Den kurzen Gedankengang kurz zusammengefasst: Da für unser Lernen aus Erfahrung (was nicht nur Konditionierung ist) und unser soziales Miteinander das Abwägen von Gründen einen evolutionären Vorteil gegenüber einem bloß automatischen Reagieren auf Reize bietet, dafür aber das Bewusstsein als „Verhandlungsraum“ notwendig ist, glaube ich, dass das Bewusstsein kein Epiphänomen ist. Es ist nicht der Schatten unseres Gehirns, sondern Teil seines Lichts.
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Kleine Auswahl zum Weiterlesen:
• Daniel Kahnemann: Schnelles Denken,langsames Denken. München 2011. Ein faszinierendes, allgemeinverständlich geschriebenes Buch über Heuristiken des Denkens. Ziemlich dick, aber keine Seite zu viel.
• Julian Nida-Rümelin: Vom Wert des Lebens und der Freiheit. München 2018. Knapp 100 Seiten, zwei Aufsätze. Der zweite berührt unsere Debatte, eine ganz kurze Einführung in die Freiheitsproblematik, einschließlich einer guten Einordnung der berühmten Libet-Experimente. Für jedermann lesbar, wer schon mehr dazu gelesen hat, profitiert trotzdem mehr.
• Geert Keil: Willensfreiheit und Determinismus. Stuttgart 2009. Eine kurze Einführung in die Willensfreiheitsdebatte von einem kompatibilistischen Standpunkt. Nur gut 130 Seiten, aber man muss sich trotzdem Zeit dafür nehmen.
• Thomas Nagel: Geist und Kosmos. Berlin 2013. Ein Buch, über das hier schon mehrfach diskutiert wurde. Gut zu lesen, leicht misszuverstehen. Für Hardcore-Naturalisten eine Toleranzprüfung, die sie bestehen, wenn sie Gründe abwägen und nicht nur auf Reize reagieren. Ein wichtiger Gedanke des Buches ist, dass uns möglicherweise das begriffliche Instrumentarium noch fehlt, um den Zusammenhang von Natur und Bewusstsein zu verstehen.
• Daniel Dennett: Süße Träume. Frankfurt 2007. Ein Klassiker der neueren naturalistischen Position. Eine Toleranzprüfung diesmal für die andere Seite. In „Neurowissenschaft und Philosophie”, Berlin 2010, streiten beide Seiten (Maxwell Bennett, Daniel Dennett, Peter Hacker und John Searle) in einem Buch.
• Ansgar Beckermann: Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes. Berlin/New York 2001. Eine hoch anregende, aber nicht leicht zu lesende Übersichtsdarstellung über verschiedene Aspekte des Mentalen einschließlich der Ansatzpunkte und Probleme reduktionistischer Strategien.
• Klaus Holzkamp: Grundlegung der Psychologie. Frankfurt/New York 1985. Fast 600 Seiten materialistische Psychologie, mit einer phylogenetischen Herleitung des Psychischen. In manchen biologischen Aspekten veraltet, aber vom Grundkonzept her nach wie vor wegweisend. Leider ohne Anleitung so gut wie nicht lesbar. Der Autor schrieb im Vorwort: „Man wird mir sagen, es mache große Mühe, dieses Buch zu lesen. Ich halte dem entgegen, dass es auch Mühe gemacht hat, es zu schreiben.“
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