ein widerstandsorganamputiertes Staatsbürgerlein, ein entsolidarisierter Genügsamkeitsfetischist.”

    Aha … und woher die Sicherheit ob meiner vermeintlichen Widerstandslosigkeit?

    Ich versuche meine Überzeugungen weit möglichst zu objektivieren und nicht auf den Affektheuristiken emotionaler Impulse zu begründen – das führt freilich dazu das ich immer wieder mit Rechten und Linken (die beiden Vertreter emotionalen Handlungsantriebs schlechthin) schwer über Kreuz liege und mir aufbrausendes Gewüte (Wut: auch eine Emotion) wie ihres entgegnet wird.

    Aber seinen sie unbesorgt ob meines anhaltenden Widerstands gegen die struktruell Autoritären, die Irrationalen, die Vereinfacher und Angstmacher, gegen Doppelmoral, Lüge und Dogmen … kurzum gegen Leute wie sie.

    “Du störst nicht nach oben, aber sicher macht es Dir Spaß, die, die mit Dir unten sind, zu beschämen.”

    Wäre mir neu.

  27. #32 Joseph Kuhn
    17. März 2018

    @ no comment:

    “Wo bitte sehen sie Zynismus am Werk?”

    Zum Beispiel in den latenten Unterstellungen, die Armen seien selbst an ihrer Armut schuld, faul (“praktisch Gegenleistungslose”) und würden sich gerne im Nichtstun einrichten, deswegen sei Hartz IV ausreichend, denn es “soll nicht dazu animieren es sich in diesem Zustand einzurichten” oder im Ausspielen der einen Armen (Hartz IV) gegen andere Arme (“374,- EUR netto zum leben – das hat so mancher Arbeitnehmer nicht raus”).

    “weil der Konsum von großen Mengen Zucker, der Hang zu sportlicher Betätigung und Rauchen ganz klar im familiären Umfeld geprägt wird (und stark Bikdungsassoziiert sind)”

    Bildung und soziale Lage sind zwei Seiten einer Medaille. Bei der Differenzierung in Sozialstatusgruppen ist Bildung in der Regel eines der Differenzierungsmerkmale.

    “Und auch psychische Erkrankungen werden bei Kindern und Jugendlichen kaum mit der finanziellen Situation der Eltern korrelieren”

    Doch, auch hier. Und nicht nur psychische Erkrankungen, sondern auch Entwicklungsstörungen im Vorschulalter.

    “Bei Allergien würde es mich überraschen wenn sich hier überhaupt eine soziale Gruppe finden lässt, die stärker als andere vertreten ist.”

    Dann seien Sie überrascht. Aber hier ist es ausnahmsweise die obere Sozialstatusgruppe, die stärker betroffen ist.

  28. #33 duchemin
    17. März 2018

    @ JK

    Was bitte hindert eine alleinerziehende Mutter daran, ihre Kinder ausgewogen zu ernähren und aufs Gymnasium und in Sportvereine zu schicken? Und warum bringen Sie das Beispiel alleinerziehende Mutter und nicht bildungsferne soziokulturell unterentwickelte Menschen?

    Ich nehme an, Sie haben niemals in “sozial benachteiligten Familien” (ich mag diese Formulierung nicht) gelebt. Sie würden staunen, was so alles selbst mit relativ wenig Geld zu bewerkstelligen ist. Ausgewogene Ernährung, Bildung und Teilhabe sind problemlos machbar. Wenn Sie das verneinen, ist das ein Schlag ins Gesicht der Menschen, denen das gelingt.

    • #34 Joseph Kuhn
      17. März 2018

      @ duchemin:

      “Was bitte hindert eine alleinerziehende Mutter daran, ihre Kinder ausgewogen zu ernähren und aufs Gymnasium und in Sportvereine zu schicken?”

      Fragen Sie sie doch einfach, oder schauen Sie eine der vielen Interviews mit Alleinerziehenden online oder im Fernsehen.

      “Ausgewogene Ernährung, Bildung und Teilhabe sind problemlos machbar. Wenn Sie das verneinen, ist das ein Schlag ins Gesicht der Menschen, denen das gelingt.”

      Dass das “problemlos” machbar ist, verneine ich in der Tat. Das zeigen schlicht alle (!) Studien. Dass es einigen sozial Benachteiligten unter bestimmten Umständen gelingt, bestreite ich nicht und vor allem geringschätze ich diese Leistung nicht. Warum es “ein Schlag ins Gesicht der Menschen” sein soll, wenn ich darauf hinweise, dass es vielen nicht gelingt, verstehe ich nicht.

      “Und warum bringen Sie das Beispiel alleinerziehende Mutter und nicht bildungsferne soziokulturell unterentwickelte Menschen?”

      Weil die Alleinerziehenden eine große Gruppe unter den Menschen mit geringem Einkommen stellen. Aber soll ich jetzt auch noch sozial Benachteiligte gegeneinander ausspielen? Wie wäre es noch mit der Aldi-Verkäuferin, die nach vielen Jahren Arbeit eine Minirente auf Armutsniveau hat? Oder vielleicht mit dem prekär Beschäftigten, der keine gute Schule besucht hat, weil er aus einer Hartz IV-Familie in einer Gegend mit vielen Arbeitslosen kommt? Armut hat viele Gesichter. Die gesundheitlichen Folgen für die Kinder sind ziemlich gleich: sie sind nicht so gesund wie Kinder aus besseren Verhältnissen.

      “Ich nehme an, Sie haben niemals in “sozial benachteiligten Familien” (…) gelebt. Sie würden staunen …”

      Meine Eltern waren sog. “einfache Leute”, ich konnte in den Zeiten der sozialliberalen Bildungsreform einen guten Bildungsabschluss machen und verdiene selbst vergleichsweise gut. Witzig, dass Sie mir jetzt im Grunde den gleichen Vorwurf machen, den man Herrn Spahn macht: ich könne mir nicht vorstellen, wie arme Leute leben. Und Sie haben damit sogar recht, so richtig vorstellen kann ich es mir nicht. Aber ich erkläre den Leuten auch nicht, dass sie alles haben, was sie zum Leben brauchen. Mein Thema war die sozial ungleiche Verteilung von Gesundheitschancen bei Kindern, die Daten sind verlinkt, ein Argument dagegen habe ich bisher nicht gehört und mir ist immer weniger klar, gegen was Sie eigentlich anreden.

  29. #35 lindita
    17. März 2018

    Wenn man Studenten zum Vergleich zieht, die deutlich mit weniger als Hartz IV Empfänger sich durchschlagen müssen, dann sagen die Gleichen, dass es den Studenten zumutbarer ist, da sie Perspektiven haben.

    Seit wann ist Hartz IV ein ausgewählter Lebensstil auf Dauer? Es ist eine soziale Hilfe, eine Pufferzone, um sich Pespektiven zu schaffen.

    Wenn zwei Menschen 1200 oder 1500 oder 2000 Euro bedingungslos zur Verfügung haben, der Eine hat Ideen, Pläne, Pespektiven.., der Andere hat nur die 2000Euro, wer wird länger leben? Wessen Verantwortung wird es sein? Soll der Staat auch noch jemanden bezahlen, der den Haushalt schmeisst, aufpasst wie der eine sich ernährt, mit der Peitsche zum Zahnarzt/Sport etc antreibt, mit der eisernen Hand vom Rauchen/Trinken/Fast Food abhält?

    Hätten alle eine bedingungslose Grundauszahlung, währen die individuellen Fähigkeiten oder Unfähigkeiten noch offensichtlicher. Und ich bin echt dafür, dass diese finanzielle Mäglichkeit eingeführt wird, dann kann man endlich über wirksamere Lösungen nachdenken, die das Leben der “Armen” verlängern. Und dann noch die philosophische Frage: Leben um jeden Preis verlängern? Auch wenn es heisst volle Kontrolle des eigenen Handelns/Entscheidungen durch andere, durch den Staat?

  30. #36 No comment
    17. März 2018

    Zitat Herr Kuhn:
    “Zum Beispiel in den latenten Unterstellungen, die Armen seien selbst an ihrer Armut schuld, faul (“praktisch Gegenleistungslose”) … ”
    Selbstverständlich ist Armut ein Ausfluss von niedriger Bildung (Krankheit o.ä., wie oben schon erwähnt, ausgenommen).

    Freilich gibt es zwar auch volkswirtschaftliche Faktoren die den Wohlstand eines Landes insgesamt beeinflussen, doch wird es selbst in der größten Krise eine seperation nach Bildungsstand geben.

    Von Faulheit habe ich übrigens nie gesprochen, hier ist ihnen ein sozialdemokratischer Empörungsimpuls entwichen.
    “Praktisch gegenkeistungslos” bezieht sich darauf dass es außer einer Mitwirkungspflicht keine Gegenforderung für die Grundsicherungsleistungen gibt – es muss also kein ALG-II-Empfänger Müll einsammeln oder sich dem Militär zur Verfügung stellen oder ähnliches.

    ” … und würden sich gerne im Nichtstun einrichten, deswegen sei Hartz IV ausreichend, denn es “soll nicht dazu animieren es sich in diesem Zustand einzurichten” … ”

    Ähnliches hier. Ihre Formulierung unterstellt Faulheit, das habe ich nie getan.

    Dass ein arbeitsfreies Einkommen nahe an Arbeitseinkommen zur Arbeitsaufgabe führt ist ein völlig rationales Verhalten und wird immer wieder beobachtet.

    ” … oder im Ausspielen der einen Armen (Hartz IV) gegen andere Arme (“374,- EUR netto zum leben – das hat so mancher Arbeitnehmer nicht raus”).”

    Wieder der alte, sozialdemokratische Affekt. Ich versuche hier niemanden gegeneinander auszuspielen sondern nochmal:
    Es ist ökonomisch unerlässlich dass sich arbeitsfreie Einkommen von Einkommen die durch Arbeit erzielt werden unterscheiden – und zwar negativ.

    “Bildung und soziale Lage sind zwei Seiten einer Medaille. Bei der Differenzierung in Sozialstatusgruppen ist Bildung in der Regel eines der Differenzierungsmerkmale.”

    Das widerspricht in keiner Weise dem was ich geschrieben habe.

    ” Doch, auch hier. Und nicht nur psychische Erkrankungen, sondern auch Entwicklungsstörungen im Vorschulalter.”

    Interessante Studie und ich schenke ihr auf vollen Glauben.

    Was mir allerdings auffällt ist das als Ursachen auch hier wieder ein sehr großer, familiärer Anteil dabei ist der sich nicht durch Einkommensanpassungen verändern lässt.

    Allerdings sehe ich hier tatsächlich auch Ursachen (manche allenfalls angedeutet) die sich vielleicht auch mit einer Einkommenserhöhung, zumindest einigermaßen angehen ließen.

    Hier gebe ich ihnen also tendenziell Recht.

  31. #37 No comment
    17. März 2018

    “Was bitte hindert eine alleinerziehende Mutter daran, ihre Kinder ausgewogen zu ernähren und aufs Gymnasium und in Sportvereine zu schicken? ”

    Zumindest im Falle von Sportvereinen fallen meist Kosten an (Beiträge, ggf. Schuhe o.ä. und Wettkampffahrten).

  32. #38 No comment
    17. März 2018

    Zitat duchemin

  33. #39 lindita
    17. März 2018

    “weil er aus einer Hartz IV-Familie in einer Gegend mit vielen Arbeitslosen kommt?”

    Und wenn man denen mit Kunst und Kultur kommt, und vorschlägt, sie sollen sich für ein höheres Niveau interessiern, auch wenn sie es sich diese Kunst nicht leisten werden können, dann werfen die Armenversteher einem Zynismus vor, da die Armen nicht mal genug zu Essen haben, und hier kommt einer mit Kunst…

    Dann empfinde ich aber die Armen in den reichen Gegenden wohnen lassen zu wollen als Top des Zynismus, wenn die Lebensart der Bessergestellten als zweitrangig betrachtet wird.

    Auf dem Land ist Wohnen billiger und gesünder. Ungesunde, urbane Gegend ist teuer und wird noch teuerer. Wie aber die Erfahrung zeigt, vor allem auf dem Land werden Menschen zu Trinkern und Drogensüchtigen, da keine Perspektiven. Also kann die Hauptstrasse vor dem Fenster nicht der Grund für die Ungesundheit sein.

  34. #40 duchemin
    17. März 2018

    @ JK

    Gut, da müßte ich erstmal in die Studien schauen, um zu sehen, was da genau untersucht wurde. Wenig Geld = miese Gesundheit = kein Abitur zu behaupten, ist Quark (Korrelation vs Kausalität).
    Weiterhin müßte man schauen, warum es vielen nicht gelingt, ausgewogene Ernährung, Bildung und Teilhabe zu gewährleisten. Ich würde bei den Betreffenden gerne mal einen Blick ins Haushaltsbuch werfen.
    Was meinen Sie, welche Kosten dafür monatlich zu Buche schlagen?

    Und nochmal, warum sollte ein aus einer ALGII-Familie Stammender keine “gute” Schule besuchen können? Und wird ihm z.B. der 2. Bildungsweg verweigert?

  35. #41 Joseph Kuhn
    17. März 2018

    @ no comment:

    “hier ist ihnen ein sozialdemokratischer Empörungsimpuls entwichen”

    Was immer Sie da gerochen haben, ein “sozialdemokratischer Empörungsimpuls” meinerseits war es bestimmt nicht.

    “Ihre Formulierung unterstellt …”

    Ich habe Sie zitiert.

    “Es ist ökonomisch unerlässlich dass sich arbeitsfreie Einkommen von Einkommen die durch Arbeit erzielt werden unterscheiden – und zwar negativ.”

    Wenn Sie das glauben wollen, bitte sehr. Dann sollte man Kapitaleinkommen entsprechend besteuern und die Mindestlöhne erhöhen. Das dürfen Sie als “alten sozialdemokratischen Affekt” interpretieren, heute in der Sozialdemokratie aber kaum mehr anzutreffen, eher in der katholischen Soziallehre oder der evangelischen Sozialethik. Darauf, dass ich keine Diskussion über die Angemessenheit von Hartz IV-Regelsätzen, Mindestlöhnen und Steuersätzen führen wollte, sondern über den Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit bei Kindern, will ich nur noch matt und müde ein letztes Mal hinweisen.

    “ein sehr großer, familiärer Anteil dabei ist der sich nicht durch Einkommensanpassungen verändern lässt”

    Ja, das habe ich aber auch nicht behauptet.

    @ lindita:

    “Dann empfinde ich aber die Armen in den reichen Gegenden wohnen lassen zu wollen als Top des Zynismus … Auf dem Land ist Wohnen billiger und gesünder. … vor allem auf dem Land werden Menschen zu Trinkern und Drogensüchtigen …. Also kann die Hauptstrasse vor dem Fenster nicht der Grund für die Ungesundheit sein.”

    Aha. Nicht dass ich Ihrer Argumentation folgen könnte und glaube, verstanden zu haben, was Sie sagen wollten. Aber ich habe gehört, Marie Antoinette habe den berühmten Satz über die Armen und den Kuchen angeblich nie gesagt, bei Ihnen bin ich mir nicht so sicher.

    @ duchemin:

    “Korrelation vs Kausalität”

    Ich weigere mich, den Ort des Sonnenaufgangs durch Studien nachzuweisen.

    “wird ihm z.B. der 2. Bildungsweg verweigert?”

    Nein, formal nicht, aber es kommt halt selten vor. Ob es dafür Gründe außer Faulheit gibt? Wird Ihnen z.B. das Nachlesen verweigert?

    “Gut, da müßte ich erstmal in die Studien schauen”

    Eben.

  36. #42 duchemin
    17. März 2018

    @ JK

    Naja, jetzt werden Sie albern, indem Sie Naturgesetzmäßigkeiten mit menschlich beeinflussbaren Dingen gleichsetzen/vergleichen wollen.

    Aber nochmal konkret nachgefragt: Wo und wie werden “sozial benachteiligte Familien” aktiv behindert, sich ausgewogen zu ernähren, teilzuhaben am Gesundheitswesen, sich zu bilden und am sozialen Leben teilzunehmen?

  37. #43 PDP10
    17. März 2018

    @Floh:

    Auch die meisten Studenten müssen mit weniger zurechtkommen, und ja es reicht zum leben.

    Ich unterstelle jetzt mal zu deinen Gunsten komplette Ahnungslosigkeit in einfachsten Begriffen der Wirtschaftswissenschaften …

    Sowas nennt man Investition.

    Wenn man studiert nimmt man in Kauf 3 bis 5 Jahre am Existenzminimum zu leben weil man hinterher fast sicher zum oberen Drittel beim verfügbaren Einkommen gehört. Eher noch weiter oben.

  38. #44 Alisier
    17. März 2018

    Faszinierend, wie Spock zu sagen pflegte.
    Hier noch zu kommentieren erwiese sich als sinnlos und überflüssig, aber das Nachlesen der hartnäckigen Weigerungen die eigene Weltsicht auch nur ansatzweise in Frage zu stellen erinnert fatal an das, was die Republikaner gerade in den USA aufführen.
    Und darauf einzugehen ist in der Tat ermüdend, und ich würde Dir, Joseph, gerade gerne einen starken Kaffee spendieren.
    Den hast du dir mehr als verdient.

  39. #45 Alisier
    17. März 2018

    @ duchemin

    “Wo und wie werden “sozial benachteiligte Familien” aktiv behindert, sich ausgewogen zu ernähren, teilzuhaben am Gesundheitswesen, sich zu bilden und am sozialen Leben teilzunehmen?”

    Ich werde mir diesen Spruch ausdrucken und einrahmen, als Mahnung, und auch als Motivation um diese Art fieses und perfides Denken bei mir selbst und anderen im Keim zu ersticken. Dergleichen kann Gemeinschaften und Gesellschaften so intensiv schwächen und schädigen,dass es schwer wird das Ruder nochmal runzureißen.
    Einen derart intensiven und ganz direkten Ekel habe ich wahrlich selten empfunden. Dies ist ein Thread der fast perfekt demonstriert, wo der Hase im Pfeffer liegt.

  40. #46 Oma Wetterwachs
    17. März 2018

    @No comment:
    Sie schreiben:
    “Es ist ökonomisch unerlässlich dass sich arbeitsfreie Einkommen von Einkommen die durch Arbeit erzielt werden unterscheiden – und zwar negativ.”

    Ich freue mich, Ihnen doch auch mal zustimmen zu können! So kommt ja glatt Butter bei die Fische ihrer vollmundige Selbstdarstellung als jemand mit
    anhaltendem Widerstand gegen die struktruell Autoritären, die Irrationalen, die Vereinfacher und Angstmacher, gegen Doppelmoral, Lüge und Dogmen …” #30, #31

    Bezüglich des arbeitsfrei erreichten Einkommens aus Erbschaften ließe sich der negative Unterschied durch richtig gute Erbschaftssteuern erreichen, bzgl. des ohne Arbeit erzielten Einkommens aus Kapitalgeschäften ließe sich der negative Unterschied durch richtig gute Kapitalertragssteuern herstellen.

  41. #47 luftikus
    17. März 2018

    Das Fact Sheet “Körperliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland” schlägt den Bogen von der Autolobbyarbeit (Diesel-Wissenschaft) zur KiGGS.
    Dort wird zur Vermeidung von Adipositas und Bewegungsmangel nämlich nicht nur empfohlen, Sitzzeiten zu reduzieren, sondern auch die Bewegungsinteressen der Kinder in der Stadtplanung zu berücksichtigen. Genau das scheitert aber häufig an der Dominanz des PKW Verkehrs.

    Zitat KiGGS:
    “Dazu gehört auch eine gesundheitsorientierte Stadtplanung, die Reduzierung von Gefahren und Umweltbelastungen im Straßenverkehr, ein Ausbau von Fuß- und Radwegenetzen sowie eine kinder- und jugendgerechte Gestaltung von Grünflächen und Freizeitanlagen.”

    Was also tun? Eltern-Taxen zur Schule sind nicht nur eine Katastrophe für die Eigenverantwortung sondern auch eine Katastrophe für den Bewegungsdrang der Kinder. Gute Ideen für eine aktive Schulweggestaltung liefert der VCD mit seinem Laufbus sowie der Fachverband Fussverkehr mit der Förderung des Fussverkehrs in Deutschland.

    https://www.vcd.org/themen/mobilitaetsbildung/vcd-laufbus/
    https://www.fuss-ev.de

    Wie man eine Stadt radverkehrsfreundlich umgestaltet, kann man im Blog https://www.copenhagenize.com/ nachlesen.

    Wen wir gesündere Kinder wollen, müssen wir ihnen sichere Freiräume im Strassenverkehr schaffen.

  42. #48 PDP10
    18. März 2018

    @Joseph Kuhn (#17):

    Dann sollte er es auch so sagen: “Damit hat jeder das, was er zum nackten Überleben braucht”.

    Exakt.

    Das würde aber nicht so gut zu seiner These passen, dass es eigentlich gar keine Armut in Deutschland gibt.

    Wenn jemand, der nur das hat, “was er / sie zum nackten Überleben braucht” nicht Arm ist …. dann weiß ich auch nicht, was der Begriff eigentlich bedeuten soll.

    Ich hatte übrigens vor einigen Jahren auch mal das Vergnügen auf ALG II angewiesen zu sein (vorher gut verdienender Freiberufler im IT Bereich aber wenn man dann länger krank ist und ausserdem vorher im Rahmen von Elternunterhalt ein Pflegeheim bezahlen musste, kann das schon mal passieren(*) ) – ich war sogar eine Zeit lang wohnungslos (nicht obdachlos! Zum Glück! Das habe ich aber guten Freunden zu verdanken und nicht dem Amt).

    Deshalb habe ich die tl;dr Texte von “no comment” und seiner / ihrer Sockenpuppe “duchemin” auch nicht weiter gelesen, weil schon bei den ersten Sätzen im ersten Post soviel Unsinn stand, dass ich ihm / ihr / es nicht glaube, dass es tatsächlich aktuell oder irgendwann mal von ALG II gelebt hat.

    (*): Und ich hatte kein schlechtes Gewissen dabei. Wie schon geschrieben wird ALG II aus Steuergeldern bezahlt und ich hatte in den Jahren davor soviele Steuern bezahlt, dass man mich damit 10 Jahre oder länger hätte durchfüttern können. Das Ganze ist eigentlich eine gute Idee und ein gutes System. Wenn es nicht schon von Anfang an von populistischen partikular-Interessen so pervertiert worden wäre …

    Das berühmte “Fördern und Fordern” ist zB. ein großer Witz.
    Zum Einen könnnen die einen gar nicht Fördern. Die Jobangebote (auf die ich mich dann auch noch bewerben musste!) vom Jobcenter (sic!) waren ein großer Witz. Die waren zwar alle irgendwie aus dem IT-Bereich – aber eben nur “irgendwie”. Keine davon haben auch nur im entferntesten zu meinen Qualifikationen gepasst. Und einem helfen wenn Obdachlosigkeit droht können die auch nicht – ausser mit dem Verweis auf die nächste Notunterkunft und das Wohnungsamt, dass einem aber auch nicht helfen kann, weil der soziale Wohnungsbau seit den Neunziger Jahren soweit zurückgefahren wurde, dass die Kommunen gar keine Möglichkeit haben einen in irgendwelche Notfall-Wohnungen zu vermitteln …

    Dieser ganze Unsinn kommt unter anderem daher, dass die “Fallmanager” und Jobvermittler von ihren Behörden für Budgets und Einsparungen absolut unrealistische Vorgaben bekommen – was nicht zuletzt an den klammen Kassen der Kommunen liegt, die den ganzen Kram ja bezahlen müssen. Daher das ganze Sanktionieren statt “Fördern und Fordern”.

    Und was noch lustiger ist – wenns nicht so absurd wäre – (und dass muss sich der Hartzi mal zwischen seinen fauligen Zähnen zergehen lassen weil sie / er sich die Zuzahlungen zu notwendigen Behandlungen beim Zahnarzt nicht leisten kann – und nein, das Amt zahlt die nicht vollständig) die meisten “Fallmanager” und Jobvermittler in den Jobcentern sind natürlich keine Beamte sondern irgendwelche Leute, die auf befristeten Verträgen arbeiten (https://www.taz.de/!5242044/ und das ist nicht nur in Hamburg so). Also quasi selbst prekär Beschäftigte sind … Hurra!

  43. #49 Oma Wetterwachs
    18. März 2018

    @Joseph Kuhn
    “nur noch matt und müde”
    Ach Menno! Sie sind aber auch bei so Themen wie dem ‘Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit bei Kindern’, also irgendwas mit sozialer Gerechtigkeit, manchmal ziemlich alleingelassen hier. Bei Pseudo-Geschwurbel-Themen oder dem Thema “Alptraum für Deutschland” (schützen lassen!) ist das einfacher.
    Erholen Sie sich gut (Kaffee, Weinchen, gut schlafen).

  44. #50 PDP10
    18. März 2018

    @Oma Wetterwachs:

    Bezüglich des arbeitsfrei erreichten Einkommens aus Erbschaften ließe sich der negative Unterschied durch richtig gute Erbschaftssteuern erreichen, bzgl. des ohne Arbeit erzielten Einkommens aus Kapitalgeschäften ließe sich der negative Unterschied durch richtig gute Kapitalertragssteuern herstellen.

    Es gibt da einige amerikanische Ökonomen – und zwar “neoliberale”, nicht aus der “links-grün-versifften” Ecke, die (oberhalb eines gewissen Freibetrags) für eine Erbschaftssteuer von 100% plädieren.

    Begründung: Erben investieren nicht. Die versuchen in der Regel nur ihr Vermögen zusammen zu halten.

    Wenn man die ganze Kohle stattdessen einziehen würde, könnte man die investieren – in bessere Infrastruktur zB, in ein funktionierendes Gesundheitssystem um beim Beispiel der USA zu bleiben usw. – und zwar auch noch unter demokratischer Kontrolle. Anders also, als die Superreichen, die zwar viele Milliarden in “wohltätige” Zwecke investieren, dass aber ganz ohne irgendwelche demokratischen Mechanismen, die ihnen dabei auf die Finger sehen …

  45. #51 Cornelia S. Gliem
    18. März 2018

    Anatole france: ” das Gesetz in seiner majestätischen Gleichheit verbietet es Armen wie reichen gleichermaßen, unter Brücken zu nächtigen, in den Straßen zu betteln oder Brot zu stehlen”… Genau. In unserer Welt verbietet den armen niemand auch gesund zu ernähren oder an Bildung teilzuhaben.

  46. #52 PDP10
    18. März 2018

    @Cornelia:

    Ja genau!

    Und wenn sie keinen Kuchen haben dann sollen sie doch Brot essen!

    … oder wie war das?

  47. #53 michael
    18. März 2018

    @JK
    > Darauf, dass ich keine Diskussion über die Angemessenheit von Hartz IV-Regelsätzen, Mindestlöhnen und Steuersätzen führen wollte, sondern über den Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit bei Kindern, will ich nur noch matt und müde ein letztes Mal hinweisen.

    Warum löschen SIe nicht (wie in früheren Zeiten) alle Kommentare, die nicht zum Thema gehören?

  48. #55 lindita
    18. März 2018

    Mit dem Kuchen und dem Brot…

    Das Problem ist tatsächlich, dass viele Arme sich von Chips und Kuchen ernähren. Mein Mann, als er nach Frankreich kam und noch kein Recht auf Arbeit hate, hat sich von “Prinzen” und Milch ernährt. Er hat da un dort ein bisschen schwarz verdient und lebte in einem Notzimmer. Obwohl ihm selbst das wenige Geld für selbstzubereitete Nahrung reichen würde, hat er nicht gekocht. Ok, da war er gerade mal 19J, Kochen ist nicht die Priorität in dem Alter.

    Bei mir in der Familie wurde immer gekocht. Wir sind nach Deutschland mit 200Mark gekommen. Meine Mutter ist die Meisterin, was das Haushaltsgeld angeht. Nicht nur für uns gab es alles, auch für Gäste, Freunde, Familie. Ich kann heute auch sehr gut mit Geld umgehen. Trotz Vollzeit wird noch gekocht und man merkt, dass Selbstkochen viel billiger ist, als ständig Fastfood zu konsumieren.

    Und von interesse an Kunst meine ich, mentale Grenzerweiterung, die braucht nun wirklich kein Geld. Und zeige mir einen Empfänger, der keinen Internetzugang hat.

    Ich weiss nicht, ob ihr beobachtet habt, aber viele Menschen, ob Empfänger oder nicht, wenn es die Mögmichkeit ergibt, vermeiden das Denken. Wenn sie einen zur Verfügung haben, der für sie denken könnte (ob Staat, ob Kollege, ob Mitschüler ), wird er in alle Richtungen zerrissen, anstatt wenigstens zu versuchen selbst durchzublicken.

    “Die waren zwar alle irgendwie aus dem IT-Bereich – aber eben nur “irgendwie”. Keine davon haben auch nur im entferntesten zu meinen Qualifikationen gepasst. ”

    Ich verstehe die Mentalität nicht. Ist doch klar, dass es nur eine und kostenlose Hilfestellung ist und nicht dein personeller Manager. Ich habe zwar selbst nie was bezogen, aber wir lebten zu drit von dem, was mein Ex in Belgien berdient hat (1200Euro +57Euro fürs Kind) wir mussten alles selbst davon zahlen. Als ich Arbeit gesucht habe, waren die Angebote vom Interime nicht gerade achti. Ich habe mich dann auf eigene Faust beworben. Für mich ist es selbstverständlich. Wenn ich mich selbstüberschätzt hätte, geb’s noch die Interime-Vorschläge.

  49. #56 Joseph Kuhn
    18. März 2018

    Update, Neues von Spahn:

    Spahn baut weiteren Diskussionen über eine Bürgerversicherung vor: Es gäbe in Deutschland keine Zwei-Klassen-Medizin.

    Der Satz hat mehrere Wahrheitsebenen. Bezogen auf das Verhältnis zwischen PKV und GKV stimmt er, von den Wartezeiten abgesehen. Auch GKV-Patienten bekommen, was medizinisch notwendig ist (ja, nicht immer, klar, keine Regel ohne Ausnahme). Anders als die PKV-Patienten werden sie zudem nicht als finanzielle Melkkühe mit wer was für “innovativen” Angeboten traktiert, ein wenig diskutiertes Privileg.

    Ohne diesen spezifischen Bezug ist der Satz falsch. In manchen Bereichen gibt es z.B. einen Sozialgradienten bei der Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten. Oder es gibt in der PKV die Versicherten im Basis- oder im Notlagentarif, die von manchen Ärzten als Unter-GKV-Patienten gesehen werden. Es gibt die gewollt zweitklassige Versorgung der Flüchtlinge nach Asylbewerberleistungsgesetz und es gibt natürlich auch Luxusbehandlungen der Reichen in ihren exklusiven Privatkliniken. Bei welchen der sozialen Versorgungsunterschiede es gesundheitspolitischen Handlungsbedarf gibt und bei welchen nicht, ist wiederum eine andere Frage. Luxusbehandlungen für Reiche kann und soll man nicht unterbinden, aber den Frühförderbedarf von Kindern aus der unteren Sozialstatusgruppe sollte man sehr wohl besser abdecken als bisher.

  50. #57 Knecht
    18. März 2018

    Da immer wieder erwähnt wird, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebenserwartung gibt, ist es doch ganz einfach. Die Armutsschere verringern, schon ist das Problem nicht mehr da.
    Gibt es das nicht bereits? Ist die Armutsschere im sozialdemokratischen Schweden nicht deutlich geringer als in der neo-kapitalistischen USA?

    Was stellt man fest? Der Unterschied der Lebenserwartung ist in beiden Ländern gleich!

    Also scheint das ganze doch nicht so einfach zu sein?

    Könnte es nicht sein, dass die Bildung und die Arbeit viel entscheidender für die Lebenserwartung ist?
    Ist es nicht eher so, geringe Bildung und schwere Arbeit führt zu weniger Einkommen?
    Geringe Bildung und schwere Arbeit führt zu einer verkürzten Lebenserwartung?

  51. #58 Joseph Kuhn
    18. März 2018

    @ Knecht:

    “ist es doch ganz einfach. Die Armutsschere verringern, schon ist das Problem nicht mehr da.”

    Unbedingt. Wären alle reich, könnten die Ärmeren nicht 10 Jahre früher sterben. Irgendeine Stimme in meinem Hinterkopf sagt mir, dass Gleichmacherei auf hohem Einkommensniveau im Koalitionsvertrag nicht vorgesehen ist und auch nicht zu den realistischen Politikzielen gehört.

    “Könnte es nicht sein, dass die Bildung und die Arbeit viel entscheidender für die Lebenserwartung ist?”

    Dazu gibt es unterschiedliche Befunde. Aber das muss man vielleicht auch nicht zu sehr differenzieren. Bildungsstatus und Erwerbsstatus sind die beiden Merkmale neben dem Einkommen, aus denen gängigerweise der Sozialstatus als Index gebildet wird, das hatte ich oben in Kommentar #32 schon einmal erläutert.

    “Der Unterschied der Lebenserwartung ist in beiden Ländern gleich!”

    Zwischen gleich definierten Sozialstatusgruppen in den USA und Schweden? Interessant, aber was würde das zeigen? Das spricht ja nicht gegen den Zusammenhang zwischen Sozialstatus und Lebenserwartung. Im Vergleich zwischen Ländern sind mit Blick auf den Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Lebenserwartung die Niveaus der Lebenserwartung in den jeweiligen Sozialstatusgruppen interessant, siehe die Analysen von Richard Wilkinson. Demnach würden auch die Reichen in den USA bei der Lebenserwartung von weniger Ungleichheit profitieren. Aber das ist eine andere Geschichte.

  52. #59 lindita
    18. März 2018

    Warum werden hier nur die Meinungen und Bücher der Linksorientierten vertreten? Liberale haben die Analyse von Wilkinson auseinander genommen, und stellen viel Wilkürlichkeit in der Auswahl der Statistik fest, damit sie auf ein von Anfang an erwünschte Ergebnis führt.

  53. #60 Lisa
    18. März 2018

    @ lindita:

    „Liberale“ waren das? Keine Wissenschaftler?

  54. #61 Joseph Kuhn
    18. März 2018

    @ lindita:

    “Warum werden hier nur die Meinungen und Bücher der Linksorientierten vertreten?”

    Wen meinen Sie denn? Ist Richard Wilkinson kein Liberaler? Er hat an der London School of Economics studiert, an der z.B. auch Karl Popper lehrte, die lange von dem berühmten Liberalen Ralf Dahrendorf geleitet wurde und die lt. Wikipedia “sowohl in Forschung als auch Lehre als weltweit führend” gilt. Oder ist für Sie einfach jeder “linksorientiert”, der sich mit sozialen Einflussfaktoren auf die Gesundheit beschäftigt? Ist das RKI dann auch “linksorientiert”? Welche anderen Bücher meinen Sie überhaupt?

    Und wurden hier nicht ausgiebig von mehreren Kommentatoren die Sätze Spahns verteidigt? Vielleicht haben Sie das nicht gesehen, weil Sie die Welt etwas einseitig betrachten?

    “Liberale haben die Analyse von Wilkinson auseinander genommen”

    “Auseinandernehmen” klingt nicht nach einer wissenschaftlichen Diskussion. Das Thema “governing by numbers” haben wir gerade nebenan. In diesem Thread hier geht es um wissenschaftliche Befunde zu den sozialen Einflussfaktoren auf die Gesundheit. Was ist denn bei Wilkinsons Analyse so willkürlich, “damit sie auf ein von Anfang an erwünschte Ergebnis führt”? Das ist ein schwerwiegender Vorwurf, der sehr gut belegt sein sollte. Mir ist nicht bekannt, dass man gegenüber Wilkinson in der scientific community solche Vorwürfe erhebt. Das würde mich interessieren.

  55. #62 rolak
    18. März 2018

    Keine Wissenschaftler?

    moin Lisa, Du hast vergessen, Deine Spracherkennung in den lindita-Modus umzuschalten. Dort ist allem Anschein nach erstens die Profession irrelevant, zweitens linksorientiert=’andereMeinung als ich’, drittens liberal=’gleiche Meinung wie ich’ und viertens auseinandernehmen=’das Gegenteil behaupten’ (Gilette Wilkinson-Details).

    Es existieren wohl noch ein paar mehr relevante Unterschiede zur allgemein üblichen Semantik, doch dieser Ausschnitt dürfte für hier reichen.

  56. #63 Kathrin Siebert
    Rhein-Main
    18. März 2018

    Schwieriges Thema, aber: Auch bei AlgII Empfängern ist die Lage nicht einheitlich. Ich arbeite im sozialen Bereich und habe überwiegend mit Famlien im Leistungsbezug zu tun. Alleinerziehende Mütter/Väter mit mehrern jüngeren Kindern stehen nicht so schleht da – ein Elternteil, 2 Kinder ca 1000,- + Miete, bei älteren Kindern mehr. Knapper ist es schon bei mehrern Jugendlichen und zwei Elternteilen. Es hängt stark damit zusammen, wie die Betroffenen mit Geld umgehen können, welche Quellen sie sich noch erschließen können (regional unterschiedlich) und wo die Prioritäten der Ausgaben liegen.*
    Das Paradox ist, dass Familien, die mit Erwerbsarbeit knapp über den Sätzen liegen, viele Vergünstigungen nicht erhalten wie günstigen Schwimmbadbesuch, Zuschuß zu Sportverein (BUT) und sonstige Zuschüsse. Die sind manchmal schlechter dran als Alg2-Empfänger.
    *Umfangreiche Mediale Ausstattung und intensive Nutzung = Gesundheitsrisiken (schlechtere Lernentwicklung, weniger Bewegung). Die Förderung von Bildung wäre ein sehr wesentliches Ziel.

  57. #64 Joseph Kuhn
    18. März 2018

    @ rolak:

    Danke für den Link zur Rezeption des Wilkinson-Buchs. Dort wird u.a. auf Christopher Snowdon verwiesen, der gezeigt habe, ” the authors have cherry-picked throughout”. Das meint lindita vermutlich. Snowdon ist aber kein Epidemiologe, auch kein Liberaler, sondern ein Mietmaul der Industrie, der gegen jedwede Regulation kämpft und sich z.B. einen legendären Ruf bei der Tabaklobby durch seinen Blog “Velvet Glove, Iron Fist” erworben hat. Die Etikettierung als “independent researcher” bei Wikipedia geht wohl auf ihn selbst zurück (siehe dazu den verlinkten Hinweis bei tobacco tactics).

    @ Kathrin Siebert:

    Sie haben völlig recht, die Situation bei den ALG-II-Empfängern ist nicht einheitlich und sicher können manche auch nicht gut mit Geld umgehen. Das soll in anderen Kreisen auch vorkommen. Die sozialen Einflüsse auf die Gesundheit hören aber nicht auf, wenn man aus ALG-II heraus ist, sie setzen sich durch das gesamte soziale Spektrum fort. Insofern sollte man bei dem Thema aufpassen, nicht schon allein durch die Fokussierung auf ALG-II ein blaming the victim zu unterstützen – was ich Ihnen aber keinesfalls unterstellen will. Dass die Förderung von Bildung “ein sehr wesentliches Ziel” ist, sehe ich auch so, weil das helfen kann, ALG-II-Familienkarrieren zu unterbrechen. Ein Allheilmittel ist es nicht.

  58. #65 Kathrin Siebert
    18. März 2018

    blaming the victim: nein, wäre schwieirg, weil ich selbet schon in der Situation war durch Jobverlust und längere Krankheit ein zeitlang auf AlgII angewiesen war und deshalb selber Erfahrungen mit der Situation habe, auch war ich lange alleinerziehend zu Zeiten (gut dass sich das verbessert hat) die Unterstützungsmöglichkeiten und auch das soziale Ansehen (auch in linken Kreisen, da dezenter) nicht so doll war. Wenn ich nach meiner Verrentung irgendwann nicht mehr werde arbeiten können, sieht es auch mau aus.
    Es gibt keine Allheilmittel, also ist Bildung kein Allheilmittel (Kommentare lassen nur ein begrenzte Differenziertheit zu…) Aber der Bildungsmangel ist (natürlich nicht immer) nicht selten ein Ausgangspunkt einer Spirale von Arbeitslosigkeit/schlechter Bezahlung,
    und einem Abdriften in weniger Tagesstruktur, mehr Medienkonsum, weniger Orientierung für die Kinder etc. (ich beschreibe Tendenzen, keine Menschen). Kommt noch ein Ghettosituation hinzu, na ja – dann wird es immer schwieriger, dies Spirale zu durchbrechen.

  59. #66 uwe hauptschueler
    18. März 2018

    Von den Hartzern, die ich kenne rauchen, überdurchschnittlich viele. Abgesehen davon, daß aktives und passives Rauchen ungesund ist, Geld welches verqualmt wird kann nicht für eine gesunde Ernährung ausgegeben werden.

  60. #68 rolak
    18. März 2018

    Danke

    Da nicht für, Joseph, nach meiner unmaßgeblichen Meinung(stirade) mußte eh etwas Fundiertes zum Ausgleich kommen.
    btw: Bei dem Autor*enpaar gabs hier leichte KonzentrationsSchwierigkeiten

    …ist aber kein .., sondern

    Wenn man sich durch die ganzen gelisteten Kritiken, ihren Hintergrund, die Entgegnung(, die Aufwärmung, erneute Entgegnung etc) durchackert, stehen einem eh die Haare zu Berge. Nein, keine wetterbedingte Gänsehaut.

  61. #69 No comment
    18. März 2018

    Zitat Herr Kuhn:
    “Was immer Sie da gerochen haben, ein “sozialdemokratischer Empörungsimpuls” meinerseits war es bestimmt nicht.”

    Die Unterstellung von Bösartigkeit um Debatten von der sachlichen Ebene auf eine moralische zu ziehen war nicht zu guter letzt während der Agenda 2010-Reform sehr angesagt in der SPD.

    Ihre Unterstellung passt wunderbar in dieses Schema.

    “Ich habe Sie zitiert.”

    Und gleich interpretiert. Hätten sie es einfach mal bei dem gelassen was dort wirklich steht.

    “Wenn Sie das glauben wollen, bitte sehr.”

    Es geht hier nicht um Glaubensfragen Herr Kuhn, auch wenn ihnen das schwer fällt zu akzeptieren.

    “Dann sollte man Kapitaleinkommen entsprechend besteuern und die Mindestlöhne erhöhen”

    Oder man reduziert die Steuerbelastung der Arbeitseinkommen. Aber zu Steuern und Mindestlöhnen gibt es Bücherweise Diskussionsmaterial. Das hier auch noch an zu schneiden wäre zu viel für diesen Kommentarstrang.

    “Darauf, dass ich keine Diskussion über die Angemessenheit von Hartz IV-Regelsätzen, Mindestlöhnen und Steuersätzen führen wollte, sondern über den Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit bei Kindern, will ich nur noch matt und müde ein letztes Mal hinweisen.”

    Dann sollten sie sich in Zukunft vielleicht Spitzen wie jene gegen Herrn Spahn ersparen und nicht permanent Forderungen durchschimmern lassen die mit einer Analyse nichts mehr zu tun haben.

  62. #70 No comment
    18. März 2018

    Zitat Oma wetterwachs:
    “Bezüglich des arbeitsfrei erreichten Einkommens aus Erbschaften ließe sich der negative Unterschied durch richtig gute Erbschaftssteuern erreichen, bzgl. des ohne Arbeit erzielten Einkommens aus Kapitalgeschäften ließe sich der negative Unterschied durch richtig gute Kapitalertragssteuern herstellen.”

    Hoher Erbschaftssteuersatz¹, mittlere Kapitaleinkommenbesteuerung und verschwindend geringe Besteuerung des Atbeitseinkommens – so sehe ich das auch.

    ¹es gibt durchaus Wege diese nicht Substanzbelastend zu gestalten

  63. #71 No comment
    18. März 2018

    Zitat PDP10:
    “Deshalb habe ich die tl;dr Texte von “no comment” und seiner / ihrer Sockenpuppe “duchemin” auch nicht weiter gelesen, weil schon bei den ersten Sätzen im ersten Post soviel Unsinn stand, dass ich ihm / ihr / es nicht glaube, dass es tatsächlich aktuell oder irgendwann mal von ALG II gelebt hat.”

    Anders als sie habe ich sogar schon auf der Straße gelebt. Und bei Bedarf sende ihre auch gerne eine Kopie eines Leistungsbescheids zu.

    “Das berühmte “Fördern und Fordern” ist zB. ein großer Witz.
    Zum Einen könnnen die einen gar nicht Fördern. Die Jobangebote (auf die ich mich dann auch noch bewerben musste!) vom Jobcenter (sic!) waren ein großer Witz. … Daher das ganze Sanktionieren statt “Fördern und Fordern”.”

    Hier gebe ich ihnen allerdings Recht. Die Jobcenter sind mehr schlecht als recht zur Arbeitsvermittlung und sinnvollen Förderung geeignet.
    Auch die absurde Bürokratie führt oft zu erheblichen Problemen.

    Widersprechen muss ich bei der drohenden Wohnungslosigkeit.
    Insofern Mietschulden und Nachforderungen bestehen werden diese vom Jobcenter recht großzügig übernommen (wobei es bei den Mietschulden wohl vor ein/zwei Jahren eine Umstellung auf Darlehen gab).

    Auch Mieterhöhungen werden meist mitgetragen. In schwierigen Situationen wird auch eine KdU über den eigentlichen Satz genehmigt (wobei das natürlich vom Sachbearbeiter abhängt).

    Bewilligungen für Notunterkünfte, betreutes Wohnen o.ä. werden auch geradezu durchgewunken.

    Dass sich aber im Falle einer Kündigung oder Auslaufen des Mietvertrages sichdas Jobcenter nicht an der Wohnungssuche beteiligt sollte klar sein.

  64. #72 No comment
    18. März 2018

    Ach diese leidige Autokorrektur.

    Und bei Bedarf sende ich ihnen auch gerne eine Kopie meines Leistungsbescheids zu.

  65. #73 Joseph Kuhn
    18. März 2018

    @ no comment:

    “Ihre Unterstellung passt wunderbar in dieses Schema.”

    Welche Unterstellung denn? Sie haben mir einen “sozialdemokratischen Empörungsimpuls” unterstellt. Das habe ich zurückgewiesen und das nennt man nicht Unterstellung. Wenn Sie meine Blogbeiträge verfolgen, werden Sie feststellen, dass bei mir jede Partei in den Genuss kritischer Anmerkungen kommt. Gut, vielleicht die Josefi-Partei in Bayern nicht so. Deren Forderung, den 19. März wieder zum Feiertag zu machen, kommt mir gerade sehr gelegen, dann hätte ich morgen frei.

    “Es geht hier nicht um Glaubensfragen Herr Kuhn, auch wenn ihnen das schwer fällt zu akzeptieren.”

    Bei manchen Kommentaren fällt mir das in der Tat schwer, also zu glauben, dass es für manche Leute nicht (auch) um Glaubensfragen geht, z.B. ob Hartz IV zum Leben reicht, ob man mit Hartz IV arm ist oder nicht, ob der Sozialstatus wirklich die Gesundheit beeinträchtigt oder nicht doch jeder seines eigenen Glückes Schmied ist usw.

    “Dann sollten sie sich in Zukunft vielleicht Spitzen wie jene gegen Herrn Spahn ersparen und nicht permanent Forderungen durchschimmern lassen”

    Was haben Sie gegen Spitzen gegen Herrn Spahn? Kritik an der Regierung ist bei uns nicht verboten. Und Forderungen darf ich doch sicher auch haben. In dem Fall ist mir nur nicht klar, welche Forderung ich “durchschimmern” lasse, wenn ich Spahns in jeder Hinsicht falsches Armutsverständnis anspreche. Die Forderung, dass er sich besser überlegt, was er sagt, würde ich übrigens für sehr berechtigt halten. Sie nicht?

    Kann es sein, dass Sie sich etwas im Contrageben verrannt haben?

  66. #74 PDP10
    18. März 2018

    Kritik an der Regierung ist bei uns nicht verboten.

    Das zwar noch nicht, aber gewisse Leute die neuerdings im Bundestag sitzen finden offenbar, dass selbiger berechtigt sei, Leuten die sich in irgendeiner Weise unbotmässig über Deutschland äußern sowas wie eine Abmahnung zu erteilen …

    https://www.tagesschau.de/inland/yuecel-afd-103.html

    Die Kerls sind langsam echt peinlich … Wie meine Omma gesagt hätte: “Was sollen denn die Nachbarn denken!”

  67. #75 PDP10
    18. März 2018

    “Aber zurück zum Thema”, sagte er mit einem besorgten Seitenblick zum Moderator der Diskussion, dem man die Müdigkeit ob des ganzen Unsinns der tagtäglich in Hier und Dort und der Welt insgesammt geredet wurde schon deutlich ansah …

    Also zum Thema soziale Ungleichheit und Lebenserwartung:

    JKs Antwort auf @Knecht:

    Zwischen gleich definierten Sozialstatusgruppen in den USA und Schweden? Interessant, aber was würde das zeigen?

    Das ist genau die Frage auf die offenbar leider so gar niemand eine eindeutige Antwort hat …

    @Knecht bezieht sich offenbar auf eine Studie aus dem Jahr 2015, die hier in der Online-FAZ kurz besprochen wird:

    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/lebenserwartung-von-armen-und-reichen-in-sozialen-schichten-13519176.html

    Ich habe die Studie jetzt nicht gelesen, aber aus der kurzen Zusammenfassung in der FAZ geht IMHO hervor, dass die Autoren auf die Fragen “Warum?” und “was tun?” recht kleinlaut antworten: “Wir wissen es auch nicht so genau …”
    Es werden allerdings zwei Faktoren benannt, die offenbar “lebensverlängernd” wirken: Bildung und soziale Kontakte.

    Und nu?

    Dazu kommen noch die Ergebnisse einer Studie, die erst in den letzten Tagen durch die Presse ging und die nachgewiesen haben will, dass die soziale Schicht sich durch mehr Generationen vererbt, als man bisher gedacht hat:

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/sozialer-aufstieg-sozialer-status-haengt-von-ur-grosseltern-ab-a-1196504.html

    (Allerdings ist diese Studie meines Wissens inzwischen auch schon heftig kritisiert worden)

    Also was tun?

    Man könnte natürlich einfach alle Kinder ab dem zweiten Lebensjahr ihren Eltern wegnehmen und die in irgendwelchen Kinderheimen / -horten kasernieren damit alle die gleich Bildung und Ausbildung bekommen usw.
    Das sowas funktioniert glauben aber wahrscheinlich nur noch die drei Steinzeitkommunisten, die es in D-Land noch gibt und ein paar Neofaschisten in ihren feuchten Träumen … Ok, vielleicht noch ein paar von den Silicon-Valley Hipstern. Aber die sind sowieso zu doof, den eigenen Arsch im Dunkeln zu finden …

    Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass das ein Problem ist das uns in den nächsten Jahren / Jahrzehnten böse auf die Füße fallen wird.

    Und die alberne Behauptung von @lindita, dass es den “Unterschichten” nur so schlecht geht, weil die den ganzen Tag Kuchen fressen ist da nicht hilfreich.

    Bzw. hilft nur denen, die gerne ihre Ressentiments pflegen.

  68. #76 Joseph Kuhn
    18. März 2018

    @ PDP10:

    “Knecht bezieht sich offenbar auf eine Studie aus dem Jahr 2015, die hier in der Online-FAZ kurz besprochen wird”

    Beim Thema soziale Ungleichheit und Lebenserwartung muss man aufpassen, worüber man konkret spricht. Da geht es in Entwicklungsländern trivialerweise um andere Faktoren als in Westeuropa (in Afrika ist Geld wichtiger, weil man damit Essen und medizinische Versorgung kaufen kann) und man muss distale Faktoren (z.B. Bildung oder Einkommen), die eher Indikatorfunktion haben, von proximalen Faktoren (z.B. Arbeitsbedingungen, Rauchverhalten, Alkoholkonsum usw.), die unmittelbar wirksam sind, unterscheiden.

    Meine Rückfrage, “was würde das zeigen?” bezog sich aber nicht darauf, über welche vermittelnden Faktoren der Sozialstatus auf die Lebenserwartung wirkt und ob Bildung (bei uns) relevanter ist als Geld, sondern auf Knechts Vergleich von Schweden mit den USA. Ich weiß nicht genau, was er gemeint hat, aber falls in Schweden und in den USA der Unterschied der Lebenserwartung zwischen den Sozialstatusgruppen tatsächlich gleich groß sein sollte – ich weiß es nicht – dann fragt sich eben, was das zeigen soll.

    Der springende Punkt im Ländervergleich ist: Inwiefern beeinträchtigt die größere soziale Ungleichheit in den USA die Lebenserwartung sowohl der Ärmeren als auch der Reicheren (das wäre die Wilkinsonthese)? Das ist eine andere Frage als die, ob der Unterschied der Lebenserwartung zwischen den Armen und Reichen in beiden Ländern gleich ist oder ob in beiden Ländern die gleichen vermittelnden Faktoren wirksam sind (letzteres vermutlich nicht, siehe z.B. die exorbitante Zahl der Drogentoten in den USA).

    Um auf die KiGGS-Daten zurückzukommen: Sie zeigen, dass die sozial bedingte Ungleichheit der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hartnäckig weiterbesteht, allen Bemühungen um gesunde Ernährung, mehr Bewegung usw. zum Trotz. Wenn man daran etwas ändern will (wie auch immer), darf man das Thema soziale Benachteiligung (im Extremfall: Armut) nicht beiseiteschieben.

  69. #77 PDP10
    18. März 2018

    @Joseph:

    aber falls in Schweden und in den USA der Unterschied der Lebenserwartung zwischen den Sozialstatusgruppen tatsächlich gleich groß sein sollte – ich weiß es nicht –

    Genau das sagt die Studie in dem von mir verlinkten Artikel in der FAZ wohl aus.

    dann fragt sich eben, was das zeigen soll.

    Das ist genau die Frage. Und mir scheint, dass die Autoren der oben genannten Studie darauf eben auch keine eindeutige Antwort haben …

    Der springende Punkt im Ländervergleich ist: Inwiefern beeinträchtigt die größere soziale Ungleichheit in den USA die Lebenserwartung sowohl der Ärmeren als auch der Reicheren (das wäre die Wilkinsonthese)? Das ist eine andere Frage als die, ob der Unterschied der Lebenserwartung zwischen den Armen und Reichen in beiden Ländern gleich ist

    Genau. Zwei verschieden Fragen. Und Frage Nummer zwei scheint die oben erwähnte Studie zu beantworten. Über Nummer 1 macht sie wohl keine Aussage.

    Nach den Daten, die in der FAZ genannt werden, werden da wohl auch nur Industriestaaten verglichen. Entwicklungsländer kommen da gar nicht vor.

    Aber wie du selbst schreibst: Das es bei letzteren um ganz andere Probleme geht, ist trivial.

  70. #78 PDP10
    18. März 2018

    @Joseph:

    Um auf die KiGGS-Daten zurückzukommen: Sie zeigen, dass die sozial bedingte Ungleichheit der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hartnäckig weiterbesteht, allen Bemühungen um gesunde Ernährung, mehr Bewegung usw. zum Trotz. Wenn man daran etwas ändern will (wie auch immer), darf man das Thema soziale Benachteiligung (im Extremfall: Armut) nicht beiseiteschieben.

    Nichts läge mir ferner. Das sollte eigentlich aus dem, was ich weiter oben geschrieben habe hervorgegangen sein.

    Das blöde ist nur: Niemand scheint ein Rezept dagegen zu haben. Jedenfalls keins, dass einer vernünftigen Überprüfung stand hält.

    Du schreibst ja selbst: “allen Bemühungen um gesunde Ernährung, mehr Bewegung usw. zum Trotz.” ändert sich wenig.

    BTW: Ich hatte noch keine Zeit mich mit den Thesen von Mr. Wilkinson zu beschäftigen.
    Ich weiß jedoch eins: Die Frage wieviel und ob Gleichheit oder Ungleichheit einer Gesellschaft eher nützen oder schaden ist keine, die unter Ökonomen erst seit ein paar Jahren diskutiert wird.
    Das wird seit ein paar Jahrhunderten diskutiert und allle haben gute Argumente. (Zugegeben wird diese Frage allerdings auch manchmal auf eine Art diskutiert, die mehr mit theologischen Disputen als mit Wissenschaft zu tun hat.)

    Daher bin ich immer sehr skeptisch, wenn jemand ankommt und behauptet, er / sie / es hätte auf die Frage (jetzt aber!) eine definitive Antwort …

  71. #79 Joseph Kuhn
    18. März 2018

    @ PDP10:

    “Das sollte eigentlich aus dem, was ich weiter oben geschrieben habe hervorgegangen sein.”

    Ist es. Meine Bemerkung war nicht gegen Dich gerichtet.

    Interessant finde ich den in der FAZ zitierten Befund, dass der Unterschied der Lebenserwartung zwischen Arm und Reich in Schweden und den USA gleich groß ist, schon. Wobei man sich die Studie in der Tat einmal ansehen müsste, z.B. wie in den Ländern die Sozialstatusgruppen konkret gebildet wurden, welche Daten dazu und für die Lebenserwartung jeweils herangezogen werden konnten, wie groß der Anteil der Armen und Reichen an der Gesamtbevölkerung in den beiden Ländern ist usw. – das alles gar nicht als Studienkritik gemeint, nur, um die Sache etwas besser zu verstehen.

    Warum finde ich das interessant: In der Studie wird, wenn ich das recht sehe, eine räumliche Konstanz des Sozialgradienten der Lebenserwartung gezeigt, die KiGGS-Studie deutet auf eine zeitliche Konstanz des Sozialgradienten der Gesundheit von Kindern hin. Wenn die sozial Benachteiligten aber unter den verschiedensten Rahmenbedingungen – warum auch immer – kränker sind (und früher sterben), könnte das bedeuten, dass man sich weniger darauf fokussieren sollte, die sozial Benachteiligten (wie auch immer) gesünder machen zu wollen, sondern dass man für weniger Betroffene zu sorgen hätte, also gegen dieses Problem eher sozialpolitisch im weitesten Sinne (“Health in all Policies”-Ansatz) als gesundheitspolitisch vorzugehen wäre.

    Nachtrag 21.3.2018:

    Auf dem Kongress Armut und Gesundheit wurde eine Studie zitiert (Murtin 2017), die Sozialgradienten der Lebenserwartung zwischen Ländern vergleicht und deutliche Unterschiede gefunden hat. Demnach sollte man aus dem Vergleich Schweden-USA nicht zu viel schlussfolgern. Man müsste sich die empirischen Daten einmal in Ruhe ansehen.

  72. #80 Kathrin Siebert
    19. März 2018

    Geht es um Geld an sich, also Konsummöglichkeiten, Teilhabe, Entscheidungsmöglichkeiten (wenig Geld lässt wenig Wahl), Mangel an Kompensationsmöglichkeiten (mal gut essen gehen oder öfters mal in Kino oder was ach immer) oder vielleicht auch die soziale Akzeptenz/Anerkennung/Erfolgserlebnisse. Es heißt, dass Armut relativ sei, wer mit 100000 im Jahr mit lauter Leuten umgeben, ist die wesentlich mehr verdienen fühle sich weniger wohlhabend. Man orientiere sich an denen, die mehr haben. Damit will ich die realen Gefälle nicht relativieren, aber die Bewertung spielt eine Rolle. Kann ich meinen Job wählen oder muss ich irgendetwas machen, um mich zu ernähren? Welche Faktoren sind es, die das Leben verkürzen? Meine Urgroßmutter wurde 93. Sie war nicht arm, ihr Lebensstandard war aber nach heutigen Maßstäben bescheiden.

  73. #81 lindita
    19. März 2018

    “,weil die den ganzen Tag Kuchen fressen ist da nicht hilfreich.”

    Ach, bitte, Kuchen essen sie, weil sie auf Grund von etwas, was sich von “Oberschichten” unterscheidet eine Entscheidung treffen. “Kuchen” ist nur ein sichtbares Ergebnis, dass bei denen etwas falsch läuft.

    Ich habe Kollegen, die gucken ständig auf ihr Konto, wann denn der Monatslohn ausgezahlt wird, da sie schon am Ende nichts mehr haben. Ich habe einen Grund gefunden: Geld muss ausgegeben werden, weil es da ist. Bonusauszahlung heisst direkt Urlaub oder Klamotten. Ich kaufe mir Klamotten, wenn ich sie mir kaufen will, und nicht weil ich Geld habe. Sie verkonsumieren alles, obwohl sie die Sachen gar nicht brauchen, nur weil sie gerade Geld gekriegt haben. Wer stresst sich am Ende? Ich habe keine Geldsorgen, habe keine Kredite, ich kann locker eine Jahresmiete zahlen und dabei verdiene ich genau so viel, wie mein Kollege, der nicht mal eine Familie zu ernähren hat, was ich aber tue.

  74. #82 Oma Wetterwachs
    19. März 2018

    Das OS*-Kommitee für Streicheleinheitenvergabe vergibt demnächst wieder in Rahmen der Veranstaltung „Germanys next Brave Dumpfbacke“ den „Entsolidarisierten Gartenzwerg in PET-Flaschen-Optik“ an gut konditionierte kleine Leute, die noch wissen wo sie hingehören.
    Bewerben Sie sich drum, Lindita. Sie erfüllen die Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.

    Ich möchte echt nicht wissen, was an nichtmaterieller Lebensqualität es Ihre Familie kostet, von Ihnen ernährt zu werden.

    *Oberschicht

  75. #83 Kathrin Siebert
    19. März 2018

    @Oma Wetterwachs
    Ich dachte, dies hier sei ein Wissenschaftsblog. Manche Kommentare erinnern aber an andere Zusammenhänge.
    Geht es auch sachlich?

  76. #84 lindita
    19. März 2018

    @ Oma Wetterwachs

    Sich ständig über das Leben, den Staat, die Lobby,die Bildung, Medizin, die Fremden, die Reichen etc zu beschweren gehört, aber, zum guten Ton.

    Siehst Du den Unterschied? Welche Einstellung lebt länger?

    Und noch was, wo endet Solidarität, und wo beginnt das Bemitleiden? Wenn ihr so offensichtlich Menschen bemitleidet, denen es es vielleich gar nicht bewusst ist, dass sie bemitleidenswert sind, glaubt ihr wirklich, dass es keine psychischen Folgen für diese Menschen hat, und überhaupt keine atmosphärische Wirkung in einer Gesellschaft? Die materielle Schere gibt es schon und dann noch psychischen Druck nach unten von den sogenannten solidarischen Mitmenschen: “nee, du bist machtlos, nur der Staat kann deine Lage verbessern. Ich kämpfe dafür, dass du dich immer machtlos fühlen darfst.” Das ist doch die Nachricht, die ihr gerne und ständig überbringt?

  77. #85 Cornelia S. Gliem
    19. März 2018

    Ok. Ein punkt unter vielen: wieso in der schule nicht gesundes Essen kostenlos abgeben? Denn allen Präferenzen – welcher Art auch immer – zum trotz: wer die Wahl bekommt, probiert eben doch häufig das kostenlose 🙂 . Gab doch mal den Ansatz vom “ein freier Apfel für jeden Schüler”?

  78. #86 Clemens M.
    19. März 2018

    @Cornelia S. Gliem VVieElleicht nicht überall, aber an vielen Schulen bekommen Schüler aus einkommensschwachen Familien Mittagessen für einen Eu.roVi

  79. #87 Oma Wetterwachs
    19. März 2018

    Das kostenlos abgegebene gesunde Essen pro Tag und der freie Apfel reichen wahrscheinlich nicht unbedingt aus, um die Gesundheit von Kindern aus armen Verhältnissen der Gesundheit von Kindern aus reicheren Verhältnissen anzupassen. Aber als großzügige Absichtserklärung hätten sie einen adäquaten Platz im Groko-Vertrag unter den anderen Absichtserklärungen.

  80. #88 PDP10
    19. März 2018

    @lindita:

    Sich ständig über das Leben, den Staat, die Lobby,die Bildung, Medizin, die Fremden, die Reichen etc zu beschweren gehört, aber, zum guten Ton.

    Verstehe. Die sollen die Klappe halten und Kuchen fressen.

    Kein Problem. Gibts ja billig beim Aldi.

  81. #89 PDP10
    19. März 2018

    @lindita:

    Und noch was, wo endet Solidarität, und wo beginnt das Bemitleiden? Wenn ihr so offensichtlich Menschen bemitleidet, denen es es vielleich gar nicht bewusst ist, dass sie bemitleidenswert sind, glaubt ihr wirklich, dass es keine psychischen Folgen für diese Menschen hat, und überhaupt keine atmosphärische Wirkung in einer Gesellschaft?

    Wer bitte bemitleidet hier irgendwen?

    Du hast den Artikel da oben doch gelesen und wenigstens so halb verstanden was das Thema ist?

    Oder?

  82. #90 PDP10
    19. März 2018

    @Joseph:

    [..] dass man sich weniger darauf fokussieren sollte, die sozial Benachteiligten (wie auch immer) gesünder machen zu wollen, sondern dass man für weniger Betroffene zu sorgen hätte, also gegen dieses Problem eher sozialpolitisch im weitesten Sinne (“Health in all Policies”-Ansatz) als gesundheitspolitisch vorzugehen wäre.

    Das ist zwar sicher richtig … allein: der zweite Artikel – den von SPON den ich in #75 verlinkt hatte scheint zu sagen, dass auch das nicht funktioniert. Jedenfalls nicht so schnell.

    Die Kernaussage ist ja, dass sich die soziale Schicht 3 Generationen fortschreibt. Keine Ahnung, wie man das nachhaltig ändern könnte.

    @lindita würde natürlich sagen, dass jeder selber schuld ist und das ändern kann, was offenbar ihrer persönlichen Geschichte entspricht. Das ist schön für sie.

    Ich unterstelle allerdings mal ganz frech, dass sie noch nie was vom “Survivorship Bias” gehört hat und auch nicht davon, dass Anekdoten keine Daten sind.

  83. #91 anderer Michael
    20. März 2018

    “Wo und wie werden “sozial benachteiligte Familien” aktiv behindert, sich ausgewogen zu ernähren, teilzuhaben am Gesundheitswesen, sich zu bilden und am sozialen Leben teilzunehmen?”

    So dumm ist der Satz nicht. Ich verstehe das Problem auch nicht immer. Allerdings war ich zeitlebens vergleichsweise auf Rosen gebettet.
    Wenn man in sozial schlechten Verhältnissen wohnt, scheint eine Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit vorzuherrschen, die Engagement hemmt. Die Möglichkeiten des Internets verschönern das Nichtstun und die Flucht in eine Scheinwelt.
    Zur Teilhabe:
    Sport: Eishockey ist für Kinder aus armen Familien unmöglich, um mal ein Beispiel zu geben.
    Fußball als beliebtesten Sport: Ich schätze im Jahr 250 Euro Kosten pro Kind im Jahr. Die muss man erstmal haben.Als die Turnhalle mit Flüchtlingen belegt war, hat der Fußballverein eine Fußballmannschaft aufgestellt und die Ausrüstung gesponsert ( was ich richtig fand, die hatten Beschäftigung und waren richtig nett). Ich werde mal nachfragen beim Verein, ob es ein Problem mit sozialschwachen Kindern gibt.
    Kultur
    Blasorchester sind für sozialschwache Kinder undenkbar. Instrumente und Unterricht geht erheblich ins Geld. Aber manche Musikvereine machen den Unterricht für umsonst und stellen die Instrumente. Sie erwarten allerdings Engagement und Übungsfleiß. Das ist vom sozialen Status unabhängig.
    Desweiteren gibt es soziale Vereine, wie das DRK , wo Gemeinschaft erlebt werden kann.
    Möglichkeiten zur Teilhabe für soziale schwache Kinder existieren, wenn auch eingeschränkt. Nötig ist die Unterstützung und das Interesse der Eltern, daran scheint es zu mangeln.

    Warum gesunde Ernährung nicht praktiziert wird? Aus dem gleichen Grund wie bei den Reichen auch: keine Lust

    Im Prinzip können arme Kinder die Gymnasien problemlos besuchen. Es gibt Unterstützung in vielen Bereichen. Schön ist es nicht, ständig um Hilfe zu bitten ( Klassenfahrten, Schulmittel).

    Das soziale (Wohn)Umfeld spielt auch eine große Rolle. In einer von Kriminalität und Verteilungskämpfen geprägten Atmosphäre lebt es sich als Kind nicht so gut.

  84. #92 Oma Wetterwachs
    20. März 2018

    anderer Michael #91
    “Das soziale (Wohn)Umfeld spielt auch eine große Rolle. In einer von Kriminalität und Verteilungskämpfen geprägten Atmosphäre lebt es sich als Kind nicht so gut.”

    Sie wollten jetzt aber nicht gesagt haben, dass das soziale (Wohn)Umfeld in Armt lebender Kinder gleichzeitig automatisch von Kriminalität geprägt ist oder?

  85. #93 No comment
    21. März 2018

    Zitat Herr Kuhn:
    “Welche Unterstellung denn? Sie haben mir einen “sozialdemokratischen Empörungsimpuls” unterstellt. Das habe ich zurückgewiesen und das nennt man nicht Unterstellung.”

    Sie haben mir den Vorwurf von Faulheit unterstellt. Darauf bezog ich mich sehr nachdrücklich.

    Es ist mir ein Rätsel wie sie immer wieder Blind für das eigene sind.

    “Was haben Sie gegen Spitzen gegen Herrn Spahn? Kritik an der Regierung ist bei uns nicht verboten. Und Forderungen darf ich doch sicher auch haben.”

    Sicherlich, nur wundern sie sich dann auch nicht wenn hier eine politische Debatte losbricht.

    “In dem Fall ist mir nur nicht klar, welche Forderung ich “durchschimmern” lasse, wenn ich Spahns in jeder Hinsicht falsches Armutsverständnis anspreche. Die Forderung, dass er sich besser überlegt, was er sagt, würde ich übrigens für sehr berechtigt halten. Sie nicht?”

    Bereits die Wertung ist mit einer politischen Forderung assoziiert.

    Nichteinmal auf die Problematik der Armutsdisskusion gehen sie ein, stattdessen wissen sie mit geradezu naturwissenschaftlicher Sicherheit: Herr Spahns Armutsverständnis ist falsch

    “Kann es sein, dass Sie sich etwas im Contrageben verrannt haben?”

    Keineswegs, bei ihnen hingegen scheint recht ausgeprägte Arroganz regelmäßig zu thematischer Schleuderfahrt zu führen.

  86. #94 Joseph Kuhn
    21. März 2018

    @ no comment:

    “Sie haben mir den Vorwurf von Faulheit unterstellt”

    Sie beziehen sich auf meinen Kommentar #32. Glauben Sie ernsthaft, diese Unterstellung schwingt nicht mit, wenn man Hartz-IV-Empfänger als “Gegenleistungslose” bezeichnet und wenn man sagt, man solle sie “nicht dazu animieren es sich in diesem Zustand einzurichten”?

    “Nichteinmal auf die Problematik der Armutsdisskusion gehen sie ein, stattdessen wissen sie mit geradezu naturwissenschaftlicher Sicherheit: Herr Spahns Armutsverständnis ist falsch”

    Darüber, dass man man Hartz IV nicht alles hat, was man zum Leben braucht, wie Herr Spahn meint, wurde lang und breit diskutiert. Die Armutsdefinition der Sozialforschung kam auch zur Sprache, dass Herr Spahn hier andere Vorstellungen hat, ist ebenfalls bekannt.

    “ausgeprägte Arroganz”

    Auf dem Niveau dürfen Sie als anonyme Dreckschleuder mit Ihrem Spiegelbild diskutieren. Suchen Sie sich einen Blog, bei dem das möglich ist.

    @ PDP10:

    Zum Ländervergleich des Sozialgradienten bei der Lebenserwartung: Siehe meinen Nachtrag oben im Kommentar #79. Falls in der Studie noch was Interessantes zu dem Thema steht, berichte ich es kurz.

    • #95 Joseph Kuhn
      23. März 2018

      Nachtrag:

      Habe jetzt mal einen Blick in die Studie von Murtin et al. 2017 geworfen. Es handelt sich um die OECD-Studie “Inequalities in longevity by education in OECD countries”. Darin sind u.a. Ländervergleiche zur ferneren Lebenserwartung von 25-Jährigen nach Bildungsstatus. Der Sozialgradient unterscheidet sich dabei zwischen den Ländern erheblich und ist auch bei Schweden und den USA nicht gleich groß. Wobei, falls ich nichts Falsches aus der Tabelle abgelesen habe, bei den Männern 5,85 Jahre Unterschied zwischen der oberen und unteren Bildungsgruppe in Schweden und 7,33 Jahre in den USA ermittelt wurden, bei den Frauen irritierenderweise mit 5,08 Jahren in Schweden ein größerer Unterschied als in den USA mit 3,92 Jahren besteht. Wie dem auch sei, jedenfalls ist der Sozialgradient der Lebenserwartung zwischen den Ländern nicht gleich, was den Spielraum politischer Handlungsoptionen doch größer erscheinen lässt als wenn das nicht der Fall wäre.

      Dazu ergänzend sei auf die aktuelle Ausgabe des Journals of Health Monitoring des RKI zum Thema “Gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland und im internationalen Vergleich: Zeitliche Entwicklungen und Trends” hingewiesen, ebenfalls online abrufbar, mit gut verständlich aufbereiteten Daten.

  87. #96 anderer Michael
    21. März 2018

    Oma Wetterwachs
    Nicht automatisch. In Neukölln gibt es mehr Kriminalität als in Dahlem. Die Drogen werden im Görlitzer Park und nicht im Grunewald verkauft. Das ist eine wertfreie Beobachtung meinerseits.
    Wer möchte , dass seine Kinder an organisierter oder/und geduldeter Straßenkriminalität vorbei zum Spielplatz gehen , wo im Sandkasten gebrauchte Spritzenbestecke keine Seltenheit sind.

    So ein Leben ist sicherlich für Kinder nicht schön.

    • #97 Joseph Kuhn
      22. März 2018

      @ anderer Michael:

      “In Neukölln gibt es mehr Kriminalität als in Dahlem”

      Zumindest eine andere Art von Kriminalität 😉

  88. #98 Wupy
    16. Juni 2018

    Zwar beginnen die sozialen Unterschiede früh, doch eine Studie aus Kanada hat gezeigt: Es kommt nicht auf das Geld an, sondern darauf, wie die Eltern sich verhalten. Kinder haben bei der Geburt weniger Gewicht, wenn die Mutter vorher geraucht hat oder die Eltern getrennt sind – aber nicht, wenn die Eltern arm waren.

    Ob Kinder gesund sind oder nicht, darauf hat das Bildungsniveau der Eltern einen deutlich größeren Einfluss als ihr Kontostand.

    • #99 Joseph Kuhn
      16. Juni 2018

      @ Wupy:

      “eine Studie aus Kanada”

      1. Zu dem Thema gibt es tausende von Studien. Der Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Gesundheit gehört zu den bestgesicherten in der Epidemiologie.
      2. Rauchen und Alleinerziehend sind nicht unabhängig von der sozialen Lage. Das Rauchen ist ein vermittelnder Faktor (“soziale Lage” ist ja zunächst ein Abstraktum), alleinerziehend zu sein, ist eine Variante einer häufig (nicht immer) sozial schwierigen sozialen Lage.
      3. Häufig werden die untereinander hochkorrelierenden Faktoren Einkommen, Bildung und Erwerbsstatus als Indikatoren der sozialen Lage erfasst und in einem Index verrechnet. Manchmal begnügt man sich auch mit der Bildung (z.B. werden die GEDA-Survey-Daten des RKI auf gbe-bund.de so angeboten). Aber für alle drei Merkmale ist ein Zusammenhang mit der Gesundheit nachgewiesen, je nach konkreter Fragestellung, untersuchter Personengruppe etc. mit unterschiedlicher Relevanz.
      4. Man kann daher nicht den Einfluss der “sozialen Lage” dem der Bildung oder dem des Rauchens wie konkurrierende Faktoren auf der gleichen Ebene gegenüberstellen. Das wäre gewissermaßen ein Kategorienfehler.
      5. Auch wenn sich die kanadische Studie durchaus “ins Bild fügt”, das Land ist unserem in vielen Belangen nicht unähnlich, muss man bei solchen Themen mit der Übertragung von Studienbefunden aus anderen Sozial- und Gesundheitssystemen vorsichtig sein. Man hat es hier nicht mit naturwissenschaftlichen Zusammenhängen zu tun, sondern mit kontextabhängigen sozialen Zusammenhängen. Einkommensunterschiede werden z.B. in Ländern mit Sozialversicherung eine andere Relevanz für die Gesundheit haben als in Ländern ohne.
      6. Ich kenne die genannte Studie nicht. Man sollte zudem schauen, wie dort Bildung, Armut, Rauchen etc. als Einflussfakoren abgeschätzt wurden. Falls es eine Regressionsanalyse war, kann es sein, je nach Modellierung der Analyse, dass Armut als erklärender Faktor statistisch keine Rolle spielt, weil Bildung und die anderen Faktoren den Erklärungsanteil der Armut – statistisch gesehen – überflüssig machen. Das heißt nicht unbedingt, dass Armut faktisch keine Relevanz hat.

      Wer sonst mit solchen Methodenfragen nicht viel zu tun hat, sich aber mehr damit beschäftigen will, dem sei das schöne, laienverständliche Buch “Epidemiologie für Dummies” von Oliver Razum & Co. ans Herz gelegt, trotz des etwas schrägen Titels eine wirklich gute Einführung.